Kapitel 12

Ich schlug mich gerade durch das Dickicht des Ewigenwaldes. Pikachu und ich landeten auf einer Lichtung. Das dichte Blätterdach ließ ein paar Strahlen der warmen Mittagssonne durchrieseln. Pikachu sprang von meiner Schulter und steuerte einen Beerenstrauch an. Ich beschloss mich zu setzen und ein Päuschen einzulegen. Pikachu häufte einige Beeren am Boden, dann kam er zu mir und meinte: „Pikachu." „Echt? Sie werden sich sicherlich darüber freuen." Ich tätschelte Pikachu den Kopf, bevor dieser wieder zum Beerenstrauch hopste. Ich warf Felilous, Ottaros und Yorkleffs Pokebälle und die drei materialisierten sich. Das Trio begrüßte mich freundlich. Pikachu kam mit weiteren Beeren zu uns und legte sie auf den Beerenberg. Er erklärte nun seinen Freunden, dass sie sich an den Beeren bedienen konnten. Zu viert aßen sie eine Beere nach der anderen auf und quatschten über unsinnige Dinge. Aber sie schienen Spaß zu haben und das zählte.

Ich legte mich ins Gras und sah in die Baumwipfel hoch. Meine Pokemon spielten ein Spiel und kletterten hier und da auf einen Baum. Als alle vier auf den größten Baum dieser Lichtung geklettert waren, hörte ich meine Pokemon fröhlich quieken. Der fröhliche Aufruhr weckte meine Neugierde und auch ich stakste zu dem Baum. „Was habt ihr entdeckt?", rief ich fragend hoch. „Feli.", gab Felilou zurück. „Was soll das heißen, ich soll hochkommen?" „Felilou." „Ja ja, schon gut, ich komm ja gleich!" Schon schwang ich mich auf den ersten Ast. Von dort weiter auf den nächsten Ast, bis ich Yorkleffs wedelten Schwanz entdeckte. „Yorkleff? Wie bist du eigentlich hier hoch gekommen?" „Kleff." „Aha, okay. Also, was habt ihr jetzt gefunden?" „Kleff-kleff.", hechelte Yorkleff. Also sah ich hoch. Auf einen Ast, der zwei Meter über uns war, saß N.

„N!", rief ich erfreut ihn wieder zu sehen. „Schön dich wieder zu sehen, Emily.", begrüßte er mich ebenfalls erfreut. „Ihr hättet mir schon sagen können, das ihr N gefunden habt.", meinte ich lächelnd zu meinen Pokemon. „Komm doch rauf.", schlug N vor und klopfte mit seiner Hand auf einen freien Platz, rechts neben sich. Ich kletterte den Stamm hoch und als mein Kopf auf Asthöhe war, streckte mir N seine Hand hin und half mir auf den Ast. „Dich schlug es also auch tiefer in den Wald?", fragte N und sah mir tief in meine Augen. „Ja. Wieso einfach, wenn es kompliziert auch geht?", grinste ich. N lachte kurz. „Nein. Ich wollte mir etwas den Wald ansehen.", lachte ich mit. „Und wieso bist du hier im Wald?" „Na ja.", begann N. „Ich bin auf den Weg nach Stratos City." „Ah.", ich nickte. „Ich auch." „Weist du, wir könnten gemeinsam nach Stratos City gehen.", schlug er vorsichtig vor. „Klar! Wieso eigentlich nicht?", stimmte ich zu. Meine Pokemon gaben ebenfalls begeistert ihre Zustimmung. N und ich lachten. „Na, ich bin ja erleichtert, das ihr alle Einverstanden seid.", meinte ich keck an meine Freunde.

„Bist du schon einmal mit einer Liane durch den Wald?", fragte N plötzlich. Ich sah ihn verwundert an und er deutete mit seinen Finger auf Lianen, die noch tiefer in den Wald führten. Jetzt kam bestimmt eine dumme Idee von ihm. „Nein.", ich schüttelte meinen Kopf. „Na dann wird es allerhöchste Zeit!", meinte N fröhlich und angelte sich eine Liane. Und da war sie, die Idee! „Warte! Ich muss noch meinen Rucksack holen.", fiel mir ein. „Das mach ich schon.", meinte N. Er sprang los, schnappte sich während er auf die andere Seite zuraste, meinen Rucksack vom Boden und landete elegant auf einen Ast des gegenüber liegenden Baumes. „Wie hast du das denn geschafft?", fragte ich begeistert. N zuckte bloß mit seiner Schulter, grinste und warf mir die Liane zu. Ich rief meine Pokemon, außer Pikachu, in deren Pokebällen zurück.

Ich pfiff Pikachu zu mir, der dann mit einigen Sätzen auf meiner Schulter Platz nahm. „Bereit?", fragte ich Pikachu. Plötzlich hörte ich Ns Stimme in meinem Kopf sagen: „Du schaffst das!" Leicht erschrocken sah ich zu ihm. Er grinste mich nur an. Ich schüttelte meinen Kopf und sprang entschlossen los. Anstatt wie N auf den Ast zu landen, erwischte meine Hüfte den Ast. Jetzt hing ich wie ein nasses Tuch, das gerade frisch auf die Wäscheleine gehängt wurde, am Ast. N half mir lachend auf die Beine. Sein Lachen war wie immer ansteckend und so prustete auch ich los. „Ich weiß, dass ich wie eine Kartoffel aussah, die gerade die Stiege hinunter rollt." Dank meinem Kommentar, lachte N nun heftiger. Er kippte leicht nach hinten und drohte den Baum hinunter zu fallen. Schnell nahm ich seine Hände und half ihm, seine Balance wieder zu finden. „Danke.", bedankte er sich. „Kein Problem.", antwortete ich. „Willst du es erneut Versuchen?" N hielt mir eine Liane hin. „Klar. Könntest du auch Pikachu derweil übernehmen? Ich will nicht, das ihm etwas geschieht.", fragte ich. N nickte und Pikachu sprang auf Ns Schultern.

Ich schwang mich erneut los. „Zieh deine Beine an.", hörte ich wieder Ns Stimme in mir. Schon wieder N? Das kann doch kein Zufall mehr sein. Ich zog meine Beine aber trotzdem an, da der Ast immer näher kam. Tatsächlich landete ich geschickt am Baum. „Geschafft!", jubelte ich. N schwang mit Pikachu auf seiner Schulter zu mir. „Na bitte! Ich wusste, dass du das schaffst.", lobte er mich und grinste. „Da vorne sind gleich mehrere Lianen hintereinander. Sie führen zu einer Lichtung, die ich dir gerne zeigen würde." Ich wusste, auf was N hinaus wollte. „Sicher schaffe ich das." Ich schnappte mir eine Liane und schwang mich zur nächsten. Das ging nur bedingt gut, denn dann verfehlte ich eine Liane und stürzte in die Tiefe. „Scheiße!", rief ich verzweifelt, während der Boden immer näher kam. Ich schloss die Augen, damit ich nicht sehen musste, wie schnell der Boden näher kam. Plötzlich spürte ich einen kräftigen Arm um meiner Hüfte. Ich öffnete vorsichtig ein Auge und sah dann in Ns Gesicht. Kurz bevor wir den Boden erreichten, ließ N die Liane los und wir landeten sanft im Gras. Erst als meine Füße am Boden waren, wagte ich es, weiter zu atmen.

„Mit Bäumen haben wir beide unsere Probleme.", scherzte er. Ich lachte und wurde dann wieder ernst. „Danke. Das hätte wirklich schief gehen können. So klein war der Baum dann auch wieder nicht." N kratzte sich verlegen den Hinterkopf. „Keine Ursache." N und ich starrten uns eine Weile schweigend an, als plötzlich Pikachu hinter Ns Schulter hervorkam. „Pikachu?", fragte er besorgt. Er sprang auf meine Schulter. „Ja, alles in Ordnung.", beruhigte ich Pikachu, der nun erleichtert ausatmete. „Komm, der Platz ist nicht mehr weit weg.", meinte N. Nach kurzer Zeit, standen wir vor einem Lianen Vorhang. N schob diesen beiseite und ließ mich durchgehen. Wir betraten eine sehr große Lichtung. Links floss ein Fluss, der weiter vorne in einem See mündete. Der Platz wurde von tief hängenden Ästen geschützt. „Wow.", flüsterte ich. N lächelte. „Ich wusste doch, dass es dir hier gefällt.", sagte dieser und machte ein kleines Lagerfeuer. Ich sah in den Himmel hoch. Durch die einzelnen Wolken, sah man leichte orange-rote Spuren. Die Sonne ging bereits unter und ich setzte mich zum Feuer und kochte unser Abendessen.

Nachdem ich das Geschirr im Fluss abgewaschen hatte, legte ich mich ins Gras und beobachtete die Sterne. N tat es mir nach. Ich dachte wieder einmal nach und N bemerkte es. „Na, was beschäftigt dich?", fragte er sanft. „Dir entgeht auch nichts, oder?", fragte ich zurück, lächelte aber. „Nein. Dazu kenne ich dich einfach zu gut.", gab er zu. „Ich habe sowieso keine Ruhe, wenn ich es dir nicht erzähle, richtig?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm. „Nein.", grinste dieser und blickte mich ebenfalls an. „Also gut.", begann ich. „Als ich mich vorher von Liane zu Liane schwang, da hörte ich plötzlich...", Ich setzte mich auf und überlegte, wie ich N dies jetzt erklären sollte, ohne dass er mich auslachte. „..da hast du meine Stimme gehört, richtig?", beendete er für mich und setzte sich ebenfalls auf. „Wie hast du das gemacht?", fragte ich. „Weist du, ich glaube, das kann man nicht erklären. Aber du kannst das auch, ich meine, die Gefühle von..." Nun stockte er. „...von dir fühlen?", beendete ich diesmal. „Ja." „Woher weißt du das so genau?" „Als du damals in Gavina eingeschlafen bist, habe ich über Team Plasma nachgedacht. Du wurdest plötzlich wach und hast gefragt, was los ist.", erzählte er mir. Wir sahen uns beide an und ich legte den Kopf etwas schief. Wenn mir Cheren oder sonst jemand so was erzählen würde, würde ich sie für verrückt erklären. Aber bei N war alles anders. Der grünhaarige Freak würde mich im Leben nie anlügen. Außerdem glaubte ich ihn generell immer.

Eigentlich konnte ich mir das nur so erklären: N war so wie ich. Er konnte ebenso mit Pokemon sprechen und vielleicht verband uns das ja? Wer weiß was die Wissenschaftler über uns Menschen noch nicht herausgefunden hatten? Auch wir hatten Talente und konnten mysteriös sein, nicht nur die legendären Pokemon. „Ja.", ich nickte. N sah mich fragend an. „Ich habe wirklich bemerkt, dass dich etwas beschäftigt. Ich hab es nur nicht wahr genommen, das wir so eine Verbindung haben.", erzählte ich. N lächelte erleichtert. „So ein Band, habe ich nur zwischen meinen beiden Stiefschwestern.", erzählte er mir. „Du hast zwei Stiefschwestern?" „Ja.", sagte er. Ich legte mich wieder zurück ins Gras, schloss meine Augen und genoss den warmen Abend. Ich hörte leise den Fluss plätschern und den sanften Abendwind, der durch die Blätter der Bäume strich.




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