Willkommen, Kleines!
Es waren einmal – vor gar nicht allzu langer Zeit – ein Mann und eine Frau, die sich sehr liebhatten und deshalb gern ihre Zeit miteinander verbrachten. Sie genossen diese Stunden auch wirklich sehr, doch hatten sie dennoch hin und wieder das Gefühl, dass noch etwas fehlte zu ihrem vollkommenen Glück.
Und so kam es dann eines Tages dazu, dass die Frau bei einem ihrer zahlreichen Spaziergänge auf einen Frosch traf. Weil er gar so lieblich anzusehen war, kam sie nicht umhin, ihn eine Weile lächelnd zu betrachten. ,,Das wär's jetzt, hm", sprach sie so zu sich, ,,wenn ich dich küssen würde und du dich ganz wie im Märchen in einen echten Prinzen verwandeln würdest." Und nach einer Weile fügte sie nachdenklich hinzu: ,,Oder wenn du mir zumindest eine goldene Kugel aus dem Wasser holen würdest. Meinen König habe ich schließlich schon gefunden."
Der Frosch blinzelte träge. Quakte krächzend, als räusperte er sich, und öffnete daraufhin erneut sein Maul, als würde er zu sprechen ansetzen. Und tatsächlich: ,,Und wie wäre es, wenn ich dir stattdessen erzählte, dass du und dein König euch schon bald nicht mehr einsam fühlen müsst?"
Die Frau war sprachlos vor Staunen. Traute ihren Augen und Ohren kaum, ob der Tatsache, dass gerade ein Frosch zu ihr gesprochen hatte. (Ich meine, ein Frosch! Das muss man sich einmal vorstellen!) Und der ihr noch dazu prophezeit hatte, dass ihnen bald ein Wunsch erfüllt werden sollte, den sie sich kaum zu wünschen getraut hatten.
Der Frosch blinzelte ein letztes Mal träge, sprang dann ins Wasser und war und blieb bis heute verschwunden.
Aufgeregt und verwirrt lief die Frau nach Hause. Zuerst war sie unsicher, ob sie ihrem Mann von der Begegnung erzählen sollte, so unwirklich klang das eben Erlebte selbst in ihren eigenen Ohren. Schließlich konnte sie es aber doch nicht länger für sich behalten. Und schon ein paar wenige Monate später zeigte sich, dass der Frosch Recht behalten hatte. Die Frau war schwanger geworden. Es wuchs nun wirklich und wahrhaftig ein kleines Kind in ihrem Bauch heran. Ein Kind, auf das sich ihr Mann und sie so sehr freuten, dass sie am liebsten die ganze Welt an ihrer Freude teilhaben lassen wollten. Und so kam es dann auch, dass der König nicht bloß seine Verwandten, Freunde und Bekannten einlud, sondern auch die weisen Frauen, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren zwölf an der Zahl und weil der König kein Narr und außerdem seit seiner Kindheit mit sämtlichen Märchen vertraut war, trug er höchstpersönlich Sorge dafür, dass sie auch tatsächlich alle eingeladen wurden.
Es wurde ein rauschendes Fest gefeiert. Eines, von dem man sich hinterher noch lange erzählen würde. Ganz besonders an die Wünsche der Zwölf, würde man sich gerne erinnern.
Die Erste wünschte dem Kind Tugend. Die Zweite Schönheit. Die Dritte Reichtum. Zufriedenheit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Gesundheit, Glück, Verstand, Ausdauer und Leidenschaft waren weitere Wünsche. Und auch wenn der letzte Wunsch vielleicht ein bisschen fragwürdig war - Die Zwölfte der weisen Frauen wünschte dem Kind Mut. Mut, seinem Herzen zu folgen und Mut zu emotionalen Entscheidungen. Mut zu ein bisschen Rebellion -, so war das Fest dennoch ganz sicher ein großer Erfolg. Oder vielleicht gerade deswegen?
Eines stand jedenfalls fest: Das Kind hätte sich wohl kaum einen besseren ersten Geburtstag wünschen können. Umgeben von liebevollen Menschen wurde es auf der Welt willkommen geheißen. Von Menschen, die, ohne zu zögern, unverzüglich alle Spindeln im ganzen Königreich verbrennen würden und noch mehr, sollte doch mal noch eine dreizehnte Fee auftauchen, um Unruhe zu stiften.
Willkommen, Kleines! Willkommen in unserer Welt! Auf dass du sie noch lange verzauberst!
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