40. bury a friend

TW: Mord

M A T T H E O

Der Himmel über London war in dieser Nacht so schwarz, dass er nicht mal die Hand vor Augen sehen konnte. Grimmig hob er seinen Zauberstab und leuchtete sich den Weg durch die verlassenen Straßen der einst so glanzvollen Hauptstadt Englands, bis er den tropfenden Kessel erreichte.

Tom, der Wirt des schäbigen Pubs stand am Tresen und bereitete sein typisch klägliches Frühstück vor, für die wenigen Hexen und Zauberer die sich noch her trauten. Als Mattheo näher trat, hob er das spitze Kinn und erbleichte, als er ihn sofort erkannte.

»Mein Lord«, sagte er und ließ alles stehen und liegen, humpelte durch den Pub auf ihn zu und machte dann eine äußerst wacklige Verbeugung. »Es ist mir eine Ehre. Kann ich euch für eine Portion Haferschleim begeistern?« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln, doch es sah eher so aus, als hätte er furchtbare Zahnschmerzen.

Mattheo schüttelte den Kopf. Sein Magen knurrte zwar, doch er hatte absolut keinen Appetit.

Was vor einigen Stunden auf dem Astronomieturm geschehen war, steckte dem Slytherin immer noch tief in den Knochen. Ununterbrochen hatte er den verletzten Ausdruck ihrer smaragdgrünen Augen vor sich, als herausgekommen war, dass er sie die ganze über Zeit belogen hatte. Doch alles was er getan hatte, war doch nur um sie zu beschützen.

Aurora liebte ihn.

Sie liebte ihn und sie würde ihm verzeihen.

Sie musste ihm einfach verzeihen.

Denn einen anderen Gedanken wollte und konnte der Erbe Slytherins jetzt nicht zulassen. Ihre Liebe zu verlieren, würde sein Ende bedeuten. Ohne ihr Licht, wäre Mattheo verloren. Allein in der Dunkelheit.

Und Mattheo wollte nicht mehr allein sein, wollte keinen einzigen Tag mehr ohne sein Mädchen sein.

Er würde alles tun um ihr Vertrauen zurückzugewinnen, doch zuerst musste er sich um den Maulwurf kümmern, der jetzt in seiner Falle saß.

Mattheo würde ihn töten, ihn bezahlen lassen für seinen Verrat und dann würde er zurück zu seinem Mädchen gehen, sie in seine beschützenden Arme nehmen und niemals, niemals wieder loslassen.

»War jemand hier heute Nacht?«, fragte er den Wirt und drang ohne eine Antwort abzuwarten in den Geist des buckligen Zauberers ein. Seine Legilimentik war so stürmisch, dass der glatzköpfige Mann sich an einem Barhocker festhalten musste, um nicht der Länge nach auf den schmutzigen Fußboden zu fallen.

»N-Nein, mein Lord«, entgegnete er keuchend.

Mattheo zog sich aus seinem Geist zurück, bevor er ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei lief und hinaus in den Hinterhof trat. Da über dem Stadtteil Londons eine Appariersperre lag, war der Weg durch die schäbige Backsteinmauer hinter dem tropfenden Kessel der einzige, der in die Winkelgasse führte.

Natürlich hätte er seine Todesser dort als Wachen postieren können, doch Mattheo war paranoid und  traute niemandem mehr. Nicht, so lang der Verräter in ihren Reihen nicht endlich gefasst war.

Sein schwerer Todesserumhang wehte ihm wie ein tödlicher Schatten hinterher, als er in entschlossenen Schritten die völlig verlassene Winkelgasse entlang schritt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

Die meisten Läden waren zerstört oder ausgebrannt, die Fenster schlampig mit Brettern vernagelt. Nur die Bank von Gringotts war noch völlig unversehrt.

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen hätte Mattheo über die Tatsache geschmunzelt, dass diese verfluchten Kobolde immer noch Wert auf eine gereinigte Außenfassade legten, obwohl die ganze Winkelgasse nur noch ein einziger Schandfleck war.

Was die Todesser nicht zerstört hatten, hatten sich Plünderer oder Streicher unter den Nagel gerissen.

Ein nostalgisches Gefühl erfasste ihn, als er an dem ausgebrannten Eissalon Florean Fortescues vorbei lief, in dem er als Kind mit Enzos Familie im Sommer einige Male Eis essen gewesen war, bevor seine verhasste Erzeugerin Bellatrix Lestrange ihm verboten hatte sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Es waren die einzigen schönen Erinnerungen, die er an seine sonst so trostlose und dunkle Kindheit hatte.

Mattheo war oft eifersüchtig auf Enzo gewesen, darüber dass er Hogwarts besuchen durfte, während er von Snape, sowie ehemaligen Professoren Durmstrangs stets zuhause unterrichtet und seine Existenz regelrecht verleugnet worden war.

Manchmal fragte er sich, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er nicht die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens eingesperrt im Riddle Manor verbracht hätte.

Wenn er nach Hogwarts gegangen wäre.

Ob sie sich trotzdem in ihn verliebt hätte? In den Erben Slytherins mit dem hitzigen Temperament und der außergewöhnlichen Begabung für dunkle Magie. In den Jungen, mit dem meistgefürchtesten Zauberer des vergangenen letzten Jahrhunderts als Vater.

Ganz in Gedanken versunken realisierte er erst, dass er die Bank betreten hatte, als ihn das Licht der prunkvollen Kronleuchter an den Decken blendete.

»Guten Morgen, Mr. Riddle«, begrüßte ihn der Kobold am Schalter, der sich genau wie alle anderen in dieser verfluchten Bank vehement weigerte, ihn mit Mein Lord anzusprechen. Doch Mattheo war es vollkommen gleichgültig wie sie ihn nannten—

oder ob sie atmeten.

Er verachtete Kobolde und ihre Arroganz.

»Bring mich zu meinem Verlies, Bargok«, verlangte er und zwang sich ruhig zu atmen und nicht vor Ungeduld die halbe Bank zu zerlegen, als der Kobold in Zeitlupe seinen Stift hinlegte und ihn anblickte.

»Sie müssen schon etwas präziser sein, Mr. Riddle. Schließlich haben sie in den letzten Jahren eine äußerst ungewöhnliche Menge an Verließen für sich beansprucht und—«, doch die nervige Stimme des Kobolds ging nun in ein noch nervigeres Würgegeräusch über, als Mattheo sich über den Schalter beugte und ihn am Kragen packte.

»Du weißt ganz genau welches Verließ ich meine, schließlich hast du doch vor weniger als einer Stunde jemanden hineingelassen oder irre ich mich?«

Bargok würgte.

Mattheo ließ ihn herunter und der Kobold hob das spitze Kinn und blickte ihn feindselig an. »Der Professor hatte einen Schlüssel für das Verließ, was ihm die Befugnis verleiht es betreten zu dürfen.«

Mattheo starrte den Kobold an.

»Der... Professor

Der Kobold öffnete den Mund um ihm zu antworten, doch plötzlich wurden seine Augen seltsam glasig und er begann eine seltsame Melodie zu pfeifen.

Bargok stand unter dem Imperiusfluch.

Zornig drehte Mattheo sich um und ging in Richtung der Loren, zwang einen der anderen Kobolde mit einem Fingerschnipsen dazu, ihm zu folgen. Die Luft war kalt und feucht, als sie wenige Minuten später durch das aufwendig verzweigte Höhlennetz fuhren, immer tiefer in Richtung der Verließe, die mit besonderen Sicherungsmaßnahmen versehen waren.

Drachen.

Mattheo hörte ihre Ketten rasseln, dann erhitzte sich die Atmosphäre und ein gigantischer Feuerball brachte die Luft in den Höhlen zum explodieren.

Die Lore kam zum stehen und der Kobold stieg aus, hob seinen Klirrer und führte ihn an einem schwarzen Hebriden vorbei. Fasziniert beobachtete Mattheo das majestätische Tierwesen, vermied es jedoch ihm in die purpurfarbenen Augen zu sehen.

Denn das machte Drachen stets noch zorniger.

Mattheo hob das Kinn und wandte den Blick wieder nach vorn. Er nickte dem Kobold zu, der die Hand auf eine feuchte Stelle im Stein legte, woraufhin die Umrisse einer Tür erschienen. Mattheo zog seinen Schlüssel hervor und steckte ihn in das Schloss. Dann betrat er das Verließ, das er nur wenige Stunden zuvor mit einem mächtigen Blutzauber belegt hatte.

Jeder der einen Schlüssel dafür besaß, konnte es zwar betreten—

doch nur Mattheo konnte es wieder verlassen.

Was bedeutete, das der Maulwurf in der Falle saß.

Mattheo atmete tief durch und trat hinein, in dem Wissen sich nun mit dem Menschen auseinander setzen zu müssen, der nicht nur das Regime des dunklen Lords verraten hatte, sondern auch ihn.

Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

»Von all meinen Männern hätte ich von dir am wenigsten erwartet, dass du auf einen so lächerlichen Blutzauber wie diesen reinfällst«, sagte er mit kühler Stimme zu dem Mann, der ihm nun gegenüber stand.

»Nun—«, entgegnete die Stimme des Zauberers, dem Mattheo sein Leben anvertraut hätte, dem er so viel verdankte, wie niemand anderem auf dieser verfluchten dunklen Welt. »Als ich das Schloss heute Nacht verlassen habe war mir durchaus bewusst, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr sein würde.«

Sein Gesicht war blass, noch um einiges blasser als sonst und seine Züge verhärtet, von all dem Grauen das er durchlebt hatte. Doch seine obsidianfarbenen Augen waren entschlossen auf Mattheos gerichtet.

Severus Snape war furchtlos.

Und ein Teil von Mattheo bewunderte ihn dafür.

Doch ein anderer, viel größerer Teil war nun voll von brennendem Hass auf den Zaubertrankmeister, dass die Dunkelheit, die in dem Erben Slytherins schlummerte, langsam erwachte und das Verließ mit Schatten zu füllen begann. Schatten, die ihm die grausigsten aller Foltermerhoden ins Ohr flüsterten.

»Warum?«, fragte Mattheo mit heiserer Stimme, die vor Wut zitternden Hände zu Fäusten geballt.

»Weil es enden muss.«

Mit einem leisen Klirren, warf Snape ihm die Reste des zerbrochenen Stundenglases Slytherins vor die Füße, dem zuletzt erschaffenen Horcrux Voldemorts.

Nun war nur noch Nagini übrig.

Mattheos geliebte Schlange.

»Ich habe dir vertraut, Severus«, sagte Mattheo leise und verzog das Gesicht, denn sein Verrat schmeckte bitter auf seiner Zunge. »Wie lange schon?«

Snape schwieg.

»Wie lange spionierst du schon für den Orden?«

»Immer.«

Mattheos Gesicht verwandelte sich in eine wutverzerrte Grimasse. Er hob seinen Zauberstab und richtete ihn direkt aus Snapes Brust, doch der Zaubertrankmeister blieb völlig regungslos.

Er hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen.

»Der dunkle Lord hat sich selbst und all seine Gefolgsleute durch seine Gier nach Macht und ewigem Leben dem Untergang geweiht. Das Spalten seiner Seele in mehr als fünfzehn Teile hat seinen Verstand vergiftet, ihn vollends mit Dunkelheit gefüllt. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst.«

Mattheo presste die Zähne aufeinander und unterdrückte einen zornigen Schrei. Wütend trat er mit seinem schweren Todesserstiefel gegen das Gold, dass sich bis zu der Decke des Verließes stapelte.

Snape hatte recht, doch er wollte es nicht hören.

»Du weißt, was in genau dieser Sekunde im Keller des dunklen Palastes ist und du weißt auch was passiert, wenn dem dunklen Lord die Macht darüber aus den Fingern gleitet. Öffne die Augen, Mattheo.«

Mattheo spannte den Unterkiefer an.

»Sie unterliegen auch meiner Kontrolle, Snape. Ich bin der Erbe Slytherins«, brüllte er zornig.

»Ach tun sie das?«, schnarrte Snapes Stimme durch den mit Schätzen gefüllten Raum. »Allein der Glaube daran die Toten kontrollieren zu können ist töricht und hat schon vielen Zauberern das Leben gekostet.«

Mattheo schluckte.

»Die Aufstände in Europa werden nicht nachlassen. Der Orden des Phönix wächst mit jeder Stunde. Das Regime Lord Voldemorts wird untergehen. Nicht heute und auch nicht morgen, vielleicht auch erst in einigen Jahren, doch es wird geschehen. Selbst wenn du die Nachfolge deines Vaters antrittst werden sie nicht vergeben oder vergessen was er getan hat.«

Mattheo senkte seinen Zauberstab und rührte sich nicht, als Snape einen Schritt auf ihn zumachte.

Dann legte er ihm die Hand auf die Schulter.

Mattheo hob den Kopf und blickte ihn an.

Den dunkle Zauberer mit dem brillanten Verstand, der doch eigentlich unverzichtbar für ihn war.

»Nimm deine Frau und verlasse das Land«, sagte Snape mit ruhiger Stimme. »Sie werden kommen.«

Mattheo schüttelte wütend den Kopf.

»Ich werde nicht davonlaufen wie ein Feigling«, zischte er und funkelte ihn zornig an, bevor er die blasse Hand des Zaubertrankmeister abschüttelte, so als wäre seine Berührung tödliches Gift für ihn.

Er ging in Richtung Ausgang, doch kurz bevor er ihn erreichte, drehte er sich noch einmal zu dem Mann um, der Jahre seines Lebens an seiner Seite gewesen war, der ihn unterrichtet hatte und zu der Macht verholfen hatte, die nun durch seine Venen pulsierte.

Mattheo hatte Severus Snape soviel zu verdanken, denn der Todesser war eine sehr lange Zeit seine wichtigste Bezugsperson gewesen.

Seine einzige Bezugsperson.

Sein Mentor.

Sein Freund.

»Was hat er dir getan, Severus?« Seine Stimme war bitter und kalt, durchzogen von Schmerz und Hass.

Der Todesser schwieg einen langen Moment und als er endlich sprach, klang seine Stimme ganz sanft.

»Er hat vor langer Zeit jemanden getötet, den ich geliebt habe«, antwortete Snape ein wenig heiser und zum ersten Mal konnte Mattheo in der Dunkelheit von Snapes Augen etwas anderes erkennen als Hass.

Schmerz.

Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen.

Einer Frau.

»Und du liebst sie bis heute so sehr, dass du Rache nehmen musstest? Selbst nach all den Jahren?«

»Immer.«

Er hatte Snape nicht für jemanden gehalten, der so etwas wie Liebe fühlen konnte. Genau so wenig, wie Mattheo es von sich selbst gedacht hatte. Und doch liebte er, liebte seine Frau mit jeder Faser seines kaputten dunklen Herzens. Er liebte Aurora so sehr, dass er lieber sterben würde, als ohne sie zu sein.

»Und jetzt beende es, Mattheo.«

Mattheo senkte den Blick.

Seiner Wut war Trauer gewichen. Trauer und Schmerz, über den Verlust eines guten Freundes.

Alles in ihm war taub, als er seine Zauberstabhand hob und dann langsam auf Snapes Brust richtete.

Mattheo musste es nicht tun.

Er musste ihn nicht selbst töten, konnte ihn einfach in diesem verfluchten Verließ verhungern lassen, damit sein Blut nicht an seinen Händen klebte.

Doch nach all dem was er für ihn getan hatte, verdiente Snape einen würdevolleren Tod.

»Avada Kedavra

𓆙

Eine ganze Weile saß der Erbe Slytherins zusammengesunken an der feuchten Mauer vor dem Verließ in den eisigen Höhlen Gringotts und versuchte zu verarbeiten, was gerade geschehen war.

Der Verrat und der Verlust seines Mentors schmerzte ihn bis tief in seine gebrochene Seele, schien ihn innerlich zu zerreißen und machte ihm das Atmen so unendlich schwer. Mit zitternden Händen griff er in seine dunklen Locken, versuchte angestrengt sich zu beruhigen, denn in diesem aufgelösten Zustand konnte er er unmöglich zu Aurora zurückkehren.

Auch wenn er sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als von ihr getröstet zu werden.

Mattheo wollte sie in die Arme nehmen, mir ihr disapparieren, weit weg von all der Dunkelheit. Irgendwohin wo es hell war und wo er die Sonnenstrahlen dabei beobachten konnte, wie sie sich in ihrem Haar verfingen und es leuchten ließen.

Er wollte mit ihr im Bett liegen und die Decke über ihre Köpfe ziehen, bis es nur noch sie beide gab.

Doch Mattheo hatte Angst.

Angst davor, dass sie ihn von sich wegstoßen würde, nachdem er sie mit seiner Lüge so verletzt hatte.

Verzweifelt presste er die Lippen aufeinander und schloss die Augen, schlang die Arme um die Knie und gab sich willenlos der Dunkelheit hin, die in ihm schlummerte. Und als wieder zu sich kam, stand er plötzlich in der prachtvollen Eingangshalle Gringotts.

Inmitten eines grausigen Blutbades.

Sein Atem rasselnd, senkte Mattheo den Kopf und starrte auf seine Hände, an denen das Blut der Kobolde klebte, die leblos zu seinen Füßen lagen.

Mattheo hatte sie alle getötet.

Doch er erinnerte sich nicht.

Die Augen geweitet vor Panik und Entsetzen, wich er zurück und lief völlig verstört aus der Bank.

Und dann begann er zu rennen.

Mattheo rannte und rannte vor seiner eigenen Dunkelheit davon, die verlassene Winkelgasse entlang und durch den tropfenden Kessel, apparierte hinter der magischen Sperre zurück nach Hogwarts und rannte durch die Kerker des Schlosses.

Er musste sie sehen, musste sie fest in die Arme nehmen und ihr sagen wie sehr er sie liebte und wie furchtbar leid es ihm tat, dass er sie belogen hatte.

Völlig außer Atem erreichte er ihr Zimmer, stürmte ohne zu klopfen hinein, doch Aurora war nicht dort.

Nur der Knuddelmuff saß mit ordentlich gekämmten rosa Fell auf dem Bett und quietschte fröhlich vor sich hin, während er eifrig die vielen funkelnden Diamanten zusammensammelte, die überall zwischen den Kissen des Bettes verteilt waren.

Ihre Tränen.

Tränen, die sie wegen ihm geweint hatte.

Schuldgefühle erdrückten ihn, ließen ihn kaum noch Atmen. Mit zugeschnürter Kehle lief Mattheo in sein eigenes Zimmer, doch auch dort war sie nicht.

Er wollte sich gerade wieder umdrehen, als er aus dem Augenwinkel etwas bemerkte. Mit klopfendem Herzen setzte er sich auf sein Bett und nahm das hübsch verpackte Päckchen, das darauf lag.

Ihr Weihnachtsgeschenk für ihn.

Mit einem Schlenker seines Zauberstabs entfernte er das Blut von seinen Händen, bevor er mit zitternden Fingern die Schleife löste und anfing es zu öffnen.

Er schob das Geschenkpapier auseinander und fing etwas auf, dass ihm entgegen rutschte. Es war ein Polaroidfoto, aufgenommen mit einem magischen Fotoapparat, das ihn und Aurora zeigte, eng umschlungen auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum.

Mit ihrem Kopf an seine Schulter gelehnt und seiner Hand auf ihrem Knie. Er konnte sich nicht daran erinnern, das gestern jemand ein Foto von ihnen gemacht hatte, doch er hatte das Gefühl, dass es niemand anderes als Enzo gewesen sein konnte.

Mattheo liebte es. Nicht nur weil es das einzige Foto von ihm und Aurora war, sondern auch, weil sie ihn darauf anlächelte. Aurora lächelte und es war das schönste, was Mattheo jemals gesehen hatte.

Sie kicherte über etwas das er gesagt hatte, bevor sie ihn anlächelte und ihm dann einen Kuss auf die Wange hauchte, während er sie enger an sich zog.

Immer und immer wieder von vorn. Mattheo würde nie genug davon bekommen, das magische Foto zu betrachten, würde nun immer ihr bezauberndes Lächeln sehen können, selbst an traurigen Tagen.

An Tagen wie heute, an denen alles dunkel war.

Dunkel und kalt, ohne das Licht ihrer Liebe.

Dieses Foto bedeutet ihm alles.

Doch es gab noch ein zweites Geschenk.

Mattheos Brustkorb hob und senkte sich bei jedem seiner zittrigen Atemzüge, als er seine rauen Finger über den slytheringrünen Schal gleiten lies, den sie nur für ihn gestrickt hatte. Er fühlte ein Teil der Kälte aus seinen dunklem Herzen weichen, als er die verschnörkelten Buchstaben entdeckte, die sie mit Silberfäden ans Ende des Schals gestickt hatte.

Ein A und ein M und dazwischen ein Herz.

Mattheo schloss die Augen und drückte sein Gesicht in den weichen Stoff. Der Schal roch nach ihr, ließ ihn jetzt kaum noch klar denken vor Sehnsucht.

Mattheo schob das Foto in die Innentasche seines Umhangs, stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Er entfernte mit einem unausgesprochenen Zauber auch den Rest des Blutes von seiner Kleidung und brachte seine dunklen Locken wieder in Ordnung. Er nahm den Schal und wickelte ihn sich eng um den Hals, wollte ihn niemals wieder abnehmen.

Dann verließ er sein Zimmer und stieg die Treppen zum Gemeinschaftsraum der Slytherin hinab, doch auch dort war sie nicht.

»Lestrange«, brüllte er und funkelte seinen Todesser zornig an, der nur Sekunden später an seine Seite apparierte, mit nacktem Oberkörper und verschmiertem, roten Lippenstift am Hals.

»Bei Salazar, was ist denn?«, fragte er atemlos, während er hastig die Knöpfe seiner Hose schloss.

»Wo ist sie?«, zischte er.

»Sie ist auf ihrem Zimmer, verflucht was soll—«

»Ist sie nicht«, fiel er ihm ins Wort.

Lestrange kniff irritiert die Brauen zusammen. »Ich habe gerade noch mit ihr gesprochen, es ist vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten her, also bleib—«, doch Mattheo hörte ihm schon nicht mehr zu.

Snapes Worte kamen ihm plötzlich wieder in den Sinn und er spürte ein Gefühl kalter Angst ihn erfassen und sich wie eine Schlange durch seinen Körper winden, ihn zu lähmen mit ihrem Gift.

Seine dunkle Vorahnung bestätigte sich, als er den Ärmel seiner Todesseruniform hochschob und seine Hand auf das dunkle Mal legte um ihres zu orten.

Dann versuchte er es mit seinem Ehering.

Doch er spürte nichts, rein gar nichts.

Es gelang ihm nicht, denn die Schutzzauber die auf dem Gelände von Hogwarts lagen, blockierten seine Magie, was nur eine Schlussfolgerung zuließ.

Aurora war nicht mehr im Schloss.

𓆙

Wer hat geahnt das es Snape gewesen ist?
(Die meisten haben Theodore beschuldigt aber Leute, er würde doch nie etwas tun was Aurora gefährden könnte, genau so wenig wie Lestrange..)

Das nächste Kapitel ist soo voller Schmerz ahh..
hab geweint beim Schreiben 🥺 meine armen Babys

Bitte denkt ans voten um mich zum
weiter schreiben zu motivieren, danke <3

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