Kapitel 43


"Warum tust du dir das an einem Freitag an?", fragte ich völlig verständnislos und schob mir wieder einen Hand voll Chips in den Mund. Seit einer guten halben Stunde lag ich nun schon auf dem Bett meines Cousins und sah ihm dabei zu, wie er doch ernsthaft seine Hausaufgaben machte. An einem Freitag!!

"Wenn ich sie jetzt fertig mache, dann kann ich beruhigt das Wochenende genießen und muss mich da nicht mehr drum kümmern.", antwortete er mir und klang dabei sehr konzentriert.

Eigentlich wollte ich Tae dabei ja nicht stören, aber mir war langweilig. Hobi war heute bei seinen Eltern, weshalb er keine Zeit hatte etwas zu unternehmen, Tae würde nachher noch zu Kookie gehen und sogar bei ihm übernachten.

Seit einer Woche waren die beiden nun offiziell ein Paar und es war einfach nur süß, wie überfordert Tae damit immer noch war. In der Schule hielten sie sich sehr zurück, aber dennoch hatte Kookie immer seine Hand, irgendwo an Tae liegen. Ich freute mich sehr für die beiden.

Und Yoongi...

Der Ältere musste heute schon früh arbeiten und hatte daher auch keine Zeit. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich es mit ihm alleine aushalten würde. Nach meinem Sex-Traum von ihm, konnte ich Yoongi nicht mal mehr in die Augen schauen. Es war mir einfach nur furchtbar peinlich und irgendwie hatte ich Angst, dass es wieder passieren könnte.

"Willst du deine Hausaufgaben nicht machen?", holte Tae mich wieder aus meinen Gedanken und ich schaute zu ihm. Er hatte sich auf seinem Stuhl zu mir herum gedreht und schaute mich nun fragend an.

"Nä. Unsere Lehrer sind es doch gewohnt, dass ich sie nicht mache. Ich will niemanden damit überfordern, indem ich jetzt damit anfange.", gab ich gespielt besorgt von mir und legte mir dabei theatralisch die Hand aufs Herz. Mein Cousin rollte nur mit den Augen und drehte sich wieder weg.

Hungrig saugte ich die letzten Chipskrümel aus der Tüte, bevor ich mich auf den Bauch drehte und diese in den Mülleimer warf. Gelangweilt, ließ ich meinen Kopf auf das Bett fallen und streckte alle viere von mir. Ich wollte nicht alleine zuhause rumgammeln und nichts tun. Das war echt nicht mein Ding.

"Freust du dich schon?", unterbrach ich nach ein paar Minuten, in denen ich mich verzweifelt umgesehen hatte, wieder die Stille.
"Du bist das erste Mal bei Kookie zuhause und lernst vermutlich seinen Dad und seinen Hyung kennen.", sprach ich meine Gedanken einfach aus.

Als keine Antwort von Tae kam, drehte ich mein Gesicht in seine Richtung, nur um zu sehen, wie er seines in seinen Händen vergrub.
"Hör auf. Ich bin sowieso schon f-furchtbar nervös!", gab er schließlich leise von sich, was mich zum Kichern brachte.

"Sie werden dich schon nicht fressen~"

~~

Seit Stunden lag ich nun alleine in meinem Bett und schaute mir irgendwelche Filme an, von denen ich die Hälfte nicht mal mit bekam. Ständig machte ich mir Gedanken darum, wie ich zu Yoongi Hyung stand, verglich ihn insgeheim mit Hyunjin und stellte dabei mal wieder fest, wie einsam ich mich fühlte.

Yoongi und Hobi waren glücklich miteinander und sogar Tae hatte nun Kookie an seiner Seite. Und was war mit mir? Ich wollte das auch. Jemanden, der mich so verliebt ansah, wie Kookie immer Tae anschaute. Jemanden, der mich im Arm hielt und mich küsste, so wie Yoongi es bei Hobi tat.

Aber hier in meinem Zimmer würde ich so jemanden sicher nicht finden.

Fest entschlossen heute noch auszugehen, sprang ich aus meinem Bett. Ich fischte mir irgendwelche heißen Klamotten aus dem Schrank und zog mich fix um. Ich legte mir meinen typischen Schmuck um und schlich anschließend leise ins Badezimmer, wo ich meine Haare richtete.

So leise wie möglich begab ich mich zur Treppe. Unten waren bereits alle Lichter aus und hören konnte ich auch niemanden. Immerhin war es bereits 23 Uhr durch, natürlich schliefen mein Onkel und meine Tante längst. Spießer! Soweit ich wusste, war Namjoon Hyung heute nicht zuhause, so wie Tae, ich durfte nur Jin nicht begegnen.

Sollte er herausfinden, dass ich mich wieder davon stahl, wäre er sicher böse und alle anderen auch. Aber ich konnte einfach nicht hier herum sitzen. Unten im Flur angekommen, tippelte ich zur Haustür, schlüpfte in meine Schuhe und schnappte mir den Schlüssel. Ich öffnete die Tür gerade so weit, dass ich hinaus treten konnte und zog sie leise hinter mir wieder ins Schloss.

So schnell ich konnte, machte ich mich aus dem Staub.

~~

Gerade mal eine Stunde war ich hier im Octagon und doch hatte ich schon ordentlich was getrunken. Mit meinem falschen Ausweis, war es gar kein Problem gewesen, alleine rein zu kommen.

Leider hatte ich Yoongi nicht mehr angetroffen, er hatte bestimmt schon Feierabend. Ich hatte keine Ahnung, warum ich ausgerechnet hierher gekommen war. Meine Füße hatten mich von ganz alleine her getragen.

Vermutlich hatte ich insgeheim gehofft, Yoongi etwas beobachten zu können. Leider wurde ich, wie so oft, enttäuscht. Mich davon aber nicht lange aufhalten lassend, ging ich auf die Tanzfläche. Geschmeidig bewegte ich mich zur Musik und ließ ein wenig meine Hüften schwingen. So wie ich es am besten konnte.

Dennoch hielt ich die Augen offen, ob ich nicht vielleicht jemand süßen fand, der mein Interesse weckte. Und hier liefen wirklich ein paar Prachtstücke rum! Nur leider, je länger ich sie musterte, kam mir immer wieder Yoongi in den Sinn. Frustriert, dass der Ältere sich dermaßen in meinem Kopf festgefressen hatte, fuhr ich mir durch die Haare.

Wieder an der Bar, genehmigte ich mir noch ein paar Kurze. Auch hier machte mir ein Kerl wieder schöne Augen und er sah wirklich gut aus. Aber es war eben nicht Yoongi, weshalb ich nicht weiter darauf einging. Langsam wurde mir immer mehr bewusst, wie tief ich eigentlich schon in der Scheiße steckte.

Ich hatte mich volle Knete in den festen Freund von meinem wohl besten Freund verknallt.

So sehr, dass mir alle anderen schon egal waren. Seufzend fuhr ich mir mit beiden Händen durchs Gesicht. Keine Ahnung, was ich nun tun sollte, aber sagen konnte ich ihm das nie im Leben. Ich hatte endlich richtige, eigene Freunde. Ein eigenes Leben! Das durfte ich nicht riskieren.

Da ich der Meinung war, dass es für mich keinen Sinn mehr macht, noch hier zu bleiben, verließ ich das Octagon kurzerhand. An der frischen Luft atmete ich erst einmal tief durch und blickte hoch in den klaren Sternenhimmel. Es war kein Wölkchen zu sehen, weshalb der Wind sich auch echt frisch anfühlte.

Ich wollte gerade zur Bushaltestelle laufen, als mir der Typ an der Ecke ins Auge sprang. Dicke Bomberjacke und Springerstiefel, ein wenig ungepflegt und dieser grimmige, aber wachsame Blick. Ich kannte solche Typen noch von meiner Zeit mit Hyunjin. Das Wort 'Dealer' stand ihm geradezu auf die Stirn geschrieben.

Wie schön es doch wäre, all diese Gedanken für eine Weile abzustellen. Ganz von selbst bewegte ich mich auf den zwielichtig aussehenden Kerl zu und blieb schließlich vor ihm stehen. Seine Augen musterten mich argwöhnisch von oben bis unten.

"Hey...", gab ich völlig kalt von mir. Es war, als hätte mein Kopf komplett abgeschaltet.
"Was willst du, Kleiner?", fragte er unbeeindruckt. Kurz blickte ich mich um, bevor ich zu ihm aufschaute, da er einen guten Kopf größer war als ich.
"Vertickst du mir was?", fragte ich dann ganz trocken heraus.

Plötzlich ein wenig interessierter, stieß er sich von der Wand ab, an die er sich bis eben noch gelehnt hatte, und stand damit nun noch näher vor mir. Doch ich wich nicht zurück, sondern sah ihn einfach abwartend an. Dann nickte er in Richtung der kleinen Seitenstraße neben dem Club.

Schweigend folgte ich ihm. Vermutlich sollte ich nervös sein, aber ich war es nicht. Ich sollte vorsichtiger sein, aber ich war es nicht. Das hier war eine dumme Idee und das wusste ich, aber trotzdem tat ich es. Warum? Vielleicht aus Gewohnheit? Weil ich es von früher einfach so kannte. Oder vielleicht aus Angst? Weil ich nicht wusste, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte.

Was auch immer der Grund war, nun stand ich in einer dunklen Gasse, mir gegenüber ein echt gruseliger Kerl, der vermutlich mindestens eine Waffe bei sich trug, mit der er mich töten könnte, wenn er denn wollte.

"Kommt ganz drauf an, was du haben willst, Kleiner.", beantwortete er schließlich meine Frage, nun wo wir unter uns waren. Kurz überlegte ich, was ich eigentlich wollte, als mir all die besorgten Gesichter meiner Freunde einfielen. Als mir das letzte Mal der Typ im Club was untergejubelt hatte, hatten sich alle furchtbare Sorgen gemacht. Wollte ich das wirklich wieder riskieren?

"Also, was ist jetzt?", riss der Kerl mich genervt aus meinen Gedanken. Ich versuchte zu überspielen, wie überfordert ich gerade war. Leise räusperte ich mich, um meine Stimme fest klingen zu lassen.
"Nur einen Joint, wenn du hast.", sagte ich schließlich, was meinen Gegenüber zum Grinsen brachte.

"Süß. Du hast Glück, ist der letzte.", meinte er nur und zog gleich das gewünschte Tütchen aus einer seiner Taschen. So langsam realisierte ich, dass ich das hier gerade wirklich tat und mein Herz schlug immer schneller. Immerhin war es nur ein Joint und nichts härteres. Aber das wollte ich meinen Freunden wirklich nicht nochmal antun und so ein bisschen Gras würde schon reichen, um meinen Kopf eine Weile ruhig zu stellen.

"Macht 50.000 Won.", fügte er noch hinzu und ich schaute ihn schockiert an.
"Was?!", fragte ich, da ich glaubte, mich verhört zu haben.

"50.000, willst du ihn oder nicht?", wiederholte er und klang schon ein wenig gereizt. Geld war offensichtlich ein Thema, bei dem er keinen Spaß verstand. Kurz schluckte ich, bevor ich nickte und nach meinem Geldbeutel griff.


Hätte ich gewusst, was heute Nacht noch alles passieren würde...


"Jimin?", hörte ich eine überraschte und mir nur zu bekannte Stimme hinter mir. Panisch weiteten sich meine Augen und ich drehte mich ruckartig um.


...ich wäre zuhause in meinem Bett geblieben!


"Yoongi...hey..."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

50.000 Won sind etwa 36€ ^^'
Zu meiner Verteidigung, ich hab keinen Schimmer was sowas kostet und da bin ich auch stolz drauf. Ich bin absolut gegen jede Form von Drogen oder Rauschmitteln!

Lasst die Finger davon Kinder, das ist schlecht für euch!!

Ich bin mir sicher, Jimin kriegt jetzt auch den Arsch versohlt...


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top