Königsblut
"Jetzt verzieh dich oder dir geht es genauso!" fauchte nun das Psiana neben mir in Richtung des Luxtra. Das Elektropokemon schien diese Niederlage zwar nicht zu akzeptieren, dennoch kehrte sie uns nun aber den Rücken zu, warf noch einen letzten Blick über ihre Schulter zu dem bewusstlosen Geist und rannte dann doch knurrend aus dem kleinen Unterschlupf. Ein erleichterter Seufzer entwich nun den beiden Evolitionen und die Erleichterung stand ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Mein Blick schweifte zu dem Drachen, der sich nun aufrecht hinsetzte, immer noch sichtlich angeschlagen, aber minestens genauso erleichtert wie Nachtara und Psiana. "Der Kleine hat's echt drauf!", merkte Libelldra dann sofort an, während er stolz zu mir blickte. Auch Dartiri und Geckarbor, die bereits zu mir gekommen waren und sich um meinen Zustand erkundigten, merkten zwar an, wie achtlos diese Aktion von mir gewesen war, lobten mich aber trotzdem nicht zu knapp. Normalerweise winkte ich Komplimente eher ab, dieses Mal aber nahm ich sie stolz an. Das musste ich unbedingt meinen Eltern erzählen!
Kurz nahmen wir uns Zeit, uns etwas zu erholen, während Nachtara immer wieder einen skeptischen Blick zu Marshadow warf, der immer noch reglos auf dem zerbrochenen, kleinen Regal lag. Libelldra und ich wurden von Psiana mit Beeren regelrecht verwöhnt: Von Tsitrubeeren bis hin zu Qualotbeeren oder Japabeeren war alles auf Lager und zu einer Art Smoothie verarbeitet. "Mit anderen Beeren vermischt ist der Heileffekt der Tsitru-und Sinelbeeren wesentlich stärker. Und gesund ist es auch noch, also nur keine falsche Bescheidenheit!", meinte das Psychopokemon, während es mir einen Becher des dickflüssigen Safts reichte, aus Höflichkeiten bekamen meine Freunde aber auch einen Teil des Getränks, was sie dankend annahmen. Noch nie hatte ich etwas so fruchtig-süßes getrunken und ich genoss den Luxus, der mir hier geboten wurde, solange ich noch konnte. Ob ich Nachtara und Psiana wohl später besuchen könnte, nachdem ich wieder zuhause angekommen war?
Das Getränk war trotz der dickflüssigen Konsistenz schneller leer, als ich dachte und ich spürte allmählich, wie sich mein Körper erholt zu haben schien. Während ich getrunken hatte, waren die Evolitionen mit Dingen beschäftigt, denen ich nicht wirklich folgen konnte. Bei all den Fachwörtern, mit denen sie regelrecht um sich warfen, verstand wohl niemand außer den beiden, wovon eigentlich die Rede war, ich verstand allerdings, dass es um die Ultrabestien und Necrozma ging. Dartiri und Geckarbor hatten sich in der Zwischenzeit zu Libelldra gesellt. Offfenbar schien er ihre Interesse geweckt zu haben, denn sie stellten ihn Fragen, die weit über seine Verletzungen, die er von Arktos erlitten hatte, hinausgingen - Seine Zeit im Dunkelkönigreich und wie er Elitekämpfer wurde. Hatten sie ihre Skepsis bezüglich Nachtaras Königreich etwa abgelegt? Ich hoffte es, denn meine Erfahrungen mit den Pokemon dieses Reichs waren wesentlich positiver, als sie es beim Lichtkönigreich gewesen waren.
Einzig Vulnona stand noch immer recht abseits der Gruppe, schielte immer wieder mit einem Blick, den ich nicht ganz deuten konnte, zu Psiana. Ihr gefiel es ganz offensichtlich nicht, wie herzhaft Nachtara mit der Prinzessin des gegnerischen Reichs plauderte. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich zu dem Feuerfuchs zu gesellen und ein kleines Gespräch zu beginnen.
"Was ist denn los? Du schaust immer wieder so skeptisch zu Psiana..." ,merkte ich besorgt an, woher auch immer mein Gefühl der Besorgnis plötzlich herkam. Sie musterte mich kurz, durchlöcherte mich regelrecht mit diesem forschen, hitzigen Blick. "Sie gehört nicht zu uns", konterte sie streng. "AußerdeM...", fuhr sie fort, :"Nachtara ist es streng untersagt, sich mit ihr zu treffen und wie es scheint, versteht er sich ziemlich gut mit ihr. Etwas zu gut, wenn du mich fragst. Die beiden haben sich sicherlich viel öfter getroffen, als ich bisher dachte."
"Wirst du Nachtara etwa verpetzen?"
"Nein. Ich habe Angst um ihn. Wenn sein Vater davon nämlich etwas mitbekommt, kann alles Mögliche mit ihm geschehen. Er könnte in den Kerker gesperrt oder verstoßen werden - und das sind noch die milden Strafen. Unser König ist sehr streng und hat ohnehin schon kein gutes Verhältnis zu Nachtara. Das bereitet mir Sorgen..."
Ein lautes Knacken unterbrach unser Gespräch. Kurz darauf ein lautes Donnern, das alle erschrocken aufhorchen ließ. Draußen vor dem Höhleneingang musste irgendetwas eingestürzt sein. Psiana war die Erste, die nach draußen eilte. Sofort als sie die Ursache für den lauten Knall entdeckte, schnappte sie erschrocken nach Luft. Nachtara hastete ihr nach, dicht gefolgt von mir und Vulnona. Als ich endlich den Ursprung des Knalls sah, war ich auch erstaunt: Eine ganze Kristallwand, nicht weit entfernt von unserem Versteck, war eingestürzt und lag nun in all ihren Trümmern auf den scharfkantigen Boden. Im Gegensatz zu den Kristallen auf den noch stehenden Wänden hatten diese jedoch ganz an Farbe verloren. Statt dem lebendigen, funkelnden Magenta waren die Kristalle der eingestürzten Wand pechschwarz. Was bedeutete das?
"D-Das ist nicht gut..." keuchte Psiana entsetzt.
"Was ist denn los? Stürzt hier gleich alles ein!?" ,rief ich aufgebrachter, als ich wollte. Das rosafarbene Pokemon schüttelte nur hastig den Kopf. "Ich forsche schon sehr lange an diesen Kristallen und es gibt nach meinem derzeitigen Wissen nur einen Grund dafür, dass sie an ihrer Farbe verlieren und einstürzen können."
"Und der wäre?" ,fragte ich ungeduldig.
Das Pokemon ignorierte meine Frage gekonnt, sah stattdessen zu Nachtara. "Ich such so schnell wie möglich eine Ultrapforte ins Lichtkönigreich. Du bring bitte diese Kinder zu deinem Königreich in Sicherheit. Du wolltest ja sowieso dorthin und diese Sache mit deinem Vater klären."
"Was meinst du damit?" fiel ihr nun Vulnona skeptisch ins Wort, wurde jedoch von Nachtara unterbrochen.
"Nichts, was dich interessieren muss"
Das Unlichtpokemon sprintete zurück zur Höhle und ich fragte mich, ob das Gestein am Boden bei der Geschwindigkeit nicht schmerzhaft in seine Pfoten schnitt. "Libelldra, wir müssen hier weg. Kannst du laufen?" fragte er sofort den Drachen, der dann nach wenigen Sekunden schon mitsamt Nachtara aus der Höhle kam. Sogar fliegend.
"Kommt, schnell!" hetzte uns das Mondschein-Pokemon nun und lief zielsicher auf eine Anhöhung zu, während sich Psiana von uns trennte und in die entgegengesetzte Richtung verschwand.
"Was ist denn los!?" rief ich Nachtara überfordert nach, während ich mein bestes gab, mit ihm Schritt zu halten, dicht gefolgt von Vulnona, die ihm ebenfalls ein "Das würde ich auch gerne wissen!" nachknurrte. Ihre sanfte Seite von eben schien wie weggeblasen und war einer ernsten und wütenden Art gewichen, die mir die Nackenhaare unwillkürlich aufstellen ließ.
Es dauerte nicht lange, da hatte uns Nachtara bereits vor eine recht gut versteckte Ultrapforte geführt und erneut hetzte er uns, durch das Portal zu hüpfen. Vulnona war die Einzige, die sich strikt gegen Nachtaras Vorgehen sträubte. "Ich geh nirgendwo hin, bevor du mir nicht erklärt hast, was hier vor sich geht!" ,knurrte sie wütend. Nachtara seufzte einmal hörbar aus, drehte sich dann endlich zur Feuerfüchsin und antwortete:" Ich verspreche dir, dass ich es dir später ausführlicher erklären werde, aber jetzt ist wirklich nicht die Zeit dafür!" Seine Worte stießen bei ihr auf taube Ohren. "Gib mir zumindest eine Kurzfassung!" hakte sie weiter nach und behielt dabei ihren einschüchternden Blick. "Die Kurzfassung ist, dass sich Necrozma gerade eine Armee aus Ultrabestien zusammenbastelt" ,knurrte Nachtara sie sichtlich gereizt an, dann aber sprang er in die Pforte. "Bitte was!?" ,keifte sie ihm entsetzt nach und sprang sofort nach. Hilfesuchend blickte ich zu meinen Freunden und dann zu Libelldra, der genauso ratlos und überfordert wie wir zu sein schien. Geckarbor war der Erste, der sich wieder einkriegen konnte und ihnen mutig hinterhersprang.
Als auch Dartiri, Libelldra und ich die uns bekannte Welt betraten, erwartete uns Nachtara bereits mit einer unübersehbaren Nervosität. "Libelldra, schaffst du es, mich und die Kinder zum Thronsaal zu fliegen?" Libelldra nickte nur entschlossen und ließ zuerst mich, dann Geckarbor und schließlich Nachtara aufsteigen. Dartiri widerum entschloss sich dazu, ihre eigenen Flügel zu benutzen.
"Und was ist mir mir?" ,bellte ihn Vulnona sofort zu, als Libelldra bereits mit seinen Flügeln schlug, um uns in die Luft zu befördern. "Du hast ja kaum noch Platz, dich auf Libelldras Rücken festzuhalten. Außerdem sollten wir ihn jetzt noch etwas schonen. Geh du bitte zu Fuß!" ,bat das Unlichtpokemon sie an, wobei sie genau wusste, dass diese Bitte vielmehr einem Befehl glich. "Du bist wirklich unglaublich!" ,rief sie frustriert, stieß dabei etwas Feuer aus ihrem Maul aus und konnte dann nur noch dabei zusehen, wie wir uns über die Baumkronen erhoben und auf das Schloss, das nur wenige Kilometer von uns entfernt war, zusteuerten.
Obwohl Dartiri kaum mit Libelldras schnellem Tempo mithalten konnte, wies Nachtara ihn nicht an, etwas langsamer zu fliegen. Eigentlich wollte ich mich hier für sie einsetzen, aber ich wusste, dass die Situation wohl ziemlich ernst war, weswegen ich stattdessen etwas anderes fragte. "Was hast du jetzt vor? Und was wird aus Geckarbor, Dartiri und mir?" ,fragte ich das gestresste Unlicht-Pokemon.
"Ich für meinen Teil will mit meinem Vater sprechen. Ihr macht währenddessen.....,ach keine Ahnung! Bleibt einfach im Schloss. Da solltet ihr sicher sein!" Nachtara hämmerte seinen Kopf verzweifelt gegen das Leder des Sattels, den Libelldra immer noch umgelegt hatte. Es gab für ihn ziemlich offensichtlich wichtigere Dinge, an denen er sich den Kopf zerbrach und dennoch mochte ich es nicht, dass er uns so deutlich machte, dass wir ihm nur ein Klotz am Bein waren.
Erst als wir über die teils beschädigten Mauern der Stadt flogen, wagte ich einige flüchtige Blicke nach unten. Die Stadt wirkte auch von oben so trostlos, wie ich sie in Erinnerung hatte. Niemand trieb sich auf den Straßen herum. Keine spielenden Kinder, kein lebhafter Handel und keine Pokemon, die die Sonne genossen. Nur leere Straßen und ganz wenige Arbeiter, die allerlei Steine abtransportierten.
Wir landeten auf derselben Brücke, an der sich Zoroark und Nachtara unterhalten hatten, als ich mich durch die dunklen Gänge hierher verirrt hatte und das erste Mal in meinem Leben mit elektrischem Strom konfrontiert worden war. Nachtara sprang eilig auf den harten Steinboden und steuerte auf die schwere Tür zu, die, wenn ich mich richtig erinnerte, direkt zum Thronsaal führte. Das Pokemon mit schwarzem Fell schien geistig völlig abwesend zu sein. Er beachtete weder Libelldra, noch Geckarbor und mich und war nach wenigen Sekunden bereits in dem Gang verschwunden. "Ich glaube es wäre das Beste für dich, wenn du mit deinen zwei Freunden fürs Erste in deinem Zimmer Rast machst." ,riet mir Libelldra nun mit einem aufmunternden Lächeln. Ein Lächeln, das nur seine eigene Unsicherheit verbergen sollte und dennoch wusste ich seine Geste zu schätzen. Ich stieg mit Geckarbor von seinem Rücken, bedankte mich für den Flug und wartete noch mit Geckarbor gemeinsam auf Dartiri, die erst einige Sekunden später keuchend bei uns ankam. Bevor diese sich ordentlich bei Libelldra für das absurde Tempo beschweren konnte, hatte Geckarbor sie schon schmunzelnd zu sich gezogen, um mir in denselben Gang zu folgen, den auch Nachtara entlanggegangen war.
"Folgt mir!" ,rief ich zu meinen besten Freunden, die mir nur schleppend und sichtlich verunsichert durch die Gänge folgten. Ich erinnerte mich noch an den Weg in den Thronsaal und besonders jetzt, als der Gang nicht mehr so dunkel war, war es auch wesentlich einfacher, diesen zu finden. Nach kurzer Zeit stand ich dann auch bereits im Thronsaal - Vor drei aufrecht stehenden Pokemon in Rüstung, die sich mir sofort in den Weg stellten. "Lasst ihn herein", hallte es plötzlich zu uns und als die Pokemon beiseite traten, erkannte ich, dass ihnen der König selbst diesen Befehl erteilt hat. Meine Freunde wurden ebenfalls durchgelassen und nun standen wir da - Im Thronsaal des Dunkelkönigsreichs vor dem König und dessen Sohn.
"Was wollt ihr? Ich führe gerade ein Gespräch mit Nachtara" ,brummte uns der König sichtlich genervt an und durchlöcherte besonders meine beiden Freunde mit einem finsteren Blick. "Ich glaube, sie wollten nur hier durch, um ins Gästezimmer zu gelangen, sofern Ihr Riolus Freunden hierzu die Erlaubnis gebt." ,sprach nun Nachtara für mich und ich konnte nicht wirklich einschätzen, ob er für mich einsprang, um mir unter die Arme zu greifen oder doch einfach nur schnell sein lang ersehntes Gespräch fortsetzen wollte. "Natürlich..." ,grummelte das Nachtara auf dem Thron und ich war erstaunt darüber, wie einfach es war, meine Freunde hier unterzubringen. Vermutlich verlief das aber auch nur so einfach, weil die Gesamtsituation ziemlich ungünstig für eine unnötige Diskussion über zwei weitere Besucher war. Das auf dem Thron sitzende Nachtara machte mir nun wortlos mit einer einfachen Kopfbewegung klar, dass ich meine Freunde zum Zimmer führen sollte und die beiden nun in Frieden reden lassen sollte. Also tat ich das auch und führte die beiden an dem Thron vorbei zu der gegenüberliegenden Türe des Saals. Als jedoch ein weiteres mir bekanntes Gesicht - Amfira, wie ich mich erinnerte - die Türe hinter uns schloss, konnte ich die Neugier in mir nicht länger zurückhalten. Worüber wollte Nachtara nun mit seinem Vater sprechen? Was konnte jetzt so wichtig sein? Meine Unwissenheit gepaaart mit der kritischen Situation zerrisssen mich innerlich. Meiner Neugier nachgebend drückte ich also mein Ohr gegen die Türe.
"Du willst sie belauschen?" ,flüsterte Geckarbor entsetzt zu mir. Ich aber machte ihm mit einer Handbewegung deutlich, dass er einfach leise sein sollte, was er glücklicherweise, wenn auch widerwillig, annahm.
"Also, fass dich kurz! Was willst du von mir?" ,hörte ich die Stimme des Königs knurren.
"Ich will, dass Ihr mir die Erlaubnis gebt, nur für den heutigen Tag König dieses Reiches zu sein und mir damit die Macht über Eure Truppen und Ressourcen zur Verfügung stellt."
Heyho! Dieses Kapitel ist viel zu spät fertig geworden... Es sollte eigentlich heute Nachmittag bereits öffentlich sein, aber wie man mich kennt, ist natürlich wieder etwas dazwischengekommen. Ein Kapitel für die Nachteulen also, sollte das jemand noch heute lesen :D
Ohne groß herumzureden hoffe ich, dass ihr frohe Ostern hattet! Auch in diesen schwierigen Zeiten hat der Hase hoffentlich seine Pflicht auch bei euch erfüllt und vielleicht wurde ja auch im kleinen Kreise mit einer guten Jause gefeiert :D
Entschuldigt bitte meine Inaktivität! Ich hatte zwar letztens ziemlich große Motivation fürs Schreiben, allerdings für ein anderes Buch, worunter dieses eben ziemlich gelitten hat. Nun versuche ich aber wirklich, hier langsam zum Ende zu kommen, Mal sehen ob das klappt! ^^'
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