26. Zurückgeblieben

Lautes Getöse aus der Ferne riss Elena aus dem Schlaf. Es war mitten in der Nacht. Was zur Hölle war da los? Eingerollt in ihrem warmen Bett war sie nicht geneigt, aufzustehen. Aber sie war Bürgermeisterin. Das Pflichtbewusstsein packte die Jugendliche.

Sie musste wissen, was da los war. Mit halboffenen Augen kroch das Mädchen aus dem Bett und blickte aus dem Fenster. Viel war nicht zu erkennen; nur ein paar Straßenlaternen. Aber sie konnte Schreie hören. Das war nicht normal.

Nervosität kam in Elena auf und sie zitterte. Schnell schlüpfte sie in ihre Hose und warf sich ihren Vulnona-Umhang über. Die Jugendliche riss die Tür auf und stürmte die Treppe hinunter.

Im Flur traf sie auf Tristan, der sich gerade seine Stiefel anzog. Bei seinem Anblick hielt die Bürgermeisterin kurz inne. Besser würde der Kerl mit seinen Wunden noch schlafen. Dann müsste sie sich keine Sorgen um ihn machen. Aber natürlich stürmte er wie immer voran, wenn es irgendwo Krawall gab. 

Die Jugendliche runzelte die Stirn: "Auch wach? Was ist da los?"

Er zuckte mit den Schultern: "Sehen wir gleich."
Vorwurfsvoll hinterfragte sie: "Und warum sagst du mir nichts, dass du los gehst?"
"Ich wollte dich nicht wecken. Wie immer", zwinkerte Tristan.

Elena stützte ihre Hände auf die Hüfte. "Und ich will, dass du, der vor ´n paar Tagen noch fast gestorben wärst, dich nicht in Gefahr begibst!"

Natürlich würde ihre Bitte nichts bringen. Stattdessen folgte sie dem jungen Mann nach draußen.

Vor der Tür holte der Leutnant sein Arkani aus dem Pokéball und sprang auf dessen Rücken.

Er reichte ihr die Hand: "Los Elena, komm."

Mit dem Feuerhund ging es schneller. Sie kamen dem Marktplatz näher und hörten Angriffe. Pokémonkämpfe? Mitten in der Nacht?

Elena wollte gar nicht wissen, was vor sich ging. Aber sie musste sich dem entgegenstellen. Schon im nächsten Augenblick befanden sie sich am Ort des Geschehens.

Ein gequälter silberner Drache verweilte auf der Mitte des Platzes.

Tristan wisperte entgeistert: "Hermann ist uns zuvorgekommen."

Überwältigt von dem Anblick dieses Silberdrachens fragte Elena: "Ist das da Lugia?"
Aber der junge Leutnant reagierte nicht auf sie, stattdessen analysierte er: "Hermann selbst muss auch hier sein. Das sind seine Azaleanischen Rebellen."

Die Bürgermeister hatten sich vereint und kämpften gemeinsam. Aber was wäre, wenn Hermann Lugia nur einen Befehl zum Angriff geben würde?

Elena stieg von Arkani ab und drückte dem jungen Mann die Hand: "Pass auf dich auf! Ich kämpfe mit Dragoran!"

Sorgenvoll blickte sie Tristan nach, als Arkani über die Dächer sprang und die beiden dahinter verschwanden. Er war wohl auf der Suche nach Hermann.

Elena hingegen gesellte sich zu den kämpfenden Bürgermeistern, darunter Linda, Vinzent, Albert, Cecilia, Julius und Bernd. Auch Lorenz kämpfte an der Front. Dragorans Eisstrahl zog die Aufmerksamkeit auf Elena.

Cecilia warf einen Blick auf das Mädchen: "Gut, dass du gekommen bist. Wo ist mein Bruder?"

Die Drachentrainerin hielt ihren Blick gebannt auf die Kämpfe, antwortete aber dennoch: "Sucht nach Hermann. Wie viele Angreifer sind das?"

"Erdbeben gegen die Sleima", befahl die schwarzhaarige Lady und zuckte dann mit den Schultern: "Vielleicht 200? Mit unseren Soldaten könnten wir sie leicht in Schach halten, aber die haben nichts von dem Angriff mitbekommen."

Die Ebenholzerin kniff ihre Augen zusammen: "Wenn jemand los geht und sie holt?"

Julius schüttelte den Kopf: "Keine Chance, wir brauchen hier jeden."

"Wenn Lugia nur einmal angreift, dann haben wir verloren", sprach die schwarzhaarige Lady.

Elena fragte: "Bist du nicht seine Auserwählte? Sicher, dass es dich angreifen würde?"

"In seinem Zustand wäre ich mir da nicht so sicher. Und den Silberflügel hab ich auch nicht mehr", entgegnete Cecilia voller Skepsis, flüsterte dann aber zu sich: "Nur wenn es schon mal hier ist, muss ich es wenigstens versuchen."

Suchend blickte Tristan hinunter auf den Marktplatz. Der General wollte seine Macht, seine Armee und seine Stellung zurück. Mit Lugia an seiner Seite war er auf dem sichersten Weg, dies zu erreichen.

Außer der schwarzhaarige Kerl könnte den Spezialball stehlen. Aber dazu musste er Hermann erstmal finden. Wut überkam Tristan: "Dieses feige Drecksschwein!"

Wo war er nur? Was in Ebenholz wollte er erreichen, wenn nicht die Bürgermeister besiegen? Darum kümmerten sich seine Rebellen ohnehin schon.

Dem jungen Mann schoss es in den Sinn: "Die Soldaten!"

Mit Sicherheit wollte Hermann sie höchstpersönlich auf seine Seite ziehen. Tristan musste so schnell wie möglich zur Zeltstadt der Soldaten.

Arkani sprang mit Leichtigkeit über die Dächer. Schon von Weitem war zu erkennen, dass Hermann bereits eine Ansprache hielt.

Der junge Leutnant klatschte sich eine Hand auf die Stirn: "Was für ein Idiot. Mitten in der Nacht die Leute rausscheuchen. Die hassen dich für immer."

Er wandte sich zu Arkani: "Na los Kini, wir müssen da runter."

Mit einem Sprachrohr rief der General aus: "Soldaten, schließt euch wieder mir an, eurem gerechten Anführer!"

Tristan sprang mit Arkani dazwischen. Sein plötzliches Erscheinen kommentierte Hermann mit den Worten: "Leutnant Avila! Schön, dass du gekommen bist, um dich mir anzuschließen."

"Vergesst es", fauchte Tristan: "Wieso seid Ihr hierher gekommen?"

Mit breiter Brust antwortete der General: "Weil es meine Aufgabe ist, Johto zu führen!"

"Ohne Euch sind wir in den letzten Wochen bestens klar gekommen", konterte der junge Leutnant und kniff die Augen zusammen: "Woher wusstet Ihr überhaupt, dass wir hier sind?"

"Tja, da staunst du, was? Kannst du dir wohl nicht vorstellen, dass ich immer noch überall Leute habe, die mir treu ergeben sind", prahlte der alte General.

"Wer, hab ich gefragt!", erwiderte Tristan mit Nachdruck. Zufrieden lächelte Hermann: "Offizier Ethan natürlich. Er hat mir erzählt, dass er vorgegeben hat, sich auf deine Seite geschlagen zu haben. Aber tja, gestern ist er in Azalea aufgetaucht und hat mir Bescheid gegeben, dass du mittlerweile Ebenholz befreit hast."

Ethan war entgegen Tristans Vermutung nicht nach Kanto geflohen. Stattdessen ist er nach Azalea abgehauen, um dort den General gegen die Bürgermeister aufzuhetzen. Das perfekte Ablenkungsmanöver; wieder konnte Ethan Zeit für Kanto schinden. Vermutlich war Kanto längst auf dem Weg hierher.

Tristan schlug sich seine Hand auf die Stirn: "Ihr verfluchter Idiot! Ethan ist ein kantonesischer Spion. Er will, dass sich die Johtolesen gegenseitig an die Gurgel gehen. Und wie es aussieht, hat er das ja geschafft."

Hermann brach in schallendes Gelächter aus: "Was redest du denn da? Du spinnst ja!"

"Wo ist der Offizier jetzt?", wollte Tristan wissen.

Im Hintergrund erhob Ethan seine Hand: "Hier, ich bin hier."
Er trat hervor: "Ich soll also ein Kantonese sein, Tristan? Das beschämt mich. Wir sind doch immer gut ausgekommen."

Der junge Leutnant knirschte die Zähne: "Was ist Euer Plan, Ethan?"

Der großgebaute Offizier zuckte mit den Schultern: "Kanto schlagen, wie wir alle hier. Tristan, ich denke, es wäre besser, wenn Ihr zu Eurem eigenen Wohl Ebenholz verlassen würdet. Oder kämpft an der Front. Das bleibt Hermann überlassen, was mit Euch geschieht. Aber ich bin sicher, er ist gerecht, wie immer."

Zu allem Überfluss mischte sich auch noch eine ältere Dame ein. Tristan musterte sie und identifizierte sie als die Bürgermeisterin von Mahagnoia. Christa.

Die Alte spottete: "Es ist ja auch sehr früh am Morgen. Die Jungen können um diese Uhrzeit noch nicht klar denken."

Zum guten Schluss rief Ethan aus: "Soldaten, ich habe in den letzten Wochen mit euch gekämpft und ich sage euch, dass die Schlacht gegen Kanto nur mit diesem Mann, General Hermann, gewonnen werden kann. Erhebt euch gegen jeden, der seine Autorität anzweifelt. Selbst wenn das bedeutet, einem ehemaligen gut gedienten Leutnant gegenüber zu treten. Ich rate euch, Hermann Treue zu beweisen und euch gegen diese Bürgermeister zu erheben."

Tristan blickte um sich; 2.500 Soldaten griffen zu ihren Pokébällen. Was für Idioten das doch waren! Der junge Leutnant fühlte sich nicht nur von Hermann und Ethan verraten. Sogar seine Soldaten, die er in den letzten Wochen zusammen mit dem Hauptmann geführt hatte, erhoben sich jetzt gegen ihn.

Ein Diebstahl von Hermanns Pokéball, in dem er Lugia eingesperrt hatte? Undenkbar!

Wenn das gesamte Heer gegen die Bürgermeister kämpfen und sich Lugia auch noch erheben würde, hätten die Bürgermeister keinerlei Chance.

Es war an der Zeit, dieser Stadt den Rücken zu kehren und sich in Sicherheit zu bringen. Er beugte sich zu seinem Pokémon und flüsterte: "Kini, wir müssen los."

Wut kochte in dem jungen Leutnant hoch. Ethan schaffte es wieder einmal, ein Erstarken Johtos zu verhindern; der Zusammenschluss mehrerer starker Trainer mit dem Heer hätte Kantos Ende bedeutet.

Doch jetzt würden nur wieder junge unerfahrene Buben an der Front stehen, zum Sterben verurteilt. Wieder bestand keine Chance auf einen Sieg. Es war glasklar. Aber Hermann war so von sich überzeugt, dass er jedes manipulative Wort Ethans für bare Münze nahm. Der Idiot musste wirklich glauben, dass sein Offizier ihm treu ergeben war.

Arkani hetzte durch die schmalen Gassen zurück zum Marktplatz. Immer noch herrschten dort Kämpfe gegen die Azaleaner. Trotz ihrer vereinten Kräfte würden die Bürgermeister nicht gegen sie gewinnen können.

Tristan musste schnellstmöglich die Flucht aus Ebenholz einleiten. Er berichtete den kämpfenden Bürgermeistern: "Hermann hat das Heer auf seine Seite gezogen. Gleich wird er uns mit unseren eigenen Leuten angreifen. Wir müssen sofort von hier verschwinden."

Elena pfiff Dragoran zu sich: "Ich hol Doro und komm gleich wieder!"

Sie schwang sich auf den Rücken des Drachen und verschwand zu ihrem Haus.

"Er hat was?", fragte Julius zur Sicherheit noch einmal nach.
Der schwarzhaarige Kerl winkte ab: "Ich erzähl es euch später, wir müssen weg hier. Alle. Aber wo ist Cecilia?"

Albert deutete auf das legendäre Pokémon: "Ich glaube dort!"

Ihm rutschte beinahe das Herz in die Hose, als er seine Schwester direkt vor dem Silberdrachen stehen sah.
"Was hat sie vor?" Noch vor ihm reagierte Arkani und stürmte in Windeseile zu Cecilia.

"Ceci, komm!", rief Tristan und reckte ihr eine Hand entgegen.

Hermanns Stimme tönte aus der Ferne: "Luftstoß, Lugia!"
Die angsterfüllten Augen seiner Schwester blickten auf das sich aufpumpende Lugia. Sie hatte keine Chance mehr, zu Lugia durchzudringen.

Ohne zu überlegen ließ sich Cecilia auf Arkani ziehen. Sofort kehrte der Feuerhund um und flüchtete vor dem legendären Pokémon. Der Vogel schoss einen Energiestrahl ab, der ohne Probleme einen Menschen hätte töten können.

Fassungslos wisperte die schwarzhaarige Frau: "Er wollte mich umbringen? Mit meinem eigenen Pokémon?"
Sie ließ den Kopf hängen und bedauerte: "Dabei war Lugia gerade so zutraulich."

"Ohne Silberflügel kannst du das vergessen", fuhr Tristan sie an: "Was hast du dir dabei gedacht? Du könntest tot sein!"

Sie umklammerte ihren Bruder nur fester und murmelte in seinen Rücken: "Tut mir leid, ich dachte, es ginge ohne. Können wir Hermann seinen Pokéball und die Feder nicht gleich stehlen?"

Tristan schüttelte den Kopf: "Vergiss es. Er hat gerade 2.500 Soldaten auf seine Seite gezogen. Wir müssen so schnell wie gmöglich von hier weg!"

Julius hatte bereits sein Aerodactyl samt Lars zum Abflug bereit gemacht. Er wartete nur noch auf Cecilia. Linda mit Xatu hatte Lorenz und Albert dabei. Vinzent auf Noctuh brachte Bernd raus. Die drei Flugpokémon hoben ab und flogen davon.

Tristan hingegen hetzte sein Arkani zu Elenas Haus, wo er auf Mitfluggelegenheit auf Dragoran hoffte. Auf dem Weg dorthin wurde er weiterhin von Lugia angegriffen. Reihum zerstörte es die Häuser.

Die beiden Mädchen kamen dem jungen Mann bereits auf Dragorans Rücken entgegen. Der Drache tippelte mit seinen Beinen auf dem Boden, damit es nicht aus Versehen zu hoch abhob. Dragoran kehrte um und ließ sich von Arkani einholen. Elena streckte Tristan ihren Arm entgegen.

Doch mit der letzten Attacke Lugias wurde der Feuerhund am Hinterbein getroffen, geriet ins Straucheln und fiel samt Trainer zu Boden. Tristan rutschte noch einige Meter über den Schnee und stoppte erst an einer Hausmauer.

Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck blickte er hinauf zu Elena und schrie: "Hau ab!" Sie musste mit ihrer Schwester fliehen, und zwar sofort. Die Drachentrainerin hingegen befahl Dragoran: "Bring Doro weg!"

Sie sprang von seinem Rücken, landete im Schnee und rannte zu Tristan. Niemals könnte sie ihn alleine zurücklassen. Lugia rannte auf Elena zu. Kurz vor knapp warf sich das Mädchen zu Tristan auf den Boden und ging in Deckung. Besorgt blickte die Trainerin ihrem Dragoran hinterher.

Sie konnte nur hoffen, dass es Lugias Angriffen entkommen würde. Aber der Drache war schnell wie ein Blitz. Noch bevor Lugia abheben konnte, war ihr Pokémon schon jenseits der Stadtmauer in der Dunkelheit verschwunden. Eine Sorge weniger.

Sie richtete sich auf und beugte sich über Tristan: "Geht's dir gut?"

Er lag mit seinem Rücken auf dem Boden und blickte ihr keuchend entgegen. Er hatte Schmerzen, überall Schmerzen. Und eine unbändige Wut. Der junge Mann musste sich schwer kontrollieren, um diese nicht auszuleben. Wie konnte sie ernsthaft fragen, ob es ihm gut ginge?

Tristan schüttelte den Kopf und fauchte: "Bist du eigentlich noch bei Trost?"

Elena wich zurück, hörte sich aber seinen Vorwurf an: "Du hättest fliehen müssen, dich in Sicherheit bringen. Warum machst du sowas?"

Beschämt blickte sie zur Seite weg und antwortete zögerlich: "Ich konnte dich doch nicht alleine zurücklassen."

Er setzte sich auf und lehnte gegen die Hausmauer. Der junge Mann starrte mit zähneknirschend auf den Boden: "Du bist so... blöd! Wie kann man so unüberlegt sein? So planlos! Ich versteh dich nicht! Was bringt es dir, jetzt hier mit mir in der Scheiße zu sitzen?"

Auf seine Worte hin stiegen ihr Tränen in die Augen. Mit gebrochener Stimme murmelte sie: "Ich will doch nur bei dir sein."

Mit großen Augen zuckte er zusammen und starrte auf sein Mädchen.

Tristans ganzer Zorn war wie weggeblasen. Stattdessen tat ihm seine Aussage leid. Unvermittelt fiel er Elena um den Hals und drückte sie fest an sich.

Sein Kinn legte er auf ihrer Schulter ab und murmelte: "Ich will doch nur, dass du in Sicherheit bist. Bitte verzeih mir."

Der junge Leutnant hielt sie noch einen Augenblick im Arm. Er griff sie an den Schultern und sah ihr in die Augen: "Wir müssen weg von hier."

Die Jugendliche gab nur ein leichtes Nicken von sich. Unter Schmerzen ließ sich Tristan von Elena hochziehen. Er wandte sich zu Arkani: "Kannst du laufen?"

Der Hund jaulte auf und wollte aufstehen, knickte aber weg. "Vorsicht Arkani, pass auf. Komm in den Ball, ich behandle dich, wenn wir in Sicherheit sind", beruhigte der junge Leutnant seinen Hund.

Ihm war bewusst, dass es keine realistische Chance auf eine Flucht aus Ebenholz gab. Dennoch rannte er mit Elena an der Hand durch die Gassen hindurch auf der Suche nach einem Fluchtweg.  Kurze Zeit später wurden die beiden von einer Hand voll Azaleaner gestellt und umzingelt.

Tristan konnte Arkani nicht für den Kampf einsetzen. Dragoran war nicht hier und sonst hatten weder er noch Elena weitere Pokémon. Die Schlinge zog sich zu. Die beiden standen Rücken an Rücken und hatten keine Chance.

"Hast du vielleicht eine Idee, wie wir hier rauskommen können?", fragte der junge Mann bei seiner Begleiterin nach. Sie zuckte mit den Schultern: "Wie kommst du auf sowas?"

Er warf einen Blick über seine Schulter: "Weiß nicht. Könnte ja sein, dass du eine gute Idee hattest, als du von Dragoran gesprungen bist."

"Verhaftet die zwei!" Ein zufrieden klingender General schritt immer näher an seine Leute heran: "Hättest du dich besser mal mit mir verbündet, Junge. Aber deine Illoyalität war mir schon in Teak bewusst, als ich dich mit deinem Miststück aufgegabelt habe. Nur hatte ich da noch keinen guten Grund, um dich endlich in den Kerker zu werfen."

Tristan knirschte mit seinen Zähnen: "Sie ist kein Miststück, du Vollidiot! Irgendwann zeigt Ethan sein wahres Gesicht und dann wünschst du dir, du hättest auf mich gehört. Das wird meine Genugtuung sein."

"Pah! Legt ihm Fessel an. Und Knebel! Ich will sein dummes Geschwätz nicht mehr hören!", rief der General aus. Eine rothaarige Gestalt kam hinter Hermann hervor und kroch mit Ketten in den Händen auf Tristan und Elena zu.

"Valentin", erkannte Tristan schockiert. Selbst sein treuer Untergebener hatte ihn verraten.

"Tschuldigung Tristan, Hermann ist nun mal mein Führer. Wehr dich nicht. Und gib mir dein Pokémon", riet ihm der Dürre.

Ohne emotionale Regung rückte der junge Leutnant seinen Pokéball raus und ließ sich die Fesseln anlegen. Ethan, Valentin; wer würde ihn in den nächsten Tagen noch verraten?

Tristans einziger Trost war, dass Elena in der Kerkerzelle nebenan saß. Er konnte sie zwar nicht sehen, aber er konnte mit ihr reden. Und er wusste, dass sie gesund war.

Aber Sorgen stiegen in ihm hoch, als der junge Mann an sein Arkani dachte. Er zweifelte daran, dass Valentin ihm medizinische Versorgung zukommen ließ.

Elena kaute auf ihren Lippen: "Glaubst du, dass uns hier irgendjemand befreien kommt?"

Der junge Mann prustete aus: "Eigentlich dachte ich, dass du mich befreien würdest. Das war allerdings, bevor du von Dragoran gesprungen bist."

"Tut mir leid. Ich, ich wusste mir nicht anders zu helfen", bedauerte das Mädchen: "Ich hab einfach nicht nachgedacht."

Tristan spottete müde: "Das tust du allgemein recht wenig, schätze ich."

Sie verzog genervt das Gesicht: "Ach ja? Ist das so?"

Er seufzte: "So hab ich dich kennengelernt, Elena. Ein Mädchen, das mit ihrem Pokémon in den Wald geflohen ist, um es vor dem Krieg zu retten. Versteh mich nicht falsch. Ich bewundere deinen Mut, den du damals schon hattest. Aber überlegen tust du nicht. Oder was hast du erwartet? Dass die Soldaten Juhu schreien und dir dein Dratini lassen?"

Elena zog ihren Kopf ein und wehrte sich: "Irgendwas musste ich ja tun. Und im Großen und Ganzen ist es für mich damals trotzdem gut gelaufen, obwohl ich mir der Konsequenzen nicht bewusst war."

Aber warum war es gut für sie gelaufen? Sie musste gestehen: "Aber ohne deine Hilfe wäre es wohl nicht gegangen."

"Verbünden mit dem Feind; beste Sache!" grinste er über beide Ohren.

"Ich hab dich ja nie als Feind betrachtet. Ich hatte nur Angst vor deinen Soldaten. Und vor dir. Aber jetzt...", Elena stockte.

Aber Tristan fasste für sie zusammen: "Jetzt springst du sogar von Dragoran, um bei mir zu bleiben."

"Ja, und ich würd´s wieder tun", gestand das Mädchen.

Der junge Mann lehnte an der Kerkerwand und schüttelte den Kopf: "Dein Bruder würde mich umbringen, wenn er wüsste, in welche Gefahr ich dich gebracht habe."

"Du hast mich ja nicht in Gefahr gebracht, das hab ich schon selber geschafft", argumentierte das Mädchen mit einem Lächeln: "Außerdem... war er selber ein ziemlicher Chaot. Wenn er noch leben würde, würden wir wahrscheinlich zu dritt hier sitzen."

In Erinnerung an seinen guten Freund musste auch Tristan lächeln: "Da hast du wohl Recht. Nachgedacht hat er auch nicht viel. Immer nur mit dem Kopf durch die Wand, genau wie du."

Elena rechtfertigte sich: "Aber nur, wenn mir was wichtig ist." 

So Leute.
Ab jetzt beginnen die Kapitel, mit denen es für mich kritisch wird; Logik, Handlungsablauf, zu viel hin und her? Ich hoffe echt sehr, dass man das Ganze noch nachvollziehen kann (und scheut euch nicht, mich auf Fehler hinzuweisen und so).

Aber ja; Ethan steht jetzt an Hermanns Seite. Ob und wie lange das gut geht? Ist Ethan wirklich der Kanto-Man und was hat er wohl im Sinn, wenn es so ist. Ob die Kantonesen wieder aufmarschieren, nachdem sie erst kürzlich aus Johto gedrängt wurden?

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