23. Kapitel: Nachwirkungen

23. Kapitel: Nachwirkungen

Als Jenna am Montag in die Schule kam, versteckte sie sich unter ihrer Kapuze. So einen Rausch wie am Freitag, hatte sie noch nie gehabt und sie dachte nicht im Traum daran, jemals wieder Alkohol zu trinken geschweige denn, das Schulgelände unbefugt zu betreten. Der kurze Adrenalinstoß als Clay sie erwischt hatte, hatte sie zwar ein wenig klarer werden lassen, doch der Rausch war zurückgekehrt sobald sie in ihrem Bett gelegen war. Unnötig zu erwähnen, dass sie es dort nicht lange ausgehalten hatte und die nächste Stunde im Badezimmer verbracht hatte.

Am nächsten Morgen war Chris um acht Uhr in ihr Zimmer gestürmt gekommen und hatte sie aus dem Bett gerissen. Sie hatte einen solchen Kater beieinander gehabt, dass ihre Eltern es wohl als witzig empfunden hatten, sie zu quälen.

„Ich hoffe für dich, dass du so schnell das Wort Wodka  nicht einmal mehr in den Mund nimmst geschweige denn welchen in dich hinein kippst!“, hatte ihr Vater grinsend am Frühstückstisch gesagt während ihre Mutter ihr einen riesigen Teller mit Rühreiern und Speck vor die Nase gesetzt hatte. Auch hier wieder unnötig zu erwähnen, dass sie nicht lange am Frühstückstisch gesessen war und die nächsten zehn Minuten im Bad verbracht hatte. Mit diesem Kater hatte Jenna sich eine Lektion erteilt, die nicht mal ihre Eltern besser hätten verpacken können. Die Erinnerungen an die vorherige Nacht waren zwar verschwommen gewesen, doch die wichtigsten Dinge wusste Jenna noch und bei dem Gedanken, wie sie sich auf Liam gestürzt hatte ließ sie innerlich erschauern. Was zum Teufel hatte sie da nur getan? Wie war sie auf die Schnapsidee gekommen es wäre eine gute Idee es beinahe mit Liam Welsh auf dem Footballfeld zu treiben? War sie denn vollkommen von allen guten Geistern verlassen worden? Anscheinend schon.

Sie hatte glücklicherweise nichts mehr von Liam gehört übers Wochenende was entweder bedeutete, dass er einen ebenso schlimmen oder sogar schlimmeren Kater hatte als sie, oder, dass es ihm ebenso unangenehm war was geschehen war. Jenna konnte sich nicht mehr daran erinnern, wer eigentlich wen geküsst hatte, doch es machte auch keinen wirklich Unterschied denn schließlich hatten beide mitgemacht. Als Jenna an ihrem Spind ankam musste sie sich die Hand auf die Augen legen, weil sie einfach nicht fassen konnte, was sie am Freitag getan hatte. Es war ihr zutiefst peinlich! In diesem Moment dachte sie noch nicht einmal an Liams Beweggründe, sie dachte an ihre und die verstand sie einfach nicht! Sie hatte Liam immer absolut abstoßend gefunden und nach zwei Monaten mit diesem Projekt fielen sie übereinander her? Sie sah sich kurz um und hatte das Gefühl, dass jeder über sie und dieses Vorkommnis sprach, dass jeder es bereits wusste und sich das Maul darüber zerriss.

„Das ist doch absurd!“, murmelte sie vor sich hin und holte ihre Bücher für die ersten beiden Stunden heraus um sie anschließend in ihrem Rucksack zu verstauen.

„Was ist absurd?“, fragte Maria sie von der Seite und als Jenna sie ansah erkannte sie nichts mehr von der schlechten Laune die sie am Freitag gehabt hatte. Gott sei Dank!

„Ähm….“, begann Jenna und suchte fieberhaft nach einer Antwort. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Kater bis heute noch  nachwirkte.

„Ist doch absurd, dass ein Mensch sich in einen Vampir verliebt….du weißt schon….wegen den Reißzähnen!“, meinte sie schließlich und schlug sich in Gedanken gegen den Kopf. ‚Ernsthaft? Dir ist nichts Besseres eingefallen?‘, fragte sie sich selber doch ihr blieb keine weitere Zeit für einen inneren Disput. Maria hingegen zuckte mit den Schultern und meinte „Naja, Liebe kann man halt nicht planen! Hast du gestern Twilight angesehen oder wie kommst du darauf?“, fragte sie Jenna, während sie sich bei ihr einhakte und sie gemeinsam den Gang entlang schlenderten.

„Ja genau, alle Teile, und ich verstehe einfach nicht was sie an diesem Vampir findet! Der Wolf ist  doch sowieso viel heißer!“, erklärte Jenna und versuchte sich krampfhaft an Einzelheiten aus den Filmen zu erinnern. Sie hatte sie einmal gesehen und danach nie wieder darüber nachgedacht!

„Ja aber Edward...“, ‚so hieß der Typ also!‘, dachte sich Jenna und hörte anschließend ihrer Freundin wieder zu. „…ist nunmal Bellas große Liebe. Es wäre ja wohl mehr als nur enttäuschend, wenn sie ihm so lange hinterhertrauert im zweiten Teil und sich am Ende dann für den Werwolf entscheidet oder?“

Jenna nickte einfach nur, da sie keinerlei Ahnung hatte wovon Maria eigentlich sprach und als sie um die Ecke kamen, entdeckte sie Liam an seinem Spind. Er hatte ein Cap aufgesetzt, was nach ihrer Erfahrung immer zu bedeuten hatte, dass er einen scheiß Tag hatte. Das hatte Jenna herausgefunden indem ihr aufgefallen war, dass immer wenn Liam ein Cap trug, er besonders fies zu ihr war. Die letzten Male als sie ihn mit einem Cap gesehen hatte, war sie ihm einfach aus dem Weg gegangen und hatte sich innerlich schon mal auf einen üblen Schlagabtausch vorbereitet, heute hingegen blieb ihr Herz für einen kurzen Moment stehen und sie starrte ihn an. Er hatte sie noch nicht gesehen da er beschäftigt damit war in seinem Spind herumzuwühlen und das schien ihn ziemlich aufzubringen, denn er fluchte leise vor sich hin. Jenna verstand zwar nicht was er sagte, doch sie war sich sicher, dass es nicht gerade Jugendfrei gewesen war.

„Und was hast du sonst noch so gemacht? Wie war der Freitag noch?“, fragte Maria, die nichts von Jennas Reaktion bemerkt hatte.

„Was?“, fragte Jenna und versuchte sich wieder auf Maria zu konzentrieren während sie jedoch gleichzeitig Welshs Präsenz in diesem Gang ganz genau spürte obwohl doch noch zig weitere Schüler hin und her liefen.

„Freitag? Was haben du und Welsh noch gemacht nachdem Chris und ich abgehauen sind?“, fragte Maria und Jenna überlegte, ob sie vielleicht irgendwas wusste und sie nur auf die Probe stellen wollte.

‚Schwachsinn!‘, sagte ihr Inneres. ‚Woher sollte sie das denn wissen? Sofern Welsh es niemandem erzählt hat, KANN sie es gar nicht wissen!‘, beruhigte sie sich weiter und lächelte.

„Ach wir haben uns zugesoffen und wurden dann von Clay auf dem Footballfeld dabei erwischt!“, es war die Wahrheit, nur eben nicht die Ganze. Da Jenna sich aber sicher war, dass zumindest diese Tatsache früher oder später die Runde machen würde, da Chris ja schließlich wusste wo sie erwischt worden war, konnte sie Maria schlecht erzählen, dass sie im Kino waren oder gebowlt hatten.

„Wie bitte WAS?, fragte Maria schockiert und blieb plötzlich stehen. Natürlich war Liam mittlerweile keine fünf Meter mehr entfernt und blickte auf, als Maria diese Worte schon beinahe geschrien hatte.

„Jetzt sei doch leise verdammt! Was ist nur los mit dir!“, zischte Jenna und blickte nervös zu Liam und wieder weg. Sie war so eine blöde Kuh! Jetzt dachte Liam mit Sicherheit, dass sie Maria gerade erzählt hatte, was sie Beide dort sonst noch getrieben hatten. Er zog eine Augenbraue nach oben und kramte weiter in seinem Spind herum, jedoch nur noch einen Bruchteil so energisch wie kurz zuvor. Er hörte ihnen also zu.

„Habt ihr Ärger bekommen?“, fragte Maria schockiert. Sie machte sich ganz offensichtlich Sorgen also schüttelte Jenna den Kopf. „Nein, wir sind mit einer Verwarnung davon gekommen. Ich bin auf jeden Fall sicher, dass ich so schnell weder mitten in der Nacht das Schulgelände betreten werde, noch werde ich jemals wieder Wodka anrühren!“, sagte Jenna etwas zu laut, doch sie wollte Liam begreiflich machen, dass sie nichts von dem anderen Vorfall erzählt hatte. Warum sie das wollte wusste sie nicht, doch irgendwie tat sie es intuitiv.

Sie zog Maria am Arm und beide setzten sich wieder in Bewegung. Maria achtete nicht auf Liam, der sich jetzt zu den Beiden umdrehte und sie wortlos mit den Augen beobachtete. Sie schienen einen Tick dunkler zu sein als normalerweise, doch Jenna wusste, dass dies nicht möglich war. Dennoch konnte sie ihren Blick nicht von ihm abwenden und so teilten sie einen kurzen Augenblick der Stille während sich ihre Blicke trafen und die Bilder dieser Nacht vor ihrem geistigen Auge erschien. Maria plapperte munter weiter, während Jenna sich innerlich anschrie und versuchte dazu zu bringen wegzusehen. Sie schaffte es nicht. Erst als Eric an Liams Spind trat und ihn somit dazu zwang seinen Blick von ihrem zu lösen schaffte auch sie es wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen.

„….und deswegen wundert es mich nicht. Meine Mom hat mir mal erzählt, dass sie früher immer auf dem Schulgelände waren und Clay sie das ein oder andere Mal erwischt hatte, doch er hat nur äußerst selten tatsächlich Anzeige erstattet solange nichts zu Schaden gekommen ist!“, erzählte Maria und obwohl Jenna nur die Hälfte mitbekommen hatte und sich auch jetzt noch schwer tat Maria zu folgen, wusste sie von was Maria sprach. Sie wollte antworten, sie musste sogar antworten wenn sie Maria nicht zeigen wollte wie geistesabwesend sie war, doch stattdessen schwirrte ihr der Kopf von der Begegnung die sie vor einigen Sekunden gehabt hatte. Von dem Kuss am Freitag, von dem Kuss einige Wochen zuvor. Ihr schwirrte der Kopf von all den Erinnerungen. Wie es dazu gekommen war, dass Liam Welsh in ihrem Kopf noch mehr herumgeisterte als zuvor, konnte sie nicht sagen, sie wusste nur eine Sache: Dass das absolut beschissen war.

„Jenna ich habe das Gefühl, dass du heute nicht ganz bei der Sache bist!“, sagte Maria und lächelte dabei verschwörerisch. Sie hoffte auf Details zu dem Abend, ahnte vielleicht sogar, dass etwas passiert war, doch Jenna war nicht bereit jemals irgendjemandem davon zu erzählen, dass sie im Inbegriff gewesen war, mit Welsh zu schlafen. Auf einem Footballfeld. Besoffen. Mitten in der Nacht. Nein, das würde sie mit Sicherheit niemals irgendjemandem erzählen!

„Ich glaube der Rausch hängt mir immer noch nach….wahrscheinlich habe ich Millionen kleiner wichtiger Hirnzellen versoffen!“, erklärte Jenna und versuchte sich endlich wie ein ganz normaler Mensch zu benehmen. Oder, naja, zumindest wie Jenna eben.

„Oh das kenn ich. An Stevens 18. Geburtstag war ich am Ende so betrunken, dass ich die ganze Nacht im Badezimmer verbracht habe! Mom fand das gar nicht komisch, das kann ich dir sagen!“, erzählte Maria lächelnd. „Und drei Tage danach ging es mir immer noch bescheiden, also kein Stress das vergeht schon wieder!“, meinte sie schließlich und als sie an der nächsten Gangkreuzung ankamen verabschiedeten sie sich voneinander. Auf Jennas Stundenplan stand Chemie. Zum Glück ein Fach in dem weder Maria, noch Welsh war. So konnte sie nachdenken. Nachdenken und sich einen Plan zurecht legen wie sie endlich die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen konnte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
In der Mittagspause hatte Jenna es vermieden in die Cafeteria zu gehen, da sie Liam aus dem Weg hatte gehen wollen, doch irgendwann war die Begegnung sowieso nicht mehr aufschiebbar, schließlich hatten sie als nächstes zusammen Englisch. Doch die Begegnung kam früher als erwartet.

Wieder stand Jenna vor ihrem Spind und suchte sich alles zusammen was sie für den restlichen Tag noch brauchen konnte, als plötzlich ein Schatten auf sie gefallen war. Als sie sich umdrehte stand Liam direkt neben ihr, nach wie vor mit dem Cap auf und der Kapuze über den Kopf gezogen.

„Du siehst beschissen aus!“, war das Erste was Jenna einfiel. Liam verzog keine Miene und antwortete trocken „Du siehst auch nicht besser aus!“

„Gute Unterhaltung, wir sehen uns also dann irgendwann…“, erwiderte sie schnell, schlug ihre Spindtür zu und wollte abhauen. Nein, flüchten war das bessere Wort. Liam hingegen war anscheinend noch nicht fertig gewesen also packte er sie an der Hand.

„Carson warte….“, sagte er leise und Jenna blieb stehen. Es hatte ja doch keinen Zweck sich hier zu rangeln oder sich loszureißen. Welsh hatte mehr Kraft als sie und das würde nur die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler auf sie ziehen.

„Ok also was ist!“, meinte sie und drehte sich um.

„Müssen wir über Freitag reden?“, fragte Liam frei heraus und Jenna schlug sich die Hände vors Gesicht und drehte sich zu den Spinden, wo sie ihren Kopf dagegen lehnte.

„Nein, bitte nicht!“, sagte sie zuerst, bevor sie „Lass uns das einfach vergessen das ist mir nämlich wirklich peinlich und ich will nie wieder darüber reden!“, hinzufügte. Sie schämte sich und sie wusste, dass Liam niemals im Leben scharf auf so eine Unterhaltung sein konnte. Sie musste es ihm also zugutehalten, dass er die Sache nicht einfach so stehen lassen wollte und ihr die Chance geben wollte, etwas dazu zu sagen. Das hieß jedoch noch lange nicht, dass sie das Angebot annehmen musste. Am liebsten wollte Jenna in diesem Moment ein großes Loch, welches sich im Boden auftun und sie verschlucken sollte. Dort würde sie erst wieder hervor kommen, wenn Liam an Demenz oder ähnlichem litt, so dass er das was geschehen war selber vergaß.

„Naja, als peinlich würde ich das jetzt nicht bezeichnen. Seltsam. Ja. Peinlich? Nicht wirklich aber meinetwegen müssen wir nicht unbedingt darüber reden. Damit bin ich vollkommen einverstanden.“, antwortete er und Jenna hörte die Erleichterung in seiner Stimme und blickte auf.

„Echt, so einfach?“, fragte sie und wusste, dass es eben nicht so einfach war. Auch wenn sie es vergessen wollten so hieß das noch lange nicht, dass sie es auch taten. Sie war zumindest froh darüber, dass Liam kein großes Ding daraus machte und auch darauf verzichtete sich darüber lustig zu machen. Von ihm erwartete sie einfach alles.

„Also keine gebrochenen Herzen?“, fragte er sie und lächelte ein wenig dabei. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch in der Bowlinghalle und stöhnte entsetzt auf. Das war ja klar gewesen! Sie würde genau dasselbe von ihm denken, wenn er ihr einen Vortrag darüber gehalten hätte nur Stunden bevor es dann tatsächlich geschehen war.

„Nein keine gebrochenen Herzen!“, sagte sie und konnte nicht verhindern, dass sich auch bei ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen stahl.

„Ganz bestimmt nicht….“, fügte sie hinzu und für einen kurzen Moment standen die Beiden sich einfach nur gegenüber und sahen sich gegenseitig an. Die Hitze stieg Jenna zu Kopf, sie spürte schon beinahe Liams Lippen auf ihren und drehte sich um, um ihm nicht zu zeigen an was sie gerade dachte.

Ja, es vergessen zu wollen hieß noch lange nicht, dass man es auch wirklich tat.

„Ok, dann….“, weiter konnte Liam nicht sprechen denn hinter sich hörten sie ein Räuspern und anschließend ein fröhliches „Hallo ihr Beiden!“

Bei diesen Worten kniff Jenna die Augen zusammen und fasste sich kurz an die Nasenwurzel, denn ein leichter Kopfschmerz machte sich bei ihr bemerkbar. Dieser Tag war so unglaublich anstrengend!

„Mrs. Star, Guten Tag!“, sagte Liam höflich und drehte sich mit dem Rücken zu den Spinden um Mrs. Star ansehen zu können. Jenna tat es ihm gleich.

„Ich hoffe bei euch ist alles in Ordnung? Ihr seht so aus, als hättet ihr im Moment ein paar Probleme….“, sagte Mrs. Star nachdenklich und blickte die Beiden eingehend an. Sie schüttelten schnell den Kopf doch Mrs. Star schien nicht überzeugt.

„Ihr wisst doch hoffentlich, dass ihr mit euren Problemen immer zu mir kommen könnt, oder?“, fragte sie die Beiden.

Jenna stellte sich die Situation vor, in der sie zu Mrs. Star ins Büro kam und ihr erzählte, wie sie und Liam sich besoffen auf dem Footballfeld geküsst hatten und, wenn Clay nicht gekommen wäre und sie davon abgehalten hätte, vermutlich auch noch weiter gegangen wären. Sie stellte sich vor, wie sie Mrs. Star erzählte, dass sie Liam zwar nach wie vor nicht wirklich traue und nicht sagen könne, was sie eigentlich genau von ihm hielt, jedoch der Meinung war, dass er durchaus seine Vorzüge hatte wenn man seinen Körper betrachtete und, dass ihr immer ganz heiß wurde während sich ein Prickeln in ihrem Körper breit machte wenn sie an diesen Kuss oder auch den vor einigen Wochen dachte. Und dann stellte sie sich vor, wie sie Mrs. Star um einen Rat bat. Jenna schüttelte erneut den Kopf.

„Es ist wirklich alles in bester Ordnung!“, erklärte sie und lächelte dabei. Nein, diese Vorstellung Mrs. Star alles zu erzählen war einfach zu absurd.

„Nicht, dass ihr zwei euch in Dinge verstrickt die nicht gut für euch sind!“, sagte Mrs. Star mit erhobenem Zeigefinger und beide fühlten sich verpflichtet zu nicken obwohl niemand verstanden hatte, was Mrs. Star ihnen damit eigentlich sagen wollte.

Auf Mrs. Stars Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

„Und wie läuft es mit eurem Projekt?“, fragte sie schließlich und kam noch ein Stückchen näher.

„Da läuft alles einwandfrei. Wir lernen uns mit jedem Tag besser kennen….“, meinte Liam.

„Aber ihr sollt euch nicht nur kennenlernen sondern Vorteile an dem Anderen notieren, ich hoffe das habt ihr nicht vergessen!?“, hakte Mrs. Star nach.

„Nein nein. Wir sind fleißig am Schreiben, versprochen!“, erklärte Liam und Jenna nickte zur Unterstützung.

„Wisst ihr, ich muss ehrlich sagen, wenn ich euch Beide so ansehe dann weiß ich, dass dieses Projekt einfach perfekt ist. Vor drei Monaten hätte ich mir nicht vorstellen können euch Beide zusammen in einem Flur stehen zu sehen und, dass ihr euch währenddessen auch noch unterhaltet!“, Mrs. Star lachte entzückt auf. „Das ist einfach mehr als ich erwarten kann nach zwei Monaten. Ich bin wirklich äußerst gespannt auf eure Vorstellung am Ende des Semesters!“, fügte sie hinzu und sah auf ihre Orangene Uhr die an ihrem Handgelenk baumelte.

„So ich muss leider weiter, aber ich wünsche euch weiterhin Erfolg. Egal wie ihr das angestellt habt, macht weiter so und ihr werdet euch am Ende gar nicht mehr vorstellen können ohne den Anderen zu sein!“, sagte sie schließlich und wandte sich ab. Jenna und Liam warteten bis Mrs. Star um die Ecke verschwunden war, bevor sie erleichtert aufatmeten.

„Ich weiß wirklich nicht wie es dir geht, aber immer wenn ich diese Frau sehe habe ich das Gefühl, dass ich ein ganz furchtbarer Mensch bin! Außerdem verstehe ich einfach immer nur einen kleinen Teil von dem, was sie da redet!“, sagte Liam und wandte sich mit dem Oberkörper wieder Jenna zu, die gerade dabei war sich ihre Schultasche umzuhängen.

„Ja, ihre kryptischen Weisheiten immer. Ich hab keinen blassen Schimmer was sie damit gemeint hat! Nicht, dass ihr zwei euch in Dinge verstrickt die nicht gut für euch sind!“, machte Jenna Mrs. Star nach, bis ihr ein Gedanke kam.

„Oh Gott, meinst du Clay hat ihr…“, Jenna schaffte es nicht zu Ende zu reden denn Liam fiel ihr ins Wort.

„Nie im Leben. Clay ist äußerst verschwiegen….“

„Du scheinst ja deine Erfahrungen mit ihm zu haben!“, sagte Jenna und wollte am liebsten weit weg von Liam sein. Er gab ihr so ein seltsam einengendes Gefühl im Moment. Sie brauchte ein wenig Abstand, das war klar.

„Jap hab ich….aber nicht die die du jetzt erwartest! Ok Carson, sei mir nicht böse, aber ich mach die nächsten Stunden blau. Ich muss raus aus der Schule!“, und bevor Jenna etwas darauf erwidern konnte, war Liam verschwunden. Offenbar war sie nicht die Einzige, die schnell von dem Anderen weg wollte, nur das Liam es einfach getan hatte während sie nur darüber nachgedacht hatte. In Gedanken fügte sie den Punkt „Tut einfach was gut für ihn ist ohne groß darüber nachzudenken!“, auf ihrer Liste ein und sah ihm hinterher, wie er zwischen den Schülern verschwand. Hier und da rempelte aus Versehen jemanden an, entschuldigte sich jedoch sofort. Er schien zerstreut.

Vielleicht sollte sie auch den Punkt „Es fällt ihm nicht schwer, sich zu entschuldigen!“, auf die Liste setzen. Als er schließlich durch die Haupttür ging und letztendlich aus Jennas Blickfeld verschwand fragte sich Jenna dennoch eine Sache obwohl sie Liam doch eigentlich aus ihrem Kopf hatte verbannen wollen: Was hatte Liam damit gemeint, dass er seine Erfahrungen mit Clay gesammelt habe? Und wie hatte er das gemeint, dass es nicht die waren, die sie jetzt erwarte? Sie wusste so viel über Welsh und doch gleichzeitig so wenig.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Währenddessen trat Liam auf den Parkplatz hinaus und steuerte direkt auf sein Auto zu, das im Schatten eines Baumes geparkt war. Er hatte keinen Bock mehr auf all den Scheiß und freute sich darauf, wenn er endlich fertig war mit der Schule und aufs College gehen konnte, wo alles nicht mehr so verflucht kompliziert war. Er hatte am Wochenende versucht sein schäbiges Benehmen wieder gut zu machen, sein Vater hatte ihn jedoch trotzdem so angesehen, als wäre er der letzte Dreck. Seine Mom war enttäuscht von ihm, hatte sie doch geglaubt, dass Liam endlich erwachsen geworden wäre. Er hasste kompliziert. Er wollte nicht mehr an den Freitag denken, wollte am Liebsten wieder in die gute alte Zeit, in der er genau gewusst hatte, was er von Carson hielt und sich nicht vorgestellt hatte wie es wäre Dinge mit ihr zu tun, die absolut unangebracht waren. Er wollte endlich weg von all diesem Teeniegesülze und ein normales Leben führen. Am liebsten weit weg von hier und allen die glaubten, ihn zu kennen. Weg von Mrs. Star die nie einfach nur Klartext redete und ihnen stattdessen so ein beklopptes Projekt auftrug und am allermeisten Weg von seiner Verwirrung, die er ja doch nicht aussperren konnte egal wie weit er davon fuhr.

Carson! Sie war im Moment sein Hauptproblem denn es machte ihm Spaß seine Zeit mit ihr zu verbringen. Bei ihr konnte er sein, wie er wirklich war ohne Angst zu haben, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Gleichzeitig ging sie ihm jedoch gehörig auf die Nerven.

Er startete den Motor seines Wagens, blickte jedoch ein letztes Mal auf die Schultür. Was war wenn ihn jemand beim Verlassen des Gebäudes gesehen hatte?

„Scheiß drauf!“, sagte er zu sich selber und fuhr aus der Parklücke raus. Für heute würde er sich einfach mal frei nehmen von seinem Alltag. Für heute, würde er die Gedanken an Carson, seinen Vater, die Schule und die Zukunft abschalten! Er wusste genau wohin er fahren würde…

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top