gemeinsam verschieden
Inklusion bedeutet gemeinsam verschieden zu sein.
Gemeinsam verschieden sein in Gedanken.
Gemeinsam verschieden sein in Interessen.
Gemeinsam verschieden sein in Fähigkeiten.
Gemeinsam verschieden sein in Bedürfnissen.
Gemeinsam verschieden sein in Sprache.
Gemeinsam verschieden sein in Ausdruck.
Gemeinsam verschieden sein in Kultur.
Verschieden. Und doch gemeinsam.
Nicht allein. Nicht ausgegrenzt. Nicht unterschieden. Nicht integriert.
Sondern inkludiert. Die Unterschiedlichkeit zwar wahrgenommen, aber nicht zum Kriterium für etwas gemacht. Schließlich sind wir alle verschieden. Verschieden in Herz, Körper, Geist und Seele. Und doch alle Menschen. Einfach nur Menschen. Nicht mehr und nicht weniger.
Unsere Gesellschaft versteht das nicht. Sie denkt in Schubladen. Versucht uns alle in Kategorien einzuordnen. Sie teilt uns ein. Verpasst uns Etikette mit ,,weiß", ,,schwarz", ,,dick", ,,dünn", ,,hübsch", ,,schlau", ,,behindert", ,,normal".
Dabei begreift sie nicht, dass es kein ,,normal" gibt. Dass wir alle Menschen mit verschiedenen Gedanken, Interessen, Fähigkeiten, Bedürfnissen, Sprache, Ausdruck und Kultur sind. Und dass wir alle dieselben Rechte haben (sollten).
Dieses Unverständnis spiegelt sich nicht nur im Denken vieler wider, sondern auch in den gesellschaftlichen Strukturen. Das beginnt schon vor dem Kindergarten.
Müttern, deren Kinder besonders spät oder besonders früh laufen lernen, krabbeln lernen, sprechen lernen im Vergleich zum Durchschnitt, wird vermittelt, dass ihre Kinder anders sind. Dass sie frühreif oder Spätentwickler*innen sind.
Müttern von Kindern, die ,,Spätentwickler*innen" sind, wird vermittelt, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimmt. Sie werden zu Logopäd*innen, zu Ergotherapeut*innen, zu verschiedenen Untersuchungen bei verschiedenen Ärzt*innen geschickt.
Dabei ist es doch völlig okay und auch völlig normal, wenn sich manche Kinder ein wenig länger Zeit lassen und dass manche eben im Vergleich einfach ein bisschen schneller sind.
Auch unser Schulsystem ist leider noch immer nicht weit genug entwickelt, um dieses Schubladendenken völlig aufgegeben zu haben. Nach bzw. neben dem Kindergarten gibt es sogenannte Förderkindergärten. Im Anschluss geht die Selektion weiter mit Einteilungen in Förderschulen, Grundschulen, Sonderschulen, Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien.
Immerhin wurden inzwischen erste Brücken geschlagen. Es gibt z.B. Kooperationsklassen und Schulen mit Leitbild Inklusion.
Und dennoch stehen wir erst ganz am Anfang. Am Anfang einer Verwirklichung von etwas, das schon längst selbstverständlich sein sollte.
In allen Bereichen des Lebens. In Bildung, Arbeit und Freizeit. In den Medien. In Sprache. Im Alltag. Und ganz besonders in unseren Köpfen.
Denn Inklusion beginnt mit Barrierefreiheit im Kopf.
Erst wenn wir verstanden haben, wie Inklusion funktioniert und wieso es unmenschlich ist, sie nicht in unserer Gesellschaft zu verwirklichen.
Erst dann kann sie auch wirklich in alle Bereiche unseres Lebens durchdringen.
Erst dann können wir gemeinsam verschieden sein.
*
Wenn es dich interessiert, würde ich mich freuen, wenn du auch einen Blick auf das oben verlinkte Video wirfst. Ace Mahbaz ist ein meiner Meinung nach wahnsinnig cooler Poetry Slammer, von dem wir alle, glaube ich, noch viel lernen können und der seine Texte in Gebärdensprache vorträgt. Echt schade, dass wir in der Schule Englisch als ,,Weltsprache" präsentiert bekommen. Immerhin ermöglicht uns diese Sprache noch lange keine Kommunikation mit allen Menschen.
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