38. Kapitel: Zukunftspläne
38. Kapitel: Zukunftspläne
Jennas Handy vibrierte und sie zückte es schnell, damit niemand es mitbekam. Mrs. Carwinkle, die gerade die letzte Woche Revue passieren ließ, wäre nicht begeistert schon wieder eine Schülerin bei der Nutzung ihres Handys zu erwischen. Wenn Mrs. Carwinkle etwas hasste, dann das.
Sie öffnete die Nachricht, die scheinbar von David kam, was sie ein wenig enttäuschte. Seit Sonntag, als sie wieder zuhause angekommen waren, waren drei Tage vergangen und seither hatte Liam sich nicht mehr bei ihr gerührt. Weder per Sms, noch hatte er mit ihr gesprochen und sie musste ich eingestehen, dass sie es vermisste. In den letzten Wochen war es immer mehr selbstverständlich geworden, doch jetzt erkannte Jenna, dass es das nicht war. Sie sah zu Liam, der geistesabwesend auf seinem Bleistift herum kaute und offenbar jeden Moment dabei wäre einzuschlafen. Er bemerkte nicht, dass Jenna ihn beobachtete. Er schien in den letzten Tagen generell eher weniger um sich herum mitzubekommen. Sie blickte aufs Display ihres Handys, das sie unter ihrem Tisch vor den Blicken aller anderen schütze und erschauerte.
Meine Nachricht blieb unbeantwortet, daher glaube ich, dass ich mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt habe. Also nochmal: Gehst du am Freitag mit mir in den Club? Ich würde dich wirklich gerne kennelernen Jenna.
David wollte sich am Freitag mit ihr im Club treffen. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass sie letzte Woche eine Nachricht von ihm bekommen hatte, doch sie hatte tatsächlich vergessen zurück zu schreiben. Über all die Geschehnisse hinweg, bei all den Dingen die sie mit Liam erlebt hatte, hatte sie David vollkommen vergessen und jetzt, da sie die Nachricht las wurde ihr dies schmerzlich bewusst. Sie mochte David, er war ein anständiger Kerl und gutaussehend noch dazu. Warum also dachte sie in diesem Moment an Liam und daran, was er dazu sagen würde, wenn sie ein Date hätte. Sie wünschte sich, dass er ihr sagte, dass sie dies nicht nötig hatte weil sie doch ihn hatte, doch so wie sie ihn kannte, würde dies so nicht geschehen. Höchstwahrscheinlich wäre er begeistert, denn sie wusste genau, dass er sie dazu bringen wollte mehr aus sich heraus zu kommen. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass er sie in den letzten Wochen immer so provoziert hatte. Es war der Grund für einige Dinge gewesen, die letzte Woche geschehen waren. Jenna erinnerte sich an den Abend zurück, an dem Liam sie berührt hatte und allein bei dem Gedanken daran, erfüllte ihren Körper eine Gänsehaut. Sie sah zu Liam hinüber, der immer noch den Bleistift im Mund hatte, jedoch parallel angefangen hatte mit seinen Fingern auf die Tischplatte zu trommeln. Diese Hände, die bei ihr wahre Wunder erreichten. Die sie dazu brachten augenblicklich dahinzuschmelzen, doch Liam hatte keine Ahnung davon. Er wusste nicht, was er in ihr angerichtet hatte, sie hingegen wusste sehr genau, dass sie eigentlich froh sein konnte, dass Liam sich ein wenig fernhielt. Würden sie so weiter machen wie bisher, würde sie sich in ihn verlieben. Hals über Kopf. Schon jetzt hatte eine gewisse Schwärmerei von ihrem Körper Besitz ergriffen. Eigentlich eine schöne Sache, sie hatte ihr Leben lang darauf gewartet, dass ihr das passierte, doch nicht mit Liam. Nicht weil nicht gut genug gewesen wäre, nein ganz im Gegenteil, er wäre perfekt doch er wäre nicht fähig dazu. Hatten sie sich nicht erst kürzlich darüber unterhalten, an dem Abend als sie sich gemeinsam zugesoffen und anschließend übereinander hergefallen waren?
Sie hatte angemerkt, dass solche Bad Boys wie er deswegen so begehrt waren, weil die Mädchen glaubten, sie könnten diejenige sein die ihn umkehrten. Liam würde bei Jenna genau dies glauben, wenn er erfahren würde, was sie empfand. Empfand. War dies vielleicht ein etwas zu starker Begriff? Erneut wanderte ihr Blick zu Liam, der sie diesesmal fixiert hatte und als sich ihr Blick traf, begann ihr Herz gleichzeitig an wie wild zu pochen. Wie sollte sie sich ihm gegenüber nur verhalten? Wo war ihre Unbeschwertheit geblieben?
Liams Bick hingegen änderte sich kaum. Es schien, als würde er gar nicht sie ansehen, sondern durch sie hindurch. Sein Blick schien gleichgültig, wie früher, wenn er über etwas nachgedacht und sie aus Versehen dabei angesehen hatte. Liam hatte keine Ahnung, was dieser Kuss am Samstag in ihr ausgelöst hatte. Was er mit ihr gemacht hatte und wenn es nach Jenna ging, würde er es so schnell auch nicht erfahren.
In der Cafeteria ging es mal wieder drunter und drüber, als Liam sie betrat und seinen Blick schweifen ließ. Er entdeckte Eric, der sich im Moment jedoch mit Goldy Hennings unterhielt, wobei er nicht stören wollte. Carson saß an ihrem üblichen Tisch und so schlenderte er darauf zu. Er hatte seit Sonntag nicht mehr mit ihr gesprochen weil er darüber nachgedacht hatte, wie er das Chaos in seinem Kopf beruhigen konnte, doch eine Lösung war ihm nicht wirklich eingefallen. Er wollte Carson nicht gänzlich verlieren, nur musste er aufpassen, dass keine Gefühle ins Spiel kamen, die die Sache verkomplizieren würden. Carson lag ihm am Herzen, sie war zu einer Verbündeten geworden obwohl sie es nicht wusste. Und diese Verbündete wollte er keinesfalls verlieren. Er musste die Dinge nur umlagern. Ihnen eine neue Struktur übermitteln.
„Und was hat er geschrieben?", fragte Maria, als Liam gerade am Tisch ankam und sich auf dem Stuhl neben Carson niederließ. Von Steph war keine Spur zu sehen, sie hatte sich nach diesem Vorfall nicht noch einmal bei ihm gerührt und hatte es sogar vorgezogen den anderen Bus zu nehmen. Es war hart gewesen, wie er sie abgewiesen hatte, doch wenn er die Wahl hatte, dann würde er Carsons Würde wahren und nicht die eines Mädchens, das ganz offensichtlich nicht verstand, wann etwas absolut unangemessen war.
„Was hat wer geschrieben?", fragte er gespielt gleichgültig, obwohl bei diesem Satz sein Magen einen Sprung machte. Jenna sah zu ihm hinüber, nur einen kurzen Augenblick so als wollten ihre Augen ihm eine Frage übermitteln; wo warst du die letzten Tage? Doch sie sagte nichts dergleichen. Auch Maria sah Liam besorgt an, weshalb auch immer und wenn er sich umgesehen hätte, hätte er bemerkt, dass auch die meisten Mitschüler die zwei nun neugierig beobachteten. Erwarteten die jetzt etwa, dass Jenna und Liam nach dem was am Samstag geschehen war ein Paar wurden? Wieviele von ihnen hatten ebenfalls mit jemandem herumgeknutscht, mit dem sie jetzt sicherlich nicht sofort eine Beziehung begannen. Das zwischen ihm und Carson war etwas anderes und ihrem Blick nach zu urteilen wusste sie das. Sie würde nichts von ihm erwarten, was ihn seltsamerweise mit gemischten Gefühlen zurück ließ. Einerseits war er erleichtert, denn er würde ihr nicht das geben können was sie wollte, andererseits war er enttäuscht, denn sie erwartete nichts von ihm. Sie kannte ihn und wusste es deswegen, auch ohne Worte. Wäre ein wenig Glaube an ihn dabei jedoch zu viel verlangt gewesen?
Als immer noch niemand antwortete, zog der die Augenbrauen hoch und sah die Mädchen der Reihe nach an. „Also? Was hat wer geschrieben?", fragte er deswegen erneut um den Mädels zu signalisieren, dass er nicht vorhatte die Frage zu vergessen.
„David hat sich bei Jenna gemeldet!", sagte Maria als erste und bei diesen Worten, schoss Jennas Blick zu ihr hinüber, ganz so als wolle sie ihrer Freundin sagen, sie solle gefälligst die Klappe halten. Maria dachte jedoch nicht daran. „Schon wieder!", und bei diesen Worten taxierte sie Liam, so als wolle sie seine Reaktion beobachten. Liam konnte sich an David erinnern. Er wusste, dass er derjenige gewesen war, der Jenna zu ihm gefahren hatte, als sie ihn abgeholt hatte und sie hatten sich bereits einmal über ihn unterhalten. Liam hatte Jenna damals schon bestärkt, sich mit David einzulassen und mehr denn je glaubte er, dass das seine Probleme vielleicht lösen konnte. Das alles sagte ihm sein Verstand, doch etwas anderes in ihm, sträubte sich bei dem Namen David und wollte Carson am liebsten das Handy aus der Hand reißen um selber nachzusehen, was dieser Lackaffe ihr geschrieben hatte. Nein, Stop. David war kein Lackaffe. David war in Ordnung, Liam war selber einige Male mit ihm unterwegs gewesen, warum zum Teufel also betitelte er ihn plötzlich als solchen? Bei einem Blick auf Jenna wusste er sofort warum, doch er verscheuchte die Gedanken und begann zu lächeln. Jennas Augen verengten sich. Mist, sie wusste sofort, dass es kein echtes Lächeln war, dennoch gab Liam nicht auf.
„Und was hat er dir geschrieben?", fragte er und ignorierte Maria, die die Beiden genau beobachtete. Er wünschte sich, die anderen Mädchen würden einfach gehen. Amelia, die Freundin von Steph, saß ebenfalls am Tisch und aus diesem Grund musste er jetzt taktisch vorgehen, um Carson in die richtige Richtung zu drängen gleichzeitig jedoch klar zu stellen, dass dieser Kuss vom Samstag durchaus seine Gründe gehabt hatte. Gründe, mit denen Steph überhaupt nichts zu tun gehabt hatte.
Jennas Augen waren unergründlich, als sie ihn ansah und so schluckte er einmal schwer bevor er ihr ein wenig näher kam.
Liam hatte sich neben sie gesetzt und ab diesem Zeitpunkt pochte ihr Herz wie verrückt. Sie musste sich jetzt wirklich langsam am Riemen reißen und damit aufhören, sich wie ein kleines verknalltes Gör zu verhalten. Sie und Liam hatten sich deswegen verstanden, weil sie unbeschwert miteinander umgehen konnten. Wenn sie nicht aufhörte mit dem Scheiß, würde diese Unbeschwertheit verloren gehen und obwohl ihr dies bewusst war, zuckte sie zusammen, als Liam sie fragte, was er geschrieben hatte. Jenna sah ihn an, versuchte irgendeine Reaktion zu entdecken bei dieser Frage doch sie sah keine. Er kam ihr näher und begann zu grinsen.
„Bist du jetzt verstummt oder was?", fragte er sie ein letztes Mal dachte sie an den Kuss vom Samstag, der so anders gewesen war. Sie hatte gewusst, dass sie sich in etwas verrannte und beschloss daher, ihr Gefühlswirrwarr erst mal beiseite zu schieben.
„Er will sich am Freitag mit mir im Club treffen!", erklärte sie ohne jede Umschweife doch auch bei diesen Worten blieb eine Reaktion von Liam aus. Jenna hatte es gewusst und sie wusste auch, was als nächstes kommen würde. Liam hatte es in den letzten Tagen ebenfalls gespürt, sie hatten sich einander angenähert und das auf eine Weise, die beiden Angst machte. Liam hatte deswegen beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Bei seinen nächsten Worten machte es ihr Angst, wie gut sie ihn mittlerweile schon kannte.
„Na dann heißts wohl in Schale werfen und los geht's, oder?", meinte Liam grinsend. Er versuchte etwas zu überspielen, doch Jenna wusste nicht was. Und sie wusste, desto mehr sie sich gegen seine Worte wehrte, desto beharrlicher würde er werden. Solange Liam nicht wusste, dass er eigentlich derjenige war, für den sie Gefühle hatte, würde er sich nich zurück ziehen. Ihr war nämlich eines klar geworden: Liam machte die Liebe eine Heidenangst. Er war ein selbsternannter Bad Boy der die Liebe nicht brauchte. Er gehörte zu den Jungs, die der Meinung waren, dass sie jahrelang die Sau rauslassen konnten, bevor sie irgendwann eine Frau fanden, mit denen sie dann ihr Leben verbringen würden. Es war eine Selbstverständlichkeit für sie und aus diesem Grund genossen sie ihr Leben. Jenna wusste, dass sie sich in etwas verrannte und begann deshalb zu lächeln.
„Wahrscheinlich hast du Recht. Wieso sollte ich dieses Angebot ausschlagen? David ist ein toller Kerl also sage ich zu!", sagte die deshalb vollkommen unerwartet und überraschte damit jeden Einzelnen am Tisch. Liam wohl am meisten. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte geglaubt, dass er sie überzeugen müsste. Dass er für David argumentieren musste. Dass Jenna eventuell zu viel in diesen Kuss hineininterpretieren würde doch nicht, dass Jenna sich tatsächlich so schnell dazu entschloss David eine Chance zu geben. Sie würde mit David ausgehen und sie würde den Abend genießen, vorher würde sie David jedoch klar machen, dass es zwischen ihnen beiden um nichts anderes als Freundschaft gehen würde und so wie sie David aus den Erzählungen ihres Bruders kannte, würde er sich damit einverstanden erklären. Jenna grinste bei dem Gedanken, Liam ausgetrickst zu haben und klopfte sich mental auf die Schulter, während sie Liams verblüfften Gesichtsausdruck betrachtete.
„Was ist denn? Du dachtest doch nicht etwa, dass ich dir jetzt verfallen bin nur weil wir wieder einmal rumgeknutscht haben, oder?", meinte sie ohne ihre Freundinnen am Tisch zu beachten. Sie hatte gerade öffentlich zugegeben, dass sie und Liam etwas am Laufen gehabt hatten, was Liam erneut überraschte. Ihm wurde klar, dass ihm soeben die Zügel aus der Hand genommen waren.
Jenna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und lächelte.
„Ok, gut. Dann sag ich wohl: Das ist mein Mädchen!", meinte Liam geistesabwesend und widmete sich Jennas Sandwich, das nur halb aufgegessen auf ihrem Tablett lag. Er biss genüsslich hinein, tat so als wäre das, was hier soeben geschehen war, nicht vollkommen bizarr. Jenna würde nicht zulassen, dass Liam sie von sich stieß. Genau das würde geschehen, wenn er erfuhr, dass sie Gefühle für ihn hatte und sie war noch nicht bereit ihn gehen zu lassen. In drei Monaten würde sie die Stadt ohnehin verlassen, denn ihre Collegezusage für die York University war angekommen. Sie würde ihr Zimmer bereits in den Semesterferien beziehen können und somit würde es nur zwei Wochen nach der Abschlussfeier losgehen. Bis dahin war sie nicht gewillt, auf Liam zu verzichten. Und egal was bis dahin geschah, der neue Lebensabschnitt würde sie dann von den Wunden der Zeit kurieren.
Liam fragte sich hingegen gerade, was soeben passiert war. Bei dem Gedanken und Jenna und David zusammen wurde ihm übel, doch er würde Jenna nicht im Weg stehen. Bei gar nichts. Das hatte er sich geschworen.
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