41. facing the darkness

TW: Gewalt + herzzerreißende Szenen
bitte mit Vorsicht lesen!

A U R O R A

Die Ruhe die auf dem verschneiten Friedhof Canterburys lag, war so friedlich, dass ich einen Moment die Augen schloss und auf mich wirken ließ.

Der Wind war eisig und ich spürte die Kälte trotz des Wärmezaubers, der in dem Stoff meines gefütterten Umhangs steckte. Fröstelnd wickelte ich meinen silbergrünen Slytherinschal etwas enger um den Hals und zog mir meine Wollmütze tiefer ins Gesicht.

Die Luft roch nach Schnee und mir war kurz, als konnte ich das leise Zwitschern der Vögel hören.

Doch es war nur Einbildung, denn durch den nicht endenden Winter waren die meisten Tiere des Waldes erfroren— oder irgendwann verhungert.

Traurig öffnete ich die Augen und blickte in den dunkelgrauen Himmel, versuchte mich daran zu erinnern, wie sich Sonnenstrahlen anfühlten.

Ich konnte es nicht mehr.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen, bevor ich anfing mir einen Weg durch den pudrig verschneiten Friedhof zu bahnen. Der Schnee quietschte dumpf unter meinen Stiefeln und beinahe wäre ich ausgerutscht, hätte mich der dunkelhaarige Slytherin hinter mir nicht im letzten Augenblick gestützt.

»Vorsichtig«, sagte er und legte den Arm um mich, während wir gemeinsam durch den Schnee liefen, bis ich schließlich fand, wonach ich gesucht hatte.

Mit zugeschnürter Kehle kniete ich mich in den Schnee und wischte die Eiskristalle von dem halb verwitterten Grabstein Elayne Averys. »Hi Mum«, flüsterte ich. »Tut mir leid, dass ich so lang nicht mehr hier war. Es ist—«, ich schluckte und stockte, hatte plötzlich furchtbare Schuldgefühle in mir.

»Es ist einfach so viel passiert«, fuhr ich mit heiserer Stimme fort und fühlte wie ich am ganzen Körper zu zittern anfing, völlig überfordert von dem Sturm an Gefühlen, der jetzt in meinem Herzen tobte.

»Dad ist tot und ich weiß nicht—« ich hielt inne und hustete, denn der Kloß in meinem Hals machte mir das Sprechen immer schwerer. »Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll. Er hat so viele furchtbare Dinge getan, doch ich—«, ich schluckte und schniefte. »Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden.«

Tränen begannen meine Sicht zu verschleiern, doch ich blinzelte sie davon, denn ich hatte mir selbst vor vielen Jahren das Versprechen gegeben auf dem Friedhof niemals zu weinen. Vielleicht schaute meine Mutter von dort wo sie jetzt war auf mich herab und ich wollte nicht, dass sie mich weinen sah.

»Ich bin jetzt verheiratet«, flüsterte ich und zeigte ihrem Grabstein meinen Ehering. »Es ist gerade ein bisschen kompliziert zwischen uns aber—«, ich lächelte traurig und fühlte wie mir ganz warm ums Herz wurde, als ich an Mattheo dachte.

»Ich liebe ihn und er macht mich wirklich sehr glücklich. Ich glaube du hättest ihn gemocht, Mum.«

Meine Lippen zitterten und meine Atmung verkrampfte sich, während ich verzweifelt gegen die Tränen kämpfte. Ich hörte ein Rascheln und bemerkte, wie der Slytherin neben mir sich zu mir in den Schnee kniete und dann sanft in seine Arme zog.

Ich atmete tief ein und aus und lehnte mich dankbar an seine Schulter. Er sagte nichts, hielt mich einfach nur ganz fest in seinen beschützenden Armen und streichelte liebevoll durch mein langes Haar, während ich die vielen Scherben meines gebrochenen Herzens irgendwie zusammenzuhalten versuchte.

Eine Weile saßen wir einfach nur so da und amteten, während sich über unseren Köpfen langsam ein ausgewachsener Schneesturm zusammenbraute.

Es war gefährlich hier her zu kommen, das wusste ich. Doch ich hatte es schon zu lang aufgeschoben.

»Ich vermisse dich so sehr«, flüsterte ich mit zitternder Stimme, bevor ich meine Hand in die Innentasche meines Umhangs schob und die wunderschöne weiße Rose hervorzog, die Mattheo mir vor einigen Monaten geschenkt hatte.

Ich liebte diese Rose von ganzem Herzen.

Genau wie meine Mutter sie geliebt hätte.

»Frohe Weihnachten, Mum.«

Ich beugte mich vor und legte sie vor den Grabstein nahm die Hand, die der Slytherin mir jetzt reichte und lies mir von ihm aufhelfen. »Danke.« Ich blickte zu ihm auf und schenkte ihm ein trauriges, aber dankbares Lächeln. »Danke, dass du mitgekommen bist, Enzo. Du bist wirklich ein guter Freund.«

»Natürlich, Liebes«, entgegnete Enzo mit sanfter Stimme und rückte meinen Schal wieder zurecht, bevor er sich kurz umblickte. »Aber wir sollten jetzt wieder zurück, es ist hier nicht sicher für dich.«

Ich nickte und bemerkte, dass er seinen Zauberstab gezückt hatte und fest in der Hand hielt. Enzo war nicht begeistert gewesen, als ich ihn davon abgehalten hatte Lestrange zu bitten uns zu begleiten. Jahre hatte ich Pansy nicht mehr so glücklich und unbeschwert gesehen und ich hatte die beiden heute Morgen einfach nicht stören wollen.

Er hatte gezögert, doch schließlich doch eingewilligt.

Enzo und ich würden alles füreinander tun.

Er legte den Arm um meine Schultern, während wir zu dem verschnörkelten, mit malerisch glitzernden Eisblumen überzogenen Eisentor zurück liefen, um wieder nach Hogwarts zu apparieren, bevor jemand bemerkte, dass ich nicht mehr dort war.

Eigentlich hatte ich vorgehabt Mattheo darum zu bitten mich zu begleiten, doch nachdem was heute Nacht auf dem Astronomieturm geschehen war, brauchte ich Zeit für mich— Zeit zum nachdenken.

Ich liebte ihn und tief in meinem Herzen konnte ich verstehen, wieso er meinen Vater getötet hatte.

Mattheo hatte mich nur beschützen wollen, hatte in meinem Namen Rache an ihm genommen, weil ich es nicht konnte. Doch das er mir nicht die Wahrheit gesagt und mir eiskalt ins Gesicht gelogen hatte, hatte mich sehr verletzt. Mehr als ich zugeben wollte.

Ein Gefühl von elender Übelkeit erfasste mich, als ich mich an Rabastans Worte erinnerte. Angestrengt versuchte ich nicht darüber nachzudenken, wie mein Vater den Tod gefunden hatte, auf welch brutale Art und Weise Mattheo ihn ermordet haben musste.

Denn es machte mir furchtbare Angst.

Das Mattheo so vorsichtig mit mir umging als hätte er Angst ich könnte unter seinen rauen Händen zerbrechen, ließ mich oft die Dunkelheit verdrängen, die in dem Erben Slytherins schlummerte. Meine Liebe zu ihm hatte mich blind werden lassen, blind um zu sehen, was er war, wenn er nicht bei mir war.

Ein kaltblütiger, gefährlicher und vor allem unberechenbarer dunkler Zauberer.

Genau wie sein Vater.

Mattheo hatte mir von dem Zustand des dunklen Lords erzählt, darüber, dass er seine Seele gespalten hatte, in so unendlich viele Teile, die nun jemand nacheinander zerstörte, um ihn zu Fall zu bringen.

Und wenn es dem Verräter des Regimes wirklich gelang sie alle zu vernichten, würde Lord Voldemort sterben und Mattheo seine Nachfolge antreten.

Dann wäre er der dunkle Lord.

Der temperamentvolle Junge mit den chaotischen dunklen Locken und dem zuckersüßen Grinsen, in das ich mich so unsterblich verliebt hatte.

Doch darüber mochte ich gar nicht nachdenken.

Ich hatte Angst um ihn, denn ich spürte wie die Dunkelheit in ihm wuchs und wuchs, mit jedem Tag an dem er schwarze Magie ausübte oder tötete.

Mit schwerem Herzen blickte ich auf den Ehering an meinem rechten Ringfinger, fühlte wie ich ihn trotz all dem was passiert war schon wieder zu vermissen begann. Und das obwohl wir uns erst vor wenigen Stunden gesehen und miteinander geschlafen hatten.

Sofort begannen meine Wangen zu glühen.

Meine Gefühle waren völlig durcheinander, denn ich war immer noch verletzt und furchtbar enttäuscht von ihm, doch ich vermisste ihn, wollte bei ihm sein, wünschte mir in diesem Augenblick nichts sehnlicher als meine Wut auf ihn einfach vergessen zu können.

Doch ich konnte es nicht, noch nicht.

Ich war so in Gedanken versunken das ich erst bemerkte, dass wir nicht mehr allein waren, als Enzo plötzlich meinen Arm nahm und mich blitzschnell hinter eine halb eingefallene Steinmauer zog.

Doch es war bereits zu spät.

Ein violetter Lichtblitz zuckte durch die Luft und brannte ein Loch in den Schnee an der Stelle, an der wir vor wenigen Sekunden noch gestanden hatten.

»Bei Merlin, das kann nicht wahr sein«, knurrte Enzo. Mein Herz pochte vor Angst. »Wie konnten sie uns finden?«, flüsterte ich nervös und tastete nach meinem Zauberstab, zog ihn aus der Innentasche meines Reiseumhangs und hielt ihn fest in der Hand.

»Ich weiß es nicht, Liebes«, entgegnete er leise, sein hübsches Gesicht jetzt besorgniserregend blass. Bevor wir den Friedhof betreten hatten, hatten wir viele verschiedene Schutzzauber heraufbeschworen, die eigentlich unmöglich zu durchdringen waren.

Ich konzentrierte mich auf meine Magie und versuchte mit ihm zu dissapparieren, doch sie hatten schon eine Sperre heraufbeschworen. Angst stieg in mir auf und begann meinen Körper zu lähmen.

Und dann sah ich sie.

Ein dutzend vermummter Gestalten in scharlachroten Umhängen stürmte durch das kleine Tor auf den Friedhof, die Zauberstäbe erhoben.

Der Orden des Phönix.

»Gib uns Avery und wir lassen dich vielleicht am Leben, Berkshire«, brüllte eine Stimme quer über den Friedhof. Sie kam mir seltsam bekannt vor, doch der Zauberer zu dem sie gehörte, hatte die Kapuze seines roten Umhangs tief ins Gesicht gezogen.

Doch Enzo schien sie sofort erkannt zu haben.

»Vergiss es, Weasley«, rief er und zog mich beschützend hinter sich, als ein Reduktorfluch die Mauer hinter der wir uns versteckt hatten zu Staub pulverisierte. Ich traute mich kaum zu atmen, als der Zauberer vor uns jetzt seine Kapuze abnahm.

Es war Ron.

Doch er war kaum wieder zu erkennen.

Seine Gesichtszüge waren verhärtet und er schien um Jahre gealtert zu sein. Eine seiner Pupillen war milchig weiß, machte ihn blind auf einem Auge. Sein anderes Auge hingegen, war durchzogen von Hass.

Kaltem, alles vernichtenden Hass.

Hass auf Lord Voldemort, auf sein dunkles Regime und auf jeden, der Teil davon war.

So wie Enzo und ich.

»Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Enzo Ron, während er unauffällig sein dunkles Mal berührte.

Einmal, zweimal, dann ballte er die Fäuste.

Die magische Sperre schien auch die Magie des dunklen Mals vollständig zu unterdrücken.

Wir saßen in der Falle.

»Jeder der das Gelände von Hogwarts verlässt wird überwacht Berkshire. Bist du wirklich so dumm?«, sagte Ron und lachte ein so kaltes und gefühlloses Lachen, dass es mir eisig den Rücken hinunterlief.

Von dem humorvollen Gryffindor, mit dem wir uns nach der Schule im drei Besen getroffen und bei Butterbier bis spät in die Nacht Snape explodiert gespielt hatten, war nun nichts mehr übrig.

Der Ron Weasley den ich kannte, war tot.

Er starb mit Harry, Hermine und Fred in der Nacht der Schlacht von Hogwarts. Und ein Teil von mir wünschte sich er wäre mit seinen Freunden gestorben, um endlich Frieden finden zu können.

»Ron, bitte lass uns gehen. Wir wollten nur—«

»Du liebst Riddle oder?«, unterbrach er mich und sah mich voller Hass an. »Wie kannst du jemanden wie ihn nur lieben? Nach all dem was er getan hat? Nach all dem was Voldemort uns angetan hat? Was er mit Hermine—«, doch seine Stimme versagte.

Sein Kummer machte mir das Atmen schwer. Ich öffnete den Mund um zu sprechen, doch ich wusste nicht was ich ihm darauf antworten sollte. Es gab keine Rechtfertigung für die furchtbaren Dinge, die Lord Voldemort und auch Mattheo getan hatten.

Doch auch wenn früher einmal Freunde gewesen waren, standen wir nun auf verschiedenen Seiten.

Enzo neben mir atmete schwer ein und aus.

Der Slytherin hatte Hermine unfassbar gern gehabt.

Vielleicht sogar mehr als nur das.

Entsetzt bemerkte ich, wie immer mehr Gestalten in roten Umhängen neben Ron auftauchten, die Zauberstäbe drohend auf uns gerichtet.

»Enzo«, flüsterte ich ängstlich und umklammerte fest seinen Arm. »W-Wir müssen hier weg.« Enzo nickte und blickte sich um. »Such nach einem silbrigen Flimmern in der Luft, da ist das Ende der Appariersperre«, flüsterte er mir kaum hörbar zu.

Ich nickte und blinzelte, doch das Schneegestöber in dem wir steckten, machte es schier unmöglich.

»Worauf wartest du Ron? Er ist ein Todesser, töte ihn endlich und lass uns das Mädchen nehmen und abhauen«, drang eine fremde Stimme durch den eisigen Wind, die zu einer Frau gehören musste.

»Letzte Chance, Berkshire. Gib sie mir oder du—«, doch Rons Stimme erstarb, als mein ungesagter Schockzauber ihn direkt zwischen die Augen traf.

Der Fluch riss ihn sofort von den Füßen und schleuderte ihn rücklings gegen einen Baumstamm und dann einen schneebedeckten Hügel hinab.

Schwer atmend starrte ich auf meinen Zauberstab.

Magie prickelte in meinen Fingerspitzen, schien meinen ganzen Körper zum vibrieren zu bringen.

Einen Moment war ich abgelenkt von diesem intensiven, schier berauschenden Gefühl meiner Magie, die jetzt durch meinen Körper strömte. Und im nächsten nahm Enzo meine Hand und zog mich weiter, bevor mich ein Fluch in die Brust treffen konnte. »Da drüben, Enzo«, rief ich und deutete mit zitternden Finger auf eine Stelle am Ende des Friedhofs. »D-Da war ein Flimmern glaube ich.«

Hektisch wirbelten wir herum und begannen uns durch den Schnee zu kämpfen, während wir uns immer wieder umdrehten und Flüche zurück auf die Angreifer schossen, die uns jetzt hinterher jagten.

Ein eisiger Windhauch streifte mein Haar und ich bemerkte, dass ich meine Mütze verloren hatte.

Doch es kümmerte mich nicht. Wir mussten hier sofort weg, denn wenn Enzo meinetwegen etwas zustoßen würde, könnte ich mir das nie verzeihen.

Mit einem Feuerzauber ließ Enzo den Schnee zu unseren Füßen verschwinden damit wir schneller voran kamen, doch zu spät sahen wir, dass der Boden darunter eine einzige spiegelglatte Eisschicht war.

Fast zeitgleich stürzten wir und ich stöhnte vor Schmerz, als ich mit dem Kopf gegen einen Stein schlug. Meine Sicht verschwamm, als ich etwas warmes und nasses meine Stirn hinablaufen fühlte.

Blut.

Benommen blinzelte ich, dann begann sich alles zu drehen und für einen Moment war mir als würde ich die verschwommenen Umrisse der Türme des Schlosses vor mir haben, bevor ich bewusstlos wurde.

𓆙

M A T T H E O

Dunkelheit flutete seine Gedanken, setzte ihm die schlimmsten aller Szenarien in den Kopf, als er mit wehendem Todesserumhang die hölzerne Brücke entlang rannte, die aus dem Schloss herausführte.

Mattheo musste sie finden.

Er hörte Lestrange hinter sich seinen Namen rufen, doch Mattheo konnte nicht stehen bleiben. Denn wenn er es tat, würde er seinem Todesser mit Sicherheit einen schmerzhaften dunklen Fluch in die Brust jagen, dafür, dass er sie aus den Augen gelassen hatte. Auch wenn es vielleicht nur wenige Minuten gewesen waren, hatte es trotzdem ausgereicht um sie aus dem Schloss zu bringen.

Sie ihm wegzunehmen.

Die Dunkelheit folgte dem Erben Slytherins bei jedem seiner Schritte, hüllte die gesamte Brücke in einen Nebel aus nachtfarbenen Schatten. Und als er das Ende erreichte und damit die Schutzzauber, welche die Mauern des Schlosses umgaben, legte er seine Hand auf sein dunkles Mal und dissapparierte.

Mitten in einem tosenden Schneesturm hinein.

Ein eisiger Wind schlug ihm entgegen und dicke Schneeflocken nahmen ihm fast vollständig die Sicht, während er sich mit rasendem Puls umsah. Mattheo hob seinen Zauberstab und bahnte sich einen Weg durch den Sturm, blieb jedoch stehen als er halb zugeschneiten Gräber um sich herum entdeckte.

Das dunkle Mal hatte ihn auf einen Friedhof geführt.

Dann dämmerte es ihm.

Es war Weihnachten und mit Sicherheit hatte Aurora nur das Grab ihrer Mutter besuchen wollen. Ein Gefühl von Erleichterung durchströmte ihn, doch nur für wenige Sekunden. Denn als sein Blick zu Boden fiel, begann plötzlich alles in ihm taub zu werden.

Der Schnee zu seinen Füßen war rot.

Blutrot.

Mattheo erstarrte, als er sie plötzlich hörte.

Selbst durch den Schneesturm konnte er die Angst in ihrer zarten Stimme sofort erkennen. Aurora schrie nach ihm, immer und immer wieder. Kalte Angst begann ihm seine Gedanken zu vernebeln, denn egal wohin er auch blickte, er fand sie einfach nicht.

»Aurora«, schrie er, den Zauberstab erhoben. Ziellos rannte er durch den tiefen Schnee, vorbei an einem Grab, vor dem eine einzelne Rose lag, die schon fast unter einer dichten Schneedecke verbogen war.

Die Rose, die er ihr geschenkt hatte.

Und dann endlich sah er sie.

Aurora kauerte hinter einem der Gräber im tiefen Schnee, die Lippen schon blau verfroren und die Arme um die Knie geschlungen. Ohne Mantel, nur in Schuluniform und der slytheringrünen Wollmütze mit dem niedlichen Bommel auf dem Kopf, die Astoria ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.

Mattheo stürzte zu ihr, kniete sich vor sein zitterndes Mädchen in den Schnee und zog sie in seine Arme.

Er murmelte einen Wärmezauber und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Es ist alles gut meine Süße, ich habe dich.« Besorgt suchte er die zierliche Slytherin nach Verletzungen ab, doch bis auf ein paar Kratzer an den Armen schien sie unverletzt zu sein.

Er versuchte sie in seine Arme zu heben um sie zurück ins Schloss von Hogwarts und in Sicherheit zu bringen, doch sie schüttelte den Kopf. »Sie sind hier, Mattheo«, flüsterte sie und blickte sich nervös um.

Mattheo stockte, denn die Art wie sie seinen Namen gesagt hatte war seltsam, fast so als wäre es nicht ihre Stimme die gesprochen hatte. Ihre Schultern fingen an zu zittern und er brauchte einen Moment um zu erkennen, dass es nicht die Kälte war, die ihren zierlichen Körper jetzt plötzlich beben ließ.

Es war ihr Lachen.

»Du bist wirklich so erbärmlich, Riddle«, sagte sie lachend und blickte herablassend zu ihm auf.

Und dann konnte er dabei zusehen, wie sich die Farbe ihrer wunderschönen grünen Augen in ein kaltes, eisiges blau verwandelte. Ihre Gesichtszüge wurden härter und sie begann um mehrere Jahre zu altern. Die Frau die er jetzt in seinen Armen hielt, hatte nichts mehr mit seinem Mädchen gemeinsam.

Entsetzt starrte er sie an, merkte erst das sie einen Dolch hinter ihrem Rücken hervorgezogen hatte, als es bereits viel zu spät war. Ein stechender Schmerz durchzuckte wie ein Blitz seinen Oberkörper, als sie ihm die Klinge zwischen die Rippen rammte.

Direkt dort wo sein dunkles Herz lag, das doch einzig und allein nur für sein Mädchen schlug. Für seine Frau, die er mehr liebte als der Mond die Sterne.

Mattheos Augen weiteten sich vor Schmerz, als sie den Dolch in seiner Brust drehte, noch etwas tiefer zustach, bevor sie ihn gewaltsam wieder herauszog.

Die Klinge schien magisch verstärkt worden zu sein, denn ein normaler Dolch wäre niemals dazu in der Lage gewesen, die mächtigen Schutzzauber seiner Todesseruniform so leicht durchdringen zu können.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem bösen Lächeln und dann zeigte sie ihm das kleine Fläschchen, das sie in ihrer anderen Hand hielt und schwenkte es. »Der gefürchtete Sohn des dunklen Lords, getäuscht von einem simplen Vielsafttrank«, schmunzelte sie.

Sie zog sich Auroras Mütze vom Kopf und warf sie achtlos in den Schnee hinter sich.

»Gute Arbeit, Fleur«, hörte er plötzlich eine männliche Stimme hinter sich zu ihr sagen. »Merci, Bill«, schnurrte sie und lächelte ihn verliebt an.

Mattheo keuchte und begann Blut zu husten. »Wo ist meine F-Frau—«, brachte er undeutlich hervor, denn immer wieder füllte sich sein Mund mit Blut. Er kippte nach vorn und schaffte es sich gerade so eben noch mit den Händen im Schnee abzustützen, der sich unter ihm jetzt rot verfärbte. Der Blutverlust machte ihn immer schwächer und er wusste, dass es nicht mehr lang dauern würde, bis er einschlief—

und niemals wieder aufwachen würde.

Mattheo dachte an Aurora.

An seine wunderschöne Prinzessin.

Das Mädchen das ihn liebte, obwohl es an ihm nichts zu lieben gab. Obwohl nur Dunkelheit in ihm war und kein Licht, nachdem sie sich so sehr sehnte.

Und dann traf es ihn wie ein Blitz.

Mattheo würde sterben ohne ihr jemals gesagt zu haben, dass er sie liebte. Der Schmerz dieser bitteren Erkenntnis, tat mehr weh als die Verletzung der Stichwunde, an der er gleich verbluten würde.

Sein Zauberstab lag direkt vor ihm, doch bevor er wieder danach greifen konnte, trat die Frau ihn mit dem Fuß zur Seite und lächelte ihn kühl an.

Röchelnd brach er zusammen und drehte sich auf den Rücken, während der Schnee auf ihn hinabfiel und sich zarte Eiskristalle in seinem Haar verfingen.

Er begann am ganzen Körper unkontrolliert zu zittern, denn ihm war plötzlich fürchterlich kalt.

Mattheo schloss die Augen und bereitete sich darauf vor zu sterben. Merlin, was würde er alles dafür geben um nur noch ein einziges Mal in ihre wunderschönen, smaragdgrünen Augen blicken zu können, in die er sich so sehr verliebt hatte.

Das letzte was er noch schaffte, war das Medaillon Salazar Slytherins, das er um den Hals trug mit einem Desillusionierungszauber zu belegen, bevor ihn mindestens fünfzehn Schockzauber in die Brust trafen und seine Gedanken in Dunkelheit rissen.

𓆙

Was denkt ihr wie es weiter geht?

Es folgen jetzt einige Zeitsprünge.. und ja das Kapitel mit Luc & Pansy kommt auch noch <3

bitte denkt ans voten,
wenn ihr weiterlesen wollt, danke ♡

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