Kapitel 96


Das leise Geräusch des arbeitenden Kaffeevollautomaten ließ mich langsam aus meinem Schlaf erwachen. Mich fragend, ob Yoongi schon wach war, blickte ich neben mich. Doch der Silberhaarige schlief noch seelenruhig und ließ sich dabei auch nicht stören. Genauso lag Hobi noch immer auf meiner anderen Seite. Bei dem Verursacher der Geräusche musste es sich also um Yoongis Eltern handeln. Oder zumindest einen von ihnen.

Etwas umständlich kletterte ich also aus dem Bett, bedacht darauf keinen der beiden zu wecken. Ein Blick auf die Uhr verriet mir nämlich, dass es gerade einmal 7 Uhr war. Deutlich zu früh, wenn man mich fragte, aber jetzt wo ich wach war, drückte die Blase. Also ging ich schnell ins Bad und erleichterte mich, ehe ich aus dem Zimmer schlich und die Tür leise hinter mir schloss.

Gähnend wuschelte ich mir durch die wilden Haare und als ich die Küche betrat, fand ich dort Yoongis Eomma glücklich lächelnd mit einem Kaffee in der Hand vor.
"Guten Morgen.", murmelte ich. Gestern hatten wir alle noch lange zusammen gesessen und geredet, ehe wir abends zusammen essen gegangen waren.

Yoongis Eltern waren wirklich liebevoll, doch allein ihre so gewählte Ausdrucksweise ließ mich irgendwie so klein und unbedeutend fühlen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so derbe darauf geachtet, was ich sage. War beinahe anstrengend.
"Oh, guten Morgen, Jimin. Du bist schon auf?", fragte sie offensichtlich überrascht darüber mich zu sehen.

"Ja ich...hab den Automaten gehört.", gestand ich und deutete auf das Gerät neben ihr. Kurz schweifte ihr Blick hinüber und wieder zu mir.
"Bitte verzeih. Es war nicht meine Absicht dich zu wecken.", sagte sie mit großen Augen. Sofort hob ich abwinkend meine Hände.
"Das macht doch nichts. Aber jetzt brauch ich auch einen Kaffee, um wach zu werden.", lächelte ich, was sie gleich erwiderte.

Ich stellte mir eine Tasse darunter und ließ dieses Wunderwerk der Technik einen Cappuccino für mich zaubern. Allein schon deswegen, würde ich hier einziehen!
"Wie hast du geschlafen?", fragte ich neugierig und schaute zu ihr. Gestern noch hatten sie mir beide ihren Vornamen angeboten und dass ich sie doch duzen sollte.
"Oh, hervorragend.", versicherte sie mir strahlend.

"Aber im Gegensatz zu meinem Mann, bin ich Frühaufsteherin. Er könnte den lieben langen Tag schlafen, wenn ich ihn lassen würde.", sagte Areum kopfschüttelnd.
"Das hat Yoongi dann ganz offensichtlich von ihm.", kicherte ich und nippte an meinem Heißgetränk.

"Oh, gewiss. Yoongi hat viel von seinem Appa. Weißt du Jimin, die Neuigkeit über eure polygame Beziehung, hat uns doch sehr überrascht. Ich hoffe, ihr habt euch das alle gut überlegt. Eine Liebe muss gepflegt werden und man ist oft dazu gezwungen, Kompromisse einzugehen. Das ist bereits zu zweit nicht immer einfach, aber zu dritt?", äußerte sie mir ihre Bedenken.

Überrascht sah ich sie an und konnte die Besorgnis in ihren Augen deutlich erkennen. Dabei wirkte sie aber kein bisschen verurteilend oder abweisend. Verstehend nickte ich und senkte kurz meinen Blick.

"Ich weiß was du meinst. Ich verdanke Yoongi und Hobi sehr viel und ich habe mich noch nie so wohl und behütet gefühlt wie bei ihnen. Ich hatte es nicht unbedingt immer leicht, weißt du.", erzählte ich und kaute leicht auf meiner Unterlippe herum.
"Sie machen mich glücklich und ich will sie glücklich machen.", fügte ich überzeugt hinzu und schaute Areum dabei in die Augen. Ein breites Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
"Es freut mich, dass mein kleiner Junge zwei so wundervolle Männer an seiner Seite hat.", sagte sie ehrlich und deutete mir, mich mit ihr hinzusetzen.

Wir setzten uns an die Kücheninsel und tranken weiter unseren Kaffee.
"Weißt du, Yoongi war schon immer ein sehr zurückgezogenes Kind. Eigensinnig, aber selbstständig. Er hatte nur wenige Freunde, doch das hatte ihn nie gestört. Wir wollten nie mehr, als ihn glücklich zu sehen, und als er uns damals von Hoseok und ihrer Fernbeziehung erzählte, waren wir gleichermaßen erfreut wie besorgt.", fing sie an, in Erinnerungen zu schwelgen.

Interessiert klebte ich an ihren Lippen, wie meine Tasse an meinen.
"Ich meine, bitte! Wie viele Fernbeziehungen gehen lange gut?", schmunzelte sie und nippte an ihrer Tasse.

"Aber Yoongi wirkte so viel aufgeweckter, lebensfroher und offener. Daher fiel uns die Entscheidung nicht schwer, als er und eröffnete, dass er hier nach Seoul ziehen wollte, um zu studieren. Auch wenn es durchaus schwer war, mein Baby ziehen zu lassen.", gestand sie mit einem leisen Seufzen.

"Bereuen Sie es manchmal?", wollte ich ehrlich neugierig wissen. Warm lächelte sie mich an.
"Nein, keinesfalls. Ich sehe ja, wie glücklich er hier ist. Er soll seinen eigenen Weg gehen und seine Träume verfolgen. Sein Appa und ich sind sehr stolz auf ihn.", sagte sie. Bei ihren Worten wurde mir ganz warm ums Herz und ich fragte mich unweigerlich, wie meine Eomma wohl über mich sprechen würde.

Ein wenig niedergeschlagen, senkte ich meinen Blick auf die Arbeitsplatte vor mir und drehte die Tasse in meinen Fingern. Ich konnte nicht verhindern, dass die Gedanken an sie mein Herz schwer werden ließen. In letzter Zeit hatte ich viel und oft darüber nachgedacht, was zwischen uns vorgefallen war und wie ich mich Eomma gegenüber verhalten hatte. Ich vermisste sie!

Meinen Stimmungsumschwung bemerkend, stand Areum von ihrem Hocker auf. Ihre Hand legte sich aufmunternd auf meinen Rücken.

"Was meinst du? Wollen wir unseren Männern ein leckeres Frühstück bereiten?", lächelte sie mich fragend an. Für eine Sekunde musste ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen lassen, ehe ich zustimmend nickte.

~~

Nachdem alles soweit vorbereitet war, ging es an den lustigen Teil. Das wecken! Ich spazierte in unser Schlafzimmer, wo die beiden noch immer schliefen. Sie waren zusammen gerutscht und kuschelten, was mich schmunzeln und das folgende ein wenig bereuen ließ. Aber nur ein winziges bisschen.

Mit einem Hüpf schmiss ich mich auf meine Freunde.
"Zeit zum aufstehen~", trällerte ich glücklich. Genervtes Gegrummel, ein schmerzvolles Ächzen und tiefes Seufzen, war von den beiden zu hören und ließ mich kichern.

"Was ist denn los?", kam es müde von Hobi, der sich über die Augen rieb.
"Wie spät ist es?", murrte hingegen Yoongi und drehte sein Gesicht mehr ins Kissen.

"8:20 Uhr. Areum und ich haben Frühstück gemacht. Also hop!", trieb ich sie an und gab dem Silberhaarigen einen Klaps auf den Arsch. Wieder grummelte er etwas ins Kissen und ehe ich mich versah, schlang sich sein Arm um mich, er zog mich zu sich und vergrub mich schließlich unter sich.

Lachend versuchte ich mich aus Yoongis Umklammerung zu befreien, doch alles Zappeln half nichts. Sein Griff wurde nur noch fester und fing an viele kleine, kitzelnde Küsse auf meinem Hals zu platzieren.

"Hobiiii! Rette mich.", lachte ich und streckte meine Hand nach ihm aus, doch der Dunkelhaarige stand einfach auf.
"Ich finde du machst das super, Minie.", grinste er mich verschlafen an, streckte sich und ging ins Bad.
"Hey!", rief ich ihm hinterher, doch keine Reaktion.

"Kann man euch beiden irgendwie behilflich sein?", kam es amüsiert aus Richtung der Tür. Sofort hielt ich in meinem Gezappel inne und blickte in Areums wissendes Lächeln.
"N-Nein...", nuschelte ich mit roten Wangen. Nun hob auch Yoongi endlich seinen Kopf aus meiner Halsbeuge und drehte ihn zur Tür.
"Morgen, Eomma.", murmelte er und schien noch Schwierigkeiten damit zu haben, seine hübschen Augen auch offen zu halten.

"Beeilt euch Kinder, das Frühstück wird sonst kalt.", klatschte sie in die Hände und ließ uns schließlich wieder allein. Ich nutzte Yoongis Unachtsamkeit, um mich erfolgreich aus seinem Griff zu winden und vom Bett zu rollen. Yoongi brummte nur unzufrieden, verschwendete aber keine Energie daran, mich aufzuhalten.

Kurze Zeit später saßen wir alle, mehr oder weniger wach, an dem reichlich gedeckten Tisch. Mit ähnlich kleinen Augen saßen Yoongi und sein Appa sich gegenüber, hingen über ihren Tellern und nippten nahezu synchron an ihrem Kaffee. Es war ein sehr amüsantes Bild.
"Ihr habt ja richtig groß aufgefahren.", stellte Hobi begeistert fest und bediente sich an dem Omelett und dem Speck.

"Ich denke an einem Sonntag, darf man sich das durchaus mal erlauben.", lächelte Areum und sah mich an. Zustimmend nickte ich und biss von meinem Brötchen ab. Langsam kehrte auch mehr Leben in die anderen beiden und wir unterhielten uns ganz zwanglos. Jedoch unterbrach uns das Klingeln meines Handys, was ich direkt an dem Klingelton identifizieren konnte.

"Entschuldigung.", sagte ich leise und zog das Smartphone verwirrt aus meiner Hosentasche. Wer rief denn um diese frühe Uhrzeit bei mir an? Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen, als ich Tante Eunjis Namen auf dem Display las. Ich stand auf und ging etwas ins Wohnzimmer, eher ich den Anruf annahm.

"Was gibts?", fragte ich gleich, denn irgendwie hatte ich ein unwohles Gefühl im Magen. Dennoch versuchte ich zu lächeln, um niemanden zu beunruhigen.
"Jimin, gut, dass ich dich erreiche. Ich muss dir was sagen.", fing sie an und klang besorgt. Meine Mundwinkel sanken langsam nach unten, meine Augen weiteten sich, während ich ihr zuhörte und mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

Schwer musste ich schlucken und nickte schwerfällig, auch wenn sie es nicht sehen konnte.
"Ich...j-ja ist gut.", antwortete ich leise und legte auf. Kraftlos ließ ich meine Hand sinken.
"Jimin, was ist los?", hörte ich sofort Yoongis besorgte Stimme und er tauchte vor mir auf. Ich sah ihn an, doch meine Augen konnten sich nicht fokussieren, Ziellos huschten sie umher.

Bestimmt griff der Silberhaarige nach meinen Armen, was mich leicht zusammenzucken ließ. Ich blinzelte ein paar Mal und schaute letztendlich mit tränenden Augen in die von Yoongi. Meine Unterlippe begann zu zittern, als ich die folgenden Worte aus meinem Mund zwang.


"Meine Mum...sie hatte einen Unfall."

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2/4

Jaaaaa ich weiß. Mieser Cut :D

Aber ihr kennt mich doch, ich liebe es euch zu ärgern.

Außerdem geht es ja gleich weiter :P

Aber erst...mach ich mir jetzt was zu futtern!!

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