7. Kampf um die Freiheit

Kurze Info für alle Leser: in der Vergangenheit hat es mir die Kapitel durcheinander geworfen (es ist also gut möglich, dass ihr Teile nicht mitbekommen habt und es daher stellenweise keinen Sinn mehr ergibt. Die Kapitel sind nummeriert; ihr könnt also nochmal nachprüfen, ob ihr schon alles gelesen habt, wenn ihr wollt).

Elena sehnte sich zurück nach Hause. Sie vermisste ihre Schwester, Theo und sogar die Schule, die sie im Normalfall hasste.
Nur einmal kurz in den Wald, um Dratini auszusetzen und es in Sicherheit zu bringen; das war ihr Plan. Keine vier Stunden später war sie eine gesuchte Deserteurin. Eine Rückkehr in die Stadt? Undenkbar!
Bei ihrem einzigen Versuch, mitten in der Nacht in der Stadt Brot zu holen, wurde sie von einem von denen eingefangen. In dem Moment hatte Elena keinerlei Chance, sich irgendwie zu befreien und davonzukommen.
Allein der Sinneswandel des jungen Mannes, welcher sie geschnappt hatte, verhalf ihr zur Flucht. Zu gerne hätte sie gewusst, weshalb er sich umentschied und sie nicht verhaftete. Elena erinnerte sich an die Situation zurück, als der Soldat ihre Maske abnahm und sie schockiert anstarrte.
"Du bist", begann er, doch Elena wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Sie war die Deserteurin, die Flüchtige, die Gesuchte. Weshalb hatte er sie dann gehen lassen, wenn er erkannte, wer sie war? Die Jugendliche konnte sich keinen Reim darauf machen. Doch anstatt lange bei ihm nachzufragen, ergriff sie die Flucht.
So konnte das Mädchen unbeschadet zu Dratini zurückkehren und hatte wenigstens mal etwas anderes zu Essen, als nur Wurzeln und Pilze. Zum Glück kam der Frühling und sie bekam etwas Abwechslung in ihren Speiseplan.
Endlich blühten die Pflanzen und die verschiedensten Beeren gediehen. Die Nächte waren bisher bitterkalt und nur ihr Bett aus Rinde, Moos und Blättern in einer windstillen dunklen Höhle im Westen bot ihr gerade genug Schutz, um nicht zu erfrieren.
In ein paar Wochen würde Elena sechzehn Jahre alt werden, doch bis auf Theo wusste niemand, wo sie zu finden war. Sie fragte sich, wie es Doro nun ergehen würde. Die Kleine musste denken, dass ihre große Schwester sie auch noch im Stich gelassen hatte. Dieser Gedanke reichte aus, um dem Mädchen den Tag zu versauen.

Mit Dratini war sie gerade am Fluss und wusch Wurzeln, während die Wasserschlange im Fluss auf und ab sprang. Das Wasser des Flusses war immer noch eiskalt. Elenas Hände erröteten nach kürzester Zeit und sie spürte eine milde Taubheit in ihren Fingern.
Es war ein Tag wie jeder andere in den letzten vier Wochen. Sie konnte sich frei bewegen und sich um alles kümmern, was ihr das Überleben sicherte. Vielleicht fühlte sie sich auch zu sicher und ging zu frei im Wald umher, doch in den letzten Wochen hatte das Mädchen keine feindliche Menschenseele gesehen.
Mit jedem Tag baute sich ein größer werdendes Sicherheitgefühl in ihr auf und sie dachte sich nichts mehr dabei, wenn sie so weit von ihrem Unterschlupf weg war.

Als Elena am Ufer hin zum Wasser kniete, vernahm sie hinter sich ein Rascheln des Waldbodens;
Gefahr!
Sofort fuhr die Jugendliche um, nur um einer knurrenden Horde aus acht Fukanos in die Augen zu blicken. Sie war immer noch auf ihren Knien, sodass sie nicht nennenswert größer war als die Hundepokémon.
Dahinter standen nochmal so viele Männer in dunkelgrauer Uniform.
Allesamt machten einen finsteren Gesichtsausdruck und lachten hämisch: "Endlich haben wir dich, du verdammte Deserteurin! Du bist hiermit verhaftet!"
"Seit wann unterliegt ´n Mädchen denn der Wehrpflicht?", entgegnete sie rotzfrech.
Sie blickte in die Runde und erkannte wieder den dürren rothaarigen Soldaten und seinen dicklichen Partner, die sie damals in Ebenholz aufgehalten hatten.
Einer der Jungen, ein braunhaariger normalgebauter, ließ sich auf die Diskussion ein: "Natürlich bist nicht du wehrpflichtig, aber dein Pokémon, das du vor uns versteckt hast, schon!"
Valentin beugte sich zu seinem Kameraden und gab eine Warnung: "Nicht drauf einlassen! Uns hat sie damals auch so verarscht. Nur deswegen konnte sie fliehen."
Mit zusammengekniffenen Augen stierte der rothaarige Soldat auf die Jugendliche. Er hatte nicht vergessen, was für einen Anschiss sie ihm beschoren hatte; ganz zu Schweigen vom Gespött seiner Kameraden.

Elena blickte in die Runde vor sich. Dratini war zum Glück schlau genug, nicht aufzutauchen. Sie hatte ihrem Pokémon die letzten vier Wochen eingebläut, bei Gefahr nicht aufzutauchen.
Rechthaberisch verzog sie eine Augenbraue nach oben und antwortete auf die Frage des Braunhaarigen: "Und siehst du ´n Pokémon bei mir? Nicht wirklich, oder?"
Valentin ballte die Faust und hielt sie der Flüchtigen entgegen: "Wenn wir dich festgenommen haben, dann wirst du uns schon noch sagen, wo dein Pokémon ist. Immerhin wirst du deswegen per Haftbefehl gesucht, Deserteurin!"
Die Jungs mit ihren Fukano bewegten sich immer näher auf Elena zu. Sie war umzingelt. Doch hatte sie den Fluss im Rücken. Mit einem selbstsicheren Grinsen wandte sich das Mädchen von den Soldaten ab.
Sie setzte zum Sprung an, doch dachte der Rothaarige schneller mit: "Los Bisasam, wickle sie mit Rankenhieb ein!"
Die grüne Kröte mit einer Knospe auf dem Rücken tat, wie es ihm befohlen wurde. Elena war in den Ranken des Bisasams gefangen, welches sie zurück ans Ufer hievte.
Valentin übernahm das Kommando und deutete mit dem Zeigefinger auf die Deserteurin: "Los, fesselt sie und schön festzurren das Ganze! Die ist hinterlistig; die entkommt sonst doch noch."
Die Männer legten ihr nicht nur Fesseln an, nein. Zusätzlich knebelten sie die Jugendliche und legten ihr eine Augenbinde an. Eigentlich wollte sie fragen, wofür die Augenbinde wäre, doch sie konnte ja nicht mehr sprechen.
Dieses Mal ließen die jungen Soldaten mehr Vorsicht walten. Ein großgewachsener, mit Muskeln bepackter Mann warf das Mädchen über seine Schulter. Er trug sie zu einem Ponita, welches sie nach Ebenholz bringen sollte.

So ein kleiner Angriff von Dratini würde jetzt doch nicht schaden, dachte das Mädchen, als sie hilflos auf der Schulter des Muskelmannes hing. Aber was konnte ein Dratini schon gegen acht Fukanos anrichten? Außerdem wusste sie nicht, welche Pokémon diese Soldaten sonst noch bei sich hatten
Obwohl ihre Situation ausweglos erschien, wollte Elena nicht aufgeben. Sie windete und wehrte sich. Dem bulligen Soldaten verpasste sie eine Kopfnuss, der daraufhin ohnmächtig zu Boden stürzte.
Die Deserteurin landete selbst im Dreck. Ihren Sturz konnte sie nicht abfangen und sie trug Schrammen an Kinn, Armen und Knien davon. Aber ihre Augenbinde verrutschte. So konnte das Mädchen ihre Umgebung schemenhaft wahrnehmen.
Während alle Soldaten aufschrien und die Situation hektisch wieder in Ordnung bringen wollten, hörte die Gefangene in der Ferne eine strenge Stimme kurz angebunden: "Turbotempo!"
Der Angriff war für sie bestimmt, dachte sie.

Umso überraschter war Elena, als plötzlich ein flinker Schatten ein Fukano nach dem anderen niederstreckte und die Soldaten der Reihe nach ohnmächtig zu Boden fielen. 
Mit einer Gesichtshälfte im Laub blickte die Jugendliche nur mit einem Auge in die Richtung, aus welcher ein düsterer Mann kam. Sie sah wegen der Augenbinde verschwommen und erkannte sein Gesicht nicht.
Es war plötzlich totenstill geworden. Sie hörte nur das Rascheln des Laubs, durch welches der Mann zu ihr stapfte.
Der mysteriöse Kerl schob seinen schwarzen Mantel zur Seite und holte von seinem Gürtel etwas hervor. Zuerst erkannte Elena nichts, aber dann sah sie die Hand zum Vorschein kommen, welche mit einem Handschuh bekleidet einen Dolch umgriff. Die Klinge blitzte bedrohlich in den vereinzelten Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Baumkronen fanden.

Scheiße, der sticht mich ab!
Das Mädchen riss ihre Augen weit auf, gehindert von der Augenbinde. Elena versuchte, durch den Dreck davon zu robben, natürlich vergebens. Sie war in etwa so schnell wie ein Safcon auf der Flucht. Sie wollte schreien, doch hatte sie immer noch die Knebel im Mund.
Dieses Mal war es wirklich aussichtslos. Nicht mal Dratini war in der Nähe. Ihr Schicksal stand fest; es war das Ende.
Gleich würde sie es spüren; gleich würde sie diesen eiskalten Dolch in ihrem Rücken haben.
Elena sah den Mann neben sich knien.
Wäre ich doch bloß ins Gefängnis gegangen, dachte sie in völliger Verzweiflung.
Wäre ich doch nur für meine Tat gerade gestanden.
Dass ihr Leben einmal so enden würde...
Alles, an was das Mädchen noch dachte, war Doro. Was sie von ihrer großen Schwester bloß halten musste, die nicht mal ein Wort des Abschieds verlor? Das war das letzte Bild, dass ihre kleine Schwester von ihr in Erinnerung behalten würde. Elena brach es das Herz.

Der Mann griff sie am Ellenbogen und richtete sie auf. Er sagte leise aber scharf: "Nicht schreien!"
Nach Luft ringend wusste die Weißhaarige nicht, was er meinte. Sie war doch geknebelt und konnte ohnehin nicht schreien. Alles, was er tun musste, war, ihr ein Messer in den Rücken zu rammen. Worauf wartete er denn?
Umso überraschter war die Jugendliche, als er ihr die Knebel mit dem Dolch aufschnitt und sie davon befreite.
Hastig atmete sie ein und aus: "Ach, du willst mich gar nicht abstechen?"
Schließlich entfernte er ihr die Augenbinde. Elena sah in sein Gesicht und erkannte ihn als den Mann, welcher sie vor einer Woche auf den Dächern von Ebenholz schon gefangen hatte, sie aber dann gehen ließ.
Der schwarzhaarige Kerl verzog kritisch, fast schon schmunzelnd sein Gesicht: "Wieso sollte ich dich abstechen wollen?"
"Na, weil du auf mich zugekommen bist wie so ´n Psychopath. Und der Dolch. Was soll ich sonst davon halten? Ich hab echt gedacht, mein letztes Stündchen hat geschlagen", rechtfertigte Elena ihr Empfinden.
Er befreite sie von ihren Fesseln am Handgelenk, während das Mädchen Kritik übte: "Und seien wir mal ehrlich; dein Kleidungsstil, so komplett in schwarz, trägt nun nicht gerade dazu bei, dass du irgendwie normal wirken würdest."
Sie rieb sich ihre schmerzenden Handgelenke, nachdem die Seile entfernt waren.
Der junge Mann durchschnitt auch ihre Fußfesseln und unterbreitete ihr einen Vorschlag: "Farbwünsche bezüglich meiner Uniform kannst du gerne an meinen Chef, General Hermann in Dukatia, richten, falls dir schwarz nicht zusagt."
Das Mädchen verstand die Welt nicht mehr: "Du arbeitest für das Militär?"
"Leutnant Tristan Avila, Oberbefehlshaber in Ebenholz", antwortete er und streckte ihr seine Hand entgegen.
Leutnant? Der Leutnant, von dem Theo ihr erzählte, dass er großmächtig am Marktplatz Elenas Verfolgung verkündet hat?
Sie griff nach seiner Hand und ließ sich von Tristan aus dem Dreck ziehen. Zum ersten Mal standen sich die beiden von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Elenas Blick war voller Verwirrung und sie wollte Antworten: "Du weißt schon, dass du hier gerade deine Kameraden fertig gemacht hast?"
Sie deutete mit ihrer Hand auf all die ohnmächtigen Soldaten, die um die beiden herum verteilt lagen.
Mit leuchtenden Augen und einem Grinsen schüttelte Tristan seinen Kopf: "Falsch, da muss ich dich korrigieren..."
Nach einer dramatischen Pause setzte er fort: "Das sind meine Untergebenen."
Das Mädchen hatte nur ein riesengroßes Fragezeichen in ihrem Gesicht: "Du bist der Leutnant, der alles daran setzt, mich zu finden und zu verhaften? Du weißt schon, dass ich die Flüchtige bin und ich per Haftbefehl gesucht werde?"
"Natürlich weiß ich das. Seit vier Wochen gibt es kein anderes Thema bei uns in der Kaserne", seufzte Tristan gelangweilt und spottete mit einem Augenzwinkern: "Du bist sozusagen eine Berühmtheit bei uns. Nicht nur in der Kaserne, wohl eher in ganz Ebenholz, vielleicht sogar schon in ganz Johto. Vielleicht kannst du mir irgendwann ja mal ein Autogramm geben."
Der Kerl wandte sich von ihr ab und stapfte durch das Laub zu seinem Arkani.
Elena hatte immer noch keine Antwort bekommen, die sie zufrieden stellte: "Und warum hast du mich dann gerettet, wenn du mich doch eigentlich verhaften müsstest?"
Mit seinen schwarzen Lederhandschuhen streichelte Tristan sein Arkani. 
Er warf einen Blick zu ihr: "Das ist eine lange Geschichte und wir kennen uns zu wenig. Fürs Erste muss es dir genügen, wenn ich dir sage, dass ich es deiner Schwester versprochen habe."
Elenas Augen wurden vor Erstaunen immer größer: "Doro? Wann hast du sie getroffen? Wie geht es ihr?"
"Wie kann es einem verwaisten Kind von zehn Jahren schon gehen, nachdem die Schwester davon ist?", fragte er ernst, blickte dann aber mit Schuldgefühlen zu Boden.
Tristan bemerkte selbst wie ungerecht er war: "Verzeihung, ich wollte nicht urteilen... Glaub mir; ich verstehe, weswegen du weggelaufen bist und ich habe es auch Doro nochmal erklärt. Es ist zwar kein Ersatz, aber wir haben letzte Woche ein Karpador für sie geangelt."
Die Neugier des Mädchens wurde nur noch größer: "Ein Karpador? Sie hat ´n eigenes Pokémon? Das ist super! ... Aber wieso geht ein Leutnant mit einem Kind zum Angeln?"
"Wie ich bereits sagte; fürs Erste liegt mir das Wohl deiner Schwester am Herzen. Für alles weitere kennen wir uns zu wenig... Mach dir nicht zu viele Sorgen. Dein Freund, dieser Theo, kümmert sich auch um Doro. Sie ist nicht allein", sagte Tristan und wandte sich ab.
Beschämt widersprach Elena und ballte ihre Fäuste: "Er ist nicht mein Freund, er ist nur mein bester Freund."
"Na von mir aus", gab Tristan schulterzuckend zurück und hievte sich auf sein Arkani.
Was für ein eingebildeter Bastard, dachte Elena: "An deinen Sympathiewerten darfst du jedenfalls noch arbeiten!"
"Kehr du erstmal vor deiner eigenen Haustür, Deserteurin", feixte der junge Mann und machte ihr Hoffnungen: "Hör mal, ich werde bei meinem Vorgesetzten ein Gnadenersuchen für dich anregen."
Spöttisch fragte Elena: "Und weshalb sollte er dem zustimmen?"
"Weil es sich besser macht, jemanden zu begnadigen, als ihn nach Monaten immer noch nicht gefasst zu haben. Vor allem, wenn es sich dabei um ein kleines Mädchen handelt, das dem Militär auf der Nase herumtanzt. Und die ganze Stadt ohnehin schon gegen uns ist."
Elena konnte seinem Gedankengang folgen und nickte: "Wär schön, wenns klappt, aber das wär wohl zu einfach. Kannst mir irgendwann ja Bescheid geben."
Abschließend gab Tristan dem Mädchen einen Rat: "Sieh zu, dass du dich künftig nicht mehr erwischen lässt. Verdecke deinen menschlichen Geruch! Nur deshalb konnten dich diese Fukanos finden... Und nichts für ungut, aber ich lege hier schnellstmöglich neue Klamotten für dich ab. Du siehst aus wie ein Penner."
Der Mann schaffte sie. Er machte sie fertig.
Elena wusste nicht, ob sie mit einer Beleidigung oder einem Danke, oder gar mit beidem, antworten sollte. Aber immerhin hatte dieser Leutnant sie gerade gerettet und vor einer Woche hätte er sie ebenfalls längst einsperren können.
Sie entschied sich für ein einfaches: "Danke."

Mein Dank geht an BlueHoopa, der sich die Mühe macht, meine Rechtschreib- und Grammatikfehler anzumerken (alle nachfolgenden Leser werden es dir auch danken^^)

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