37. Erwachen

Heute neues Kapitel, bevor ich mich hinsetze xD Viel Spaß!

Immer noch hielt sich Tristan seine brennende Wange. Wortlos starrte er auf Theo und reagierte nicht auf die Ohrfeige. Verdutzt setzte er sich wieder auf den Stuhl neben Elenas Bett. Sanft strich der junge Mann seiner komatösen Geliebten durch das Haar. Sie war so schön und liebreizend.

Er beugte sich über sie und murmelte: "Theo hat Recht. Ich muss zusehen, die anderen zu befreien. Mein Mädl." Er legte eine Hand auf ihrer Wange ab: "Ich hoffe, du kannst mir verzeihen." Wie gebannt kam Tristan ihr immer näher: "Ich liebe dich."

Zuletzt schielte er auf Elenas Lippen und schloss die Augen. Ihr Mund war ganz warm. Ob es ihr recht sein würde, wenn der junge Mann sie zum Abschied küsste? Es war vielleicht seine letzte Möglichkeit, sein Mädchen zu küssen und die wollte er sich nicht nehmen lassen.

Er kam nicht los von ihr. Zu sehr genoss er ihre Nähe. Nie sollte dieser Kuss enden. Dieser letzte Kuss... Tristan träumte davon, wie er sie das erste Mal geküsst hatte. Wie Elena seinen Kuss erwiderte und nicht mehr von ihm abließ. Wie sein Herz einen Freudensprung machte, als er realisierte, dass das Mädchen ihn auch mochte.

Tristan wollte sich aufrichten, als er in seinem Genick plötzlich einen schwachen Widerstand spürte, der ihn in gebeugter Haltung hielt. Er spürte, wie seine Lippen ohne sein Zutun bewegt wurden. War das etwa?

Der junge Mann riss seine Augen auf, nur um in Elenas halbgeöffnete Augen zu blicken. Sein Herz machte einen Satz und er wich zurück.

"Elena!", krächzte Tristan in freudiger Hysterie.

Er musterte ihr ganzes Gesicht und beugte sich wieder über das Mädchen.

Eine Hand legte der junge Mann auf ihrem Kopf ab und murmelte: "Elena... Ist das wahr?"

"Warum schreckst du zurück? War unser Kuss denn so grauenhaft?", hüstelte sie schwach.

Er küsste sie auf der Stirn und schüttelte den Kopf: "Du lebst. Ich bin so glücklich."

"Hey, immer langsam Stani", keuchte das Mädchen: "So wie ich mich fühle, kann ich immer noch jeden Moment sterben."
Sie hustete stark und spuckte Blut: "Verdammt, ich glaub ich verreck gleich."

Tristan hielt ihr eine Schale vor den Kopf, in die sie ihr Blut spucken konnte.

Er erklärte: "Lugias Druckwelle hat wohl einen Teil deiner Lunge zerfetzt und die Wunde hat in deine Lunge rein geblutet. Was du da ausspuckst, hätte bald dafür gesorgt, dass du innerlich ertrinkst."

Die Jugendlich schüttelte den Kopf: "Ich wäre auch gestorben, aber du..." Fragend starrte er sein Mädchen an.

Mit dem Handrücken wischte sie sich den Mund ab und ließ sich wieder auf ihr Kissen fallen: "Du wirst nicht wissen, dass du schon einmal von Ho-Oh berührt wurdest, oder?"

Irritiert verzog der schwarzhaarige Kerl das Gesicht und deutete auf sich selbst: "Ich?"
Das Mädchen nickte: "Du."

Sie legte eine Hand auf Tristans Wange und ließ diese zu seinem Hals hinunter gleiten. Sie öffnete die ersten Knöpfe seines Hemdes und schob es zur Seite.

Ihre Finger ruhten unter seinem Kehlkopf: "Diese Narbe, du weißt nicht, wo sie her ist."

Er schüttelte den Kopf: "Ich hab sie seit ich denken kann..."

"Das war Zecharius. Er hat nicht nur Isabella getötet, sondern auch dich", erklärte Elena und teilte ihr gesamtes Wissen mit: "Aber Isabella... Ihr gelang es irgendwie, Ho-Oh um Hilfe zu rufen und sie wählte dein Überleben statt ihres. Und so durftest du weiterleben."
Die Jugendliche richtete sich leicht auf und griff sich ins Haar: "Deine Mama war die Auserwählte von Lugia und Ho-Oh. Ist wohl ziemlich selten, aber sie hat es an ihre Kinder weiter vererbt."

"Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass ich Ho-Ohs Auserwählter bin?", entgegnete der junge Mann mit ernster Miene: "Selbst, wenn ich es wäre... Ohne die Buntschwinge klappt es sowieso nicht."

Sie grinste überlegen: "Deine Mama war nicht umsonst auserwählt. Ihre Aktion war schlau." Zwar veranstaltete Elena mit ihren Haaren ein heilloses Durcheinander, aber endlich hatte sie das in der Hand, was sie gesucht hatte: "Sie hat ihre Buntschwinge mit ins Reich der Toten genommen, damit ihr Mörder nicht die Macht über Ho-Oh ergreifen kann."

Stolz hielt sie Tristan die buntschimmernde Feder unter die Nase: "Jetzt nimm sie oder nicht, Auserwählter. Aber vielleicht sollte ich dazu sagen, dass du das läuternde Feuer von Ho-Oh brauchst, um Lugia zu erlösen."

Ungläubig schüttelte der schwarzhaarige Kerl den Kopf und fasste nach der Feder: "Du willst mir sagen, dass du im Reich der Toten warst?"

Elena verdrehte die Augen und wippte mit dem Kopf: "Irgendwie ja. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht so genau. Marco hat gemeint, es wäre so eine Art Zwischenwelt."

"Marco?", stieß er aus.
Sie nickte mit glasigen Augen: "Ich hab Marco getroffen, ja. Er hat auf mich gewartet und mir die Buntschwinge mitgegeben. Ich hab zu ihm gesagt, dass du mir das nie glauben würdest. Deswegen hat er gemeint, ich solle dir sagen, dass deine vernarbten Hände von Ultrigaria stammen, das damals Marco getötet hat. Wenn du mir jetzt immer noch nicht glauben willst, von mir aus. Aber meine Aufgabe ist erfüllt."

Tristan sackte zusammen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen: "Du warst im Reich der Toten. Marco... Ich fasse es nicht. Elena, es tut mir so leid."
Sie zuckte mit den Schultern: "Was denn?"

"Dass ich dich in diese Gefahr gebracht habe und es dir jetzt schlecht geht wegen mir", murmelte der junge Mann mit einer Hand vorm Mund.

"Pfff", stieß die Verletzte aus: "In dem Moment war ich einzig dazu da, um dich zu retten und dir die Feder zu bringen. Außerdem...", sie rollte die Augen: "... wäre es ziemlich scheiße gewesen, wenn der Auserwählte Ho-Ohs gestorben wäre. Denn ich hätte dich nicht zurückholen können, so wie du mich."

Fest umschloss er mit der einen Hand die Buntschwinge. Die andere Hand legte er auf Elenas Wange und schüttelte voller Erleichterung den Kopf. Tristans Augen quollen über und er biss sich auf die Lippen.
"Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist", wisperte er.

Mit Mühe rappelte sich das Mädchen auf und seufzte: "Ich auch."

Wieder beugte Tristan sich über sie und legte seine Stirn auf der ihren ab. Lang und innig blickten sich die beiden in die Augen, ohne ein Wort zu sprechen.

"Manno Mann!", stöhnte Theo mit verschränkten Armen aus dem Hintergrund auf: "Jetzt sag´s ihr schon, oder glaubst du wirklich, ich will mir länger dein Geheule anhören?"

Tristan zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass der Junge die ganze Zeit über im Raum stand.

"Theo", lächelte Elena mit leuchtenden Augen: "Du bist auch hier?"

Der zuckte mit den Schultern und strahlte: "Natürlich! Ich bin echt froh, dass es dir scheinbar ganz gut geht... Abgesehen von...", er deutete auf die Schale voll mit ihrem Blut: "... diesem Blut aus deiner Lunge."

Sie winkte ab, als wäre das nichts: "Die Schmerzen sind extrem, aber ich bin sicher, es wird wieder. Aber Theo, weswegen hätte Tristan dich denn vollgeheult?"

"Na ganz einfach. Weil er...", begann der Junge.

Der schwarzhaarige Kerl sprang auf ihn und hielt ihm den Mund zu: "Das ist privat und außerdem würde ich ihr das gerne selber unter vier Augen sagen."

Er schob Theo aus dem Raum und verschloss die Tür.

Erleichtert seufzte Tristan aus und setzte sich wieder neben sein Mädchen. Er griff Elenas Hand und räusperte sich.
"Während du im Sterben lagst, hatte ich es zutiefst bereut, dir diese eine Wahrheit nie gesagt zu haben. Im Nachhinein weiß ich auch nicht mehr, was mich so lange davon abgehalten hat, aber...", er kaute auf seinen Lippen und sah ihr unvermittelt in die Augen: "Ich liebe dich."
Stille.

Mit großen Augen starrte Elena auf ihren Verehrer.
Was hatte er nur getan?
"Bitte nicht wieder gleich ins Koma fallen, das verkrafte ich nicht", flehte der junge Mann und winkte ab: "Vergiss es einfach, was ich gesagt hab, okay?"

Sie prustete aus und lachte: "Wieso sollte ich das wieder vergessen? Tristan, ich... weiß nur nicht, was ich sagen soll. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du´s mir so schnell sagst."

Endlich legte die Jugendliche eine Hand auf seine Wange und blickte ihm in die Augen.
"Du wusstest es die ganze Zeit?", empörte sich der junge Kerl.

"Zumindest hab ich es immer gehofft", krächzte sie: "Ich liebe dich auch."

Jetzt konnte Tristan seinen starren Blick nicht mehr von ihr nehmen und ihm fehlten die Worte. Stattdessen kam er ihrem Gesicht wieder näher.

Dabei wich sie zurück und warnte: "Vorsicht, ich schmeck nach Blut, fürcht ich."

"Ist mir egal", wisperte er und küsste sein Mädchen.
Erst, als aus seiner Sicht klar sein musste, dass die beiden jetzt zusammen waren, ließ Tristan von ihr ab.

Dann runzelte er die Stirn: "Wie war das vorhin? Ich war schon mal tot?"

Elena erklärte ihm alles, was sie von Marco erfahren hatte. Zum guten Schluss meinte sie: "Es ist außer Frage, dass du sein Auserwählter bist, Stani. Du musst Ho-Oh rufen und Lugia befreien."

Tristans Blick fiel auf ihre Hand, die er knetete und er fragte kleinlaut: "Wartest du hier auf mich?"

Sie verdrehte die Augen und grinste: "Weit werde ich ja wohl kaum kommen, oder? Und sterben werd ich jetzt auch nicht gleich."

Der junge Mann nickte: "Darf ich mir dein Dragoran ausleihen?"
Der Kopf des Drachen schnellte in die Höhe, als er seinen Namen hörte.

Erklärend fügte er an: "Arkani ist am Silberberg zurückgeblieben. Ich konnte es nicht mehr in den Pokéball holen."

"Ja", winkte das Mädchen ab: "Sicher doch. Mit ihm bist du eh schneller. Drago? Du hörst auf ihn, damit das klar ist!"

Der Drache zog seinen Kopf ein und ließ die Fühler hängen. Natürlich war er nicht begeistert, aber seine Trainerin befehligte ihm, Tristan zu gehorchen. Und so würde es auch gehorchen.

"Aber ich will dich hier nicht allein lassen", krächzte der schwarzhaarige Kerl.

Elena zuckte mit den Schultern: "Als wäre ich das... Doro kommt mit Sicherheit bald wieder und du... Du hast eindeutig was besseres zu tun, als Krankenwache zu schieben." Sie drückte seine Hand: "Vielmehr find ich´s schade, dass ich dich nicht begleiten kann, auf deinem Weg."

Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn: "Werde du wieder gesund, das ist mir das Wichtigste auf der Welt."

Plötzlich riss jemand die Tür auf.
"Außerdem ist er nicht allein!", strahlte Theo mit einem breiten Grinsen: "Ich komme mit!"

Gleichermaßen entsetzt blickte das Paar auf den Jungen: "Du? Hast du uns etwa die ganze Zeit belauscht?"

Völlig überzeugt nickte der blonde Bube: "Aber ja doch. Ich bin auch ein Trainer und Seemon war noch nie gefordert. Außerdem kannst du Depp eh nicht auf dich selbst aufpassen, wie wir an Elena sehen."

"Schmeiß dich nicht in den Luftstoß", gab die Verletzte als Tipp: "Der tut echt weh." Sie wandte sich wieder zu Tristan: "Dann brecht am besten gleich auf. Und passt bitte auf euch auf."

"Werde wieder gesund", flehte der junge Mann und küsste sie: "Und warte hier auf mich."

"Ihhh... Ich geh schon mal vor", betonte Theo und deutete zur Tür: "Ihr zwei seid echt zu süß, das ist echt zum Kotzen."

Als er weg war, mutmaßte Tristan: "Er ist eifersüchtig. Wahrscheinlich versucht er im passenden Augenblick, mich umzubringen."

Sein Mädchen verdrehte die Augen: "Ist er nicht und will er nicht. Er mag Mira, aber sie sieht ihn mit dem Arsch nicht an. Auf dich ist er nur so neidisch, weil du jede haben könntest."
"Aber für mich gibt's nur dich", gestand er.
"Ich weiß."

Vor der Tür wurde Tristan von dem Jungen abgefangen: "Mann, das hat ja lang gedauert. Was gab's da denn noch zu bereden?"

Der junge Mann klatschte sich eine Hand auf die Stirn: "Lang gedauert? Was es noch zu bereden gab? Du weißt schon, dass Elena bis vor einer halben Stunde noch im Sterben gelegen hat und sie mir einiges zu erzählen hatte?"

Abwehrend erhob Theo seine Hände: "Schon gut, war ja nur ´n Witz. Sollen wir dann mal los? Ich bin noch nie geflogen..."

Tristan runzelte die Stirn: "Selber bin ich auch noch nie geflogen. Aber Drago wird uns schon nicht gleich runterschmeißen."

"Hoffen wir's..."

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