Kapitel 1
„Piep, Piep, Piep!", piepste der Wecker auf meinem Nachttisch. Ich drückte mein Gesicht in den Polster und suchte mit meiner linken Hand nach der Ausschalttaste, um den nervigen dröhnen ein Ende zu setzen. Nachdem ich diese Aufgabe mit Bravur gemeistert hatte, drehte ich mich zufrieden auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen. Aber irgendetwas war da ja noch? So ein gewisser jemand, der einem auch an Sonntagen nicht ausschlafen ließ. „Emily! Steh auf!", brüllte meine Mutter die Stufen hoch. „Du Monster!", jammerte ich theatralisch. „Das habe ich gehört und jetzt steh auf du Schlafmütze!", kam es erneut. Mama unterdrückte ein Lachen, dass merkte ich an ihren Stimmklang, der sich eher amüsiert anhörte, dennoch beherrschte sie sich so viel, sodass sie einigermaßen ernst klang. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich seufzend von meinem Bett zu trennen. Ich torkelte zum Fenster und öffnete die großen Flügeln. Der frische Morgenwind Avenitias wehte durch mein Haar und ich schloss genüsslich meine Augen. „Wie schön es doch hier ist.", seufzte ich glücklich und strahlte den viel versprechenden Tag entgegen. Die warme Sonne schien mir in mein Gesicht und ich genoss den Augenblick. „Emily! Ich warne dich! Ich lass sonst Geronimatz auf dich los. Sie ist schon ganz ungeduldig.", lachte meine Mom die Treppen hoch.
Mamma Mia, dieser ernst hinter ihren Scherzen! Ich wusste, dass mit Geronimatz nicht zu spaßen war. Wenn man nicht pünktlich auf seinen Beinen stand, gab es Haue - buchstäblich. Geronimatz Schnabel hatte ich schon öfters abbekommen, wenn ich nicht rechtzeitig aufstand, meinen Wecker geschrottet hatte und in die Schule musste. Zähneknirschend sah ich auf mein Nachtkästchen, auf dem ein alter Wecker stand, der nur mehr mit einem lausigen Klebeband zusammengehalten wurde. Dadurch war das Ticken des Zeigers viel intensiver zu hören, als die große Wanduhr in unserem Wohnzimmer. Schulterzuckend wand ich mich meinem Kleiderschrank zu und zog meine schwarze, kurze Hose, ein weißes Top und eine ärmellose, ebenfalls schwarze Weste an. Auf mein Cappy verzichtete ich, denn die Sonne konnte heute einmal so auf mein Haupt scheinen. Meine Haare band ich zu einem schlichten, hohen Pferdeschwanz zusammen. Dann fiel mein Blick auf den Kalender, der neben meinen Kleiderschrank hing. Der heutige Tag war mit einem Rotstift fett eingekreist und ich musste mich nach vorne beugen, um zu sehen, was ich in winzig, kleiner Schrift dazugeschrieben hatte. "Pokemonreise...", murmelte ich verschlafen und rieb mir über die Augen. Plötzlich weiteten sich meine Augen um ein vielfaches und ich rief: "Um Kyurems willen, heute bekomme ich mein erstes Pokemon!" Schneller als Officer Rocky erlaubte, hetzte ich in die Küche hinunter, warf meiner Mutter ein „Morgen" zu, die gerade den Mund aufmachen wollte. „Keine Zeit!", antwortete ich hastig auf ihre Frage, die ihr auf der Zunge lag, schnappte mir einen Apfel aus der Obstschale und warf etwas zu laut die Haustür hinter mir zu. Na ja, zumindest würden jetzt auch unsere Nachbarn nicht verschlafen.
Ich hetzte zu Professor Esches Labor. Auf den Weg saßen einige Dusselgurrs, die eilig Körner vom Boden aufpickten, die ihnen die Bewohner des Dörfchens auf den Boden streuten. Als ich angerast kam, flogen sie mit lautem Gurren und zügigen Flügelschlägen in alle Richtungen davon. Ich rannte die Straße entlang, bis ich am Ende auf ein großes Landhaus traf und nach der Türklinke schnappte. Anklopfen kam in dieser Situation erst gar nicht infrage.
Ich stieß keuchend die Tür zu Professor Esches Labor auf und rief nach ihr. Ich stand alleine in einem großen Raum, das nur das Forschungslabor sein konnte. Überall waren Aufzeichnungen von verschiedenen Pokemon gestapelt. Ein riesiges Bücherregal zierte die hintere Wand des Raumes und war voller interessanter Lektüren. Links war das Fenster offen und der Wind blies die roten Seidenvorhänge in den Raum herein.
Ich stützte meine Hände auf den Oberschenkeln ab und rang nach Luft. Das hatte man also davon, wenn man vom Sport kaum was hielt. „Oh, Emily!", sagte die Professorin freundlich, die eine andere Tür herein kam und mich im Raum entdeckte. „Schön, dass du auch endlich hier bist." Oh Kyurem, dieses endlich schmerzte. Meine Lungen schrien verzweifelt nach Luft und mein Mund ähnelte momentan einer ausgetrockneten Steppe. Und alles was sie dazu meinte, war, dass ich auch endlich hier auftauchte. Die Professorin winkte mich zu sich und wir gingen durch die Tür, aus der sie vorher kam und betraten eine kleine, zierliche Küche. Der Eichenholztisch passte perfekt zu der weißen Marmorplatte, die als Arbeitsfläche der Küche diente. Professor Esche hatte erbarmen mit mir und stellte mir ein kühles Glas Wasser auf den Tisch und deutete mir, mich zu setzen. „Es tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe.", entschuldigte ich mich bei ihr und trank einen großen Schluck des wohltuenden Getränkes. „Schon gut.", meinte sie und verschwand im Labor. „Du bekommst dein Pokemon ja trotzdem!" Gespannt wartete ich auf die Rückkehr von ihr. Welches würde nun mein erstes Pokemon sein? Serpifeu? Ottarro? Oder Floink? Ich konnte mir ja nicht mehr auswählen, welches ich gerne hätte, da Bell und Cheren schneller waren als ich und heute pünktlich am Treffpunkt waren. Trotzdem wusste ich nicht, welches Anfängerpokemon für mich übrig geblieben war. Ich klopfte mit meinen Fingern auf dem Tisch und stützte mir den Kopf ab, während ich langsam die Luft aus meinen Lungen entweichen ließ. Ich verfolgte das Pendel der großen Standuhr, die in der Küche stand. Nach einigen Minuten war die Professorin immer noch nicht zurück und ich ging deshalb nachsehen, wo sie so lange steckte.
Als ich das Labor betrat, traute ich meinen Augen kaum. Ich stand inmitten eines heillosen Chaos! „Was ist hier den los?", rief ich entsetzt und schlug mir beide Hände über den Kopf zusammen. Laborberichte und Aufzeichnungen aller Art, die sich vorher noch sauber geordnet auf den Tisch stapelten, lagen kreuz und quer am Boden. Eine komplett fertige und zerstreute Professorin lief im Raum umher, riss wie eine Wahnsinnige eine Schublade nach der anderen auf und kramte hektisch darin herum. Ich ging zu ihr und fragte: „Was ist passiert? Haben sie das ganze Chaos hier veranstaltet?" Sie wirbelte herum, sodass ich einen Satz zurück machen musste. Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und keuchte: „Ein Dieb! Ein P-Pokemondieb!" Ich sah sie verwirrt an und blickte mich sicherheitshalber kurz um. „Hier ist doch niemand."
Sie lehnte sich an den Schreibtisch und atmete einmal tief durch. „Jemand hat das letzte Starterpokemon gestohlen!", fuhr sie langsamer und ruhiger fort. Jetzt sah ich sie mit weit aufgerissenen Augen an. Mein Mund fiel vom dritten Stock in den Keller. „Was!? Es...es ist weg?", stammelte ich, als ich halbwegs meine Fassung zurück gewann. "Und Sie sind sich sicher, dass Sie es nicht irgendwo anders hingelegt haben?" Sie nickte. „Wir müssen es suchen gehen. Der Dieb kann noch nicht weit sein.", meinte ich nun. „Das hat keinen Sinn, Emily. Ich rufe meinen Vater und Officer Rocky an. Du wirst ein anderes Starterpokemon von mir bekommen." „Nein, ich werde es suchen gehen.", bestimmte ich entschlossen. „Aber.." „Kein aber, Professor Esche." Sie seufzte, als plötzlich jemand die Tür öffnete. „Emily, wer ist nun dein neuer Partner?", hörte ich Bell fragen, doch ihre Stimme wurde zum Ende hin immer leiser. Sie starrte entgeistert auf das Chaos im Labor und dann auf mich und Professor Esche. „Was ist denn hier los?", fragte Cheren entsetzt. Ach, hatte unser Schlaumeier einmal keine Antwort parat? Er versuchte verzweifelt sich durch sämtliche Bücher einen Weg zu uns zu bahnen.
Ja, das waren meine beiden besten Freunde, Cheren und Bell. Immer pünktlich und immer zuverlässig. Ich seufzte einmal laut auf, lief aus dem Labor und ließ die drei einfach links liegen. Ich hatte echt keine Nerven mehr, um meinen Freunden die Story zu erzählen. Frau Professor Esche wird ihnen bei einer Tasse Beruhigungstee bestimmt alles erklären.
Als ich mich durch die dichten Bäume schlug, fluchte ich leise vor mich hin. Verärgert trampelte ich durch das Unterholz und schlug die niedrig gewachsenen Zweige zur Seite. Blumen, die sich vorher genüsslich zur Sonne hin regten, ließen hinter mir die Köpfe hängen, da ich sie einfach achtlos zertrampelt hatte. Ich kam schließlich zum Waldsee und setzte mich dort auf einen Felsen, der aus dem Wasser ragte. Am See schwammen Seerosen und hin und wieder sah man den Schatten eines Wasserpokemons aufleuchten. „Das darf doch alles nicht wahr sein!", schrie ich den See an und warf einen Stein hinein. Ich hatte nichts, außer einem blöden Apfel. Ich meine, ich hatte zwar keinen Grund sauer auf alle anderen zu sein, da sowieso alles meine Schuld war. Wäre ich nur früher aus den Federn gekommen und pünktlich am vereinbarten Treffpunkt gewesen, dann wäre alles in bester Ordnung, aber nein! Ich Dummkopf brachte aber schon gar nichts auf die Reihe. Aber andererseits, welcher Vollidiot kam schon auf die Idee ein Pokemon zu stehlen? Konnte man nicht einfach zur Professorin watscheln und sie um Hilfe bitten? Argh, diese Jugend von heute war aber auch schon zu feige für alles. Obwohl ein Einbruch auch viel Mut benötigte. „Scheiße...", entfuhr es mir ärgerlich. Ich machte mir schon wieder über unnötige Dinge Gedanken.
Hinter mir im Wald knackte ein Ast und ich erschreckte mich zu Tode. Ich fuhr mit einen Mal hoch und forschte die Umgebung ab. Wer konnte eigentlich hier sein? Ein blödes Pokemon, genau! Das war das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte. „Los, verzieh dich!", rief ich und warf den Apfel in den Wald. Aber anstatt dem entsetzten Aufschrei eines Pokemon, bekam ich vom Wald ein 'Aua!' zurück. Was zum Kuckuck hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten?
--------------------------
Hey Leute ;)
Herzlich willkommen zu meinem allerersten Buch, das ich schreibe :D Ich hoffe euch hat Kapitel eins meiner Fanfiction gefallen. :)
Eure _su_kii_
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top