Kapitel 24
Nach zwei Tagen war ich am Ende des Wendelberges angekommen. Normalerweise würde ich schon irgendwo in Nevaio City herumstreunen, aber am Berg waren viele kampflustige Pokemontrainer unterwegs. Doch nicht nur die hatten Lust zu kämpfen, auch einige irre Vögel liefen hier im Gebirge frei herum. Gestern Nachmittag ist mir ein Pokemonarzt untergekommen. Zuerst kämpften wir und als ich mich von ihm verabschiedete, stolperte ich über einen Stein und schürfte mir das Knie auf. Er wollte mich komplett ein bandagieren und ich lief so schnell mich meine Beine trugen, den Bergweg weiter. Jetzt hatte ich Angst, das der Arzt hinter dem nächsten Felsen hervorspringen könnte.
Der Kampf gegen Geraldine verlief gut. Ihre Flugpokemon waren stark, schnell und wendig und es war schwer, gegen sie anzukommen. Vor allem ihr Swaroness war extremst stark und Dusselgurr musste ziemlich heftige Attacken und Schläge einstecken. Doch Dusselgurr hat einen hohen Kampfgeist und entwickelte sich kurz vor Ende zu Navitaub weiter.
N ließ sich seitdem nicht mehr blicken und er hatte mich auch noch kein einziges Mal angerufen. Langsam machte ich mir ernsthaft Sorgen um ihn. Hoffentlich war er nicht in einen Spalt in der Ruine gefallen und lag jetzt dort schwer verletzt. Schnell verbannte ich den Gedanken in den letzten Winkel meines Gehirnes. N konnte auf sich selbst aufpassen!
Meine größte Sorge war, dass ich immer noch nicht wusste, wo Reshiram war. Wo zum Kyurem's Himmel war er? Verärgert und enttäuscht kickte ich einen Stein beiseite, der dann gemütlich den Abhang hinunterrollte. Schmollend schob ich meine Hände in die Hosentasche und stapfte den Wanderweg des Berges weiter hinab. Hinter den nächsten großen Felsen, kam auch schon Nevaio City hervor. Weiter hinten, zwischen Bäumen und Felsen, sah man die Drachenstiege. Der steinender Turm riss sich weit in den Himmel empor. Er war mindestens so hoch wie ein Hochhaus, das dreißig bis vierzig Etagen besaß. „Schau mal, Pikachu!", rief ich meinen Partner zu mir, der gerade eine gelbe Blume betrachtete. Mit einem großen Satz war er bei mir und starrte auf die Gebirgsstadt und die Drachenstiege.
„Zimmer 52 liegt in Stockwerk 4.", informierte mich Schwester Joy und gab mir die Zimmerkarte. „Ich werde mich jetzt um deine Pokemon kümmern," meinte sie lächelnd. „Ach ja, falls du Hunger hast, kann ich dir heute im Restaurant Menü zwei empfehlen.", ergänzte sie sich zwinkernd, bevor sie endgültig im Behandlungszimmer verschwand. Ich ging also alleine ins Restaurant und bestellte mir Menü zwei.
Ich kam an einen kleinen Regal vorbei, in der viele Bücher, schön geordnet standen. Ein Buch sprang mir förmlich ins Auge, als ich ein anderes herauszog. Ich bückte mich um es auf zu heben und las den Titel. „Mythen und Legenden in Einall.", murmelte ich. Ich hatte den Blick immer noch auf das Buch gerichtet und setzte mich meinen Tablett auf einen freien Tisch in einer Nische. Schnell waren Suppe und Spaghetti verputzt und ich konzentrierte mich auf das Buch. Ich schlug eine weiße Seite auf. Auf dieser Seite stand nur in der Mitte „Weißes Kapitel". Ich überflog Absatz für Absatz. Manchmal waren Gemälde von den größten Künstlern in Einall enthalten. Die nächsten zwei Seiten, auf denen links ein weißer Stein und rechts eine Erklärung war, zogen mich in ihren Bann. Das Bild war ein weißer, runder und glatter Stein, mit zwei Einkerbungen links und rechts. Ich las mir den Absatz etwas durch. „Der Lichtstein- Dieser weiße, runde Stein soll Reshiram sein, der sich nur in eine andere Form verwandelt hat. Legenden nach, schlummert Reshiram in der Tiefe der weißen Ruinen.", las ich vor und betrachtete noch einmal das Bild. Dieser verflixte Stein kam mir so bekannt vor. Nur wo hatte ich ihn schon einmal gesehen? Mein Erinnerungsvermögen ließ mich momentan komplett in Stich, was mich wiederum ärgerte. Ich tippte mit meinen Zeigefinger auf meinen Kinn, schloss die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. „Wo habe ich diesen Stein gesehen?", murmelte ich. Bilder von meiner Reise schossen wir ein Kurzfilm durch meinen Kopf, bis ich meine Augen aufriss. „Ich Idiot!", schimpfte ich leise mit mir. Ich hatte die Antwort gefunden. Schnell sprang ich von der Bank auf und lief aus dem Restaurant.
Als ich mich in der Eingangshalle der Pokemoncenters befand, sah ich mich nach einem Computer um. Sofort stieß mir eines der grün-grauen Geräte ins Auge und ich rannte wie von Toxiped gestochen auf diesen zu. Zum Glück war es im Pokemoncenter ruhig und somit hatte mich auch niemand gesehen, als ich wie ein aufgescheuchtes Geronimatz durch die Tür kam. Ich nahm auf dem Hocker platz und wählte die Nummer von der Septerna City Arena. Es piepste zweimal, bevor die Leitung knackte und jemand „Septerna City Museum, Aloe am Apparat" in den Hörer sprach. Erleichtert atmete ich aus. „Hallo Aloe! Ich bin es, Emily.", begann ich. „Oh, hallo Emily, was kann ich für dich tun?", fragte sie und schaltete die Videokamera ein. Sie winkte mir durch den Bildschirm. „Hätten Sie einen Moment Zeit für mich?", fragte ich. „Ja klar, für dich doch immer.", lächelte sie. „Als ich bei Ihnen in der Arena war, da haben wir vor dem Kampf das Museum besichtigt und bevor die Treppen hochführen, war da so eine Vitrine mit einem weißen Stein darin, richtig?" Aloe nickte schweigend. „Woher haben Sie ihn?", fragte ich. „Mein Mann und ich haben ihn bei den weißen Ruinen gefunden.", antwortete sie. Ich musste mich beherrschen, das ich nicht vor Aufregung ausrastete. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies der Lichtstein ist?" „Hoch!", meinte sie gelassen und wandte sich auf die Seite, damit ich freie Sicht auf das Museum bekam. In der Nähe befand sich die Glaskiste mit dem Lichtstein. Nur der Lichtstein lag nicht darin, er schwebte und hatte eine andere Farbe angenommen. Der sonst immer weiße Stein war rot-orange marmoriert und es sah aus, als ob sich das Muster bewegte. Aloe stellte sich nun wieder vor dem Bildschirm. „Kannst du mir erklären was los ist?", fragte Aloe ratlos. Ich nickte. „Team Plasma versucht die Welt mit Kyurem einzufrieren und die ganze Bevölkerung auszulöschen. Reshiram wird wahrscheinlich versuchen, ihn aufzuhalten.", erklärte ich ihr. Das mit den Träumen, N und der Zusammenarbeit zwischen mir und Reshiram verschwieg ich ihr. „Können Sie mir den Lichtstein so schnell wie möglich nach Nevaio City bringen?", fragte ich. „Ich nicht, aber ich könnte Geraldine bitten, ihn dir vorbei zu bringen. Spätestens übermorgen müsste er bei dir sein.", überlegte sie. „Vielen Dank." Ich atmete erleichtert die Luft aus, die sich in mir angestaut hatte. Sie drückte auf einen Knopf und beendete das Gespräch. Jetzt konnte ich nur hoffen, das während des Transportes mit dem Lichtstein auch nichts geschah. Plötzlich schoss Pikachu um die Ecke und sprang mir in die Arme. „Pika-Pikachu.", rief er erfreut und seine Backen knisternden vor Freude. Seine gute Laune übertrug sich auf mich. Ich sprang vom Hocker auf und hielt Pikachu mit ausgestreckten Armen vor mich hin. „Jetzt wird alles gut.", lächelte ich. Das kleine Elektropokemon sah mich fragend an. Ich lachte und knuddelte mein Pokemon. Schon kam Schwester Joy mit meinen Pokemon zurück und übergab sie mir. „Gesund und munter.", meinte sie.
Ich klemmte das Buch unter meine Achseln während ich Zähne putzte. Ich schmiss mich ins Bett und las bis spät in die Nacht im Buch weiter. Doch irgendwann wurden meine Augen schwer und ich schlief samt dem Buch in den Armen ein.
„Arena von Nevaio City, hier kommen wir.", verkündete ich und betrat die große Arena. Mir schlug eine eisige Kälte entgegen und ich tastete mich langsam voran. Der Boden war extremst rutschig und schon war das passiert, das ich verhindern wollte. Ich rutschte aus, ruderte mit den Armen und um mich irgendwie aufrecht zu erhalten, klammerte mich an eine Arenastatue und riss diese gleich mit ins Verderben. Die steinerne Statue zerbrach nicht und mir ging es auch gut. Ein kichern war hinter mir zu hören. In weniger als einer Sekunde stand ich auf den Beinen und wirbelte herum. Ein blauer Ninja stand vor mir und hatte seine Hände in die Hüfte gestemmt. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Ein falscher Handgriff und der Typ verarbeitete mich zu Kleinholz. Dachte ich zumindest. „Bist du Emily?", fragte er. „Ja.", antwortete ich etwas eingeschüchtert. „Oh, tut mir leid. Jetzt hätte ich glatt vergessen mich vorzustellen. Ich bin Sandro, der Arenaleiter dieser Stadt.", stellte er sich vor. „Schwester Joy hatte angekündigt, dass du mich heute herausforderst, stimmt doch, oder?", plapperte er und ich löste mich aus meiner angespannten Haltung. Der Arenaleiter schien ganz okay zu sein. „Ja, das stimmt.", sagte ich und brachte ein lächeln zustande. „Na gut, Emily. Lass uns in die Arena gehen.", meinte er und wir stiegen in einen Lift. Sandro und ich fuhren eine Weile hoch, bis sich die Lifttür öffnete und ein Kampffeld vor uns lag. Die Fläche war mit Eis bedeckt und es ragten Eisberge aus dem Boden. Der Kampf würde also eine rutschige Angelegenheit werden. „Willkommen in der Arena von Nevaio City.", hieß Sandro mich in seiner Arena willkommen. Er lief auf die rechte Seite und ich steuerte die Linke an. „Auf einen eisigen Kampf!", rief der blaue Ninja von der anderen Seite zu mir herüber und warf einen Pokeball. Ein Gelatroppo materialisierte sich und seine Augen leuchtenden vor Begeisterung.
„Fukano, Flammenwurf!", befahl ich. Eine mächtige Flamme schoss auf das Siberio zu und löschte seinen Eiszapfenhagel aus. „Gleich noch einmal!", feuerte ich Fukano an. Siberio konnte nicht mehr ausweichen und ging erschöpft vom Kampf zu Boden. Hinter dem großen Geschöpf tauchte Sandro auf, der sein Siberio lobte und in seinen Ball zurück rief. „Fukano! Du warst fantastisch!", rief ich meinen Pokemon entgegen, das mich ansprang und zu Boden warf. Fukano lag auf meinen Bauch und schleckte mir einmal quer über das Gesicht. Ich lachte und versuchte mich aufzusetzen. Sandro kam auf mich zu und half mir auf die Beine. Dann öffnete er seine Hand, in der der Eiszapfenorden lag. „Den hast du dir wirklich verdient.", lächelte er und ich nahm den Orden entgegen. „Danke." Ich war stolz auf Fukano. Er war mutig und tapfer, obwohl er erst vor einigen Tagen geschlüpft war. In seinem ersten Arenakampf hat er sich super geschlagen. Das ganze harte Extratraining hat sich also bezahlt gemacht. „Fukano.", freute sich mein Feuerpokemon.
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