Tränen


Eine andere Art der Poesie:

Zitternd beobachte ich, wie sich ihre Augen in eine undurchdringliche See verwandeln. Schneller als ich denken kann, schneller als ich begreifen kann, erkämpft sich eine Träne ihren Weg in die Freiheit. Schnell, präzise läuft sie ihre Wange hinunter. Fast wie als wäre das glänzende Nass auf ihrer Wange ein Dolch, der ihr zielstrebig die Haut aufschlitzt. Und genauso fühlt es sich gerade an, schießt es mir durch den Kopf. Wie ein Haufen scharfer Dolche, die sich allesamt mitten in mein Herz bohren.  Dieser Anblick ist so schrecklich, dass auch mir brennend heiße Flüssigkeit in die Augen schießt. Kochende Tropfen, die Muster auf meinem Gesicht zeichnen. Narben hinterlassen. Ich spüre, wie sich meine Brust schmerzvoll zusammenzieht. Gleichzeitig nehme ich jedoch auch etwas anderes wahr. Ich merke wie das Blut meines Herzens es zu verlassen droht und wie mein Körper darauf reagiert. Eine Abwehrreaktion. Aus einem schwarzen, kleinen Punkt heraus entweicht flüssiges Gestein und zieht sich langsam und schmerzhaft über mein Herz. Nach einer Weile sind die Schmerzen vorbei und ich nehme wahr, wie die Tränen auf meinem Gesicht zu Eis gefrieren und sich zurückziehen. Die Trauer weicht aus meinem Körper und macht einer schrecklichen Leere platz. Ausdruckslos betrachte ich mein Gegenüber nun und merke wie die gleiche Prozedur sich bei ihr abspielt. Merke, wie sich die See verflüchtigt und hartem Stahl weicht. Denn das ist es, was uns davor bewahrt zu verbluten. Wir versteinern.



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