51. Kapitel: Kevin


51. Kapitel: Kevin

Liam hatte den ganzen Weg über nichts gesagt, hatte nur seine Hand auf Jennas behalten, die nach draußen starrte und immer noch ihr zerrissenes Top an sich drückte, als würde sie diese Handlung vor dem Ertrinken bewahren. Er wusste nicht was er sagen sollte, hatte keine Ahnung wie er darauf reagieren sollte. Bei ihm waren alle Sicherungen durchgebrannt als er Bres und das was er im Begriff war zu tun, gesehen hatte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er auf ihn losgegangen war. Er wusste nicht mehr, wie oft er auf ein eingeschlagen hatte. Er war erst wieder zur Besinnung gekommen, als Jenna sich vor ihn gestellt und ihn aufgehalten hatte. Er wusste nicht einmal mehr, wann Chris und Maria dazu gekommen waren, was eigentlich genau geschehen war. Er drückte Jennas Hand einmal, als sie in die Straße einbogen in der sie wohnten und als er schließlich in ihrer Auffahrt zum stehen kam, schaltete er den Motor ab und zog den Zündschlüssel heraus. Dann lehnte er seinen Kopf an die Lehne hinter sich und schloss für einen Augenblick die Augen. Jenna hatte kein Wort gesagt, seit dem sie Bres dort liegen lassen hatten, hatte sich ohne Wiederworte zu seinem Auto führen, sich anschnallen lassen. Bei ihrem Anblick würde er am liebsten direkt wieder zurück fahren und das beenden was er begonnen hatte. Dieser Wichser würde jetzt nachhause kommen und behaupten er wäre grundlos von Liam zusammen geschlagen worden. Liam rechnete morgen schon mit der Polizei vor seiner Tür. Doch das war ihm egal. Er hätte das Arschloch umbringen sollen für das, was er im Begriff gewesen war zu tun.

„Jenna...", flüsterte er und legte seinen Arm auf ihre Schulter. Sie zuckte einmal kurz zurück, bevor sie ihn ansah und ihr erneut Tränen in die Augen traten.

„Was ist da gerade passiert?", wollte sie leise wissen, ihr Blick undurchdringlich. Er hatte seine Hand schnell weggezogen.

„Ich bin ausgerastet Jenna. Ich konnte nicht...", Liam steckte ein Kloß im Hals. Jenna hatte jetzt vermutlich eine Heidenangst vor ihm. Die hätter er selber, wenn er sich selber beobachtet hätte.

Bevor auch nur einer der Beiden etwas sagen konnte, klingelte Jennas Handy und sie fischte es mit zitternder Hand aus ihrer Hosentasche.

„Chris...", bemerkte sie ruhig und ging ran. Sie sagte nichts, hörte nur zu und nickte ein paar mal ruhig, als könnte Chris dies sehen. Dann sagte sie „Wir sind zuhause.", nickte noch zwei mal und legte auf.

„Chris organisiert sich eine Mitfahrgelegenheit und kommt gleich nachhause!", meinte Jenna und schnallte sich dann ab, öffnete die Tür und trat mit zittrigen Beinen aus dem Auto. Liam tat es ihr gleich und ging um das Auto herum, wusste jedoch nicht was er tun oder sagen konnte. Als Jenna auf ihr Haus zuging und Liam sie nicht begleitete, weil er nicht wusste ob sie das überhaupt wollte, drehte diese sich um.

„Kommst du mit?", fragte sie ihn und streckte ihm ihre Hand entgegen. Mit einem einzigen Schritt war er bei ihr gewesen und nahm ihre Hand in seine. Er folgte ihr die Treppenstufen hinauf, durch die Tür und anschließend ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch niederließen und einige Minuten stumm nebeneinander saßen. Irgendwann senkte Jenna ihr Gesicht in ihre Hände.

„Oh Gott, was ist da nur passiert? Wie konnte es so weit kommen?", fragte sie verzweifelt und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Liam wollte sich gerade verteidigen, wollte ihr erklären warum er so die Fassung verloren hatte und kurz davor gewesen war, Bres umzubringen. Er hatte Jenna nicht so verschrecken wollen.

„Wie konnte er nur Liam? Warum hat er das getan?", jetzt richtete sie ihre Worte direkt an ihn und ihr Blick bohrte sich so tief in seinen, dass er einen Moment nicht wusste, was er sagen sollte. Seine Blutverschmierten Händen griffen ihre und er zog sie an sich.

„Ich weiß es nicht....", war alles was er sagen konnte, denn er hatte keine Ahnung was in dem kranken Hirn dieses Menschen vor sich ging. Jenna lehnte an seiner Schulter und mit jeder vorbei ziehenden Minute schien sie sich mehr und mehr zu beruhigen, bis sie sich schließlich aufrichtete.

„Ich muss duschen.", sagte sie plötzlich und schoss erschrocken auf. Sie stürmte auf die Treppe zu und stieg die ersten Stufen nach oben bevor sie sich kurz besann und auf Liam zurück schaute, der ihr bis zur Treppe gefolgt war. Er stand unentschlossen da und beobachtete sie, hatte die Hände in den Hosentaschen und wusste einfach nicht was er tun sollte. Was machte man in solch einer Situation. Was tat und sagte man, wenn die eigene Freundin von ihrem Exfreund attackiert wurde. Was war das richtige?

„Bitte bleib hier. Ich bin gleich wieder da....", sie flüsterte die Worte beinahe nur und Liam sah auf.

„Natürlich!", antwortete er schnell und sah ihr überrascht nach, während sie um die Ecke bog. Er blieb noch eine ganze Weile an Ort und Stelle, hörte wie die Dusche einige Minuten später aufgedreht wurde und erst dann setzte er sich in Bewegung und setzte sich wieder auf die Couch doch konnte er dort nicht lange verweilen und stand auf, nur um ziellos durch das Wohnzimmer zu stürmen. Die Bilder von Bres an Jenna gepresst, ihre Brust in seiner widerlichen Hand, ließen ihn nicht mehr los. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken. Und vermutlich würde er einfach so davon kommen. Bres' Vater war Anwalt und würde seinen Sohn da rausboxen. So war es immer. Während er, Liam, vermutlich mit einer Anzeige wegen schwerer Körperverletzung dastehen würde. Doch das hatte er gerne in Kauf genommen. Er würde es jederzeit wieder in Kauf nehmen, wenn er Jenna so vor irgendeinem Schaden bewahren konnte.

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Jenna stand unter der Dusche und zitterte am ganzen Leib. Niemals in ihrem Leben hatte sie daran gedacht, dass sie jemals in eine solche Situation kommen würde. Niemals hatte sie erwartet, dass Richard sie so attackieren würde. Natürlich hatte er sich wie ein Schwein benommen die letzten Monate, doch sie wäre niemals auf die Idee gekommen, dass er sie jemals körperlich angreifen würde. Geschweige denn....Nein diesen Gedanken konnte sie nicht zu Ende spinnen. Sie fühlte sich schmutzig, fühlte sich vollkommen wertlos. Wieso hatte sie sich nicht mehr gewehrt? Warum hatte sie nicht schon früher nach Hilfe gerufen und hatte sich stattdessen selber mit ihm auseinandersetzen wollen? Liam hatte sie gerettet, hatte sich auf ihn gestürzt und hatte ihn beinahe totgeprügelt. Er hatte sich für sie eingesetzt.

Sie umklammerte ihren Oberkörper und versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu verscheuchen, doch das war nicht so leicht. Immer wieder schoss ihr Richard durch den Kopf, das was er gesagt, das was er getan hatte. Und immer wieder liefen die Bilder weiter zu dem Zeitpunkt, an dem sie Liam hatte aufhalten wollen. An dem sie ihn hatte beschützen wollen vor dem was nach diesem Vorfall noch geschehen würde. Doch er hatte sich nicht aufhalten lassen. Sie hoffte so sehr, dass er keine Probleme deswegen bekommen würde. Sie würde alles dafür tun, um ihn davor zu bewahren. Es war ganz offensichtlich Notwehr gewesen. Er hatte sie beschützen wollen. Doch Liam war nicht der Typ, dem die Polizisten und Richter Glauben schenken würden. Richard war dieser Typ und sie wusste, dass sie sich auf einiges einstellen durfte, sollte Richard Liam anzeigen. Sie müsste ihn ihrerseits anzeigen, müsste all das was geschehen war vor diesen Fremden wiedergeben. Doch sie würde alles in ihrer Macht stehende tun. Denn Liam hatte nicht falsch gehandelt. Sie würde Richard alles heimzahlen.

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Chris stürmte herein gearde als Liam, zum gefühlt hundersten Mal, rauf und runter gelaufen war und ließ die Tür hinter sich offen stehen.

„Wo ist sie? Geht es ihr gut?", sein Blick schweifte suchend durch den ganzen Raum und blieb schließlich an Liam hängen, der sich gerade die Haare raufte.

„Sie ist oben, duschen!", erklärte er und deutete unbeholfen auf die Treppe. Chris sah ihn an, als wollte er fragen warum er sie alleine gelassen habe, doch er sagte nichts.

„Geht es ihr gut?", frage er nochmal und Liam zuckte mit den Schultern.

„Ich hab keine Ahnung. Ich glaube sie ist ziemlich neben der Spur.", erklärte Liam und sah Chris dann fragend an.

„Was ist mit Bres?", fragte er nach einigen Sekunden und ballte dabei seine Fäuste.

„Ich hab mich darum gekümmert, du brauchst dir keine Sorgen zu machen!", erklärte Chris und setzte sich dann auf die Couch. Er legte seine Hände über sein Gesicht und starrte einige Augenblicke auf einen Punkt auf dem Boden.

„Ich geh nach Jenna schauen...", hörte Liam hinter sich Maria sagen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie ebenfalls eingetreten war und die Tür mittlerweile verschlossen war. Keiner der beiden beachtete sie weiter.

„Was meinst du mit gekümmert? Ich hoffe du meinst du hast ihn irgendwo im Wald verscharrt!", sagte Liam wütend und setzte sich neben seinen Freund. Beide wussten nicht, was sie tun sollten, keiner von ihnen war jemals in einer solchen Situation gewesen.

„Das heißt, ich hab mich darum gekümmert ok? Bres wird kein Problem mehr für irgendjemanden sein, der mir nahe steht, so viel steht fest!", erklärte Chris und sah dabei auf.

„Liam, Fuck Mann. Wenn du nicht gewesen wärst. Wer weiß, was er ihr angetan hätte!", Chris schien so hilflos. Liam wusste genau, dass er seine kleine Schwester vor allem schlechten dieser Welt beschützen wollte und er fühlte sich schuldig, weil er es nicht geschafft hatte.

„Ich war ja zum Glück da.", war alles was Liam darauf antworten konnte. Viel zu viele Gedanken stürmten durch seinen Kopf und er konnte sie nicht ordnen.

„Du warst die letzten Monate immer da um Jenna zu helfen und zur Seite zu stehen Alter. Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich wusste nicht, dass es dir so ernst ist!", erklärte Chris ihm und lehnte sich zurück. Liam runzelte die Stirn.

„Von was redest du?", fragte er deswegen verwirrt und lehnte sich ebenfalls zurück. Er legte sich den Arm über die Augen und versuchte für einen Augenblick zu entspannen.

„Maria hat mir erzählt, was du für Jenna getan hast was Richard angeht. Und Steph. Und alles andere. Ich muss mich echt bei dir entschuldigen.", Chris hielt inne. Sein Freund reagierte nicht, schien zu überlegen.

„Ich hab nicht wirklich was besonderes gemacht. Ich hab nur meine Freunde verteidigt!", erwiderte Liam. Er hatte wirklich nichts besonderes getan, und dass er Richard bis zur Besinnungslosigkeit zusammenschlug war ja wohl eine Selbstverständlichkeit nach dem, was er getan hatte.

„Ach komm schon, Jenna war doch noch nie eine normale Freundin in deinen Augen Liam. Das weiß ich, das weißt du, das weiß jeder der ein bisschen mehr Zeit mit euch beiden verbringt!", konterte Chris und setzte sich wieder auf. Er hörte die Mädels die Treppe langsam runter kamen.

„Keine Ahnung wovon du redest.", erklärte Liam unbeeindruckt und um sich zu schützen.

„Bitte, kein Typ der keine Gefühle für ein Mädchen hat, schlägt einen anderen derart zusammen.", meinte Chris und stand auf.

„Sag mir nicht du hättest es nicht auch getan!", Liam saß immer noch, wusste nicht was er sonst sagen sollte.

„Doch, natürlich. Aber sie ist ja auch meine Schwester. Siehst du sie als deine Schwester an Liam?", das waren die letzten Worte die Chris an ihn richtete bevor auf Jenna zuging und sie in den Arm nahm. Sie sah wesentlich gefasster aus nach der Dusche die sie genommen hatte und auch Maria sah wieder etwas besser aus. Liam hingegen gingen viel zu viele Dinge durch den Kopf. Er brauchte Zeit um sie zu ordnen. Er brauchte Zeit um sich über einiges klar zu werden. Er knetete seine Hände während er auf der Couch saß.

„Was tun wir jetzt. Ich kenne Richard. Er wird Liam damit nicht davon kommen lassen!", sagte Jenna besorgt und sah ihn dabei an. Das konnte doch nicht wahr sein. Nach eben erlebtem machte sie sich Sorgen um ihn?

„Scheißegal, ich werd schon fertig damit!", sagte er wütend und am liebsten wäre er wieder zurück gefahren und hätte mit Bres dort weiter gemacht wo er aufgehört hatte.

„Ich hab doch gesagt ich hab mich darum gekümmert, oder?", sagte Chris an ihn gerichtet und setzte dann zur Erklärung an.

„Sagen wir mal so, ich hab einiges gegen ihn in der Hand. Wenn er irgendwelche Spirenzien machen möchte, dann packe ich aus und dann kann er zusehen, wie er aus diesem Image wieder raus kommt.", Chris machte eine Pause, dann wandte er sich direkt an seine Schwester. „Alles klar bei dir?", er machte sich Sorgen um sie. Das konnte jeder in diesem Raum sehen.

„Ja, wird schon werden. Es ist ja eigentlich nichts passiert, ich bin ja zum Glück noch mit dem Schrecken davon gekommen!", erklärte Jenna und auch wenn jeder wusste, dass die Untertreibung des Jahrhunderts war, konnten alle stumm doch eigentlich nur zustimmen. Sie war mit dem Schrecken davon gekommen. Es hätte schlimmer kommen können.

Keiner sagte auch nur ein Wort, doch irgendwann durchbrach Maria die Stille.

„Sorry, aber ich muss mich auf den Heimweg machen. Ich hab meinen Eltern gesagt, dass ich um elf zuhause bin und wenn ich da nicht auftauche werden sie sich Sorgen machen!", erklärte sie kleinlaut, doch Jenna nickte verständnisvoll.

„Klar, Chris fährt dich bestimmt nachhause!", meinte sie und sah dabei ihren Bruder an, der mit den Schulter zuckte und sich dann seinen Schlüssel schnappte.

„Das Taxinunternehmen Chris Chris....allzeit bereit!", versuchte er zu scherzen. Es war ein äußerst schwacher Scherz gewesen und keinem war so wirklich zu lachen zumute, aber er ließ sich nicht beirren, nahm sich seine Jacke und führte Maria nach draußen. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, war es einen Augenblick lang so still, man hätte eine Stecknadel fallen hören. Dann räusperte sich Jenna und sah zu Liam hinauf, der einen Meter neben ihr stand und ganz offensichtlich überfordert mit der Situation war. Wie sie auch.

„Was zum Teufel ist heute nur passiert?", fragte sie jetzt und setzte sich wieder auf die Couch.

„Was hab ich falsch gemacht?", fügte sie beinahe flüsternd hinzu und strich sich mit den Händen über das Gesicht. Liam schnappte empört nach Luft.

„Spinnst du? Du hast gar nichts falsch gemacht! Der Typ hat dich einfach überfallen, dazu hatte er kein Recht!", rief er aus und setzte sich dann neben sie und nahm sie in den Arm. Seufzend sank sie gegen seine Brust und so saßen sie einige Momente da, bevor sie wieder das Wort ergriff.

„Warum hat er sich nur so verändert? Er war früher nicht so. Er war vielleicht nicht der beste Freund den man haben konnte, hat mich nicht immer so behandelt wie man als Freundin behandelt werden möchte, aber das was er heute getan hat das ist er nicht!", erklärte Jenna ohne sich von Liam zu entfernen.

„Er war nicht nur nicht der beste Freund, er war schon in eurer Beziehung ein riesen Arschloch. Du hast es dir nur gefallen lassen weil du...", Liam sprach nicht weiter. Er wusste, weshalb Jenna sich alles hatte gefallen lassen und niemals etwas gesagt hatte. Sie hatte geglaubt sie müsste sich damit zufrieden stellen. Dass sie keine Chance auf besseres hatte.

„Sag es ruhig. Ich hatte Angst davor, dass er mich verlässt und mich niemand anderes will!", erklärte sie und musste ein Schluchzen unterdrücken. Die ganze Bandbreite ihrer Beziehung wurde ihr in diesem Moment bewusst. Hätte sie doch nur schon früher die Gefühle für Liam entdeckt, dann wäre alles niemals so weit gekommen und sie könnten heute eine hoffentlich gute Beziehung führen anstatt sich zu fragen, was genau zwischen ihnen eigentlich war. Anstatt sich mit Situationen wie heute geschehen auseinandersetzen zu müssen.

„Du weißt aber heute, dass du damals unrecht hattest. Du weißt es oder?", fragte Liam und drückte sie nun ein wenig von sich weg um ihr ins Gesicht sehen zu können. Wusste sie es? Sie war sich nicht sicher. Was hatte sich denn schon geändert seitdem?

„Hast du mir verschwiegen, dass er mich betrogen hat?", fragte sie jetzt frei heraus weil sie diese Frage, neben so vielen Anderen, quälte. Sein Blick änderte sich und er schien schuldbewusst zu sein. Langsam nickte er, sagte aber nicht viel dazu.

„Woher wusstest du es?", fragte sie ihn daher und begann damit, mit seinen Fingern zu spielen. Als Ablenkung vielleicht, oder weil sie seine Nähe brauchte.

„Naja, ich bin schon ab und an mal mit Chris unterwegs und die Stadt ist klein. Ich hab ihn hier und da gesehen dabei.", gab er kleinlaut zu und sah auf ihre Hände hinab.

„Warum hast du es mir nicht gesagt? Es mir ins Gesicht geschmissen, als du die Chance dazu hattest? Du weißt genau, dass es da einige Situationen gab, in denen du es hättest tun können!", wollte Jenna von ihm wissen. Sie zielte auf die Zeit vor dem Projekt ab.

„Man Jenna, ich wollte dich doch nicht wirklich verletzen. Ich habe einige meiner Probleme auf dich projeziert und das hätte ich nicht tun sollen. Aber verletzen wollte ich dich nicht. Die Sache in der Shopping Mall damals hätte ich niemals geschehen lassen, wenn ich gewusst hätte, dass dieser Wichser gerade Schluss mit dir macht. Ich wollte dich necken, ja manchmal auch mehr, aber weh tun wollte ich dir nie!", erklärte er betroffen.

„Ok, aber warum hast du es mir dann nicht bei den vielen Malen, in denen wir über Richard geredet haben, gesagt?", hakte sie weiter nach.

„Keine Ahnung, es schien nie der richtige Zeitpunkt und irgendwie schien es mich ja auch nicht wirklich was anzugehen!", meinte er ließ sich mit ihr zurück fallen. Beide lehnten jetzt mit den Schultern an den Kissen auf der Couch, während sie sich ansahen.

„Es ging dich auch nichts an, als er mich im Diner attackiert hat, oder beim einkaufen und dennoch bist du immer für mich in die Bresche gesprungen Liam.", Jenna wollte noch mehr sagen, doch Liam unterbrach sie.

„Ich konnte einfach nicht mit ansehen, wie er mit dir umgeht während ich das wusste was ich wusste...", Jenna hob beschwichtigend die Arme.

„Ich mache dir keine Vorwürfe. Ich hätte es selber checken müssen. Ich wollte nur Danke sagen. Danke, dass du für mich da warst und es noch bist!", meinte sie ruhig und schloss für einen Augenblick die Augen. Sie wägte ab, ob sie Liam auf Kevin ansprechen sollte, wer auch immer das gewesen war. Jenna war zwar vollkommen neben der Spur gewesen, als Liam sie von Richard weggeführt hatte, aber sie hatte seine Worte durchaus aufgeschnappt. Wer war Kevin und was sollte Liam mit seinem Tod zu tun haben?

Sei öffnete die Augen.

„Würdest du mir eine ehrliche Antwort geben, wenn ich dir eine Frage stelle, die du sicher nicht beantworten möchtest?", fragte sie schließlich weil sie alles von ihm wissen wollte. Sie wollte ihn verstehen und die dunkelsten Tiefen seiner Vergangenheit eintauchen. Sie hatte schon geahnt, dass Liam eine schwere Zeit durchgemacht hatte, aber Richards Worte hatten ihr klar gemacht, dass sie noch nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte, was mit Liam eigentlich war. Warum er so war wie er war. Sie hatten solche Gespräche nie geführt, sie vermieden, genauso wie Gespräche die ihre Beziehung angingen. Sie führten sie einfach auf ihre Art, aber was es wirklich war, wusste keiner der Beiden. Sie vermieden schwieriges Terrain und Jenna fragte sich langsam, ob ihre Beziehung so überhaupt einen Sinn hatte. Auch wenn sie sowieso zum scheitern verurteilt war.

Liam schien sich unwohl zu fühlen, wusste er doch nicht was ihn erwartete, aber nach dem was heute geschehen war wurde ihm klar, dass Böse Dinge nun mal geschahen und man sie nicht totschweigen konnte. Probleme lösten sich nicht in Luft auf, nur weil man beschloss sie zu ignorieren. Das hatte er selber schmerzlich feststellen müssen.

„Frag mich, dann werden wir sehen.", gab er deswegen von sich und zog seine Beine auf die Couch. Er hatte das Gefühl, das würde ein längeres Gespräch werden.

Jenna schluckte einmal schwer, bevor sie das Wort ergriff, und als die Worte ihren Mund verließen war es zu spät sie zurück zu nehmen. Sie wusste genau, dass sie sich auf sehr dünnem Eis befand. Doch sie konnte einfach nicht anders.

„Wer ist Kevin?".


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