epilog
☾
Es war ruhig an diesem idyllischen Frühlingsmorgen, nur das fröhliche Zwitschern der Vögel war zu hören, während der dunkelhaarige Lockenkopf auf einer moosgrünen Wiese saß, den Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt und die Augen fest geschlossen.
Sonnenstrahlen tanzten sanft über sein Gesicht und der junge Zauberer sog gierig jeden einzelnen davon auf, als wären sie seine Luft zum Atmen.
Der Wind wehte ihm eine seiner dunklen Locken in die Stirn, war immer noch ein wenig eisig, denn obwohl es bereits Mai und damit eigentlich schon Frühling war, hatte es der Winter immer noch nicht übers Herz gebracht sich zu verabschieden. Genau so wenig wie der Junge mit den chaotischen Locken.
Die Natur hatte eine Weile gebraucht sich von der Dunkelheit zu erholen, die Lord Voldemort über Europa gelegt hatte, doch nun blühte sie langsam wieder auf. Etwas, dass dem Erben Slytherins wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens wohl nicht gelingen würde. Zu tief saßen all die Traumata, die ihn in der Vergangenheit gezeichnet hatten.
Denn auch wenn er all das hinter sich gelassen hatte, würde die Dunkelheit immer ein Teil von ihm bleiben. Sie begleitete ihn, folgte ihm bei jedem seiner Schritte, klebte auf ewig an seiner Seele und erinnerte ihn täglich an all das, was er getan hatte.
Doch er fürchtete sich nicht mehr vor ihr, hatte keine Angst mehr vor dem, was tief in ihm schlummerte.
Mattheo Marvolo Riddle war frei.
Zum aller ersten Mal in seinem Leben.
Ganz im Nebel seiner Gedanken versunken, schwenkte der einst gefürchtete junge Zauberer das schwere Kristallglas in seiner linken Hand, ließ die Eiswürfel darin klirren und nahm hin und wieder einen Schluck von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
Kurz klemmte er sich das Glas zwischen die Knie, griff nach dem sichtlich abgenutzten, versilberten Ring den er immer mit sich trug und schob ihn sich auf den Finger. Kurz nahm ihm ein Schatten die Sonne und er wusste, dass er nicht mehr allein war.
»Bei Salazar Riddle, es ist nicht mal Mittag.«
»Wer sagt das ich jetzt erst angefangen habe zu trinken?« Mattheo grinste, nippte noch einmal an seinem Feuerwhiskey, bevor er die Augen öffnete, das Kinn hob und den etwas älteren Jungen vor sich ansah, der ihn jetzt ebenso grinsend betrachtete.
Er war groß, mit breiten Schultern, hatte chaotisches mittelbraunes Haar und eine auffällige Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog. Er sah aus wie immer, bis auf ein Detail seiner tiefblauen Augen.
Das Feuer darin war erloschen.
»Bist du okay?«, fragte der Junge, der jetzt neben ihn gegen den Baum lehnte und ihn besorgt musterte.
»Ich glaube ich war noch nie okay«, entgegnete Mattheo nachdenklich und nippte an seinem Feuerwhiskey. »Vielleicht werd ich es nie sein.«
»Und du denkst es hilft, wenn du dich regelmäßig vor Sonnenaufgang aus dem Bett schleichst, dir noch vor dem Frühstück die Birne mit— entschuldige, aber furchtbar schlechtem Feuerwhiskey zuziehst und dich dabei mit einem Toten unterhältst?« Amüsiert hob er eine Braue und sah ihn erwartungsvoll an.
»Absolut.« Mattheo grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich komme gern her. Es ist stets so friedlich hier oben.« Der ältere nickte zustimmend und eine Weile blickten die Jungs schweigend über die atemberaubende Bergkulisse der französischen Alpen, die sich weit und breit vor ihnen erstreckte.
»Und außerdem—« Mattheo hielt inne und suchte nach den richtigen Worten. »Niemand versteht mich so wie du es tust, Lestrange.« Er seufzte leise und drehte an dem Silberring an seinem Finger, in dessen Fassung ein schwarzer Stein eingearbeitet war.
»Ich verstehe«, entgegnete Lestrange und schloss die Augen, kniff angestrengt die Brauen zusammen als versuchte er die Wärme der Sonnenstrahlen einzufangen. »Ich wünschte ich könnte sie noch einmal auf meiner Haut spüren«, murmelte er.
Mattheo senkte den Blick.
»Es tut mir leid, dass—«
»Nein, mir nicht«, unterbrach ihn der ältere und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht besonders stolz auf die Dinge die ich in meinem Leben getan habe, doch in dieser Nacht habe ich das richtige getan.«
Mattheo nickte, doch er sagte nichts, wusste nicht wie er seinem Freund dafür danken sollte, dass er gestorben war, damit seine Mädchen leben konnten.
Seine geliebten Mädchen.
Eine Weile saßen die beiden Jungs still schweigend in der Sonne und blickten in die Berge, dann ergriff der ältere das Wort. »Versprichst du mir etwas?«
Mattheo nickte.
»Falls es ein Junge wird, nenn ihn bloß nicht nach mir, Riddle. Er ist wirklich schon genug bestraft damit, dass er Salazar Slytherins Gene des puren Wahnsinns in sich trägt, benenn ihn bloß nicht auch noch nach dem Teufel«, sagte Lestrange amüsiert.
Einen Moment schwiegen sie, doch dann brachen sie beide in Lachen aus. »Hat sich seit gestern Abend sowieso erledigt«, sagte Mattheo und grinste.
Lestrange hob eine Braue.
»Sag Malfoy er schuldet mir zwanzig Galleonen, er meinte euer nächstes Kind wird ein Junge aber ich habe ihm gesagt, dass du nur Mädchen zeugen kannst.« Er lächelte triumphierend und zwinkerte.
»Geht klar«, antwortete Mattheo und leerte das Glas mit dem Feuerwhiskey. »Bei Merlin Riddle, hör auf zu trinken. Geh nach Hause.« Lestrange seufzte. »Du solltest deine Mädchen nicht warten lassen. Und sag Aurora, sie soll Pansy einen Kuss von mir geben.«
Mattheo nickte, während er sich langsam den versilberten Ring von seinem Finger zog. Mit schwerem Herzen sah der Erbe Slytherins dabei zu, wie die Umrisse seines besten Freundes langsam verblassten, bis er wieder allein auf der Wiese saß.
Denn Lucifer Lestrange war nichts weiter als eine Erinnerung, nicht mehr als ein Schatten.
Mattheo wusste, dass es falsch war herzukommen, wusste dass es falsch war diesen Ring zu tragen um mit ihm reden zu können, doch er war noch nicht bereit ihn gehen zu lassen. Er zog den Zauberstab, den ihm Malfoy besorgt hatte, ließ sein Whiskeyglas verschwinden, bevor er von der Wiese aufstand.
Ein letztes Mal blickte er zurück auf den Grabstein seines Freundes, der sich unmittelbar neben dem Baum befand gegen den er gelehnt hatte, bevor er sich umdrehte und den idyllischen Friedhof verließ.
Er war wieder nüchtern, sobald er das Grundstück betrat, auf dem die prachtvolle Villa der Berkshires stand. Wie jeden Tag überprüfte er die Schutzzauber die das Anwesen vor neugierigen Blicken der Muggel verbarg, auch wenn sich kaum jemand in dem kleinen Dorf in den französischen Alpen aufhielt.
Daphne und Blaise hatten nach einigen Monaten etwas eigenes gefunden, doch Enzo, Pansy, Draco, Narzissa und Scorpius lebten immer noch hier.
Zusammen mit ihm und seinen Mädchen.
Mattheo betrat den Garten, hob seinen Zauberstab und schnitt eine besonders hübsche weiße Rose ab, die vollkommen ohne Dornen war. Eine Züchtung Narzissas, damit sich die Kinder nicht daran stachen.
Wütende Schreie erfüllten jetzt den mit malerischen Blumen überwucherten Garten, denn Nova und Scorpius zankten sich mal wieder um den Knuddelmuff, der neben ihnen in der Wiese hin und her rollte und den Spaß seines Lebens hatte.
Ein Grinsen umspielte Mattheos Lippen, als er seine Tochter dabei erwischte, wie sie Scorpius rotzfrech mit einer Schaufel auf den Hinterkopf schlug, der sofort in Tränen ausbrach und nach seiner Oma rief, die ihn sogleich auf den Arm nahm und tröstete.
Auf Novas puppenhaftem Gesicht lag ein teuflischer Ausdruck, doch als sie Mattheo entdeckte fing sie sofort an zu lächeln, wie der kleine zuckersüße Engel der seine zehn Monate alte Tochter für ihn war.
Sie brauchte einige Anläufe bis sie es schaffte es sich aufzurichten, dann tapste sie unsicher in seine Richtung, denn sie lief erst seit wenigen Tagen.
Mattheo war so unendlich stolz auf sie.
Er ging in die Hocke und breitete die Arme aus, fing sie auf bevor sie der Länge nach hinfallen konnte.
»Na meine Süße.« Ihr hübsches Lächeln schaffte es jedes Mal all seine dunklen Gedanken zu vertreiben.
Mattheo warf Draco einen entschuldigenden Blick zu,
doch der schüttelte nur seufzend den Kopf und fing wortlos den Ring auf, den Mattheo ihm zuwarf. Doch er war sich sicher, dass die Mundwinkel des ehemaligen Todessers kurz gezuckt hatten.
»Das war nicht nett, Nova«, tadelte er seine Tochter und streichelte ihr durch ihre dunklen Locken, die mit einer niedlichen rosa Schleife ordentlich zur Seite frisiert waren. »Du weißt doch, wir hauen niemanden der schwächer ist als wir.« Nova blickte ihn an, dann schenkte sie ihm ein zutiefst unschuldiges Lächeln.
Oh wie sehr Mattheo seinen kleinen Engel liebte.
Plötzlich rief Scorpius ihren Namen und sie begann in seinen Armen zu zappeln. Mattheo seufzte leise und ließ sie wieder herunter, setzte sie vorsichtig in die Wiese und sah dabei zu, wie die beiden wieder mit dem Knuddelmuff zu spielen begannen.
Er durchquerte den Garten und ging auf die untere Terrasse der Villa, nahm sich einen Moment Zeit um den Anblick zu genießen, der sich ihm nun bot.
Aurora lehnte einige Meter vor ihm gegen das Geländer, die Augen geschlossen und ein Lächeln auf den sinnlichen Lippen. Sie trug ein hübsches trägerloses Sommerkleid und ein Gefühl von Stolz erfasste Mattheo, denn die Slytherin hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie sich so zeigen konnte.
Mit all ihren Narben—
für die Mattheo sein Mädchen nur noch mehr liebte.
Ihr blassblondes Haar fiel ihr in sanften Wellen bis weit über den Rücken, leuchtete heller als all die funkelnden und glitzernden Sterne, die sie jeden Abend gemeinsam am Nachthimmel betrachteten, bevor sie eng aneinander gekuschelt einschliefen.
Mattheo würde nie genug davon bekommen die Sonnenstrahlen in ihrem Haar reflektieren zu sehen.
Er liebte dieses Mädchen so sehr.
Sein Blick huschte über ihren Arm, auf dem das dunkle Mal langsam verblasste, bevor seine Augen eine Weile auf ihrem hübschen Po hängen blieben.
Mattheo trat näher, legte von hinten die Arme um seine wunderschöne Frau und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, die eine Hand auf ihrer Taille, die andere auf ihrem leicht gewölbten Babybauch.
Er reichte ihr die Rose und küsste sie erneut.
»Wie geht es meinen beiden Prinzessinnen?«, fragte er mit leiser Stimme, was ihr ein Lächeln entlockte.
»Sehr gut«, sagte sie glücklich und lehnte sich mit dem Rücken an seine Brust, hob die Hand an seinen Hinterkopf und kraulte zärtlich durch seine Locken.
»Jetzt wo du wieder hier bist, mein Liebling.«
Mattheo verbarg das Gesicht in ihrem blonden Haar und sog den blumigen Duft ihres Shampoos ein, während sie eng umschlungen auf der Terrasse des prachtvollen Anwesens standen und die zarte Frühlingssonne auf ihren Gesichtern genossen.
»Du weißt doch was man über Seelenverwandte sagt oder, Mrs. Riddle?«, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und legte ihren Kopf leicht zur Seite, begann ihren Hals ganz zärtlich mit seinen Lippen zu verwöhnen.
»Sie finden immer einen Weg zueinander zurück.«
☾
the story of
Aurora & Mattheo.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top