Im Tunnel zum Dunkelkönigreich
Es war nun einige Zeit vergangen, in denen wir durch den Tunnel gingen, der mit der Zeit immer stickiger wurde, während keiner von uns ein Wort gesprochen hatte. Nachtara vor uns schien komplett gedankenvertieft zu sein und ging einfach stumm vor sich hin, wobei er uns doch eigentlich mehr über den gesamten Überfall erzählen wollte, so wie er es uns versprochen hatte. Deswegen durchbrach ich seine geistige Abwesenheit mit einer Frage:" Also, wie hast du es während der Schlacht unbemerkt zum Lichtkönigreich geschafft?"
Das Unlichtpokemon ging kurze Zeit einfach weiter, sodass ich dachte, er hätte mich nicht verstanden, kurz bevor ich die Frage aber wiederholen wollte, begann er dann doch zu sprechen:"Wenn man's so sieht verlief alles nach Plan. Erinnerst du dich daran, dass ich während der Schlacht Doppelteam eingesetzt habe? Naja, eigentlich sollte man wissen, dass Pokemon meiner Art diese Attacke gar nicht lernen können"
Irritiert sah ich zu meinen Freunden und anschließend wieder zu Nachtara. Das war mir tatsächlich gar nicht aufgefallen. Zugegebenermaßen war ich nun kein Experte in Sachen Attacken. Ich war zwar selbst ein Pokemon, aber man konnte von jemandem wie mir nicht erwarten, zu wissen, welche Pokemon welche Attacken erlernen konnten. Nachtara fuhr sein Gespräch fort:
"Das war das Risiko, von dem ich in der Nacht davor sprach. Wenn irgendjemand das erkannt hätte, wäre die Taktik vermutlich aufgeflogen. In Wahrheit war diese Attacke eine Illusion von Zoroark. Während sich also alle auf meine nicht vorhandenen Doppelgänger konuentriert haben, bin ich mit Ruckzuckhieb hinter eine Mauer des Königreichs gehuscht, wo Stahlos und wenige andere Kämpfer schon auf mich gewartet haben. Mit der Schaufler-Attacke von Stahlos konnten wir dann unbemerkt einen Tunnel bis zum Lichtkönigreich graben. Aber auch das war riskant. Ich habe schon einige Tage zuvor in unserer Armee bekanntgegeben, dass niemand die Attacke "Erdbeben" verwenden durfte, da sonst der Tunnel einstürzen würde. Hätte aber das Lichtkönigreich auf diese Strategie zurückgegriffen, wäre ich lebendig begraben worden. Es war also tatsächlich viel zu viel Risiko im Spiel. Denn auch wenn ein Erdbeben die eigenen Truppen auch getroffen hätte, wäre diese Taktik dem Lichtkönigreich zuzumuten.
Und dann im Thronsaal...",Nachtaras Schritt wurde wesentlich langsamer, als er darüber zu sprechen begann,"Im Thronsaal war es mein Ziel, die Kette wieder heil an mich zu reißen. Da ich aber zu wenig Zeit übrig hatte, musste ich sie beschädigen, damit das Ritual von Feelinara so gut wie möglich sabotiert wird. Ich habe also schon im Kampf gegen Feelinara gewusst, dass ich verlieren würde und Necrozma erwachen würde. Wäre die Kette nicht beschädigt worden und hätte ich mich nicht ein bisschen mit Schutzschild geschützt, wäre ich einerseits tot und andererseits wäre Necrozma komplett in Feelinaras Macht. Sie hätte die alleinige Kontrolle über dieses Monster..."
Da ich unbedingt mehr erfahren wollte, blieb ich stumm und erhoffte mir, dass er weitererzählen würde, was er aber nicht tat. Dass hinter den ganzen Geschehnissen so viel im Hintergrund geschah, war für mich einfach kaum vorstellbar.
Nachtara blieb nun plötzlich stehen und drehte sich zu uns um. "Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht etwas gemein, aber ich will, dass ihr umkehrt"
Kurz starrte ich das Pokemon nur fassungslos an. Bevor ich überhaupt Zeit zum Reagieren hatte, regte sich schon Dartiri hinter mir laut auf:" Was? Warum!? Du hast dich ja eben so gefreut, dass wir dir vertrauen!"
"Ich weiß!" schnaubte Nachtara nun, wobei ich ganz plötzlich viel mehr Frust und Wut heraushören konnte, als ich es bis jetzt jemals gehört hatte. "Ich sag's einfach wie es ist: Ich hab einfach nicht nachgedacht. Ihr stört einfach. Könnt ihr euch nicht vorstellen, wie sehr mich dieses gesamte Chaos belastet? Wenn ihr mich jetzt begleitet, muss ich auch noch auf euch aufpassen und für eure Rückkehr zu eurer Familie sorgen! Und wenn ich ganz ehrlich bin, ist das das Letzte, was ich jetzt an Sorgen noch dazubrauche!"
Nun standen wir alle drei baff da, während Nachtara seinen Schritt beschleunigte und sich nicht mehr umdrehte. Hatte er uns vor wenigen Sekunden noch den spannenden Plan des Überfalls erzählt, so ging er nun sichtlich gereizt schnellen Schrittes von uns weg. Auch wenn ich ihn nur kurze Zeit kannte, wusste ich, dass das eigentlich nicht seine Art war, oder etwa doch? Aus dem ruhigen, freundlichen Nachtara wurde binnen wenigen Sekunden ein frustriertes und gereiztes Pokemon, welches nichts mehr mit uns zu tun haben wollte. Leicht überfordert blickte ich zurück zu Geckarbor, welcher nun stehen blieb und seine Hände verschränkte. "Ganz so freundlich war das jetzt nicht..." murmelte er nun leicht getroffen zu mir. Als Antwort gab ich nur ein "Kann man's ihm übelnehmen?" und versuchte nun sofort, das Unlichtpokemon einzuholen. "Wir können jetzt nicht mehr zurück! Dein Vater hat uns unsere Heimkehr versprochen, während ich im Lichtkönigreich als dein Komplize angesehen werde! Ich gehe also mit dir, ob du' s willst oder nicht!"
Eine kurz anhaltende Gänsehaut durchfuhr meinen gesamten Körper, als ich nun Nachtara fast schon brüllend mir antworten hörte:"Jetzt geht doch endlich weg verdammt nochmal!" und ehe ich mich versah wurde ich von irgendeiner speziellen Attacke getroffen, welche mich mehrere Meter zurückwarf und schließlich stöhnend auf den erdigen Boden aufkommen ließ. Als ich nun hustend zu Nachtara sah, starrte dieser mich für den Bruchteil einer Sekunde wutentbrannt an, ehe er plötzlich umdrehte und mit einer Ruckzuckhieb-Attacke von uns wegschoss.
Was war eigentlich gerade passiert? Das fragte ich mich, als ich nun langsam immer deutlicher den Schmerz spürte, den mir die Attacke gerade bereitet hatte. Geckarbor und Dartiri kamen auch so schnell sie konnten bei mir an und erkundigen sich über meine Gesundheit. "Ich sag's doch, das Dunkelkönigreich ist krank!" hörte ich Geckarbor schimpfen, als ich mich nun keuchend wieder aufrappelte. Da ich auch einfach nur verwirrt über dieses unvorhersehbare Verhalten war, wusste ich auch nicht, wie ich Nachtara, der mir bis jetzt ja immer nur sympathisch gegenübertrat, auch nur ansatzweise verteidigen sollte. Dass er mich wegen einem kleinen Wutausbruch angreifen würde, hätte ich ihm nicht zugetraut.
"Weißt du was? Feelinara hat uns sowieso auch eine Rückkehr versprochen. Lass uns umkehren!" zwitscherte nun Dartiri immer noch sichtlich fassungslos zu mir.
"Nein..." antwortete ich, während ich auf den kleinen Punkt sah, der sich immer weiter von uns entfernte und wohl bald außer Sichtweite geraten würde. "Irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Und ich vertraue ihm mehr als ich es Feelinara tue!" Mit diesen Worten verdrängte ich meinen Schmerz und setzte nun ebenfalls zu einer Ruckzuckhieb Attacke an.
Und auch wenn meine Freunde mir nachriefen, dass ich sofort umdrehen sollte, wusste ich ohnehin, dass sie mir sicherlich folgen würden....
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