Kapitel 1

Es brannte. Keine Ahnung wer der fremde Funken war, der in das Hausdach einfuhr, jedoch reichte er aus, um das gesamte Haus in Flammen aufgehen zu lassen. Der Duft von verkohltem Holz lag in der Luft und setzte sich wie Aasgeier um Nahrung in meiner Nase fest. Flammen reichten vom Fundament bis hin zum Dachfirst. Das peitschende Feuer nahm sämtliche Ausgänge, Fenster wie Türen, in Beschlag und schien wie ein Magnet alles anzuziehen, was nicht niet- und nagelfest war.
So auch mich. Ich fand dieses Element schon immer spannend und faszinierend. Scheu hatte ich den Flammen gegenüber noch nie. Es war einzigartig. Wie es sich alles holte und ohne Erbarmen bekam. Jeder hatte Ehrfurcht davor, wenn es außer Kontrolle geriet. Genau das machte diese Katastrophe es zu etwas Besonderem. Eine Naturgewalt die stark und anmutig, gefährlich und tödlich zugleich war.
Neugierig tappte ich darauf zu. „Wie leichtsinnig", zischelte es schon fast. Seine Stimme klang wie das Zischen einer Schlange, die grausam im Schatten lungerte und dort auf ihr Opfer wartete. Ich ließ mich von den hinterlistigen Flammen nicht in die Irre führen. Eher spornte mich jedes weitere Wort an, noch einen Schritt weiterzugehen. Und ich wollte die Hitze intensiver spüren. Sie fühlte sich wunderbar an. Wie ein Segen, der sich auf mich legte. Meine Füße berührten den Terrassenboden und die Wärme lud mich in das Hausinnere ein. Irgendwo fühlte ich die pulsierende Atmung einer weiteren Person. Er war hier. „Naives Kind", wisperte das Feuer. Diese Naturgewalt war heimtückisch. Letzens hatte es mich hinters Licht geführt und eine Szene aus Asche und Rauch an die Wand gemalt. Von der Schönheit geblendet folgte ich dem lieblichen Akt und verbrannte samt Haut und Haar. Ein weiteres Mal ließ ich mich bestimmt nicht so hintergehen. Meine Haut verbrannte ächzend, schlug protestierend und klagend Blasen gegen diese enorme Hitze schon als ich durch die große Verandatür eintrat. Es war ein angenehmes Gefühl. Die sengende Hitze bohrte sich tief in meine Poren, bis hin zu meinen Knochen und hieß mich von Kopf bis Fuß herzlichst willkommen. Mit offenen Armen wurde ich in Empfang genommen.
Pfeile zeichneten sich mit Kohlenstaub an die Wand und wiesen mir den Weg nach oben. Durch das Tosen und Heulen des Feuers vernahm ich einen klaren Seufzer. Eine Symphonie, die sich durch den Radau klar erhob.
Die Treppe schien jeden Moment den Kampf gegen das Feuer aufgeben zu wollen, weshalb ich den ersten Fuß auf die unterste Stufe setzte, um zu testen, ob mich die Treppe wohl noch tragen konnte. Im ersten Augenblick gab sie nicht nach. Ich ergriff die Gunst der Stunde und stürmte die Stufen hoch, spürte, wie die Holzbretter des alten Häuschens unter meinem Gewicht nachgaben und ein Stockwerk tiefer von den gierigen Flammen verschlungen wurden. Wie Lange würden die Balken die obere Etage noch tragen können?
Rauch qualmte an die Decke, trübte meine Sicht und vernichtete meine Bronchien mit jedem Atemzug. Aus einem der Zimmer paffte dunkelgrauer Qualm. Ich stieß behutsam die spaltbreit offene Tür auf. Mein Vater saß auf dem Bett und betrachtete müde ein Bild in seiner Hand. Die Ecke des Fotos fing schnell Feuer. Das brutale Element verschonte nicht einmal die Erinnerungen. Langsam bröselte ihm das letzte Stück seines Lebensabrisses durch die Finger und rieselte zu Boden. Wehmütig blickte er ihr hinterher. Spuren der Vergangenheit zeichneten sich deutlich in seinem Gesicht ab. Erschütternde Qualen schienen ihn bis heute nicht losgelassen zu haben.
Eine der Dachstützen flog vor meine Füße. Ich kümmerte mich wenig darum, bahnte mir einen Weg zu ihm hindurch und setzte mich an die Bettkante. Seine Hand öffnete sich stumm und wartete geduldig darauf, dass ich meine in seine legte. Heute war er keine Silhouette zusammengeflickt aus Rauchschwaden und Qualm. Dieses Mal konnte ich die Flammen für Narren halten, denn er saß tatsächlich neben mir.
Der Preis, den ich dafür bezahlen musste, war kostbar. Dies realisierte ich erst, als meine Kleidung Feuer fing. Ich hörte das spotthafte und freudige Lachen, als das Feuer mich zu verzehren begann. Wir hatten einen Deal und ich hielt meine Versprechen, weshalb ich mich nicht zur Wehr setzte. Kurzerhand stiegen wir beide in Rauch auf.

Mit schwerem Keuchen riss ich mich aus den eisernen Klauen meines Albtraumes. Hastig schwang ich meine Beine über die Kante meiner Hängematte. Ich spürte, wie sich mein Herz gegen seinen Rippenkäfig warf um frei zu kommen und meine Lungen verzweifelt nach Luft schrien. Ich halluzinierte den starken Geruch von Verbrannten und versuchte tief das Aroma des Waldes zu inhalieren. Tannennadelgeruch war real, alles andere war nur meiner Fantasie entsprungen. Trotz der milden Temperaturen fröstelte ich und eine Gänsehaut jagte über meinen ganzen Körper. „Es war nur ein Traum." Ein ziemlich heftiger, aber immerhin entsprach er nicht der Realität. „Nur ein Albtraum." Die letzten Nächte waren für mich der pure Horror gewesen. Die immer wiederkehrenden, scheußlichen Träume raubten mir den Schlaf. Die Heutige trieb die Sache jedoch an die Spitze. Vom selben Traum geplagt und heimgesucht, bekam ich kaum länger die Augen als drei Stunden zu.
Mein Blick heftete sich auf den schweren Verband an meinem Unterarm. „Ein brennendes Haus... wie sollte es auch anders sein?" Erleichtert über die Tatsache, dass schon die Morgendämmerung durch die Baumkronen brach und ich mich nicht mehr zurück in den Schlaf quälen musste, wimmelte ich jeden weiteren Gedanken rund um den Traum geschickt ab.
Das bescheidene kleine Zuhause, das von vier großen Tannen eingebettet war und von tiefhängenden Ästen beschützt wurde, lag harmlos da. In der Mitte des Platzes sammelte sich das über Nacht niedergebrannte Feuer in einer Kuhle. Steine umringten die Stelle. Über diese Stelle hatte ich improvisatorisch eine Kochstelle aus drei starken Ästen und einem Gitter gebastelt. Um mich vor gröberen Unwettern zu schützen, hatte ich eine Plane über meine Hängematte gespannt.
Geschmeidig weiches Fell schmiegte sich an meine Beine. Pikachu war von seinem morgendlichen Trip zurückgekehrt, versank das gesammelte Holz in der Grube und blickte mich stumm an. „Pikachu." Er deutete mit seinem Schweif auf meinen Verband und erinnerte mich daran ihn zu erneuern. Ich erhob mich nur um mich zwei Meter weiter auf einen Baumstamm niederzulassen, an dem mein schäbiger Rucksack lehnte.
Ich kramte darin nach einer Blechdose, bekam das kalte Metall zu fassen und legte sie auf meinen Schoß. Besonnen wickelte ich die alte Mulde ab und betrachtete kritisch die Brandwunde. „Verheilt sie?" Pikachu gesellte sich mit einer Schale klarem Wasser zu mir. Die Wunde spannte unangenehm und schmerzte nach wie vor.
Skeptisch träufelte die Elektromaus mit einem Lappen Wasser auf die Verletzung. Scharf zog ich die Luft ein, als der jähe Schmerz von gestern Abend wiederkehrte. Linderung war erst zu spüren, als ich das kühlende Stück Stoff ganz an die Stelle saugte. Ich legte den Lappen zur Seite und mein Partner quetschte großzügig Brandsalbe auf meinen Arm, verteilte sie und band einen frischen Verband um meinen Unterarm. „Danke."
Sehnsüchtig spähte Pikachu zum Seeufer. Trotz der schützenden Tannenbäume ringsum, konnte man die friedlich schlagenden Wellen bis hierher ausmachen. Das Rauschen wog mich abends immer schnell in den Schlaf und das Parfüm von Tannennadeln und Kräutern machte den Schlaftrunk komplett. Wahrscheinlich hing ich deshalb so an diesen Ort.
„Lass uns hier keine Wurzeln schlagen", gab ich meine Entscheidung kund und schaufelte mich von meinem Platz hoch.

Am Waldrand angekommen, empfing mich ein strahlend blauer Himmel. Kaum eine weiße Wolke wagte es über den Himmel zu ziehen. Die Sonnenstrahlen streichelten meine Haut und für einen Augenblick schloss ich meine Augen. Ich legte meine Schuhe ab und lief barfuß über die taufrische Wiese, während aufgeweckte Grashalme durch meine Zehen spähten. Das Seeufer war schnell erreicht. Vorsichtig hüpfte ich über den Kies, der den gesamten See säumte. Ich watete durch das knöcheltiefe Wasser, ließ das Lauwarme meine Füße umspülen und streckte meinen Rücken durch.
Die Wellen rollten seelenruhig ans Ufer, wo sie ein sanftes Plätschern von sich gaben. Zufrieden schlurrte ich zu dem Felsen, der im seichten Wasser seinen Platz gefunden hatte. Glückselig ließ ich mich auf den warmen Stein fallen, zog meine Beine an und sah verträumt auf den tieftürkisenen See hinaus. Weit am Horizont ergatterte man einen Blick auf die Wipfel der Bäume der gegenüberliegenden Seeseite. Hinter diesem Wald lagen Wiesen und Felder, die einem nach Zweiblattdorf geleiteten, einem kleinen, idyllischen Dorf, eingebettet in der prachtvollen Natur.
Sachte setzten sich zwei Pfoten auf meine Schultern und das Wesen platzierte etwas in mein Haar. Vorsichtig lugte ich über die Kante des Felsen und begutachtete mein blasses Spiegelbild. Tiefblaue Augen, umrahmt von dunklen Ringen, sahen mir aus einem fahlem Gesicht entgegen. Nur schleichend kam in ihnen Lebensfreude zurück. Mein struppiges, widerspenstiges, kupferfarbenes Haar war seitlich zu einem Zopf zusammengeflochten und auf meinem Kopf thronte ein Blumenkranz, der in allen Farben des Frühlings strahlte. Ein eigenartiger Kontrast zwischen meinem Teint und den bunten Blumen war entstanden. Liebevoll betrachtete mich Pikachu aus dem Spiegelbild und ich streichelte ihm dankbar sein gepflegtes Fell.
Wir beide verplemperten noch den halben Tag am See und erst als die Sonne immer stärker ihre Wärme an uns abgab, suchten wir Schutz im Schatten des Waldes. Eine Schar Staralili flog laut schnatternd über unseren Köpfen hinweg und eine Gruppe Bidiza huschte zurück in den breiteren Bach.
Im Wald war es kühl und angenehm. Hier herrschte ein anderes Klima und eigene Gesetze schirmten den Rest der Welt ab.

Motoren brüllten auf. Aufgeregt riss ich meinen Kopf in die Richtung, aus welcher ich die Geräusche vernommen hatte. Zuerst dachte ich, das mir mein Verstand einen Streich spielte, doch auch Pikachu inhalierte mit ausgestrecktem Schweif die Unruhe ein. Was hatte das zu bedeuten? Sonst traute sich keine Menschenseele in diesen abgelegenen Wald.
„Wer kommt bitteschön um diese Uhrzeit hierher?", wisperte ich zaghaft gegen die Brise. Ich wollte meinen Mund gerade aufmachen und Pikachu vor lauernden Gefahren warnen, als er schon durch das Dickicht davonpreschte. „Bist du verrückt?", japste ich in gezügelter Lautstärke.
Flott durchkämmte ich den Wald, kam den Krawall dabei immer näher. Kurz vor dem Forstweg holte ich Pikachu schnaufend ein. Er witterte angestrengt und kräuselte angewidert seine Nase, als er die mit Abgasen verpestete Luft einatmete.
„Wir sollten uns hier vorsichtig bewegen. Weiß Arceus, um wen es sich hier handelt." Das Elektropokémon musterte mich mit seinen schwarzen Knopfaugen. Wir zwei eilten auf leisen Sohlen in den Schatten der Bäume und folgten dem Trampelpfad Richtung Norden. Brennnesseln streiften meine Waden und hinterließen ein Ziehen auf meiner fahlen Haut. Zweige der tiefhängenden Äste peitschten mir ins Gesicht und ließen dort feine Striemen zurück.
Das Zuschlagen von Autotüren in unmittelbarer Nähe hallte tief in meinen Knochen nach und ließ mich zu einem starren Eisblock gefrieren. Mir war durchaus bewusst, dass wir uns den Fremden annäherten, jedoch rechnete ich nicht mit dieser kurzen Distanz. Hurtigen Schrittes rettete ich mich hinter eine große Rotfichte, deren Äste guten Schutz und trotzdem genügend Sicht boten. Kaum wagte ich mich aus meinem Versteck hervor zu spähen. Über den gesamten Wald schien sich eine elektrisierende Spannung gewebt zu haben. Lebewesen aller Art waren verstummt und keiner traute sich einen Laut von sich zu geben. Als würden sie eine anbahnende Katastrophe vermeiden wollen.
Tapfer riskierte ich doch einen Blick zu den Unruhestiftern. Keine hundert Meter von mir entfernt, zwischen den gedämpft einfallenden Sonnenstrahlen und den mannigfaltigen Nuancen der sonnengeküssten Pflanzen, parkte ein grauer Transporter und wenn mich meine Augen nicht vollkommen irreführten, direkt daneben ein Zweiter.
Pikachu und ich pirschten näher an die Fahrzeuge heran, bis wir den Gesprächen einigermaßen lauschen konnten. Immer wieder unterfing ich mir einen Blick zur Zwölf-Mann-Truppe in der Hoffnung, besser hören zu können, doch mehr als ein stumpfes Murmeln konnte ich nicht ausmachen. Was hatten sie zu verbergen, wenn sie im abgelegensten Teil rund um den See der Wahrheit so leise miteinander sprachen?
Einer der Männer umkreiste den Wagen, fischte ein Funkgerät vom Beifahrersitz und sprach deutlich den Befehl zum Abrücken aus. Beim Klang seines barschen Untertons in seiner so schon schroffen Stimme, stellten sich meine Härchen auf den Armen auf. Der dumpfe Ton der festen Stiefel erstickte quälend langsam in der Ferne. Als die unheimliche Stille den Wald einlullte, wagte ich ein Stück näher zu treten. „Sei so lieb und gib mir Rückendeckung", flüsterte ich kaum hörbar. Pikachu sprang von meiner Schulter.
Die Luft war definitiv rein. Ein Busch direkt neben mir begann zu rascheln und ich presste erschrocken meinen Körper gegen die Wand des Transporters. Herzklopfend sah ich zu, wie ein Staralili aufgeregt die Flucht einschlug. Alles gut, redete ich mir gut zu. Mutig umrundete ich den Wagen. Die Ladeluke war weit geöffnet und ich erdreistete mir einen Blick in das Innere des Frachtraumes. Völlig leer, bis auf ein paar Sitzgelegenheiten.
Meine Augen folgten einer dritten, viel schmäleren Reifenspur und landeten bei einem grauen, kommodenartigen Gerät. Jede Menge Knöpfe und Schalter waren darauf verteilt, sowie ein Touchscreen, der den linken, unteren Teil der Fläche abdeckte. Ich betätigte einen Hebel und die Maschine erwachte zum Leben. Ein Bildschirm flackerte direkt vor mir auf und auf dem kleinen Screen wandte sich die Form eines Wesens. Zahlenreihen liefen rasend schnell über die Fläche. Recht viel konnte ich nicht von den unzähligen Daten ablesen, dazu müsste man sich mehr mit der Wissenschaft beschäftigen.
Hoffend auf eine Antwort für das Schicksal der Umgebung zu finden, kletterte ich in den anderen Laderaum. Dort fand ich ein liegengelassenes Funkgerät, welches ich auf der Stelle einschaltete. Möglicherweise konnte ich somit noch ein paar Informationen herausfiltern. Eine Jacke hing schlampig an ihrem Haken und ich wühlte darin herum. Meine Hand bekam etwas Ledernes zu fassen. Ich zog es heraus und betrachtete ein Notizbuch, das schon an seinen letzten Fäden hing.
Meine volle Aufmerksamkeit galt jedoch den gehorteten Aufzeichnungen. Ich öffnete das Buch, während ich aus dem Wagen kletterte. Gleich das erste Blatt segelte rastlos zu Boden. Die Elektromaus reichte mir die Skizze. Ihre Schatten und von Licht getroffenen Stellen waren sauber mit Bleistift herausgearbeitet. Verblüfft verglich ich das Abbild mit der Silhouette am Bildschirm und mir stockte das Blut in den Adern, nachdem ich das eine mit dem anderen kombinierte. „Die Leute wollen etwas von Vesprit!"
Das Funkgerät knatterte und die Stimme des Leutnants meldete sich zu Wort. „Wir haben eine fremde Person bei unseren Wägen ausgemacht! Wie lautet der Befehl?" Unerwartet antwortete eine Frauenstimme. Ihre Stimme war kälter, als der Norden von Sinnoh während eines Blizzards und augenblicklich stellten sich meine Nackenhaare auf. „Aktiviert die Selbstzerstörung der Maschine, die Daten sind am Server im Hauptquartier gespeichert. Damit unser Gast nicht doch noch auf die Idee kommt ihr Maul aufzureißen, schickt ihr Glurak hinterher. Sie soll auf ewig schweigen. Und ihr zieht euch zurück!"
Von den einen auf den anderen Moment ratterte mein Gehirn, verarbeitete das Gehörte und befahl Pikachu das technische Gerät kurzzuschließen. Ein Blitz donnerte auf dem Server ein. Die Kühlfunktion verstummte, die Lampen erloschen und das leise Summen verschwand.
Von Frieden konnte nach wie vor nicht gesprochen werden. Pikachu fauchte und sträubte sein Fell gegen den sich nähernden Feind. Ein Glurak unnatürlicher Größe räumte jeden mageren Baum aus dem Weg, der es behinderte. Seine zornigen Augen fixierten nicht die Natur um uns, es hatte bereits mich ins Visier genommen. Das Pokémon wurde trainiert um zu töten, dass las ich von seinen geweiteten Pupillen ab. Zahlreiche Jahre in denen es gefoltert wurde, lagen bereits auf seinen Buckel. Es entblößte seine Zähne, die mir so scharf wie Dolche entgegenblitzten. Seine Krallen bohrten sich in den Erdboden und rissen einen beachtlichen Teil davon heraus. Glurak spie eine Feuerattacke, setzte mit seiner Kraft die Natur um uns in Brand. Jede weitere Attacke schürte seinen Zorn und mehr Qualm dampfte aus seinen Nüstern. Die Bäume um uns standen in Brand, gaben sich zirpend und leidend dem Feuer hin.
Verkohlte Äste flogen vor unsere Füße und Glurak tauchte hinter einem Rauchschwaden ab. Lediglich sein dunkelgrauer Umriss schimmerte durch den Schleier. Ein furchtbares Kreischen, wie Nägel auf Metall, zwangen mich dazu mir die Ohren zuzuhalten. Pikachu stürzte auf ihn los. Mit einer federleichten Handbewegung traf Glurak die Flanken meines Partners und schleuderte ihn gegen den nächstbesten Felsen. Tapfer stand das Wesen wieder auf, Blitze zuckten aus seinen Backen, bis sie sich gänzlich zu einem Donnerblitz entluden.
Eine Attacke aus dem Nichts riss mich von den Beinen und ich schlitterte über den Boden. Äste und Zweige zerrten an meinem Haar und ich schnitt mir die Haut an den scharfkantigen Steinen auf. Krallen bohrten sich über meinen Oberschenkel. Ein Fauchen verteidigte mich. Mich hätte es viel schlimmer erwischt, wäre die Elektromaus Glurak mit einem Volttackle in die Flanken gesprungen. Das Ungeheuer ließ von mir ab und kümmerte sich um Pikachu, welcher bereits am Anschlag kämpfte.
Auf unsicheren Beinen kam ich zum Stehen. Schwindel überkam mich und der Rauch trübte meine Sicht. Schmerzen breiteten sich aus. Blut klebte an meiner Hand, quoll zwischen meinen Fingern hervor, als ich versuchte die Blutung zu stoppen. Schwarze Punkte tanzten Ringelreigen um mich und ich suchte mit meiner freien Hand nach Halt. Ich ergriff nichts und landete unbeholfen am Boden. Wir würden hier zugrunde gehen. Pikachu, ich und alle anderen übriggebliebenen Lebewesen, die sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnten.
Glurak holte zum vernichteten Schlag aus, als aus dem Verschwommenen jemand gegen es sprang und sich eine Silhouette über mich beugte, um mich vor weiteren Schaden zu bewahren. Seine Lippen verließen Worte, die nicht zu mir durchdrangen. In meinen Ohren rauschte das Blut zu sehr. Die zwei Schatten setzten sich zu einem Bild zusammen und der junge Mann vor mir bugsierte mich auf meine Beine zurück. Mein rechtes Bein konnte nicht vollends belastet werden, immer noch blutete ich aus der offenen Wunde. Plötzlich nahm ich die Anweisungen meines Gegenübers doch wahr. „Lauf!"
Genau das tat ich. Meine Beine galoppierten im Gleichschritt mit meinem Herzen. Ich stürzte durch den Wald, als gebe es keinen Morgen mehr. Adrenalin betäubte meinen Schmerz. Fast spürte ich noch die hitzige Luft in meinen Nacken wehen, doch ich irrte mich gewiss. Binnen weniger Minuten brachte ich einen gewaltigen Abstand zwischen mir und dem Pokémon. Meine Lungen verlangten nach sauberer Luft und ich zog sie tief bis in den letzten Winkel dorthin ein, als der Waldrand mich von der Gefahrenquelle trennte.
Rauch kroch durch meine Kehle, kitzelte mich und brachte mich zum Husten. Ich ließ mich erschöpft auf meine Knie sinken, wollte weiter, verbog mir dabei unsanft den Knöchel. Meine Beine konnten meinem geringen Körpergewicht nicht mehr standhalten.
Zwei starke Arme behüteten mich vor einem Aufprall.

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