Kapitel 5 - 37 Minuten 17 Sekunden
Ein Blutstropfen fiel auf die Brust des Professors.
Er hatte die Augen geschlossen und schien friedlich zu schlafen.
Doch das tat er nicht.
Die Klinge schwebte wenige Zentimeter über seinem Herzen.
Sie hatte sich nicht in sein Fleisch gebohrt, sie hatte ihn nicht getötet.
Tränen liefen mir aus den geschwollenen Augen, während ich realisierte, was ich fast getan hätte.
Ich hätte ihn umgebracht.
Ich sah dem Tod ins Auge und wurde selbst fast zur Mörderin.
Ich schluchzte auf.
Was hätte Laila denken sollen, wenn sie erfahren hätte, dass ihre Mutter eine Mörderin war?
Was war aus meinen Prinzipien geworden? War das alles hinfällig, wenn es einem vor seiner Zeit den Lebensfaden durchtrennte?
Professor Arlotts durchdringende blaue Augen schienen mich zu durchbohren.
Er blickte mich wieder an.
Ganz ruhig, auch wenn etwas gefährlich in seinen Augen funkelte.
"Du hast mich nicht umgebracht", stellte er überflüssigerweise fest.
Ein verrücktes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er lachte, als hätte ich einen Witz gemacht.
Wie von der Tarantel gestochen - oder in meinem Fall, wie von der Schlange gebissen - zuckte ich zurück.
Dabei landete mein Hintern unvorteilhaft auf dem Boden, was einen stechenden Schmerz durch meine Gliedmaßen fahren ließ.
Ich schrie erstickt auf, doch der Professor reagierte nicht. Er lachte weiter auf diese manische Art und Weise, von der man sicher sein konnte, dass er jetzt endgültig den Verstand verloren hatte.
Schnell schob ich mich rückwärts zur Tür, die Schmerzen ignorierend, die mich wie Blitze durchzuckten. Kaum war ich hindurch, rappelte ich mich auch schon auf, ohne meine verschwommene Umwelt wirklich wahrzunehmen.
Ich schmiss die Tür zu und aus irgendeinem Grund zerrte ich auch noch eine Anrichte unter die Türklinke, sodass er sie nicht mehr herunterdrücken konnte.
Keinen Moment zu früh, denn es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Klinke heruntergedrückt wurde.
Er rüttelte mehrfach an ihr, während ich keuchend die Anrichte beobachtete, die neben der Tür die einzige Barriere darstellte, die mich von meinem potentiellen Mordopfer fernhielt - oder meinen potentiellen Mörder von mir.
Eigentlich war es erstaunlich, dass er noch nicht an einem Herzinfarkt verendet war.
Aber wer solche kranken Spielchen spielte, den störte wohl kaum ein heruntersausendes Messer, oder ... halt!
Verschreckt tastete ich nach meinem Messer, doch es war nicht da.
Panisch jagten meine Blicke durch den Raum, doch das Einzige, was ich finden konnte, war mein Handy.
Na super!
Das Gift in meinen Adern fraß sich immer weiter vor und nun war meine einzige Waffe mit meinem potentiellen Mörder in einem Zimmer.
Ich hoffte inständig, er guckte nicht unters Bett, wo sie vermutlich hingerutscht war.
Vorsichtig hob ich das Handy auf. Ich hatte nur noch 35 Minuten.
Wie schnell sich das Blatt doch wenden konnte.
~♡~
Da hat Kat gerade noch mal die Kurve gekriegt, doch jetzt wird die Jägerin zur Gejagten...
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