2. Alles begann normal
Mit aus dem Bett hängenden Armen und Beinen erwachte Elena. Ihre Gliedmaßen waren eiskalt, weswegen sich das Mädchen noch einmal unter die Decke mummelte.
Die zwischenzeitlich fünfzehnjährige Jugendliche griff zu ihrem Pokéball, der jede Nacht neben ihr auf dem Nachtkästchen lag. Sie fühlte die Rillen des Holzes. Nur nicht den Knopf drücken, sonst würde Dratini neben ihr im Bett liegen.
Manchmal, wenn sich der kleine Drache einen Scherz erlaubte, befreite er sich selbst aus dem Ball und behauptete seinen Platz in Elenas Bett. Für das Mädchen wurde es dann eng, aber wie hätte sie ihrem Pokémon böse sein können?
Unfähig, nochmal einzuschlafen, überkam Elena ein mulmiges Gefühl. Eine unheimliche Ahnung? Sie richtete sich auf und hielt sich den Kopf. Verschwommen nahm sie wahr, dass sich die Wolken am Horizont rosa gefärbt hatten. Die Jugendliche blickte zu ihrer kleinen Schwester hinüber, die noch seelenruhig schlief.
Dass sie mal vor Doro aufwachte, war eher selten der Fall. Üblicherweise war es die Kleine, die Elena aus den Federn trieb. Oftmals fragte sich die Jugendliche, woher ihre Schwester nur die Motivation und die Energie für all das nahm. Für die Schule, für das Leben.
Das Mädchen setzte einen Fuß auf den Boden, welcher sogleich knarrzte. Sie warf einen Blick um sich. Niemand ihrer Mitbewohner war aufgewacht. Im Schrank, welchen sie sich mit Doro teilte, griff sie sich ihre üblichen Klamotten; eine weiße Tunika, einen schwarzen Rock und einen grauen Umhang.
Elena verließ das Mädchenschlafzimmer, in welchem sie wohnte, und ging ins Bad. Aus dem Erdgeschoss hörte sie bereits das Klappern von Geschirr und Gesprächsfetzen. Die Jungs hatten heute schon früher Hunger bekommen.
Fertig angezogen weckte sie Doro auf und wartete noch einen Moment. Ihren Pokéball steckte Elena in die Rocktasche. Niemals würde sie ohne Dratini in ihrer Nähe vor die Tür gehen.
Wie jeden Tag bekamen die Kinder im Waisenhaus zum Frühstück eine Schüssel Haferbrei und einen Apfel. Es war ein günstiges, sättigendes und gesundes Essen. Genau deshalb konnte Elena es nach mittlerweile zwei Jahren des täglichen Verzehrs nicht mehr sehen. Aber es war besser als zu hungern.
Zu ihrem Glück war der Winter zu Ende gegangen und ein warmer, sonniger März hielt in Ebenholz Einzug. Bald schon würden auch die Beerensträucher wieder Früchte tragen, an welchen sich das Mädchen satt essen würde. Die fruchtig süßen Pirsifbeeren waren ihr die liebsten. Im Heimatkundeunterricht lernte sie, dass diese Beeren sogar bei der Behandlung von Vergiftungen aller Art zum Einsatz kamen.
Zusammen verließen die Schwestern das Waisenhaus und begaben sich in Richtung Schule. Die Klänge des Glockenturms am Marktplatz hallten aus der Ferne über das Land. Elena wunderte sich, da die Glocke höchstens zur Mittagszeit geläutet wurde; nicht aber am frühen Morgen. Offenbar sollte irgendetwas bekannt gegeben werden.
Die Schwestern folgten der gepflasterten Gasse. Die Häuser waren aus Stein und aus Holz erbaut; den Rohstoffen, die um Ebenholz reichlich vorhanden waren. Die Hausmauern wurden verputzt und weiß angestrichen. Die Holzbalken, die das Gerüst des Hauses und des Dachstuhls bildeten, waren jedoch sichtbar. Fachwerk, nannten die Erbauer ihre Konstruktion. So wurde schon vor 100ten Jahren gebaut.
Auf halbem Weg zum Marktplatz kamen die zwei am Haus der Bolcas vorbei. Die beiden Söhne Theodor und Edgar waren im jeweiligen Alter der Mädchen. Besonders Theo war in den letzten Jahren für Elena ein guter Freund geworden.
Die Jugendliche erblickte den kleinen Edgar am Fenster sitzen. Als der wiederum die Schwestern sah, sprang er auf und rief nach Theo. Es dauerte keine 30 Sekunden, bis die beiden blonden Buben vor die Tür kamen.
Mit einem strahlenden Lächeln kam Theo zur Tür hinaus: "Morgen zusammen!"
So früh am Morgen kurz vor Schulbeginn konnte Elena so gute Laune weder verstehen noch ertragen, aber sie bemühte sich, nicht allzu griesgrämig zu wirken.
Mit einem Gähnen gab Elena zurück: "Morgen."
Der blonde Junge wunderte sich: "Du hast doch die ganze Nacht geschlafen. Wie kannst du müde sein?"
Sie winkte ab und wandte sich ab: "Ich bin immer müde."
Um die vier herum wuselten nicht nur die Schulkinder. Nein, auch die Erwachsenen hetzten zum Marktplatz.
Erstaunt nahm Elena die Hektik wahr, hatte jedoch keine Ahnung, was vor sich ging: "Sag mal, hast du zufällig mitbekommen, was hier los ist?"
Theo wusste nicht, ob er eine ausreichende Antwort liefern konnte: "Mama hat gesagt, dass die wohl irgendwas bekannt geben. Aber was; keine Ahnung."
"Wird schon nicht so wichtig sein", kommentierte sie und blickte wieder mit halboffenen Augen auf den Weg vor ihr.
Sie ahnte nicht, wie falsch sie damit lag.
Der Blondschopf grinste über beide Ohren: "Hören wir uns den Quatsch halt an und dann geht's in die Penne zum Pennen. Für dich zumindest. Und wenn du nach dem Unterricht ausgeschlafen hast, könnten wir runter zum Fluss."
Elena presste nachdenklich ihre Lippen aufeinander und musste ihrem Kumpel eine Absage erteilen: "Heute Nachmittag kann ich nicht."
Da sie nur einen fragenden Blick von Theo erntete, fügte sie an: "Die Felder werden umgeackert und ich will mitarbeiten."
Theo verschränkte seine Arme und betonte: "Niemand will da mitarbeiten."
Er hatte Recht. Natürlich wollte Elena nicht mitarbeiten. Die Arbeit war anstrengend, aber sie musste. Sie brauchte ein paar Groschen, um für sich und ihre Schwester neue Kleidung kaufen zu können.
Gezwungenermaßen berichtete Elena von ihren Nöten: "Doro wächst aus ihrem Zeug raus, okay? Wir brauchen die Kohle."
Ihr Kumpel verdrehte seine Augen und schüttelte etwas gekränkt den Kopf: "Meine Eltern haben dir schon 1000 Mal ihre Hilfe angeboten. Warum bist du so stur und nimmst sie nicht an?"
Die Antwort war ganz einfach: Stolz.
Das Mädchen gab eine Erklärung, die mehr wie eine Entschuldigung klang: "Seid mir nicht böse, aber es ist nicht meine Art."
Sie wandte sich ab und ging Voraus, um seiner Gegenantwort zu entkommen. Das Menschengewirr, welches auf dem Marktplatz herrschte, war kaum zu überblicken. Elena wagte keinen Schritt weiter auf den Platz. Sie befürchtete sonst erdrückt zu werden.
Die Jugendliche lehnte sich an die Hauswand der in Ebenholz beliebten Wirtschaft "Zum Goldenen Karpador" auf der Ostseite des Marktplatzes. Dort hatte sie beste Sicht auf das Geschehen und auf das hölzerne Podest in der Mitte des Platzes. Ein Turm erhob sich im Westen über den Platz, dessen Glocke erneut erklang. Direkt daneben befand sich das Ebenholzer Rathaus, welches mehrere Büros inne hatte.
Zur Nord- und Südseite des Marktplatzes befanden sich mehrere Handwerksläden, die ihre Dienste und Werke anboten. Zwischendrin befand sich auch eine Taverne, in welcher die Handwerker und Arbeiter nach Feierabend oder einem erfolgreichen Geschäftsabschluss gerne versumpften.
Manchmal hatte es selbst für Elena den Anschein, dass das Leben unkompliziert von Statten ging und nichts diesen Frieden stören konnte. Doch befand sich nur wenige Ländereien weiter das größte Schlachtfeld, dass man seit Anbeginn der johtolesischen Geschichte vorfinden konnte; das Schlachtfeld am Fuße des Silberbergs.
Die beiden Kinder, Doro und Edgar, standen bei Ludwig, dem Vater der beiden Brüder. Theo hingegen schloss zu Elena auf. Hoffentlich hält er die Klappe, dachte das Mädchen. Er setzte gerade zum Sprechen an und holte Luft, da wurde er von Ebenholz Bürgermeister Jonas unterbrochen.
Der Kerl in seinen Mittdreißigern war wie immer gepflegt bekleidet. Heute trug er einen dunkelblauen Anzug, eine silbern schimmernde Krawatte umgelegt. Seine Stiefel waren bräunlich beige und reichten bis kurz unter die Knie. Seine dunkelbraunen Haare hatte er in einer schmierigen Welle zur Seite gelegt.
Elena wusste, dass ihn viele Frauen begehrten, aber für sie war er einfach nur ein Schmierlappen. Vielleicht war sie aber auch einfach zu jung um zu verstehen, was man an ihm finden konnte. Zugegebenmaßen wäre es auch unnatürlich, würde sie auf so einen alten Sack stehen.
Jonas trat an das Sprachrohr, welches den Schall seiner Rede in die Welt hinaustragen würde.
Er räusperte sich und eröffnete seine Rede: "Liebe Mitbürger!"
Noch war es nicht gerade spektakulär, was er von sich gab.
"Gestern hat unser verehrter König mit seinem Kriegsrat folgendes Dekret bestimmt; es wird jedes gehorsame Pokémon zum Militärdienst eingezogen und trainiert. Damit wird der künftige Schutz Johtos weiterhin gewährleistet. Eure Pokémon leisten damit einen nicht in Worte zu fassenden wertvollen Dienst für unser Land. Wir bitten daher, keinen Widerstand zu leisten und ihr Pokémon abzugeben. Sie werden heute im Laufe des Tages eingezogen", erklärte der Bürgermeister eiskalt und ohne jegliche Emotion.
Umso emotionaler war der Aufschrei, der durch die Menge ging. Mit lauten Buhrufen und Pfiffen wurde Jonas von der Bühne verabschiedet. Ihm eilten Soldaten zu Hilfe, da zu befürchten war, dass Leute aus dem Publikum den Bürgermeister angreifen würden.
Elena stand noch mit halboffenen Augen da, zuckte mit den Schultern und wollte ihren Weg in die Schule fortsetzen. Sie war Jonas Worten nicht gefolgt. Gedanklich hinkte sie ihm hinterher. Als die Jugendliche begriff, was der Bürgermeister da von sich gegeben hatte, gefror ihr das Blut in den Adern.
Was hatte er da gesagt? Was wurde verfügt?
Sie fühlte einen Stich in ihrer Brust. Nicht auch noch Dratini! Elenas Herz begann zu rasen und nichts in der Welt konnte sie noch beruhigen. Plötzlich fühlte sie sich benommen und ihr wurde schwarz vor Augen. Der Schwindel zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Nur dank Theo fiel sie nicht geradewegs auf das Kopfsteinpflaster.
Er hatte Elena aufgefangen und sie auf den Rücken gedreht.
Als die Schwärze vor ihren Augen wieder verschwand, sah sie ihm direkt in seine himmelblauen Augen, die besorgt drein blickten. Er versuchte, sie aus ihrer Trance zu wecken.
Der blonde Junge rüttele sie: "Elena? Alles gut bei dir?"
Sie lag noch einen Moment in seinen Armen. Eine Reaktion folgte erst später.
Mit einem Kloß im Hals fragte sie: "Was?"
Theo, zuversichtlich wie eh und je, machte ihr Mut und flüsterte ihr zu: "Nicht verzweifeln; die wissen ja nicht, wer ein Pokémon hat und deines wohnt ja in der Kugel. Du kannst es verstecken."
Allmählich richtete sich Elena auf. Sie zog die Augenbrauen hoch und antwortete voller Hysterie, aber dennoch flüsternd: "Das ist das Militär. Du denkst doch nicht wirklich, dass die nicht wissen, wer ein Pokémon hat?"
Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Ihr Puls würde sich heute nicht mehr senken, das wusste sie.
Mit diesem Dekret wäre Dratini dann das vierte Familienmitglied, welches sie innerhalb kürzester Zeit verlieren würde.
In ihrem Kopf ratterten unzählige Gedanken runter. Elena sah sich schon, wie sie eines Tages einen Brief bekommen würde, in dem stand, dass Dratini auf dem Schlachtfeld leider verstorben war und man sich für das Engagement bedankte - sofern ein solcher Brief überhaupt kommen würde.
Aber da war noch ein anderer Gedanke, der sich in den wenigen Sekunden immer tiefer in Elenas Hirnwindungen fraß.
Sie blickte sich vorsichtig um und beugte sich zu Theos Ohr: "Pass auf Doro auf. Ich versuche, so schnell wie möglich wieder zu kommen."
Er verstand nicht sofort.
Elena wurde eindringlicher und starrte mit ihren dunkelblauen Augen auf den Jungen: "Versprich es mir!"
Theo blieb nichts anderes übrig, als zu nicken, aber dennoch wollte er wissen: "Was hast du denn vor?"
"Dratini wegbringen. Aussetzen. Verscheuchen. Was weiß ich. Ich lasse nicht zu, dass es stirbt!", antwortete die Jugendliche.
Ihre Augen quollen über bei dem Gedanken, dass sie Dratini von sich wegscheuchen musste und die beiden nicht mehr zusammen sein konnten. Aber Elena wollte unter allen Umständen, dass ihr Pokémon am Leben bleiben würde und so gab es nur diese eine Option. Sie musste Dratini aussetzen.
Das Mädchen warf einen Blick über die vereinzelten Menschen in der Gasse und suchte nach Doro. Ihre kleine Schwester stand immer noch bei Ludwig. Elena setzte gerade an, auf die Kleine zuzugehen, damit sie ihr alles in Ruhe erklären konnte. Doch unmittelbar hinter Doro erblickte sie uniformierte Männer. Mit einem Blick erkannte sie; Soldaten!
Elena überkam ein schlechtes Gewissen und sie flüsterte vor sich hin: "Tut mir Leid, Doro, aber wir haben keine Zeit mehr."
Die Jugendliche huschte in die Hintergasse des "Zum Goldenen Karpador", wo die herzhaften Essensgerüche aus der Küche zum Fenster hinausströmten und die Luft vereinnahmten.
Für Elena gab es nur einen Weg. Sie musste raus aus der Stadt hin zum Fluss, welcher im Süden von Ebenholz an der Stadt vorbei floss. Einziges Manko; das südliche Tor wurde bewacht und möglicherweise würde man sie einer Personenkontrolle unterziehen. Andererseits war die Stadt im Osten, Westen und Norden von hohen Bergen umringt, weshalb kein normaler Mensch Ebenholz über diese Wege verließ. Damit würde sie nur mehr Aufsehen erregen.
Während sie durch die stickige Gasse mit den feuchten Hausmauern stakste, fällte sie den Entschluss: sie musste das südliche Tor passieren.
Elena rumpelte aus der Gasse hinaus auf die nächste breitere Straße und landete bei zahlreichen Menschen. Hier würde sie doch nicht auffallen? Doch überall sah sie die Soldaten in ihren dunkelgrauen Uniformen marschieren; mit hohen schwarzen Stiefel und einem engen Ledergürtel bekleidet.
Die Jugendliche versuchte ganz normal zu wirken und entschleunigte ihren Schritt. Mit Herzrasen ging sie die engen Gassen weiter, immer in Richtung Süden. Immer wieder verfiel sie in Hektik und begann beinahe zu rennen.
Reiß dich zusammen, schimpfte sie sich in Gedanken.
Sie gelang auf die südlichste Straße der Stadt. Nur noch wenige hundert Meter trennten Elena von ihrem Ziel. Die Häuserreihen lichteten sich und Bäume übernahmen die Kulisse. Das südliche Tor war schon zu sehen! Für den heutigen Handelsverkehr stand es sperrangelweit offen.
Da sie bisher noch nicht erwischt wurde, stieg in Elena die Hoffnung. Gleich würde sie das Tor durchqueren! Gleich könnte sie Dratini in der Wildnis aussetzen! Gleich würde sie wieder nach Ebenholz zurückkehren und hätte nebenbei noch ihr Pokémon gerettet.
Sie war so zuversichtlich, dass niemand ihren Pokéball bemerken würde. Schließlich hatte noch niemand, außer Soldaten und Bürgermeister, sein Pokémon in Pokébällen untergebracht. Was hatte geschehen müssen, dass ein 15jähriges Mädchen ihr Pokémon in einem Pokéball mit sich trug? Niemand würde ihr dies zutrauen!
Voller Freude, dass ihr Vorhaben klappen würde, beschleunigte Elena in Richtung Tor. Gleich hätte sie es geschafft!
Urplötzlich erhob sich eine Stimme hinter ihr: "Hey! Mädchen! Solltest du nicht in der Schule sein?"
Elena fuhr in einem Mal um und blickte auf zwei Jungs. Anhand der grauen Uniformen war klar, dass es Soldaten waren.
Diese Buben waren kaum älter als sie, weswegen sie mit einer Gegenfrage antwortete: "Ihr doch auch, oder nicht?"
Die Jungs sahen sich verwirrt an. Mit einer solchen Antwort konnten sie nicht umgehen und stimmten zunächst wortlos zu.
Einer, ein Dürrer mit roten Haaren, schwelgte in Erinnerungen: "Meine Schulzeit ist ja auch noch nicht so lange her."
Voller Überzeugung hetzte Elena die beiden auf: "Ist´s nicht gemein, dass man euch jetzt eingezogen hat für ´nen Krieg, den wir eh nicht gewinnen können?"
Der Junge gab seine Zustimmung: "Ja, ja doch schon."
Sein dicklicher Kumpel daneben bestätigte die Auffassung des Rothaarigen: "Ich hab noch nicht mal einen Schulabschluss."
Gegenseitig stachelten sich die beiden Soldaten immer weiter auf.
Elena erkannte die Rage, in die sich die beiden redeten. Das war ihre Chance! Sie tippelte rückwärts ein paar Schritte weg von den beiden, die ihre Abwesenheit noch nicht bemerkt hatten.
Doch dann fiel ihr Fluchtversuch auf und der rothaarige Soldat rief: "Hey! Wo willst du jetzt hin, wo du doch eigentlich in der Schule sein müsstest?"
Elena blieb kurz stehen, blickte zu den Soldaten, welche ungefähr 20 Meter von ihr weg standen und wägte die Situation ab. Sie hatte zwei Optionen: eine schlecht klingende Lüge auftischen mit anschließender Durchsuchung, bei welcher Dratinis Pokéball bei ihr gefunden werden würde oder einfach rennen.
Sie war fit und obwohl es Jungs waren, war sich die Jugendliche sicher, dass sie es mit den beiden aufnehmen konnte. Vor allem hatte sie Vorsprung.
Sie begann mit den Worten: "Ich..." Dabei machte Elena auf dem Absatz kehrt und rannte los: "... muss weg!"
Immer näher kam sie ihrem Ziel.
Die Soldaten verfolgten sie und riefen ihren Kameraden am Tor zu: "Haltet sie auf!"
Einer ließ das Tor herunter, während sich ein anderer vor ihr in den Weg stellte. Er zückte keine Waffe; ein Vorteil für Elena.
Sie fragte sich, ob die beim Militär so gar nichts lernten. Er war ein junger unerfahrener Bube, genau wie ihre beiden Verfolger und genau wie ihr Bruder damals. Kurz vor ihrem Wegblockierer sprang das Mädchen mit einem gestreckten Bein voraus in die Luft. Ihr Plan war, ihm einfach ins Gesicht zu treten, wenn er nicht zur Seite gehen würde.
Zum Glück wich er aus. Das Tor war gerade noch hoch genug oben, um mit dem Schwung der Landung unten durchzurutschen. Die Jugendliche lag auf staubigem Boden; es war der staubige Boden außerhalb der Stadt!
Sie hatte es geschafft. Elena blickte hinter sich und sah, wie das Tor den letzten halben Meter hinunter krachte. Keine Sekunde später hätte sie dran sein dürfen, sonst wäre sie zerquetscht worden.
Hinter dem Tor herrschte Aufregung. Wie aufgescheuchte Hoothoot gackerten die Soldaten durcheinander.
Die aggressive Stimme des Dicken konnte sie raushören: "Ja was? Wieder hoch mit dem Tor, los, Verfolgung aufnehmen."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top