Die Seele
Ich war verzweifelt. Wir kamen nicht durch den Sandsturm. Er war noch heftiger geworden und zog alles zur Mitte und damit zu Boreos. Irgendwann, nach gefühlten Stunden, entschieden wir uns dazu, zu Boreos zurückzugehen und zu helfen. Nicht, dass wir eine andere Wahl gehabt hätten. Jedenfalls sah es aus, als wären wir nur Sekunden weggewesen. Der Kampf schien erst angefangen zu haben. Boreos erschuf gerade einen Mini-Tornado um sich selbst und feuerte mehrere in die Pokémonhorde. Denen machte das aber wenig aus und sie griffen ständig weiter an.
Wir verwandelten uns und stürzten in den Kampf. "Verteilen wir uns!", rief Terry. Seit wann war ER der Anführer? Leider hatte er recht, wie ich erkennen musste. Ich entschied, dass ich die Geowaz leichter in die Pfanne hauen konnte und lief mit Peter auf sie zu. Ich war noch ein paar Meter entfernt, als sie uns bemerkten und einen Gegenangriff starteten. Und dann stand ich plötzlich hinter ihnen. Ich war völlig überrascht, aber meine Reflexe, die bei Kampf-Pokémon ja besonders ausgeprägt sind, übernahmen und ich donnerte dem einen Geowaz volle Kanne eine rein. Der Gesichtsausdruck war zum totlachen. Dummerweise hatte ich keine Zeit zum Lachen, denn Peter wurde ebenso hart getroffen, wie ich das Geowaz getroffen hatte. Und wieder stand ich plötzlich woanders, diesmal hinter dem anderen Geowaz. Wutentbrannt schickte ich eine Kraftwelle durch seinen Körper. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass wir Klaus mitgenommen hätten. Dann fiel mir ein, dass er mit seiner Wunde wahrscheinlich nur Ballast gewesen wäre. Hm. Ich rannte zu Peter, der gekrümmt dalag. Sein Blick sagte mir, dass alles in Ordnung sei. Ich sah das anders. Und plötzlich sah ich den Ort, an dem ich stand, anders. "Gerda! Was soll das? Ich muss Peter helfen!"-"Du musst jetzt erst mal die Gegner besiegen. Vorher kannst du Peter auch nicht in Ruhe helfen." Sie sah mich an. "Ich habe ihn aus der Gefahrenzone teleportiert. Mach dir keine Sorgen." Ich machte mir Sorgen, wusste aber, dass sie Recht hatte. Ich sah mich um. Es waren schon etwas weniger Gegner und etwas mehr Staub. Ich dachte mir, dass sich die anderen verziehen würden, wenn ich den Anführer besiegte. Also lief ich zu Elevoltek. "Hey!", rief ich. Elevoltek drehte sich zu mir um. "Mach dich auf was gefasst! Ich werde dich fertig machen!" Elevoltek lachte nur hämisch, bis ihn ein heftiger Wind von den Füßen riss. Ich sah meine Chance zum Angriff, aber ein Tengulist war vor mir da und schlug Elevoltek zusammen. Ich war frustriert. Warum kriegten immer die anderen den Ruhm? Und dann fing Elevoltek an zu leuchten. Es war das gleiche Leuchten wie bei dem Caesurio, das kurz danach explodierte. Das Tengulist schaute nun nicht mehr siegessicher, sondern entsetzt und überrascht. Und meine dunkle Seite nahm Überhand. Ich stand nur da und machte keine Anstalten, Terry zu retten. Er versuchte, zu fliehen, aber er stolperte. Ich stand weiterhin nur da und beobachtete, wie einer meiner besten Freunde am Rand des Todes stand. Dann wurde er von einem Wind erfasst, der ihn aus der Gefahrenzone brachte. Die Explosion war heftiger als bei Caesurio. Das Dumme daran war, dass ein spitzes Stück Stein direkt auf Terry zuflog. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich zum Glück wieder einigermaßen klar denken. Ich schickte meinen Geist los. Ich flog rasend schnell bis unter Terry und verstärkte meine Aura, sodass der Splitter abgelenkt wurde und knapp an ihm vorbeischoß. Dann schickte ich meinen Geist in meinen Körper zurück.
Als Körper und Geist wieder in Einklang gebracht waren, spürte ich etwas warmes auf meinen Beinen. Ich sah an mir herunter und merkte, dass ein großer Splitter in meinem Bauch steckte. Dafür war jetzt aber keine Zeit. Ich lief zu den anderen, die mit Boreos sprachen. "Warum sollte ich euch vertrauen?", sagte er gerade. "Ihr wolltet mich im Stich lassen." Darauf schien selbst Gerda keine gute Antwort zu wissen. Ich schaute Peter an. Ihm schien es eigentlich nicht allzu schlecht zu gehen. Aber man merkte, dass er ordentlich etwas abgekriegt hatte. Dann sagte Terry etwas, worauf ich mir keinen Reim machen konnte. "Sieh mich an", sagte er. Boreos sah ihn an. "Du..." Sein Gesicht wurde sanfter. "Vertraust du ihnen?"-"Ja, das tue ich", sagte Terry. "Nun gut. Dann dürft ihr gehen." Ich war total verwirrt. "Was ist an Terry so besonders?", fragte ich. Dann bemerkte ich, wie sich das anhörte. "Das war etwas ungünstig formuliert. Ich meinte-"-"Ich weiß, was du meintest. Lass mich erst mal diesen hässlichen Splitter entfernen." Die anderen bemerkten ihn jetzt erst. Laras Kommentar dazu war "Iiiih". In Sekundenschnelle war er aber schon verschwunden, und ich sah aus, als wäre nie etwas gewesen. "Lass mich nun deine Frage beantworten." Boreos starrte mich kalt an. "Dieser Junge hat eine so reine Seele, wie sie normalerweise nur ein Neugeborenes haben kann. Auf ihn trifft das fast zu, denn seine Seele ist erst einen Tag alt. Jetzt fragst du dich sicher, wie das sein kann." Boreos holte tief Luft. "Seine erste Seele wurde zerstört. Er hat seine erste Persönlichkeit für euch geopfert."
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