Kapitel 2

Weil ich heute richtig crazy bin, gibt es hier auch noch ein Update, bevor ich morgen wieder weg fahre :D

Ich komm nämlich erst Freitag wieder.

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Ich rannte und rannte immer weiter. Ich hatte keine Ahnung in welche Richtung ich eigentlich lief, oder was mein Ziel war. Ich wusste nur, dass ich nicht stehen bleiben wollte. Meine Lungen stachen schmerzhaft, jedes mal wenn ich die kalte Nachtluft ein atmete. Meine Muskeln brannten fürchterlich, von der anhaltenden Belastung. Doch ich rannte einfach weiter. Zu tief, saß der Schock von dem was eben passiert war.

So lange, bis mein Körper seine endgültige Grenze erreichte. Ich stolperte und stürzte. Es dauerte einen Moment bis mein Kopf das überhaupt realisierte, bis ich all den Schmerz spürte. Meine aufgeschürften Hände und Knie, das brennen meiner Muskeln und mein Herz, welches vorhin in tausend Teile zerberstet ist. Langsam schaffte ich es mich hin zu setzen. Sah auf meine leicht blutenden Handflächen.

Das war der Zeitpunkt, an dem meine Emotionen aus mir heraus brachen. Schluchzend weinte ich bitterlich. All die Angst, die Enttäuschung, der Schmerz. Es musste alles raus. Ich weiß nicht, wie lange ich einfach auf dem dreckigen Boden saß und vor mich hin weinte. Alleine.

Erschöpft wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. Ich sah mich um und stellte fest, dass ich bis zum Park gerannt war. Mit letzter Kraft stand ich wieder auf, als mich ein plötzlicher Schwindel überkam. Mir war schon wieder so schlecht. Ich schleppte mich zu dem Mülleimer, welcher nicht weit von mir stand und stützte mich auf diesem ab, als ich spürte wie es mir hoch kam.

Im nächsten Moment übergab ich mich. Nur, dass außer einer menge Alkohol nichts in meinem Magen war, was hätte rauskommen können. Angewidert von dem Geschmack in meinem Mund, verzog ich das Gesicht und spuckte nochmal in den Mülleimer. Mein ganzer Körper zitterte, als ich mich kraftlos auf die Bank daneben sinken ließ.

In meinem Kopf herrschte völlige Leere. Ich wollte über all das was Heute passiert war nicht nachdenken. Es ging mir schon lange nicht mehr so beschissen wie jetzt gerade. Und es wurde auch nicht besser, als plötzlich zwei Polizisten vor mir auftauchen.

Shit...
Das bedeutete wohl wieder Ärger.

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Benommen blinzelte ich ein paar mal, bevor ich es schaffte meine Augen offen zu halten. Wo war ich? Wie spät war es? Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Die Vorhänge waren zugezogen, weshalb nur eine Winzigkeit Licht hinein drang. Dennoch erkannte ich mein Zimmer, ich lag in meinem Bett.

In dem Moment in dem ich mich aufrichten wollte, setzten die Kopfschmerzen ein. Stöhnend ließ ich mich zurück ins Kissen sinken. Ich hatte einen furchtbaren Kater. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an, und mein Hals war trockener als die Sahara.

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich erneut versuchte mich hin zu setzen. Als das geschafft war und ich auf der Bettkante saß, stellte ich fest, dass ich nur noch meine Unterwäsche an hatte. Ich versuchte mich zu erinnern, was letzte Nacht passiert war, aber alles war irgendwie verschwommen. Langsam stand ich auf und schlürfte zu meinem Kleiderschrank. Ich zog mir irgendeinen Hoodie heraus und zog ihn über.

Ich wollte in die Küche gehen, um etwas zu trinken. Jedoch stoppte ich oben an der Treppe, als ich meine Mutter reden hörte. Ich rührte mich nicht und lauschte, während sie telefonierte.
"Ich kann nicht mehr, Eunji. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.", höre ich sie sagen.

Eunji? Etwa Tante Eunji aus Seoul? Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, als ich Mum weiter reden hörte.
"Seit sein Vater uns verlassen hat, ist Jimin völlig außer Kontrolle geraten. Tage lang war er verschwunden, hat sich nicht gemeldet und nicht auf meine Anrufe reagiert. Und Heute mitten in der Nacht stand die Polizei mit ihm vor der Tür.", erklärte sie verzweifelt.

Verstehend weiteten sich meine Augen. So war ich also heim gekommen.
"Ich komme einfach nicht an ihn heran. Er redet nicht mit mir." Schweigend fuhr ich mir durch die Haare. Es stimmte, wir redeten kaum miteinander. Einfach weil ich jeder Konversation aus dem Weg ging. Sie verstand mich eben nicht, wollte mir alles ausreden, mir verbieten mich mit meinem Freund zu treffen. Immer hieß es nur, 'tu dies nicht, 'tu das nicht', 'lass das sein', 'benimm dich'. Aber ich kann selbst entscheiden, das ist mein Leben!

"Ich liebe Jimin, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe völlig versagt! Bin ich so eine schlechte Mutter?", fragte sie und ich konnte das Schluchzen laut und deutlich hören. Sie weint? Langsam ging ich ein paar Schritte zurück, bevor ich mich umdrehte und erstmal im Badezimmer verschwand. Ich wollte da jetzt nicht runter gehen. Ich zog mich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meinen gesenkten Kopf und lief meinen gesamten Körper herunter.

Wie konnte Mum sagen, dass sie mich liebt, wenn sie sich mir immer nur in den Weg stellte?! Ich war alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich brauchte niemanden, der auf mich aufpasst. Ich kam klar. Alleine.

Ich schloss meine Augen und legte den Kopf in den Nacken. Für einen Moment genoss ich noch die Wärme auf meiner Haut, sie entspannte mich, bevor ich mich einseife und meine Haare wusch.

Wieder angezogen ging ich schließlich nach unten in die Küche. Es war schon viel zu lange her, dass ich was vernünftiges gegessen hatte. Also machte ich mir als erstes eine Schüssel mit Müsli fertig, als ich meine Mum rufen hörte.

"Jimin?", kam es aus dem Wohnzimmer. Ich reagierte nicht.
"Jimin, komm bitte mal her.", sagte sie nun etwas energischer. Genervt seufzte ich und ging schließlich zu ihr rüber. Ich blieb mitten im Raum stehen und sah sie abwartend an, während ich mein Müsli aß.
"Was?", fragte ich ziemlich respektlos.

"Willst du mir vielleicht erklären was letzte Nacht los war?", wollte sie in einem ruhigen Ton wissen.
"Nö...", antwortete ich knapp und zuckte dabei desinteressiert mit den Schultern. Es gab nichts zu erklären. Es würde ihr so oder so nicht passen, was ich gemacht hatte.
"Jimin! Du warst 3 Tage nicht zuhause und plötzlich steht, mitten in der Nacht, die Polizei mit dir vor der Tür. Völlig betrunken und weggetreten. Kannst du dir überhaupt vorstellen was ich mir für Sorgen gemacht habe?!", Mum versuchte nicht zu schreien, aber sie war aufgebracht.

Bei ihren Worten kochte die Wut in im hoch.
"Na und? Ich bin doch wieder hier, also chill mal!", warf ich ihr mit etwas erhobener Stimme zu. Unglaube lag in ihrem Blick, mit welchem sie mich bedachte. Wieso musste sie immer aus allem so ein Drama machen? Ich lebe doch noch. Als würde es sie auch nur ansatzweise wirklich interessieren was mit mir passierte.

Ein Moment herrschte Stille zwischen uns. Ich aß einfach mein Müsli weiter, als hätten wir nicht gerade eine unserer typischen Diskussionen.
"Jimin...", setzte sie schließlich mit bedacht ruhiger aber strenger Stimme an. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und sah sie an, da dass doch eher ungewöhnlich für sie war. Mum verschränkte ihre Arme vor der Brust, so als wären ihre nächsten Worte endgültig und in Stein gemeißelt. Entschlossen lag ihr Blick auf mir.

"Ich habe beschlossen, dass dir ein Tapetenwechsel ganz gut tun würde.", teilte sie mir mit.
"Was soll das heißen?", fragte ich nur noch verwirrter als vorher.
"Das heißt, dass du den Rest deiner High School Zeit in Seoul verbringen wirst! Du wirst bei deiner Tante Eunjin und ihrer Familie wohnen. Ihr jüngster Sohn, Taehyung, ist in deinem Alter. Ihr werdet also zusammen zur Schule gehen.", erklärte sie.

Fassungslos klappte mir die Kinnlade herunter, als ihre Worte in meinem Kopf ankamen. Ich soll nach Seoul ziehen? Zu meinen Verwandten, die ich vielleicht vor 10 Jahren das letzte mal gesehen habe? Das kann Mum doch unmöglich ernst meinen.
"Das ist ein blöder Witz, oder?", fragte ich völlig ernst nach. In der großen Hoffnung, dass sie mich echt nur verarschen würde. Ich wollte nicht weg aus Busan, weg von meinem Freund.

"Nein. Du fährst gleich Morgen, also wäre es angebracht wenn du deine Sachen packst.", bestimmte sie. Ich konnte Mum ihre Anspannung regelrecht ansehen. Vermutlich konnte sie es gar nicht erwarten mich endlich los zu sein. Mein Puls verschnellerte sich, als schon wieder diese Wut in mir aufkam.

"Wie kannst du mir das antun?!", schreie ich sie schon fast an. Unfähig meine Emotionen zu kontrollieren.
"Es ist nur zu deinem Besten, Jimin.", versicherte sie mir. Ich lachte bitterlich, während ich mir aufgebracht durch die Haare fuhr.
"Ja natürlich! Es ist immer alles 'nur zu meinem Besten'! AM ARSCH! Du kannst mich nicht einfach von meinen Freunden weg reißen!", brüllte ich weiter.
"Jimin bitte. Beruhig dich. Ich...", setzte Mum an, doch ich ließ sie nicht ausreden.

"Ich will mich aber nicht beruhigen!", schrie ich und warf, wutentbrannt, die noch halbvolle Schüssel auf den Boden. Mum zuckte bei dem lauten scheppern merklich zusammen. Die Sauerei, die ich damit anrichtete, war mir buchstäblich egal. Ich sah einfach nur noch rot. Der einzige Gedanke in meinem Kopf, war der, was ich falsch gemacht hatte? Warum niemand mich um sich haben wollte. Erst hatte Dad uns vor 3 Jahren verlassen, weil er sich nicht mit jemandem wie mir abgeben wollte. Und jetzt schickt mich selbst meine eigene Mutter weg, weil sie mich nicht mehr hier habe will.

"Wenn du mich nicht haben willst, dann hättest du mich besser nie bekommen!", warf ich ihr an den Kopf. Ich war so wütend, dass ich gar nicht mehr realisierte was ich sagte.

"ICH HASSE DICH!!!"

Tränen der Trauer und der Wut sammelten sich in meinen Augen als ich in den Flur stürmte. Eilig zog ich mir meine Schuhe an und griff nach irgend einer Jacke.
"J-Jimin...wo...wo willst du hin?", fragte Mum. Sie war mir in den Flur gefolgt und sah mich besorgt an. Ihr Stimme klang gebrochen, doch ich ignorierte es.

"Das geht dich einen Scheiß an!", grummelte ich nur und verschwand aus unserem Haus. Ich musste hier weg, sofort. Also rannte ich. Erst als ich völlig aus der Puste war, hielt ich an. Schwer atmend stützte ich mich auf meinen Knien ab. Kaum hatte sich meine Atmung etwas beruhigt, richtete ich mich auf und lief langsam weiter.

Es gab nur einen der mir jetzt helfen konnte.

Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte seinen Kontakt heraus.
Es tutete, während ich darauf wartete, dass er ran ging.

Hyunjin.

"Hmm?"


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Bockiger Teenager + mangelnde Kommunikation = mega Missverständnisse und ne menge Frust und Ärger ^^'

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