45. Kapitel

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Taehyung:

Dass meine Lust jetzt wie weggeblasen war, dürfte wohl kaum überraschen. Mit einer Mischung aus Frust und Enttäuschung stand ich in der Küche und wischte mechanisch mit einem Lappen über die ohnehin makellos sauberen Arbeitsplatten. Es war nicht nötig, aber ich brauchte etwas, das mich ablenkte, etwas, das den Knoten in meiner Brust löste.

Wieso fühlte es sich an, als wäre ich ihm nicht wichtig? Sollten wir nicht in unserer Beziehung endlich vorankommen? Nach all den Wochen war ich bereit, einen Schritt weiterzugehen, aber es schien, als wäre es ihm egal. Klar, Familie war wichtig, das verstand ich. Aber mich einfach sitzen zu lassen... Das hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Es fühlte sich an, als wäre ich nur ein Mittel zum Zweck für ihn, als ginge es ihm nur um seinen Vorteil.

Ich seufzte tief, meine Gedanken wirbelten wie ein Sturm durch meinen Kopf. Die Lust, die eben noch in mir gebrodelt hatte, war längst verpufft. Entschlossen zog ich mich an, mein Enthusiasmus für das, was zwischen uns geschehen war, verflogen. Anstatt zurück ins Bett zu gehen, machte ich mich daran, zu kochen. Doch jeder Handgriff fühlte sich leer an, mechanisch, als wäre meine Seele auf Standby geschaltet.

Als ich Jungkooks Stimme hörte, die leise in die Küche drang, bemühte ich mich, keine Regung zu zeigen. "Babe, es tut mir leid... Mein Bruder hätte sonst meine ganze Wohnung auseinander genommen..." Seine Worte prallten an mir ab, als hätte ich einen Schutzschild um mich gelegt. Kindisch? Vielleicht. Aber manchmal war Kindischsein die einzige Möglichkeit, sich zu schützen.

"Babe? Oh, hier bist du..." Er klang fast erleichtert, mich gefunden zu haben.

"War es wichtig?" Die Frage kam mir härter über die Lippen, als ich es eigentlich wollte. Ich spürte, wie er hinter mir stand, seine Präsenz war fast greifbar, während ich die Zutaten aus den Schränken holte.

"Ähm... Für ihn schon?"

"Ach so...? Und das hätte nicht warten können?" Meine Stimme war schneidend, ein Ausdruck meines verletzten Stolzes. "Hat dein Bruder keinen Anstand? Kann er nicht warten, bis du Zeit hast? Die ganze Sache mit deinem Bruder kommt mir sehr eigenartig vor..." Ich knallte den Topf so heftig auf die Herdplatte, dass selbst ich zusammenzuckte.

Jungkook legte vorsichtig seine Hände auf meine Hüften, doch ich zuckte zurück, als hätte er mich verbrannt. Seine Berührung fühlte sich plötzlich fremd an, unerwünscht.

"Baby, es... es tut mir leid..." Seine Stimme klang ehrlich, und er hielt etwas Abstand, um mich nicht zu bedrängen. Dafür war ich ihm dankbar, doch es änderte nichts an dem, was passiert war. "Mein Bruder ist... kompliziert. Er hat viel erlebt und kann das nicht so gut verarbeiten. Von Therapie hält er nichts... Er ist psychisch nicht ganz auf unserem Niveau..."

"Und das rechtfertigt es, dass er nicht warten kann? Du lässt mich einfach allein zurück?" Meine Stimme wurde lauter, schärfer, als ich mich zu ihm umdrehte. "Weißt du überhaupt, wie ich mich gerade fühle? Es ist mir egal, ob er deine Wohnung zerlegt! Du bist ein Bulle, verdammt!"

Jungkook senkte schuldbewusst den Kopf, und ich merkte, wie mein Zorn langsam in Verzweiflung umschlug. "Ich glaube, es wäre das Beste, wenn du gehst... Mich allein lässt... Wie eben. Glaubst du wirklich, ich würde dir danach noch meinen Arsch ins Gesicht strecken? Kümmere dich um deinen Bruder..."

"Nein, Schatz... Ich will nicht streiten. Bitte... Ich mach das wieder gut, okay? Versprochen... Hoch und heilig!" Seine Worte klangen flehend, fast verzweifelt, aber ich konnte nur den Kopf schütteln.

Es war vielleicht nicht die erwachsenste Reaktion, aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich es hasse, benutzt zu werden. Die Angst, in einer Beziehung nur für das eine da zu sein, saß tief.

"Okay... Dann geh ich wieder..." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Ich... Ich liebe dich, Tae..."

Ich senkte seufzend den Kopf, als ich hörte, wie er die Küche verließ. Der Knoten in meiner Brust wurde fester, und ich biss mir zitternd auf die Unterlippe, bevor ich den Kochlöffel beiseitelegte und ihm nachlief. Als ich ihn sah, wie er gerade in seine Schuhe schlüpfte, bemerkte ich, wie seine Augen leicht glitzerten. Eine unsichtbare Mauer brach in mir zusammen.

"Jungkook, ich... Ich... Es tut mir leid, dass ich manchmal so eine Zicke bin.", begann ich stockend, während ich mir gestresst den Kopf hielt. "Ich bin einfach noch unsicher... Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue! Ich tue es wirklich! Aber... Es ist kompliziert." Meine Stimme zitterte, und die Worte kamen schwerer heraus, als ich es wollte. Die Sache mit seinem Bruder ließ mir keine Ruhe. Wer war dieser Kerl? Warum brauchte er Jungkook so oft? Es kam mir einfach seltsam vor.

Jungkook sah mich mit diesem verständnisvollen Blick an, der mir immer ein schlechtes Gewissen machte. "Schon gut... Ich bin ja abgehauen... Ich hätte auch bleiben können... Ich verstehe dich. Gönn dir heute Abend ein bisschen Ruhe, ja? Du kannst mich jederzeit anrufen. Ich bin... gleich nebenan." Ein leichtes Lächeln zog über sein Gesicht, das jedoch nicht seine Augen erreichte, bevor er traurig seufzte und die Wohnung verließ.

Ich blickte ihm hinterher, unsicher und genervt von mir selbst. "Ich liebe dich auch, Idiot...", flüsterte ich, aber es war zu spät, als dass er es noch hören konnte. Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab und ging zurück in die Küche, um mein Essen zu machen, während die Gedanken in meinem Kopf kreisten.

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Ein paar Stunden später lag ich betrunken auf dem Sofa, die zweite Flasche Wein war schon angebrochen, und ich beobachtete Jungkook, der drüben Sport machte. Jedes Mal, wenn der Frust in mir aufstieg, nahm ich einen weiteren Schluck, ohne wirklich darauf zu achten, wie viel ich trank. Die Grenze hatte ich längst überschritten, aber das war mir egal.

"Ich muss herausfinden, was du vor mir verheimlichst..." murmelte ich lallend, mein Blick vernebelt und verschwommen. Als ich bemerkte, dass Jungkook zu mir herüberschaute, verzog ich das Gesicht bei dem bitteren Nachgeschmack des Weins und hustete leicht. Ich stellte das Glas ab, aber mein Blick blieb auf Jungkook haften. Er hatte mich beobachtet, und plötzlich zog er sein Handy heraus. Sekunden später begann meines zu klingeln.

Müde griff ich danach, und als ich seinen Namen auf dem Display sah, nahm ich den Anruf mit einem kichern entgegen. "Bärchen... Hast du getrunken?" Jungkook klang ernst, seine Stimme drang durch die Stille des Raumes wie eine Nadel, die meinen betrunkenen Nebel durchbohrte. Provokant nahm ich meine Brille ab und starrte auf seine nun verschwommene Silhouette, als wollte ich den klaren Blick auf ihn vermeiden, um nicht wieder einzuknicken.

"Warum fragst du? Interessiert dich mein Wohlbefinden etwa doch?", fragte ich scharf, meine Stimme durchtränkt von einem leicht wütenden Unterton. Sein Seufzen war schwer zu überhören, und es machte mich nur noch wütender.

"Es hat mich immer interessiert, seitdem wir uns näher kennengelernt haben...", erwiderte er ruhig. "Aber ich frage, weil ich nicht will, dass du dir wieder so jemanden wie Matthew ins Haus holst..." Seine Worte trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube, und sofort biss ich mir auf die Unterlippe, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.

Ich hielt es nicht mehr aus und legte auf, bevor die Gefühle mich überwältigten. Doch kaum war das Gespräch beendet, brach ich in Tränen aus. Der Alkohol machte mich emotionaler als sonst, und die Erinnerungen, die Jungkooks Worte hervorgerufen hatten, brachten mich fast um. Schluchzend taumelte ich ins Schlafzimmer, die Bilder in meinem Kopf unerträglich. Das Gefühl, als würden Matthews Hände wieder an meinem Körper kleben, ließ mich fast wahnsinnig werden.

Gerade als ich mein Bett erreichte, begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen. Mein Kopf wurde schwer, und ich spürte, wie mir die Kontrolle entglitt. Das Letzte, was ich noch mitbekam, war, wie meine Augen zufielen, bevor ich in einen traumlosen, dunklen Schlaf fiel.

Ich hatte es wohl doch etwas übertrieben. Vielleicht sollte ich aufhören, meine Lösungen im Alkohol zu suchen...


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Idk ob das Kapitel langweilig war oder schlecht geplant... Ich hab ehrlich gesagt ewig hier dran gehangen... Hab am Tag vielleicht 2-3 Sätze geschrieben, weil die Motivation gefehlt hat.... Zusätzlich hat Corona mich ganz schön fertig gemacht... Mir geht es aber wieder besser :)
Aber ich hoffe, dass das Kapitel einigermaßen zufriedenstellend war. 💜

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