35. Kampf um Knofensa

Rosalia war niedergebrannt. Die Soldaten flohen in den Norden nach Viola. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass die Kantonesen dort ebenfalls angreifen würden.
In einer ruhigen Minute besuchte Tristan den Hauptmann in seinem Zelt. Er salutierte und bat um Gehör. Mit einem Wink gab der Chef seine Erlaubnis.
Tristan äußerte seine Gedanken: "Ein Angriff ist nur eine Frage der Zeit. Von Viola aus können sie nach Teak und nach Dukatia. Dann ist es ein Katzensprung bis in die Hauptstadt."
"Wir sind uns einig, dass Viola nicht fallen darf. Aber glaubt mir, Kleiner. Die lassen sich jetzt keine Woche mehr Zeit um hier anzugreifen", gab der Hauptmann voller Verzweiflung zurück und stützte seine Stirn auf seine Hände.
"Dann sollten wir schnellstmöglich feuerresistente Verteidigungsmechanismen installieren", entgegnete der schwarzhaarige Kerl.
Dieses verfluchte Glurak machte alles zu nichte. Wenigstens waren nahezu alle Soldaten in Viola. Dementsprechend standen mehr Pokémon im Kampf zur Verfügung. Aber ob das wirklich ein Vorteil war, wenn der Feuerdrache wieder zu Speien beginnen würde?

Neugier packte den Hauptmann.
Er erhob seinen Kopf und warf einen Blick auf Tristan: "Was schwebt Euch vor?"
"Wir müssen diesen Kommandanten und sein Glurak eliminieren, bevor es die Stadt anzünden kann. Ich weiß, dass wir keine starken Flugpokémon im Repertoire haben, die einen Menschen tragen könnten. Aber wenn wir den Pokémon beibringen, den Feind von sich aus zu attackieren, könnten zum Beispiel unsere Waaty auf Taubogas Rücken geflogen werden und Glurak angreifen", erwiderte der Leutnant und fasste sich ans Kinn.
Erst nachdenklich, dann mit leuchtenden Augen antwortete sein Vorgesetzter: "Gewagte Idee, aber besser als in die Hose geschissen! Versuchen wir´s!"

Die Soldaten, denen die Waaty und Voltilamm zugewiesen waren, brachten ihnen in den folgenden Tagen bei, auf Taubogas Rücken zu fliegen und dieses nicht versehentlich abzuschießen. Die Männer erklärten ihren Pokémon, worauf es ankam und welche Attacken einzusetzen waren.
In ein paar Flugstunden lernten die Waaty und Voltilamm sich auf den Vogelpokémon zu halten und Attacken wie Donnerblitz und Ladungsstoß einzusetzen. Insgesamt bestand ihre Flugstaffel zwar nur aus fünf Paarungen. Dies war besser, als sich überhaupt nicht gegen Glurak zur Wehr zu setzen.

Mit Knofensas Hilfe wurde außerdem die Stadtmauer überwuchert mit Schlingpflanzen. Jeder, der hindurch laufen wollte, blieb unweigerlich stecken und verhederte sich darin.
Tristan testete die Verstärkung der Stadtmauer eigens mit Arkanis Flammenwurf. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Schlingpflanzen ausgetrocknet waren und Feuer fingen. Die Flammen breiteten sich auch nicht in dem Tempo aus wie bei der Stadtmauer in Rosalia. Es könnte tatsächlich funktionieren.
Aber der junge Mann war gespannt, was sich die Feinde neues einfallen ließen. Er ahnte, dass sie nicht so schnell locker lassen würden.

Neun Tage nach der Zerstörung von Rosalia wurden die johtolesischen Soldaten zur Verteidigung gerufen.
Die Schläge auf die Metallplatte erklangen und es folgte der Ruf: "Feinde in Sicht!"
Knurrend erhob der Hauptmann seine Stimme: "Männer! Auf; in Reih und Glied! Bereitmachen zum Kampf!"
Wie befohlen stellten sich die Soldaten auf der Stadtmauer auf; diese war aber eher ein Verteidigungswall. Die Kantonesen versuchten direkt den Wall zu erklimmen, doch verfingen sie sich im Gestrüpp der Knofensa.
Mit Dragonirs Schockwelle setzte Tristan die angreifenden Soldaten unter Strom. Einzig die Sandamer zerschlitzten das Unkraut weiter und versuchten, nach vorne zu gelangen. Schließlich aber rollte eine Horde Sleimoks an, welche mit Schlammbomben Dreck zwischen die Wurzeln schleuderten. Allmählich entstand ein gangbarer Weg den Wall hinauf.
Das hatte niemand bei den Johtolesen bedacht; mit dem Gestrüpp sorgten sie für eine gute Grundlage, um einen Weg hinauf zur Stadtmauer zu erschaffen. Wie konnte man diesen Weg nach oben nur destabilisieren?
Der schwarzhaarige Kerl hatte einen Geistesblitz: "Allesamt Aquaknarre auf den Matsch!"
Die anwesenden Wasserpokémon setzten seinen Befehl direkt in die Tat um.
Noch bevor die ersten Kantonesen nach oben laufen konnten, steckten diese knietief im Schlamm. Aber auch hier wusste deren Kommandant eine Lösung. Mit Steinwurf von Georok und Geowaz wurde der Schlamm aufgefüllt und verfestigt, sodass die Kantonesen nicht mehr im Matsch versanken.

Jetzt mussten die Johtolesen Auge in Auge gegen ihre Angreifer kämpfen. Sie hatten aber den Vorteil, dass sie hoch oben standen und von dort aus ihre Gegner angreifen konnten. Mit Fernkampfattacken schlugen sie auf die Kantonesen ein.
Mit Flammenwurf und Schockwelle hielt Tristan die Angreifer fern. Dennoch entsandte Kanto so viele Männer auf einmal, dass die Johtolesen kaum Herr der Lage bleiben konnten. Schließlich machte sich auch ein anderes Problem breit.
Der junge Leutnant sah Glurak wieder auf die Stadt zufliegen.
Er wandte sich zu den Tauboga, Waaty und Voltilamm: "Seht ihr den orangen Drachen da? Den müsst ihr angreifen!"
Unmittelbar hoben die fünf Luftabwehrpaarungen ab und versuchten, dem Glurak und seinem Kommandanten das Leben schwer zu machen. Einige Donnerblitze trafen den Feind. Der Feuerdrache geriet daraufhin ins Straucheln. Die Angriffe schienen ihn mehr zu schwächen als Tristan erwartet hatte.
Dennoch speite Glurak unaufhörlich Flammen aus seinem Maul. Bald würde auch Viola brennen.

Doch dann ein Hoffnungsschimmer. Eine weitere Person schaltete sich in den Kampf ein; Vinzent, der Bürgermeister von Viola. Mit seinem Noctuh flog er direkt auf Glurak zu. Ein Ruf des Vogelpokémons genügte, um den Drachen zu verwirren und zur Landung zu zwingen.
Tristan fiel ein Geowaz vom Herzen.
Eigentlich war es den Bürgermeistern nicht gestattet, an militärischen Schlachten teilzunehmen. Dies wurde von Raul erst kürzlich bestimmt. Er war die vielen Bürgermeisterwechsel in den letzten Jahren leid. Wechsel, die sich aus der Natur der Sache ergaben; die Bürgermeister fielen im Krieg und ein neuer musste er. Oft aber war eine Neuernennung mit Unruhen in der jeweiligen Stadt verbunden. Um dem Bürgermeistersterben entgegenzuwirken, bestimmte der König eben jenes Dekret.
Aber ohne Vinzents Unterstützung wäre die Armee so gut wie aufgeschmissen gewesen. Gegen Glurak konnte vom Boden aus niemand so Recht was ausrichten.
Tristan legte seinen Kopf in den Nacken und blickte zum Bürgermeister nach oben: "Vinzent, Danke!"
"Ich sehe gewiss nicht zu, wie meine Stadt brennt", entgegnete er und flog zum Angriff auf die Stadtmauer.
Der junge Leutnant wandte sich schließlich Glurak zu. Augenscheinlich hatte es sich schon wieder von seiner Verwirrung erholt. Dragonir war entschlossen für den Kampf.
Tristan beugte sich zu Dragonir und sprach ihm Mut zu: "Einmal hast du schon gegen ihn gewonnen."
Das stimmte; immerhin war Glurak bei ihrer ersten Begegnung wegen eines Angriffs der Wasserschlange abgestürzt.
Der Kommandant war von Dragonir unbeeindruckt: "´Tschuldigung, mit dem Viech willst du gegen mich kämpfen?"
"Dieses Viech hat schon einmal gegen Euch gewonnen!", entgegnete der schwarzhaarige Kerl und ging mit Nassschweif zum Angriff über.
Glurak wich aus, zunächst. Schließlich traf Dragonir und setzte Glurak einen merklichen Schaden zu.

Verdutzt wie erbost blickte der Kommandant auf das Geschehen: "Was? Du verfluchtes Glurak, los, greif schon an, Schlitzer!"
Dragonir duckte sich zuerst weg, wurde dann aber voll getroffen. Von ganz alleine schlug es mit einer Kopfnuss auf Gluraks Bauch ein und windete sich aus der Gefahrenzone.
Erst war Tristan besorgt, dann aber positiv überrascht: "Sehr gut, Dragonir, Schockwelle!"
Wieder wurde der Drache unter Strom gesetzt. Doch so langsam schien es egal zu sein, wie viel Schaden man dem orangen Pokémon zufügte. Mit der Zeit wurde es immer wütender. Der Drache bließ heißen Odem aus, welcher sich zu einer Infernoattacke entwickelte.
Dragonir schützte sich vor den Flammen mit einer Wand aus Eisstrahl. Erst, als Glurak seine Attacke vor Erschöpfung beendet hatte, konnte die Wasserschlange mit Eisstrahl einen Treffer auf die Flügel seines Gegners landen.

Spöttisch rief der Kommandant zu seinem Pokémon: "Bist du wütend genug?"
Glurak schnaubte. Sein Atem war heißer denn je und die Wut war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
"Gut, dann ist es Zeit für das große Finale. Glurak; Wutanfall!", schrie der Trainer, dem die Freude über diesen Befehl förmlich ins Gesicht geschrieben war.
Mit einem unwahrscheinlichen Tempo bewegte sich der Drache auf Dragonir zu und schlug brutal auf es ein. Nur mit einem weiteren Eisstrahl konnte sich das blaue Pokémon von Glurak wegbefördern, wo es erschöpft zu Boden fiel und liegen blieb. Blind vor Wut schlug der Feuerdrache um sich und zerstörte Häuser und Bäume. Es wusste nicht mehr, was es tat.
Tristan nutzte die Zeit und lief zu Dragonir, um sich die Verletzungen genauer anzusehen. Er kniete sich zu ihm hinunter, um der Wasserschlange zu helfen.
Der Kommandant machte seinem Glurak einen Vorschlag: "Hey, deine Energie solltest du sinnvoll einsetzen. Los, bring dieses Dragonir um! Oder willst du dir deine letzte Niederlage einfach so bieten lassen?"
Mit zusammengekniffenen Augen blickte der schwarzhaarige Kerl mit Dragonir in seinen Armen auf Glurak. Es stürmte unmittelbar auf ihn zu. Er hatte keine Chance, der Attacke zu entkommen. Sehenden Auges blickte er seinem Verderben entgegen.
Doch kurz bevor der Feuerdrache bei Tristan und Dragonir einschlagen konnte, sprang aus dem Hintergrund Arkani auf Glurak und wehrte den Angriff ab. Der Hund biss seinem Feind ins Genick und ließ nicht mehr los. Unfähig, noch normal zu denken, taumelte Glurak hin und her und wollte nur seinen Angreifer los werden.
Doch Arkani ließ nicht locker. Dies verschaffte Tristan Zeit und er holte Dragonir in den Pokéball zurück. Er erhob sich und brachte sich hinter Arkani in Sicherheit. Schließlich ließ auch der Feuerhund los und landete auf allen Vieren.
Glurak hingegen war von seinem Wutanfall so erschöpft und verwirrt, dass es auf den Boden krachte. Wortlos blickte der Kommandant auf sein Pokémon. Mit einem Entsetzen in seinem Gesicht holte er seinen Feuerdrachen in den Pokéball zurück und wollte rennen. Davonlaufen. Fliehen. Wie ein Feigling. Wahrhaft keine Ehrenmänner, diese Kantonesen, dachte Tristan für sich.

Noch im selben Moment erkannte der junge Leutnant die Ranken eines Bisaknosp, welche sich um die Beine des Feindes legten und den Kommandanten zu Fall brachten.
"Tristan, wie es ausschaut, haben wir die Kantonesen zurückgeschlagen. Und ihren Kommandanten haben wir auch noch. Wir haben gewonnen!", grinste Valentin zufrieden, als er hinter seinem Bisaknosp hervorkam und dem Kommandanten eigens Fesseln anlegte.
Ungläubig wiederholte Tristan: "Wir haben gewonnen?"

Bei all der Freude vergaß er nicht, sich um Dragonir zu kümmern. Der schwarzhaarige Kerl ging mit ihm zu den Sanitätern und ließ es von den Chaneira behandeln.
Voller Gelassenheit erläuterte die Schwester die Art der Verletzungen: "Wie es aussieht hat es hier eine Prellung abbekommen, aber das löst sich von alleine wieder auf." Zusätzlich versicherte sie: "Ansonsten scheint es bei guter Gesundheit zu sein. Es braucht nur eine Pause."
Tristan verneigte sich automatisch vor der Schwester und zeigte ihr so seine Dankbarkeit für diese wunderbaren Nachrichten. Er schätzte sich über alle Maßen glücklich, dass Elenas Pokémon nichts passiert war.
Ein wenig geknickt schien die Wasserschlange dennoch zu sein, weil es gegen Glurak verloren hatte. Es verweigerte das Essen und blickte zur Seite.
Was für ein arrogantes Viech, dachte der Ersatztrainer.
Aber dennoch fand Tristan tröstende Worte: "Du bist viel kleiner als der und außerdem hast du keine Flügel... geschweigedenn andere Gliedmaßen. Ich bin sicher, du hättest gewonnen, wenn du größer wärst."

Am Nachmittag nach der Schlacht machten sich die Soldaten daran, die Verstorbenen vom Feld zu räumen und zu vergraben. Die Reparaturen an der Stadtmauer, welche erhebliche Schäden davon getragen hatte, wurden noch am selben Tag eingeleitet.
Der junge Leutnant war gespannt, wie seine Vorgesetzten in der Folgezeit weiter machen würden; sich erstmal in Viola verstecken oder auf Rosalia marschieren und die Städte zurückerobern? Für ihn gab es in logischer Konsequenz nur diese beiden Optionen.
Die Antwort auf seine Überlegungen sollte er noch am selben Abend erhalten. General Hermann Schiner war höchstpersönlich nach Viola gekommen.

"Was will´n der hier?", murrte Valentin, als er den General an sich vorbei reiten sah.
Tristans müder Blick folgte Hermanns Gallopa.
Die Sprachrohre der Stadt trugen die Botschaft an die Soldaten hinaus; sie mussten sich umgehend am Marktplatz einfinden.
Tristan zuckte mit den Schultern und verzog gähnend das Gesicht: "Das werden wir jetzt gleich hören."
Im Schein der untergehenden Sonne schlenderten die beiden Kumpels zum Marktplatz, in dessen Norden sich der historische Turm erhob. Vor der Kulisse bereitete Hermann sich vor, seine Rede zu halten. Eine Bühne war nicht vorhanden, sodass er auf seinem Gallopa sitzen blieb um die Menschenmenge zu überblicken.
Die Soldaten schienen vollständig versammelt zu sein und so begann der General seine Ansprache: "Soldaten! Ihr habt heute gut gekämpft und nicht zuletzt ist es uns gelungen, die Kantonesen aus unserer wichtigsten Binnenstadt fern zu halten. Feiert diesen Erfolg."
Euphorisch begannen die jünglichen Soldaten ihren General mit Applaus zu feiern.
Hermann wartete einige Sekunden, erhob danach seine Hand zur Stille: "Jetzt, wo wir auch noch ihren Kommandanten in unseren Fängen haben, könnte sich zum ersten Mal in der Geschichte das Blatt wenden. Aber es ist dennoch Vorsicht geboten. Ich habe nämlich Informationen aus einer zuverlässigen Quelle vorliegen, wonach die Kantonesen bei den Olivianern um Zutritt über ihr Land gebeten haben." Hermann hielt inne und ließ die Masse mit diesem Gedanken für einige Momente alleine. Er verstand Dramaturgie.

"Und Oliviana hat gewährt", vollendete der General.
Ein Raunen ging durch die Menge.
Valentin und Tristan blickten sich entsetzt an. Für beide war zu erahnen, worauf die Ansprache hinauslaufen würde.
"Ich, der große General Schiner, habe daher beschlossen, dass wir Oliviana mit einem Präventivschlag angreifen und besetzen, um den Kantonesen keine Zugangsmöglichkeit nach Teak zu ermöglichen! Ein Teil von euch wird hier bleiben und Viola weiterhin verteidigen. Der andere Teil kommt mit mir. Den Schlag auf Oliviana werde ich selbst leiten!"
Unter tosendem Applaus beendete Hermann seine Ansprache. Auf seinem Gallopa ritt er einmal quer durch die Menge und ließ sich feiern. Weswegen die Soldaten ihn überhaupt anhimmelten? Der junge Leutnant konnte es nicht verstehen.

Nur Valentin und Tristan blieben starr und warfen sich kritische Blicke zu. Beide von ihnen wussten, dass Oliviana und Anemonia sich als freie Städte von Johto abgespaltet hatten. Aber in den letzten 40 Jahren hatte sich keine der beiden Städte mit Kanto verbündet. Der schwarzhaarige Kerl musste herausfinden, was es damit auf sich hatte. Hermann würde mit seinem sogenannten Präventivschlag nur wertvolle Ressourcen an Soldaten, Waffen, Pokémon und vor allem Zeit verschwenden.
Aber ihm als vermeintlich desertierten Leutnant stand es nicht zu, seinem General irgendwelche Ratschläge zu geben. Hermann würde ohnehin nicht auf ihn hören. Aber er kannte jemanden, dem Hermann Gehör schenken würde.

Auf ihrem Weg zum Zelt tobte Tristans Kopf, doch nach langen Überlegungen wusste er, was er zu tun hatte: "Valentin?"
Sein rothaariger Kamerad sah auf und nickte ihm zu.
Der junge Leutnant offenbarte seinen Plan, als niemand in ihrer Nähe war: "Ich muss mit meinem Vater reden. Vielleicht kann er Hermann zur Vernunft bringen."
Sofort dachte Valentin an all die Hindernisse, die sich unüberwindbar aufbäumten: "Wie willst das machen? Ohne Telefon und nichts."
Tristan verzog eine Augenbrauen in die Höhe und hielt seinem Kameraden Arkanis Pokéball unter die Nase: "Ich werde ihn persönlich besuchen. Mit Kini schaff ich es innerhalb von einem Tag nach Dukatia... wenn er rennt."
Sein dürrer Kumpel nickte voller Sorge: "Wenn du schnell wieder kommst und keiner deinen Ausgang bemerkt, ist´s mir egal. Will nur, dass du keine Probleme kriegst."
"Ich mache mich nachts auf den Weg. Ich denke, morgen bin ich zurück."

Statt zu schlafen und sich zu erholen wartete Tristan, bis er im Schlafsaal des Zeltes nichts anderes mehr hörte als Schnarchen. Von der oberen Etage seines Stockbetts ließ er sich langsam auf den Boden hinunter. War das schon zu laut?
Er blickte um sich und sah keine Regung. Seine Klamotten hatte er angelassen; das hätte am meisten Lärm verursacht. Nur seine Stiefel musste er anlegen und schnüren. Beide Pokébälle hatte er am Gürtel hängen. Mit schweren schleichenden Schritten versuchte er, aus dem Zelt hinaus zu gelangen.
Unendlich lange erschien ihm der Gang zum Ausgang. Mit 19 seiner Kameraden teilte er sich den Schlafplatz. Konkret bedeutete dies 19 Mal die Gefahr, dass einer von ihnen aufwachen und Tristan erwischen könnte. Aber bei was erwischen? Es konnte ja sein, dass er sich nur erleichtern musste. Schon wurde er ruhiger und endlich war er aus dem Zelt draußen.

Er blickte kurz um sich, ob ihn eine Wache entdeckt hatte. Aber es blieb still. Nur der Ruf von Hoothoot war zu hören. Der junge Leutnant begab sich auf den kürzesten Weg zur Stadtmauer nach Westen.
Dies war ein Weg, den er mit Furcht antrat. Würde er hier erwischt werden, hätte er keine plausible Ausrede parat. Auf diesen Gedanken schnellte sein Puls in die Höhe. Der neuerliche Deserteur eilte durch die dunklen Gassen von Viola und hoffte, dass dort keine Wachen patrouillieren würden.
Vielleicht könnte er sich als einfacher Zivilist ausgeben? Mit der Uniform gestaltete sich dies allerdings schwierig. Außerdem waren nahezu alle Zivilisten abgereist. Gedankenverloren achtete er nicht auf seine Umgebung, als er plötzlich mit jemanden zusammenstieß.
Scheiße! Er war entdeckt worden!
Er wich zurück und wandte sich ab, doch im Augenwinkel konnte er sein Gegenüber erkennen: "Jonas?"
Der Ebenholzer schien ebenso schockiert, dass er mitten in der Nacht auf jemanden traf und bibberte: "Tristan, dich hab ich nicht erwartet."
Der junge Leutnant winkte ab: "Ich habe es eilig." Seinen erhobenem Zeigefinger hielt er unter Jonas Nase und drohte: "Und wehe du verpetzt mich!"
Der ehemalige Bürgermeister wich zurück: "Ist gut..."
Ohne ihn weiter zur beachten, hastete der schwarzhaarige Kerl weiter.

Kurz vor der Stadtmauer entsandte Tristan sein Arkani. So wie er sonst immer die Stadtmauern überwandt, würde er es auch dieses Mal wieder tun.
Er beugte sich zu Arkanis Ohr und gab den Befehl: "Kini, Sprungfeder, aber mach es so leise wie möglich."
Arkani winselte kurz auf, als wollte es fragen: "Und wie soll das gehen?"
Leichtfüßig nahm es ein paar Schritte Anlauf und hob ab in die Luft.
In der Ferne hallte ein Ruf durch die Nacht: "Was ist das?"
Tristan war entdeckt worden!
In Panik gab er seinem Pokémon eine neue Anweisung: "Okay Kini. Wir müssen so schnell wie möglich weg von hier. Egal wie laut!"
Arkani landete; mit einem Sprint verschwand es im Wald.

Mein Dank geht wie immer an @BlueHoopa, der hier meine Fehler ausbessert. Schaut doch mal bei ihm vorbei, ist ein super Typ und hat einen genialen Humor^^

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