Kapitel 3
Als ich aufwache, muss ich immer wieder an den Traum von letzter Nacht denken und auch bei meiner üblichen Morgenroutine kommt mir der letzte Satz irgendwie bekannt vor.
Das einzige, was ich noch nicht ganz einordnen kann, ist die Stimme der Person. Sie hat definitiv nach einer männlichen Person geklungen, aber ich bin mir sicher, sie zuvor noch nie gehört zu haben.
Auf dem Weg zu der Kantine summe ich leise die Melodie von 'Waterloo' und merke, wie ich mir - fast schon verlegen- eine Haarsträhne hinter mein Ohr streiche, als ich den Blick von Reece einfange, der schon an einem Tisch sitzt.
Nachdem auch ich mir eine Schüssel Porridge und ein Glas Wasser geholt habe, setze ich mich zu ihm und begrüße ihn mit einem einfachen 'Guten Morgen', welches er sofort erwidert.
Wir essen schweigend unser Frühstück, bis ich mir diese eine Frage schließlich nicht mehr verkneifen kann, die sich schon seit ich ihn heute Morgen gesehen habe in meinem Kopf herumspukt:
"Wieso bist du eigentlich hier? Du siehst nicht sonderlich gefährlich aus, oder so, als würdest du Hilfe brauchen."
Er lacht kurz leise, wobei sich ein kleines Grübchen zeigt.
"Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, habe ich schon genauso viel erlebt wie du.", in seinem Satz schwingt ein komischer Unterton mit, den ich nicht ganz identifizieren kann.
Ehe ich ihn danach fragen kann, woher er wissen will, wieviel ich schon erlebt habe, erhebt er sich und bringt sein Tablett weg.
Als ich an mein Erlebtes denke, liegt das Bild von meiner Schwester und mir schwer auf meiner Haut.
Ich sitze noch eine ganze Weile an dem grauen Tisch und blicke mit einem leeren Blick in die Schüssel, die vor mir steht.
Hin und wieder hebe ich mit dem alten Löffel einen Klecks dieser Pampe auf und lasse ihn ebenso schnell wieder zurück fallen.
Als ich schließlich an meiner Schulter angetippt werde und gefragt werde, ob alles in Ordnung sei, nicke ich nur benommen, erhebe mich und bringe mein unangetastetes Essen weg und mache mich schließlich schnell auf den Weg in die kleine Bibliothek, die am Ende des Gebäudes liegt.
Als ich dort ankomme sauge ich den Geruch der alten Bücher in mich hinein, schnappe mir das erstbeste Exemplar und lasse mich in einen schon etwas älteren Sessel fallen.
Als ich ihn berühre, löst sich eine kleine Staubwolke, ehe ich mich in den knarzenden Sessel setze.
Ich blicke das erste Mal auf den Buchtitel und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
Pride an Prejudice - a novel by Jane Austen
Als meine Schwester und ich noch klein waren, hat unsere Mutter uns jeden Sonntag daraus vorgelesen und immer wenn wir gespielt haben, ist sie Jane gewesen und ich bin ihre kleine Schwester Lizzy gewesen.
Immer wenn sie sauer auf mich gewesen ist, hat sie mich damit aufgezogen, dass ich Lydia oder Kitty viel ähnlicher sei.
Ich gebe mich der Geschichte hin und merke erst nach einigen Stunden, wie das Sonnenlicht langsam schwindet.
Ohne mich davon stören zu lassen, knipse ich die große Stehlampe neben mir an und lese weiter.
"Hier bist du also, ich suche schon den ganzen Nachmittag nach dir.", vernehme ich da plötzlich eine raue Stimme.
Sofort hebe ich den Blick und schaue in keine anderen Augen als die von Reece.
Ich werde aufgrund seiner Worte etwas rot, weshalb kurz schmunzelt und sich anschließend gegenüber von mir niederlässt.
"Stolz und Vorurteil also."
"Ja, meine Mutter hat es früher immer mir und mein...", ich schlage mir entsetzt die Hand vor den Mund, als ich merke, dass ich ihm beinahe erzählt habe, dass ich meine Schwester verloren habe.
Doch anstatt neugierig nachzufragen nickt er nur und guckt mich verständnisvoll und irgendwie wissend an.
"Na dann, da ich jetzt weiß, wo du bist und dass es dir gut geht,", er macht eine kurze Pause und zwinkert mir zu, "mache ich mich mal wieder auf den Weg in mein Zimmer."
"Halt, warte!"
Er dreht sich um und guckt mich überrascht an.
"Nimm dir doch auch ein Buch und setz dich zu mir.", merke ich nun mit etwas gedämpfterer Stimme an.
Er lächelt kurz, lässt sich dann aber doch wieder in seinem Sessel nieder und greift nun auch nach einem Buch.
"Dann wollen wir mal", sagt er noch, bevor auch er anfängt zu lesen.
Als es schließlich immer später wird, fallen mir langsam die Augen zu und ich merke, wie ich langsam wegdämmere.
Das letzte, was ich mitkriege, ist, wie jemand mich sachte hochhebt und anfängt los zu laufen.
Nach ein paar Minuten lässt derjenige mich auf etwas weichem ab, deckt mich noch zu und haucht mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
"Ich wünsche mir, dass ich eines Tages dein Mr. Darcy sein werde, Lizzy."
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Ich wache auf, weil ich auf etwas hartem liege.
Ich greife danach und hebe es anschließend hoch.
Pride and Prejudice - a novel by Jane Austen
Die Stirn runzelnd frage ich mich, wie das wohl in mein Bett gelangen konnte, bis mir auffällt, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich selbst überhaupt in mein Bett gekommen bin.
Eilig mache ich auf den Weg zum Speisesaal, da mir der Verdacht, dass der schwarzhaarige etwas damit zutun haben könnte.
Etwas außer Puste erreiche ich schließlich meinen Tisch und lasse mich dem Schönling gegenüber auf einen der Plastikstühle fallen.
"Na, gut geschlafen, Dornröschen?", begrüßt er mich neckend.
"Tatsächlich ja, hast du eine Ahnung, wie ich in meinem Bett gelandet bin?", frage ich ihn hastig.
"Ich habe dich getragen, wie sonst?", antwortet er mir, als sei es das normalste auf der Welt.
Ich blicke ihn erstaunt und etwas peinlich berührt an.
"Hast du heute schon etwas vor?", fragt er mich plötzlich wie aus dem Nichts.
"Äh, nicht, dass ich wüsste..., also nö also... ", gebe ich sehr intelligent von mir.
"Super, dann können wir ja nach diesem genussvollen Frühstück zusammen spazieren gehen."
"Aber ich darf das Gelände doch gar nicht verlassen.", gebe ich kleinlaut bei.
"Oh, na dann muss ich deine Aufpasser eben dazu überreden. Wäre doch schade, wenn du nicht die schönen Bäume und Seen siehst, die hier in der Nähe liegen."
Etwas geknickt nicke ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und schnappe mir auch ein Tablett, um ein bisschen was in den Magen zu bekommen.
"Ich hole dich vor deinem Zimmer ab. Nimm am besten das Buch mit, falls uns beim Spazierengehen langweilig wird.", sagt er noch, ehe er aufsteht und die Cafeteria verlässt.
All diese Konversationen sind so knapp und trotzdem wird mir immer wieder warm ums Herz, wenn ich ihn sehe oder mit ihm rede.
Oder wenn ich seine kleinen Grübchen se..., okay stop, das reicht jetzt!
Hastig beende ich mein Essen und mache mich schnellen Schrittes auf den Weg zu meinem Zimmer.
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"Und hier entspanne ich immer gerne. Wenn man eine Decke dabei hat, so wie ich heute, ist es noch gemütlicher.", erklärt mir Reece begeistert, der es tatsächlich geschafft hat jemanden zu überreden, sodass ich mitkommen darf.
Er breitet die Decke auf dem weichen Gras vor uns auf, legt sich auf die eine Seite und klopft mit seiner Hand auf die noch freie Seite der Decke.
Langsam lasse ich mich neben ihm nieder und wir beide fangen an, unsere Bücher zu lesen.
Immer wieder wechsle ich meine Position, um eine gemütlichere Stellung zu finden, doch vergeblich.
"Das ist ja nicht zum Aushalten", grinst er mich nach einer Weile an, "komm, leg dich auf meinen Bauch, dann ist es vielleicht angenehmer."
Etwas verblüfft von seinen Worten reagiere ich erst nicht, doch als er mich schließlich ein zweites Mal dazu auffordert, lege ich langsam meinen Kopf auf seinen Brustbereich und lasse die gesammelte Luft heraus, als ich merke, dass er ganz entspannt weiterliest.
Da ich nun endlich gemütlich liege, vertiefte auch ich mich wieder in mein Buch und merke nur nebenbei, wie er immer mal wieder eine Haarsträhne von mir um seinen Finger zwirbelt und sie anschließend wieder ausrollt, nur, um dann wieder von vorne zu beginnen.
Diese kleine Geste sorgt bei mir für eine leichte Gänsehaut und ein zartes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
"An welcher Stelle bist du gerade?", fragt er mich nebenbei.
"An der, an der Wickham und Darcy sich mal wieder streiten.", gebe ich knapp von mir.
"Fast wie unsere Begegnung in der Vergangenheit; nur, dass sie nicht so böse endete und du eigentlich gar nichts davon mitgekriegt hast..", als er merkt, was er gesagt hat, reißt auch kurz seine Augen auf, doch da habe ich es bereits gehört und plötzlich macht es bei mir im Kopf 'klick'.
"Du warst es, der mich damals gerettet hat", bringe ich nach Luft ringend raus.
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