42. alone in the dark
TW: Trauma
& suizidale Gedanken
A U R O R A
Mein Kopf pochte schmerzhaft und nur langsam erwachte ich aus meiner tiefen Bewusstlosigkeit. Eine vertraute Stimme sagte meinen Namen, doch sie schien so unendlich weit weg zu sein. Warme Hände berührten vorsichtig meine Schläfen und dann ganz allmählich, lichtete sich der Nebel in meinem Kopf.
Verwirrt blinzelte ich, fühlte wie Schneeflocken meine Wangen küssten und sich als hauchzarte Eiskristalle in meinem blassblonden Haar verfingen.
Ich versuchte aufzustehen, doch jemand hielt mich davon ab. »Langsam, Liebes«, sagte Enzos sanfte Stimme zu mir, bevor er mir half mich aufzusetzen.
Alles drehte sich und mir war furchtbar elend.
Widerstandslos trank ich den Zaubertrank aus dem kühlen Fläschchen, dass Enzo mir jetzt an die Lippen drückte und fühlte mich sogleich etwas besser.
»Ich habe deine Wunde geheilt, doch vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.« Ich nickte und blickte mich um, stellte fest, dass wir uns am verschneiten Ufer des schwarzen Sees von Hogwarts befanden.
Malerische Eisblumen glitzerten auf der zugefrorenen Oberfläche des Sees, waren wunderschön anzusehen. »Bist du okay, Enzo?«, fragte ich den Slytherin, als er mir vorsichtig aufhalf.
Besorgt sah ich ihn an, denn auch er blutete, hatte einige ziemlich tiefe Kratzer auf der Stirn.
Enzo nickte, doch bevor er etwas sagen konnte, apparierte jemand in einem Nebel aus dunklen Rauchschwaden direkt neben uns. Einen Moment starrte der Todesser abwechselnd zwischen uns hin und her, im nächsten packte er Enzo am Kragen und hielt ihm seinen Zauberstab direkt an die Kehle.
»Wer verflucht nochmal hat dir die Erlaubnis gegeben sie einfach aus dem Schloss zu bringen, Berkshire?«, knurrte Lestrange boshaft und funkelte ihn zornerfüllt an. »Ich sollte dich töten, dafür dass du dich meinen Anweisungen widersetzt.«
Enzo öffnete den Mund um zu sprechen, doch Lestranges Magie blockierte seine Luftröhre.
»Hör sofort auf, Luc«, rief ich, als ich mich wieder gefasst hatte. Ich packte seinen Arm und zog ihn von Enzo weg. »Ich habe ihn darum gebeten mich zu begleiten, okay? Ich wollte—«, ich hielt inne und schluckte, denn der grimmige Ausdruck auf dem Gesicht des Todessers schüchterte mich ein.
Lucifer Lestrange war verdammt gefährlich.
»Ich wollte dich und Pansy nicht stören«, flüsterte ich und blickte ihn flehend an. »Es tut mir so leid.«
Lestrange seufzte und senkte seinen Zauberstab.
»Ich konnte doch nicht wissen, dass sie uns folgen würden. Aber es ist Weihnachten und ich wollte nur für fünf Minuten das Grab meiner Mutter besuchen als der Orden ganz plötzlich aufgetaucht ist und—«
Lestrange sah plötzlich alarmiert aus.
»Der Orden? Fuck«, fluchte er und seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Aurora, wo ist der Friedhof?« Hastig zerrte er den Ärmel seiner Uniform hoch, hielt seine Hand über die tiefschwarze Schlange seines dunklen Mals, die sich nun unheilvoll auf seiner Haut zu räkeln begann.
Ich spürte meinen Arm kribbeln.
Eine dunkle Vorahnung beschlich mich und ich fühlte, wie plötzlich alles in mir taub zu werden begann. »Wieso ist das wichtig, Luc wo ist Mattheo?«
Ängstlich sah ich ihn an.
»Er ist dich suchen gegangen. Verzeih mir Süße, aber wir haben keine Zeit.« Er nahm meinen Arm und hielt mich fest, während seine Legilimentik wie ein Sturm in meinen Kopf drang, mich schwindelig fühlen ließ. Schnell fand er, was er gesucht hatte.
Die Koordinaten des Friedhofs.
»Riddle ist dort, ich muss sofort zu ihm.«
Ich krallte mich an ihn fest. »Was? Nein er darf nicht dort sein, Luc. Es ist eine Falle, eine F-Falle. Oh Gott«, brachte ich mit zitternder Stimme hervor.
Lestrange nickte und drückte mich Enzo in die Arme. »Bring sie hoch ins Schloss Berkshire«, befahl er ihm mit rauer Stimme, bevor er wieder dissapparierte.
»Wir müssen zurück und ihm helfen«, schrie ich jetzt und versuche mich aus seinen Armen zu befreien, doch er ließ mich nicht los. »Lass mich, Enzo.«
»Nein Aurora, es ist zu gefährlich«, sagte er ruhig und streichelte mir über das Haar, als ich mich zitternd in seinen Pullover krallte und ihn flehend ansah. Seine braunen Augen waren so liebevoll wie immer, doch sein Blick war fest entschlossen.
Lorenzo würde mich nicht gehen lassen.
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Ein eisiger Schneesturm peitschte geräuschvoll gegen die Fenster der großen Halle des Schlosses, ließ das goldene Feuer der Fackeln an den Wänden immer wieder aufflackern. Es roch nach Kerzenwachs und Pfefferminztee, den Pansy mir immer wieder unter die Nase hielt, wo mit Sicherheit etwas zur Beruhigung drin war, doch ich wollte ihn nicht.
Unruhig lief ich in der Halle auf und ab, meine Gedanken eine nicht endende Spirale aus Angst.
Angst um Mattheo und auch um Lestrange, denn er war jetzt schon so lange fort. Ich fühlte die Blicke meiner Freunde auf mir, doch ich sah sie nicht an.
»Aurora Süße, jetzt komm her und setz dich hin«, sagte Pansy. »Du hast doch den ganzen Tag noch nichts gegessen und kaum getrunken oder?« Ich fühlte wie sie nach meiner Hand griff, doch ich wich zurück. Sie hatte recht, aber ich wollte es nicht hören.
Ich drückte meine Nägel so fest in meine Handinnenfläche, dass kleine Halbmonde entstanden, als ich plötzlich ein Geräusch vernahm.
Schwere Schritte, die jetzt näher kamen.
Die Flügeltüren öffneten sich und sofort sprang mir Dracos platinblonder Haarschopf ins Auge. Er trug seine silbrige Todessermaske, ließ sie jedoch sofort mit einer schlichten Handbewegung verschwinden.
Er war blass, noch viel blasser als sonst.
Enzo der neben mir stand, fing so sehr an zu zittern, dass ihm sein Glas aus den Händen rutschte und klirrend auf dem Steinboden der Halle zerschellte.
Und dann sah ich ihn.
Lestranges Gesicht zeigte nicht den Hauch einer Emotion, doch der schmerzerfüllte Ausdruck in seinen kristallblauen Augen ließ das Blut in meinen Adern zu Eis gefrieren. Mein Blick fiel auf etwas, das er in seinen vernarbten Händen hielt und als ich erkannte was es war, verließ ein Schrei meine Kehle.
Es war der slytheringrüne Schal, den ich Mattheo zu Weihnachten gestrickt hatte.
Der Stoff war blutdurchtränkt.
»Nein«, brachte ich kraftlos hervor und fühlte wie ich am ganzen Körper zu zittern anfing. Lestranges tiefblaue Augen waren fest auf meine gerichtet und als er vor mir stehen blieb, krallte ich meine Hände in seine Uniform und blickte zu ihm auf, meine Sicht verschwommen durch Tränen. »Nein«, schluchzte ich, wollte nicht hören, was er mir zu sagen hatte.
»Der Orden hat ihn, es tut mir so leid«, sagte der Todessergeneral mit ruhiger Stimme zu mir. Er legte die Hand auf meinen unteren Rücken und stützte mich, als meine Knie jetzt ganz weich wurden.
Mit zitternden Lippen blickte ich ihn an, hielt mich verzweifelt an dem Drachenleder seiner Uniform fest.
»S-Sie werden ihn töten«, flüsterte ich so leise, dass nur er mich hören konnte. »Sag mir die Wahrheit, Luc. Sie werden M-Mattheo umbringen oder?«
Lestrange atmete tief ein und aus, zog mich noch enger an sich, hielt mich fest in seinen Armen, bevor er langsam nickte. »Ja, Süße. Wenn sie von ihm haben was sie wollen, dann werden sie ihn töten.«
Ich wünschte, er hätte mich belogen, denn die Wahrheit zu hören, tat so weh, als würden jetzt all meine kaum verheilten Narben auf einmal aufreißen. Der Schmerz saß überall, schien in jede Zelle meines Körpers einzudringen, ließ mich kaum noch atmen.
Ich löste mich von ihm und wankte, denn meine Beine trugen mich nicht mehr. Der Todesser streckte die Hand nach mir aus, doch ich wich vor ihm zurück, bevor ich mitten in der großen Halle auf die Knie fiel und vor Verzweiflung zu schreien anfing.
Ich schrie und schrie bis ich keine Stimme mehr hatte, weinte um Mattheo und um unsere Liebe.
Ich liebte ihn so sehr, dass ich sterben wollte, denn der Gedanke daran in dieser dunklen Welt ohne ihn weiter leben zu müssen, war einfach unerträglich.
Und dann traf es mich wie ein Blitz.
Nur meinetwegen war er auf den Friedhof appariert.
Es war meine Schuld, dass er sterben würde.
Meine Schuld.
Meine Schuld.
Meine Schuld.
»Es tut mir leid«, wimmerte ich, während ich abwechselnd weinte und wieder schrie. »Es tut mir leid, L-Liebling ich wollte das alles nicht, ich—«, doch meine Stimme brach, so sehr zitterte ich jetzt.
Am Ende meiner Kräfte lag ich auf dem Boden, flehte Merlin an mich endlich sterben zu lassen, als ich warme Hände spürte, die mich vom Fußboden hoben und in starke Arme zogen. Ich wehrte mich nicht, als ich mithilfe von mächtiger Legilimentik ruhig gestellt und mir das Atmen erleichtert wurde, auch wenn ich doch eigentlich gar nicht mehr atmen wollte.
Ich hörte auf zu weinen, fühlte wie eine bittere Kälte in mir aufstieg und sich mein Sichtfeld langsam mit Dunkelheit zu füllen begann. »Bitte—«, flüsterte ich und blickte mit schweren Lidern hoch in Lestranges kristallblaue Augen, die tief in meine schauten.
»Bitte bring ihn mir zurück«, brachte ich kraftlos hervor. »Ich flehe dich an, Luc. Ich brauche ihn.«
Lestrange nickte, schob mir mit seinen rauen Fingern behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn, während er inmitten meiner Freunde auf dem Boden der großen Halle kniete und mich fest in seinen Armen hielt, damit ich nicht auseinander brach.
Unter Tränen blickte ich zu dem Todesser auf.
»Ich werde alles tun was ich kann um ihn zu finden, das verspreche ich dir, Aurora«, antwortete er mit ruhiger Stimme, bevor er mir endlich den Schmerz nahm, in dem er mich in Dunkelheit fallen ließ.
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Betäubt von Kummer und den Beruhigungstränken die ich mehrmals am Tag einnehmen musste, lag ich auf meinem Bett im dunklen Palast und starrte in den Sternenhimmel, der unter der Decke schwebte.
Der Knuddelmuff zerrte schon seit einer ganzen Weile an meinem Haar, schimpfte und biss mir mit seinen kleinen Zähnchen in die Fingerkuppen, weil ich ihm keine Beachtung schenkte.
Ich wollte ihn so gern streicheln, sein Fell bürsten und ihm sagen das ich ihn sehr lieb hatte, doch ich hatte keine Kraft, schaffte es kaum zu atmen, durch den Kummer, der wie ein Stein auf meiner Brust lag.
Die letzten sechs Wochen waren die schlimmsten und vor allem dunkelsten meines Lebens gewesen.
Ich lebte einzig und allein nur noch für die kurzen Momente der Hoffnung, in denen Lestrange oder Draco, die rund um die Uhr auf der Suche nach Mattheo waren, ins Riddle Manor zurückkehrten.
Auch wenn sie mir jedes Mal dasselbe sagten.
Sie hatten ihn immer noch nicht gefunden.
Doch ich wusste, dass es noch eine Chance gab ihn lebend zu finden, denn der Zauber des Sternenhimmels war immer noch aktiv, auch wenn er mit jedem neuen Tag immer weiter verblasste.
Mattheos Herz schlug noch, genau wie meines, auch wenn jeder neue Atemzug eine Qual für mich war.
Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, wie es ihm in Gefangenschaft ergehen musste, wie sehr sie ihn folterten, quälten und misshandelten und vor allem wie furchtbar einsam er sich fühlen musste.
Einsam und allein in der Dunkelheit.
Ich wollte weinen, wollte schreien um mich von diesem quälenden Schmerz abzulenken, doch ich konnte es nicht, hatte keine einzige Träne mehr geweint, seit der Orden ihn mir weggenommen hatte.
Pansy kam jeden Tag her, hielt meine Hand und half mir zu baden oder kämmte mir das Haar, hielt mich in ihren Armen wenn ich nachts zu schreien anfing, doch selbst die Liebe meiner besten Freundin konnte mir nicht helfen, konnte mich nicht trösten.
Nichts konnte mir meinen Schmerz nehmen.
Auch Enzo besuchte mich, spielte für mich auf dem
Klavier und sprach aufmunternd zu mir, auch wenn er mir dabei nur schwer in die Augen sehen konnte.
Er gab sich die Schuld an dem, was passiert war.
Obwohl nur ich allein sie trug.
Ich erinnerte mich vage daran, dass er vor einigen Stunden mit Astoria hier gewesen war, die mir stolz ihren kleinen Babybauch gezeigt hatte. Ihr glückliches Lächeln hatte für einen Moment die Dunkelheit aus meinem Kopf vertrieben, doch es erinnerte mich auch daran, was ich niemals mehr haben würde. Eine Zukunft mit meinem Mann.
Dem Jungen mit den chaotischen Locken, den ich so sehr liebte. Mehr als die Sterne den Mond liebten.
Doch Mattheo war fort und ich war allein.
Allein in der Dunkelheit.
Ich schloss die Augen und versuchte mich an seinen Duft zu erinnern, fühlte wie nackte Panik in mir aufzusteigen begann als ich feststellte, dass ich es nicht mehr konnte. Eine Weile lag ich zitternd in den Kissen und versuchte mein Herz zum anhalten zu überreden, doch dann schob ich meine Beine aus dem Bett, stand auf und verließ mein Schlafzimmer.
Zum ersten Mal seit Wochen.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich die Todesser die neben meiner Tür standen aufrichteten und darauf vorbereiteten mir zu folgen, doch sie wichen wieder zurück als ich meine Hände auf die Türklinge des Zimmers legte, das gegenüber von meinem lag.
Mattheos Zimmer.
Ich hatte es bisher nicht übers Herz gebracht her zu kommen, doch plötzlich fand ich mich in seinem Himmelbett wieder, die zitternde Hände ins Laken gekrallt und das Gesicht in sein Kopfkissen gedrückt.
Verzweifelt atmete ich seinen Duft ein, der immer noch so präsent in dem dunklen Stoff hing, so als hätte er erst letzte Nacht noch darin geschlafen.
Endlose Minuten lag ich so da und versuchte mir vorzustellen, wie seine Hände durch mein Haar streichelten und seine Lippen meine Stirn küssten.
Ich vermisste ihn so sehr, dass mir die Erinnerung an seine dunklen Augen aus den Fingern glitt, je krampfhafter ich mich daran zu krallen versuchte.
Dann streifte meine Hand plötzlich etwas hartes und kühles, was sich unter dem Kopfkissen befand. Ich griff danach und zog ein schon ziemlich abgegriffenes, in Leder gebundenes Buch hervor.
Mit angehaltenem Atem setzte ich mich auf, lehnte mich mit dem Rücken in die Kissen und klappte es auf. Ich brauchte eine Weile um mich auf die kleinen Buchstaben konzentrieren zu können, doch dann konnte ich es einfach nicht mehr zur Seite legen.
Meine Finger zitterten während des Lesens, strichen immer wieder über die vergilbten Seiten und die Flecken, die die Tinte hatten verschmieren lassen.
Tränen.
Mattheos musste beim lesen geweint haben.
Hin und wieder hatte er etwas in den Seiten markiert, doch es war immer wieder dasselbe Wort.
Aurora.
Das war der Name der schlafenden Prinzessin in dem alten Muggelmärchen, das er hunderte Male gelesen haben musste, angesichts des Zustands des Buches.
Die Prinzessin hatte unter einem Fluch gelitten, der sie zu ewigem Schlaf verdammt hatte und in ihren Albträumen gefangen hielt. Bis ein Prinz gekommen war und sie mit einem Kuss geweckt und aus der Dunkelheit ihres eigenen Kopfes gerettet hatte.
So wie Mattheo mich gerettet hatte.
Die Parallelen zu unserer eigenen Geschichte waren rührend und doch gleichzeitig auch so schmerzvoll.
Es musste ihm alles bedeuten, wenn er dieses Buch unter seinem Kopfkissen versteckt hatte.
Und nun bedeutete es mir alles.
Vorsichtig klappte ich es zu und drückte es an mich, würde es ab jetzt wie einen Schatz hüten.
Und dann überwältigte mich die quälende Sehnsucht nach ihm, mischte sich mit dem Kummer meines Verlustes. Schuldgefühle erdrückten mich, lasteten plötzlich unerträglich schwer auf meinen Schultern.
Ich taumelte ins Bad, kniete mich vor die Keramik der Toilette und erbrach mich, musste mir jetzt nicht einmal mehr den Finger in den Hals stecken.
Es passierte schon seit Wochen ganz von allein.
Ich erbrach mich, bis ich nichts mehr in mir hatte. Mein Magen krampfte schmerzhaft und Schwindel stieg in mir auf, ließ den Raum zur Seite kippen.
Keuchend sank ich auf die kalten Fliesen hinab, verlor völlig das Zeitgefühl, während ich starr auf dem Fußboden lag, bis mich ein seltenes Gefühl erfasste, das mir die Kraft gab, wieder aufzustehen.
Etwas, das ich von mir eigentlich nicht kannte. Doch es war eine willkommene Abwechslung zu der Taubheit des Kummers, der sonst auf mir lastete.
Wut.
Brennende, alles vernichtende Wut.
Ich stürzte zum Waschbecken und rammte meine Faust schreiend in den Spiegel, immer und immer wieder, bis nicht nur mein Leben, sondern auch das Badezimmer ein einziges Scherbenhaufen war.
Meine Herz pochte wie verrückt, dann gaben meine Beine plötzlich nach und ich sank gegen die Marmorbadewanne neben dem Waschbecken.
Ich wollte weinen, doch ich konnte es nicht.
In mir war außer Schmerz, nichts als leere.
Mit Mattheo fehlte auch ein Teil von mir.
Ein Teil, ohne den ich nicht mehr leben wollte.
Wie von selbst griffen meine Finger nach einer spitzen Scherbe, bereit meinem Kummer endlich ein Ende zu setzen. Meine Hand zitterte heftig, als ich meinen Ärmel hochschob und die Scherbe ansetzte. Ich fühlte absolut gar nichts, als ich dabei zusah, wie ein einzelner Tropfen Blut aus dem Schnitt perlte.
Doch gerade als ich tiefer drücken wollte, spürte ich etwas an meiner Schulter und erstarrte, als ich in große gelbe Augen blickte, die mich mit dem selben Schmerz ansahen, der auch mich so furchtbar quälte.
Und dann erkannte ich es.
Nagini war ein Maledictus.
Eine gequälte menschliche Seele, auf ewig gefangen im Körper einer Schlange.
So wunderschön Magie auch war, konnte sie doch auch manchmal umso grausamer sein.
Sie sah mich mit einem Blick an der mir sagte, dass sie ihn ebenso sehr vermisste wie ich, doch dies nicht das Ende war. Auch wenn es sich so anfühlte.
Ganz langsam ließ ich die Scherbe sinken und beobachtete Nagini dabei, wie sie sich vor mir zusammenrollte und leise zu zischen begann, bevor sie ihren glatten Kopf auf meinen Bauch legte.
Ich schloss die Augen und atmete aus, ahnte was sie mir sagen wollte, ohne das ich ihre Sprache verstand.
Manche Dinge brauchten einfach keine Worte.
Ich wusste es schon seit Tagen, doch ich hatte keine Kraft gehabt, mich damit auseinander zu setzen.
Angst und Kummer hatten mich so fest im Griff, dass ich mich nicht mal um mich selbst kümmern konnte.
Ich hob meine zitternde Hand um ihren Kopf zu streicheln nur um zu bemerken, dass sie sich in Rauch aufgelöst und mich allein gelassen hatte.
Endlose Minuten kauerte ich auf dem eisigen Fußboden und rang mit mir selbst, bevor ich meinen Zauberstab zu mir rief und endlich den Zauber sprach, der mir schon so lang auf der Zunge lag.
Einen Moment füllte nur das schwache, doch stetige Pochen meines eigenen gebrochenen Herzens den Raum, das die Magie heraufbeschworen hatte.
Und dann hörte ich es.
Einen zweiten, hauchzarten Herzschlag.
Der Herzschlag des kleinen Engels, den ich schon seit einigen Wochen unter meinem Herzen trug.
Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen die Badewanne, hörte dem winzigen Herzchen beim schlagen zu, bis mein Zittern langsam nachließ. Ich atmete tief durch, stand auf und reparierte den Spiegel, bevor ich zurück in Mattheos Zimmer ging.
Auf dem Bett lag ein Teller mit frischen Blaubeerwaffeln. Etwas, das ich als Kind so sehr geliebt und regelrecht verschlungen hatte. In einer Zeit vor all dem, was mein Vater mir angetan hatte.
Bevor die Welt so dunkel und kalt geworden war und den Sternen ihr Leuchten genommen hatte.
Ich setzte mich und nahm den Teller auf den Schoß, brauche einige Anläufe um mich zum Essen zu bewegen. Doch ich schaffte es, alles aufzuessen.
Und dann bat ich meine Hauselfe zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren um eine zweite Portion.
𓆙
Bitte keine Hass Kommentare wegen dem Pregnancy Trope, die Geschichte ist nun fast beendet und Auroras Schwangerschaft ist ein sehr bedeutender und unverzichtbarer Teil des epischen Endes, was dieses Buch nach fast 150k Wörtern bekommen wird.
Es ist das dunkelste, schmerzhafteste und auch beste was ich je geschrieben habe.. Bitte denkt daran zu voten, wenn ihr weiterlesen wollt, danke ♡
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