28. Kapitel

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Taehyung:

Leise seufzte ich, als ich Chaeyoung entdeckte, die erneut eifrig auf ihr Klemmbrett schrieb. Ihr Stift kratzte unermüdlich über das Papier und ließ mich darüber nachdenken, wie oft ich sie bei dieser Tätigkeit beobachtet hatte.

"Wer ist das eigentlich?", fragte Jungkook, der meinen Blick bemerkt hatte und sich nun ebenfalls in ihre Richtung wandte.

"Chaeyoung... Sie scheint mich ziemlich zu mögen. Sie weiß wahrscheinlich nicht, dass ich schwul bin. Und ehrlich gesagt, sie ist manchmal ein bisschen aufdringlich...", erklärte ich, wobei ich genervt seufzte. Plötzlich spürte ich Jungkooks Hand sanft auf meinem Oberschenkel, was mir ein angenehmes Gefühl von Nähe vermittelte.

"Vielleicht sollte ich dir einen Knutschfleck verpassen, damit sie sieht, dass du vergeben bist~", schlug Jungkook mit einem schelmischen Grinsen vor. Seine Bemerkung ließ mich schmunzeln und ich schüttelte amüsiert den Kopf, als ich aus dem Auto stieg. Trotz der Situation konnte ich ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, weil es mich freute, dass es zwischen Jungkook und mir so gut lief.

"Kommissar Kim!", rief die Mitarbeiterin der Spurensicherung freundlich und hob das Absperrband hoch, das sie hinter mir wieder losließ. Jungkook half ich diesmal dabei, das Band zu überwinden und schenkte mir ein sanftes Lächeln.

"Hey...", begrüßte ich die kleine Nervensäge, die sofort vor uns herschritt.

"Schön, Sie endlich öfter zu sehen! Die Leichen sind da vorne. Es handelt sich um zwei Männer: einen Mann mittleren Alters und einen 16-Jährigen. Der ältere Mann heißt Choi Seohyung. Er war momentan auf Bewährung und ist ein Kinderschänder... Der Junge heißt Mark Lee und ist seit seinem 12. Lebensjahr drogenabhängig. Seine Mutter und er haben sich gegenseitig Heroin gespritzt.", erklärte die Mitarbeiterin und führte uns zum Tatort.

Als ich die Leichen sah, drehte ich mein Gesicht entsetzt zur Seite. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, und ich fühlte, wie mir übel wurde. Ich versuchte, mich zu beruhigen, indem ich mich hinter Jungkook stellte.

"Irgendwas eingeritzt?", fragte Jungkook Chaeyoung, die besorgt nickte, während sie auf mich sah.

"Ja... 'MY.' Auf die rechte Pobacke beider Männer.", antwortete Chaeyoung.

Der Täter hatte sich die Mühe gemacht, die Leichen auszuziehen und sie so zu arrangieren, als würden sie miteinander Schlafen. Das war ziemlich abstoßend und verstörend.

"Moment, steckt sein... EWWW NEIN, OMG--- Ich muss hier raus...", stammelte ich und zog Jungkook am Ärmel. Ich schnappte mir die Autoschlüssel aus seiner Hand und eilte zum Auto, um mich dort hineinzusetzen. Ich versuchte verzweifelt, die Bilder aus meinem Kopf zu verdrängen.

Es dauerte nicht lange, bis Jungkook mir folgte und sich ans Steuer setzte. Er sah mich besorgt an.

"Das war wirklich unangenehm, oder?", fragte er.

"Ja, das war es. Ich werde das bestimmt nicht so schnell vergessen...", antwortete ich ihm. Jungkook begann leicht zu lachen, und ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu schmunzeln.

"Neee... Denk lieber an mich~", grinste Jungkook und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Ich schüttelte lachend den Kopf und klopfte ihm spielerisch auf den Oberarm.

"Fahr jetzt los. Oder ich denke an jemand anderen.", drohte ich schmunzelnd, was Jungkook dazu brachte, seine Augenbrauen hochzuziehen.

"Na zum Glück kannst du nicht aufhören, an mich zu denken~", grinste Jungkook und zog mich sanft zu sich. Unsere Lippen trafen sich in einem kurzen, zärtlichen Kuss, den ich gerne erwiderte. Jungkook hatte es mir wirklich angetan.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich aus anfänglicher Unsicherheit Zuneigung entwickeln kann.

°°°

Jungkook hatte also doch recht behalten... Die ganze Zeit über konnte ich an nichts anderes denken als an ihn. Es war, als hätte mein Verstand beschlossen, sich nur noch auf diesen einen, hübschen Schwarzhaarigen zu konzentrieren - Tag und Nacht. Was wollte mir mein Hirn damit nur sagen?

"Taehyung, ich warte nicht länger auf den Bericht...", riss Yoongi mich aus meinen Gedanken. Sofort zuckte ich zusammen und sah meinen Chef erschrocken an.

"I-ich... Ich... Tut mir leid... Ich-"

"Ja, ja, ich weiß, der Anblick der Leichen heute war ekelerregend... Ich habe die Bilder gesehen" , seufzte Yoongi. Ich sah ihn verwirrt an.

"Ähm... Ja, genau... Haha... Die Leichen... Wie kommt man nur auf so eine Idee...", stammelte ich einige Sekunden, nachdem ich begriffen hatte, was er meinte. Mein Chef beobachtete mich nachdenklich, bevor er sich den Stuhl vom Tisch nebenan nahm, zu mir rollte und sich neben mich setzte. Sein eindringlicher Blick ließ mich nervös werden.

"Jetzt mal Klartext. Was geht in deinem hübschen Köpfchen vor sich? Immer noch die Sache mit dem... Selbstmord in den Zellen?", fragte der Blonde mich und ich biss unsicher auf meine Unterlippe. Wie sollte ich ihm erklären, dass mein Kopf die ganze Zeit von Jungkook besetzt war? Denk nach, Taehyung...

"Ähm... Ja, das auch..."

Mein Blick wanderte zu Jungkook, der Kopfhörer auf hatte und sich auf sein Video konzentrierte, während er Notizen in seinen Block kritzelte. Leise seufzte ich.

"Jackson hat mich vor ein paar Tagen bedrängt und mich einfach geküsst... Aber... Zwischen mir und Jungkook wird langsam mehr, und ich habe Angst, dass er mich nur als eine Art Sexpuppe sieht, wie Jackson und Matthew es taten. Ich will nicht verletzt werden. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Meine Gedanken sind gerade ein völliges Chaos... Diese ganze Geschichte mit Jungkook war ein großer Fehler, das merke ich jetzt. Er verwirrt mich total! Was will ich eigentlich von ihm? Eine Beziehung? Noch nicht. Sex? Auf keinen Fall. Freundschaft? Das wäre mir zu wenig. Und dann diese schrecklichen Erinnerungen von dem Arzt... Wie er mich damals einfach angefasst hat... Ich war noch so jung..."

"Ich denke, es wäre besser, wenn ich euch in den nächsten Wochen trenne... Wir bekommen bald Verstärkung, und jeder von euch muss einen neuen Kollegen einarbeiten. Das wird ungefähr drei bis vier Wochen dauern. Danach kann ich euch, wenn du möchtest, wieder zusammenarbeiten lassen, solange das deine Leistung nicht beeinträchtigt. Du bist einer meiner besten Leute, genauso wie Jeon. Ihr leistet hervorragende Arbeit.", sagte Yoongi. Leise seufzend senkte ich meinen Kopf.

"Es tut mir leid, Hyung... Ich mache den Bericht so schnell wie möglich fertig.", sagte ich leise und wollte mich wieder konzentrierter an die Arbeit machen.

"Und wegen Jackson... Ich werde mit ihm reden. Falls du ihn anzeigen willst, nehme ich das auf. Wenn du ein paar Tage frei brauchst, ist das auch kein Problem, klar?", sagte Yoongi sanft lächelnd. Ich sah ihn nachdenklich an.

"Wenn er mich in Ruhe lässt, würde ich von einer Anzeige absehen.", antwortete ich und nickte leicht. Yoongi nickte verstehend und verließ dann das Büro. Sofort drehte sich Jungkook zu mir um und musterte mich besorgt.

"Willst du später mit zu mir kommen? Ich glaube, wir sollten mal reden.", schlug Jungkook vor. Ich nickte nachdenklich.

Bin ich bereit, mich ihm zu öffnen? Mit ihm über meine schlimmsten Erlebnisse zu sprechen und meine Ängste zu teilen?

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Nach all dem Stress musste ich einfach was schreiben, auch wenn ich eigentlich echt gern mal eine Pause machen wollte... Aber ich brauch das jetzt. 🗿

Danke fürs Lesen, Kommentieren und Voten💕

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