1. Kapitel

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Taehyung:

Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich den großen, muskulösen Mann am Tisch vor mir. Sein Aussehen schrie förmlich nach Geheimnissen. Als er sich am Hals kratzte und dabei den Rollkragenpullover ein Stück hinunterzog, blitzte der Ansatz eines Tattoos hervor. Neugierig runzelte ich die Stirn. Dieser Mann war ein Rätsel, ein Puzzle mit fehlenden Teilen. Normalerweise war ich gut darin, Rätsel zu lösen, aber bei ihm schien jede Spur im Nichts zu verlaufen.

Niemand wusste, wer er wirklich war. Wir kannten nur sein Gesicht, seine tiefe, markante Stimme und seinen Nachnamen. Mehr nicht. Er war eines Tages aufgetaucht und schien keine Absicht zu haben, wieder zu verschwinden. Das ging mir gewaltig auf die Nerven. Seit seiner Ankunft verbrachte ich unzählige Stunden im Büro, durchforstete Überwachungsvideos nach verdächtigen Aktivitäten und schrieb Berichte. Jede Chance, im Außendienst zu arbeiten, wurde mir verwehrt. Meine Waffe hatte ich seit sieben Monaten nicht mehr getragen, meine Uniform nur, weil Yoongi es befohlen hatte. Ansonsten hätte ich sie längst abgelegt. Warum auch, wenn ich ohnehin nur im Büro hockte? Und all das nur wegen diesem mysteriösen Schwarzhaarigen, der mir jetzt gegenüber saß.

Plötzlich erklang seine tiefe Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. "Bist du fertig?" Ich zuckte zusammen und runzelte die Stirn noch mehr.

"Ich meine dich, Rotschopf. Hör auf, mich anzustarren, als würdest du mich gleich umbringen wollen!", sagte er und drehte sich langsam zu mir um. Seine Augen funkelten herausfordernd.

Genervt rollte ich mit den Augen. "Ich hab dich nicht angeschaut. Dafür hab ich sicherlich keinen Grund. Da gibt's ja nicht mal was Interessantes zu sehen...", erwiderte ich schnippisch und stand auf, um der angespannten Situation zu entfliehen. Allein, dass er mich 'Rotschopf' nannte, brachte mich auf die Palme. Am liebsten hätte ich ihm meine Waffe an den Kopf gehalten.

Ja, ich hatte knallrote Haare. Schon immer hatte ich einen Faible für das Außergewöhnliche, und dazu gehörten auch bunte Haare. Ich liebte es, aus der Menge herauszustechen und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Mein Kleidungsstil war ebenso exzentrisch — lieber zu bunt als zu farblos, mit außergewöhnlichen Mustern und Schnitten. Das Aufsehen, das ich erregte, genoss ich in vollen Zügen.

Gerade als ich an den Getränkeautomaten trat, um mir eine Flasche Wasser zu holen, drückte mich Jeon gegen die Wand. Seine Hände platzierten sich fest neben meinem Kopf, und seine dunklen Augen bohrten sich in meine. Innerlich musste ich lachen. Er sah aus wie ein Gangster und verhielt sich auch so, aber ich war mir sicher, dass er insgeheim Kuscheltiere liebte. Einfach lächerlich, dieser Mann.

"Pass bloß auf, was du zu mir sagst... Du machst dir schneller Feinde, als du denkst. Ich weiß ganz genau, dass du mich heiß findest und-"

"Wow, wow, wow... Zügel mal dein Mundwerk. Erstens, nimm deine Hände von mir weg. Zweitens, ich finde dich bestimmt nicht heiß, und drittens, habe ich hohe Standards, die du mit deinem Emo-Gemurmel definitiv nicht erfüllst. Und wenn du noch einmal versuchst, mich in irgendeiner Weise zu belästigen, zeige ich dir gerne, wie man früher in Ägypten kastriert hat!", erwiderte ich schlagfertig und schob Jeon von mir weg. Ich schnappte mir die Wasserflasche und marschierte zurück ins Büro. Es kam oft vor, dass ich mit Jeon aneinander geriet.

Dieser Typ dachte wirklich, er sei der Größte! Mit zwei Lippenpiercings, einem Augenbrauenpiercing und vermutlich einem Zungenpiercing war er vermutlich von oben bis unten tätowiert und dennoch der jüngste in der Wache. Solche Typen fand ich normalerweise heiß, und obwohl ich ein sehr dominanter Mann war und mich von niemandem unterbuttern ließ, stand ich genau auf solche Männer wie ihn. Doch Jeon brachte mich zur Weißglut! Mein Leben war perfekt, bevor er auftauchte, und nun? Saß ich seit Monaten im Büro und kam kaum noch raus!

"Taehyung, überprüfe bitte dieses Videomaterial. Es geht drei Stunden lang. Ein Überfall auf die Zentralbank mit Geiselnahme. Schreib mir bitte alle Details heraus und finde alles über die Täter heraus, für die Staatsanwaltschaft.", sagte Yoongi, unser Chef, und drückte mir ein Tablet in die Hand. Ich nahm es enttäuscht entgegen.

"Und Jeon? Du kommst in 30 Minuten mit mir auf Streife.", fügte Yoongi hinzu. Enttäuscht setzte ich mich an meinen Tisch und begann mit meiner Arbeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich es so sehr vermissen würde, jemanden festzunehmen. Es verletzte mich zutiefst, hier jetzt der Sesselfurzer zu sein.

Ich war nicht Polizist geworden, um im Büro zu sitzen. Ich war extra nach Seoul gezogen, weil ich dachte, hier würde ich wirklich Action erleben. Das hatte ich auch! Und nun? Seht mich an!

"Ähm... Soll ich dir was von KFC mitbringen?", fragte Jeon plötzlich sanft. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, schüttelte dann aber den Kopf und setzte meine Kopfhörer auf, um mir das Video anzusehen und wichtige Details zu notieren.

Ich hoffte inständig, dass ich bald wieder einen eigenen Fall bekommen würde...

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Hallöchen und willkommen!😀


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