33. Der schon wieder

Der Angriff auf Rosalia musste unmittelbar bevorstehen. In den letzten Tagen war die Nervosität in der Stadt unter den Soldaten spürbar. Zivilisten, die sich bis dahin noch nicht gerettet hatten, taten es in den vergangenen Wochen. Es schien, als würden die Männer den Kampf herbeisehnen. Worauf warteten sie denn eigentlich?
In einer Stadt zu sein, die nicht ihr zu Hause war, getrennt von ihrer Familie, war für sie kein lebenswertes Leben. Das Warten auf einen Angriff, um von hier weg zu kommen, war wie das Warten auf den Tod. Denn der Tod war so gut wie sicher.

Tristan plagte in all der Zeit sein Gewissen, denn er konnte sein Versprechen nicht halten. Er konnte Elena nicht nach Hause bringen. Aber er hatte Dragonir bei sich. So gab er sich vorerst damit zufrieden, das Pokémon zu beschützen. Es war das Mindeste, was er für Elena tun konnte.
Elena. Irgendwie fehlte sie ihm. Aufstehen gefühlt am Nachmittag, immer nur Beeren essen, in der Gefahr leben... Die Zeit, die der junge Mann mit ihr verbracht hat, war eigentlich keine schöne Zeit. Aber jetzt, wo das Mädchen nicht mehr bei ihm war, kam ihm die Welt noch düsterer vor als ohnehin schon. Sie war zwar kein gut gelaunter Sonnenschein, aber mit ihr ging es Tristan trotzdem besser.
Der schwarzhaarige Kerl fütterte seine beiden Partnerpokémon. Dragonir konnte es nicht lassen und würgte Arkani.
"Das hast du während der drei Jahre wohl sehr vermisst, was?", schmunzelte er.
Nachdem es von Arkani durch die Luft geschleudert wurde und auf dem Boden landete, streichelte er Dragonir über den Kopf.
"Aber stark bist du geworden, kleines Dratini", sprach der junge Mann voller Anerkennung.

Schließlich kam Valentin auf ihn zu und setzte sich neben ihn: "Was ist das für ein spezieller Grund, weswegen du die Deserteurin beschützen willst, wenn du nicht verknallt bist? Und warum kümmerst du dich jetzt um ihr Dragonir? Willst du es mir wirklich überhaupt nicht sagen?"
Der schwarzhaarige Kerl zuckte mit den Schultern: "Ich hab dir doch bereits gesagt, dass ich in sie verliebt bin. Und jetzt lass mich."
"Und doch hast du schon darauf beharrt, ihr aus einem anderen Grund geholfen zu haben!", betonte der Dürre mit erhobenem Zeigefinger.
Mit einem Augenrollen seufzte Tristan: "Ein andern Mal vielleicht..."
Sein Untergebener jammerte: "Aber mir ist hier so langweilig und wir haben so viel Zeit."
Seine Anklage sollte nicht unerhört bleiben.

"Feinde in Sicht!", rief einer der wachhabenden Soldaten.
"Da schau, Kanto greift nur für dich an, damit du keine Langeweile mehr hast", feixte Tristan und erhob sich.
Ein anderer Wachmann schlug Alarm auf einer Metallplatte. Jeder der in Rosalia anwesenden Soldaten wusste, dass sie zum Kampf gerufen wurden.
Tristan holte beide Pokémon in die Pokébälle zurück und reihte sich an der Stadtmauer ein.
Der Hauptmann schrie: "Männer! Jetzt ist es soweit! Die kleinen Hosenscheißer haben uns ja lange genug warten lassen. Glaubt nicht, dass das ein einfacher Kampf wird. Wenn ich eine halbe Ewigkeit lang Vorbereitungen treffe, dann hat das meist Hand und Fuß.
Gehen wir davon aus, dass auch die kantonesischen Idioten vorbereitet sind. Verteidigt die Stadtmauer, so lange es geht. Und versucht die Feinde noch vor der Stadt zu töten, anstatt sie hier rein kommen zu lassen. Alles klar? Dann los!"

Alle Mann rannten die Treppen nach oben und stellten sich auf der Stadtmauer auf.
Mit Dragonir und Arkani verfügte Tristan über wunderbare Fernkampfpokémon, mit welchen er Angriffe von hier oben ausführen konnte. Auch Valentins Bisaknosp konnte dahingehend dienlich sein.
Etwa 100 Meter vor der Stadtmauer hielten die kantonesischen Streitkräfte an und machten sich zum Angriff bereit. Die kantonesischen Georok und Geowaz bewarfen die Stadt mit Felsen. Diese wurden gerade noch von Morlord mit Aquaknarre und von Bisaknosp mit Rankenhieb zu Fall gebracht, bevor das Gestein die Stadtmauer durchschlagen konnte.
Auch Kanto hatte Fernkampfpokémon in seinen Reihen. Zuerst mussten diese ausgeschaltet werden.
"Dragonir, Windhose auf die Golems", befahl der Ersatztrainer dem Drachenpokémon.
Die Wasserschlange entfachte zugleich einen stürmischen Wind, der die Georok umkippte. Valentin befahl seinem Bisaknosp Rasierblatt. Dieses schien den Gesteinspokémon mehr zuzusetzen.
"Gut gemacht", lobte Tristan seinen rothaarigen Kameraden.
Mit Flammenwurf wurde seitens Kanto versucht, die Stadtmauer in Brand zu setzen. Doch konnte das Feuer von den wenigen johtolesischen Wasserpokémon gelöscht werden. Außerdem wurde die Stadtmauer in den vergangenen Tagen mit Stein verkleidet, um ein Niederbrennen zu vermeiden.

Die kantonesischen Trainer der Nahkampfpokémon kamen der Stadtmauer näher. Die von Georok heruntergekrachten Felsen dienten ihnen dabei als Schutz. Mit Rattikarl, Nidorino, Sleimok, Maschok, Nockchan und Kicklee kletterten ihre Trainer die Felsen hoch. Die Feinde standen kurz davor, die Stadtmauer zu überwinden.
Der vorgeschobene Felswurfangriff diente nur dazu, eine Klettermöglichkeit über die Stadtmauer zu schaffen.
Tristan konzentrierte sich voll und ganz darauf, die ihm gegenüber stehenden Eindringlinge mit Arkanis Flammenwurf zu verbrennen und mit Dragonirs Schockwelle unter Strom zu setzen.
Die Pokémon fielen samt Trainer nach unten, doch erschien es ihm zu einfach. Der junge Leutnant blickte einem hinuntergefallenen Soldaten und seinem Pokémon hinterher. Währenddessen attackierte Arkani weiterhin die Angreifer.
Dort am Boden war eine Horde aus Digda und Sandamer rund um die Felsen. Die Bodenpokémon begannen ein Loch unter der Stadtmauer durchzugraben. Die Kantonesen wollten über den unterirdischen Weg heimlich in die Stadt eindringen und von hinten angreifen. Alles, was gerade geschah, war nur ein Ablenkungsmanöver.
"Hauptmann Gerald!", schrie Tristan zu seinem Chef.
"Was ist? Solltet Ihr nicht kämpfen?", fragte der genervt zurück.
Doch der schwarzhaarige Kerl musste seinen Vorgesetzten darüber informieren: "Die Kantonesen graben ein Loch. Sie wollen von unten hier durch kommen!"
"Was?", stieß er aus und wich zurück.
In dem Krawall konnte der Hauptmann kaum ein Wort verstehen, aber das hörte er sofort richtig.
"Denen werden wir schon helfen!", rief der Vorgesetzte aus und befahl: "Alle mit Boden- oder Gesteinspokémon zu mir, sofort!"
Von den anwesenden 93 Männern hatten immerhin 19 ein solches Pokémon. Darunter fanden sich Phanpy, ein Donphan, Onix, Quikel, Keifel und Digda.
"Jetzt passt mal auf, Leute! Diese Arschlöcher wollen sich unter unserer Stadtmauer durchgraben. Eure Pokémon können doch hoffentlich Erdbeben oder Intensität?", fragte der Hauptmann seine Leute.
Einige der Soldaten nickten zögerlich. Auf die Attacken hatten sie nie richtig geachtet.
"Na wie dem auch sei; heizen wir ihnen richtig ein, wenn sie gerade in ihrem Tunnel sind. Los, macht sie schwindlig und zeigt ihnen, wo der Hammer hängt!"

Tristan konnte jedes Wort mithören. Ob die Stadtmauer stabil genug wäre, die Erdbebenattacken auch auszuhalten?
Der Hauptmann ließ mit Schaufler ein Loch graben. Donphan stellte sich am Ende des Lochs hinein und sandte Erdbeben frontal zum Gegner. Natürlich wackelte es überall. Der Angriff hatte aber keineswegs die Heftigkeit, als wenn er an der Erdoberfläche ausgeführt worden wäre.
Tristan blickte in dem Moment nach unten und sah, wie sich die grabenden Soldaten mit ihren Pokémon aus dem Loch zurückzogen.
Dabei hörte er die Worte: "Verdammte Scheiße, mein Tunnel ist eingestürzt."
Die Grabenden bekamen den Befehl, erneut loszugraben.
Der junge Leutnant wandte sich zu seinem Hauptmann und rief: "Das erste Mal hat´s geklappt; ihr Tunnel ist eingestürzt. Aber sie werden weiter machen."
"Na dann machen wir auch weiter! Ganz einfach", entgegnete sein Vorgesetzter.

In der Zwischenzeit machte sich aber eine ganz andere Bedrohung breit. Die kantonesischen Soldaten kamen mit Schutzschilden und einer Rammbockarmee aus Tauros und Rihorn auf das rosalianische Stadttor zugelaufen.
Tristan fühlte sich dafür zuständig. Von oben veranlasste er Arkani, einen Flammenwurf auf die Schutzschilde zu schicken. Aber die Schilde waren feuerresistent, sodass es die Soldaten wenig störte.
Da kam ihm eine bessere Idee: "Dragonir, schieß Eisstrahl auf jeden der Schilde, bis es ihnen zu schwer wird!"
Unter dem Gewicht des Eises gingen die Soldaten in die Knie und die Rammbockpokémon waren ungeschützt.
"Jetzt aber; Flammenwurf und Schockwelle!", rief Tristan seinen beiden Pokémon zu.
Beide führten die Attacken umgehend aus. Ein elektrisierender Feuerstrahl traf die feindlichen Pokémon. Paralysiert fielen die Tauros zu Boden. Einzig den Rizeros schien der Angriff nichts anhaben zu können; diese schlugen weiterhin auf das Tor ein.
Die weiteren Flammenwürfe von Arkani richteten keinerlei Schäden gegen die Rizeros an. Auch Dragonirs Windhose konnte die Gesteinspokémon nicht beeindrucken.
"Leute, ich brauch hier mal Hilfe!", rief der schwarzhaarige Kerl zu seinen Kameraden.
Der Soldat mit Morlord kam zu Tristan und ließ sich das Problem erklären. Mit Aquaknarre attackierte er die Rizeros, welche unaufhörlich auf das Tor einhämmerten. Die Balken würden bald zu Bruch gehen. Aber wie konnte Tristan das Stadttor stabilisieren?
Die Stadtmauer an sich wurde mit einer Steinverkleidung gefestigt. Das Tor hingegen blieb unbefestigt. Immerhin musste man es noch öffnen und schließen können.
"Arkani, bleib hier und zünd jeden an, der über die Mauer kommen will", sagte der Leutnant zu seinem Feuerpokémon.
Zu Dragonir meinte er: "Komm, wir müssen runter. Ich habe eine Idee."
Tristan lief nach unten, Dragonir schlängelte sich hinterher.
"Hast du so viel Kraft, das ganze Stadttor mit einem Eisstrahl einzufrieren?", fragte der Kerl sein Drachenpokémon.
Dragonir machte keine weiteren Faxen und begann mit seiner Arbeit. Seinen Eisstrahl schoss es zielgerichtet auf die schwächste Stelle des maroden Balkens. Von dort aus spuckte es das Eis über die gesamte Fläche und sicherte fürs Erste das Stadttor.
Aber das war das geringste Problem.
Gerade als der Hauptmann ein Lob an Tristan aussprechen wollte, gab es neue Schläge auf die Metallplatte.

Es folgte der Ruf: "Luftangriff!"
Der junge Leutnant hastete wieder nach oben zur Stadtmauer. Er brauchte einen Überblick über das Ausmaß des bevorstehenden Angriffs. In der Ferne, aber mit rasender Geschwindigkeit auf Rosalia zukommend, erkannte er einen Drachen mit Feuerschweif.
"Glurak?", flüsterte Tristan vor sich hin.
Der schon wieder? Anhand der Größe wusste der junge Mann, dass es jenes von damals in Ebenholz und in Rosalia war.
"Hätten wir es doch abgestochen", wisperte er leise.
Mit einem Sturzflug verlor der Feuerdrache an Höhe und näherte sich Rosalia.
"Alle runter hier!", schrie Tristan auf.
Die Soldaten stürmten die Treppen hinunter, manche sprangen sogar.
Einzig der junge Leutnant blieb auf seinem Arkani auf der Stadtmauer zurück.
Zuerst befahl er aber: "Drago, baue einen Schutzschild, los."
Unter Dragonirs Haube fanden die Soldaten kurzfristigen Schutz.

Glurak eröffnete seinen Angriff mit Flammenwurf. Sein erstes Ziel waren Tristan und Arkani. Aber der Feuerhund hatte ebenfalls Kraft.
"Kini, Flammenwurf! Ziel direkt in seine Attacke!"
Mit einem Verpuffen lösten sich die Attacken ineinander auf und niemand ging als Sieger hervor. Glurak wendete sofort nach seinem ersten Angriff und nahm den Schutzschild unter Beschuss. Bevor den Soldaten jedoch etwas geschehen konnte, wehrte Arkani den Angriff ab.
Der junge Leutnant biss die Zähne aufeinander und ballte die Faust: "Hätte ich es doch umgebracht."
Schließlich wandten sich Glurak und dessen Trainer nun ganz Tristan und seinem Arkani zu.
"Ah, Arkani", sprach der Kommandant auf dem Drachen, als hätte er eine Erkenntnis erlangt: "Glurak, Schlitzer!"
"Ausweichen Arkani und Knirscher!"
Mit einem Sprung tackelte es Glurak zuerst und biss sich dann an einem Bein fest. Der junge Trainer hatte Mühe, sich auf Arkanis Rücken zu halten.
"Umso besser, nochmal Schlitzer!", rief der Kommandant.
Arkani ließ los, bevor es getroffen werden konnte und kehrte auf den Erdboden zurück.
Tristan kniff seine Augen zusammen und sagte ruhig: "Schieß einen Flammenwurf rauf."
Auf die Attacke hin wich Glurak natürlich aus und landete auf der leeren Stadtmauer. Alle Soldaten standen unmittelbar darunter. Die Furcht vor Gluraks Flammen war ihnen ins Gesicht geschrieben.
"Da nützt Euch Eure ganze Stärke nichts, Mister Avila!", rief der Kommandant.
Tristan fragte: "Ihr wisst, mit wem Ihr es zu tun habt? Woher?"
"Das ist nicht von Belang. Wichtig ist nur, dass ich euch alle hier töten werde. Los Glurak, Inferno!"

Der Drache setzte zur Attacke an und speite die Flammen in Richtung der Soldaten. Die Stadtmauer fing von innen Flammen und ein loderndes Feuer entfachte. Dragonir setzte von sich aus Schutzschild ein, welches nicht geschmolzen werden konnte und verhinderte so den Feuertod der Soldaten.
Mit Arkani holte Tristan zum Gegenschlag aus: "Los, Sprungfeder!"
In einem Karacho hob Arkani in die Luft ab. Es landete direkt auf dem Kopf des wütenden und alles vernichtenden Gluraks. Der Drache achtete nicht auf seine Umgebung, weshalb er auch nicht ausweichen konnte. Auch sein Trainer wollte unbedingt einen Bruch des Schutzschildes herbeiführen und hatte Arkani nicht kommen sehen.

Mit der Attacke wurde Glurak verwirrt. In alle Richtungen speite es Flammen.
Arkani samt Tristan flohen nach unten.
"Los, alle weg hier! Bringt euch in Sicherheit", rief der junge Leutnant zu den Soldaten.
Sofort machten sie sich auf den Weg raus aus der Flammenhölle.
Der Hauptmann schrie: "Wir geben die Stadt auf? So war das nicht geplant!"
Der schwarzhaarige Kerl deutete um sich: "Seht Euch doch um. Wir können hier nicht gewinnen. Oder wollt Ihr einen Aschehaufen beschützen?"

Ein letztes Mal blickte er nach oben zu Glurak und seinem Trainer. Der Glurakmann versuchte verzweifelt, sein Pokémon zu beruhigen.
Er bemerkte Tristans Blick und sprach: "Ich werde Euch kriegen, junger Leutnant. Darauf könnt Ihr Gift nehmen!"
Um sich und seine Pokémon nicht sinnlos zu gefährend, ließ der junge Mann den Feind wortlos stehen. Dragonir holte er in den Pokéball zurück. Auf Arkanis Rücken floh er aus Rosalia; einer Stadt, die brannte.

Ich habe grad erfahren, dass es meine Kapitel durcheinander geworfen hat, daher Neuordnung und Nummerierung... hav dabei versehentlich dieses Kapitel veröffentlicht. Also es bleibt bei drei Updates, keine Angst, ihr werdet nicht täglich von mir belagert xD (ich werde dann voraussichtlich das Mittwochsupdate weglassen oder so^^)

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