Das Verschwinden
"Aaaargh!" Ich schreckte hoch. Was war denn jetzt los? Mein Blick fiel auf den Schlafplatz von Zoroark. Sie schrie und wand sich. "Verdammt! Was ist passiert?" Als ich auf sie zulief, sah ich, dass seltsame lilane Blitze auf ihr herumzuckten. Ich wollte ihr helfen, aber einen Meter von ihr entfernt lief ich gegen eine Art unsichtbares Kraftschild, das mich mit einem starken elektrischen Stoß auf zehn Meter Abstand beförderte. Zoroark schrie immer noch, und ich hatte gute Lust, es ihr nachzutun. Wieder lief ich auf sie zu, stoppte kurz vor dem Ort, wo ich das Schild vermutete und holte aus. Wut lief durch mich. Als ich dann meinen Eishieb einsetzen wollte, wurde daraus ein Feuerschlag. 'Verstehe', dachte ich. 'Die Technik ändert sich mit meiner Aura.' Feuerschlag traf. Wieder gab es einen Stromstoß, aber diesmal hielt ich stand. Ich schlug weiter auf den Schild ein, bis ich merkte, dass sich seine Kraft plötzlich auf einen Punkt konzentrierte. Und dieser Punkt war der, auf den ich die ganze Zeit einschlug. 'Das ist schlecht...', dachte ich noch, bevor ich von einem riesigen Energieblitz über die halbe Lichtung an einen Baum gefeuert wurde. Ich konnte mich nicht bewegen. Doch in dem Moment hörte Zoroark auf, zu schreien. Sie drehte ihren Kopf zu mir und grinste mich an. Und dann verschwand sie mit einem Schlag. "Zoey!", schrie ich.
Sie war weg.
Ich stand am Flughafen. Was sollte ich tun? Ich hatte wieder jemanden verloren. Wenn das so weiterging, wäre bald niemand mehr übrig. Erst Terry. Dann Pascal. Dann Peter. Und jetzt Zoey? Nein. Das durfte nicht sein. 'Sie lebt noch, sie ist bloß verschwunden', sagte ich mir. 'Aber ich kann niemanden mehr in Gefahr bringen. Ich werde nach Hause fliegen.' Und in diesem Moment schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. Aber es war nicht mein Gedanke. Dieser Gedanke kam weder von mir, noch von einem Fremden. Er kam von Zoey. Zwei Wörter. 'Mach weiter.' Ich stand auf und nickte ins Leere, was mir ein paar seltsame Blicke einbrachte. 'Okay', dachte ich. 'Wenn ich niemanden mehr in Gefahr bringen will, muss ich eben so stark sein, dass es nicht gefährlich wird.' Ich ging aus dem Gebäude und genoss für ein paar Sekunden den Wind. Dann drehte ich mich in Richtung der Höhle. Als ich sie betrat, sträubte sich mein Fell. Blöde Elektrizität. Ich schaute mich um. Es war nicht gerade hell, aber man konnte noch etwas sehen. Ich musste eine Weile suchen, um die Treppe tiefer in die Höhle zu finden. Es wurde immer dunkler. Irgendwann sah ich ein Licht, aber es war nicht der Ausgang. Es sah irgendwie fremd und seltsam aus. Ich ging vorsichtig auf es zu. Es war eines dieser Kerzen-Pokémon. Lichtel. "Wer bist du denn?", fragte ich es. Es antwortete nicht, sondern ging in Kampfposition. Dann erschienen noch einige weitere und schauten mich ebenfalls kampfeslustig an. Ich seufzte. "Das reicht schon als Antwort", sagte ich und ging ebenfalls in Kampfposition. Als sie angriffen, fiel mir etwas ein. Es waren Geist-Pokémon. Sie könnten an Zoeys Verschwinden Schuld haben. Wieder wurde ich wütend. Ich holte aus. Als ich einen Feuerschlag erwartete, blitzte stattdessen etwas schwarzes auf. Nachthieb? Warum eine Unlicht-Attacke? Dann spürte ich, wie etwas Dunkles zu meinem Herz kroch.
Ich atmete schwer. Was war gerade passiert? Ich drehte mich um. Hinter mir lag ein großer Haufen Staub. Ein Wassertropfen landete auf meiner Nase. Ich schaute nach oben. Es war keine Decke zu sehen, aber eine große Felsmasse hing bis kurz über mir herunter. Und die Spitze war rot gefärbt. Schmerz schoss durch meinen Körper. Auf meinem Bauch war eine Wunde zu sehen, aber sie war zu klein, um der Grund für die Rotfärbung zu sein. Ich schaute nochmal an die Decke. Und wieder auf meinen Bauch. Und die Wunde war weg. Ich schüttelte mich. 'Denk nicht weiter darüber nach', sagte ich mir. Ich ging weiter. Ich drang tiefer in die Höhle ein, bis ich merkte, dass ich absolut nichts mehr sah. Nichts. Die ohnehin schon nicht erkennbare Decke lag weiterhin im Dunkeln, Wände und Boden waren nicht zu entdecken. Und dann schien sich die ganze Welt um 180 Grad zu drehen. Ich hing mit den Füßen am ehemaligen Boden, unter mir nur die unendliche, zur Tiefe gewordene Höhe. Ich fing an, zu fallen.
Sekunden.
Minuten.
Stunden.
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