12| Entscheidungen

-Nathans Sicht-

„Dad, sag mir doch einfach, woher du Claire kennst", hakte ich nach und legte mein Kinn auf meiner Handinnenseite, während ich genervt mit dem Kugelschreiber die Augenbrauen von irgendeinem Model einer Vogue Zeitung meiner Mutter miteinander verband.

Noch immer war ich müde von der langen Nacht, welche ich mit Dad und Ivy als auch ihrem Vater verbracht hatte. Organisation für die Weihnachtsgala am morgigen Tag. Es war anstrengend, sich bei dem Gewitter zu konzentrieren, aber wir waren weit gekommen.

Angesprochener tat, als hätte er mich gar nicht erst gehört und murmelte dazu leise einige Kosten vor sich hin, welche die kommende Weihnachtsgala benötigen würde. Ich kannte ihn aber gut genug, um zu wissen, dass – obwohl er die Ruhe selbst war – versuchte, der Konversation aus dem Weg zu gehen.

„Dad, komm schon. Was möchtest du, damit ich dem großen Geheimnis würdig werde", versuchte ich es erneut und ließ mich genervt gegen die Lehne seines Bürostuhles fallen, während das Heft mit einem leichtem Knall auf den Tisch fiel.

Ein weiterer Tag, in welchem ich Claire weder gesehen noch gesprochen hatte. Und das war gut so.

„Nichts, mein Sohn. Außer vielleicht, dass du dir mal ein vernünftiges Mädchen schnappst und sie uns mal ordentlich bei einem Essen vorstellst!"

Teilnahmslos nickte ich. Nur wenige Wochen zuvor hatte ich mit meiner Mutter ein ähnliches Gespräch. Ich solle mir eine Freundin suchen, damit ich als verantwortungsbewusster junger Mann die Außenwelt überzeugen könne. Ich hatte mich auch bereits nach dem Gespräch lang genug – und intensiv genug – mit dem Thema beschäftigt, um im Nachhinein sagen zu können, dass meine Welt Claire zerstören würde.

Meine Gedanken schweiften wie automatisch zu Ivy, als ich daran dachte, ein Mädchen zum Essen einzuladen. Sie war liebenswürdig und freundlich, zuvorkommend und höflich. Sie ließ mich lächeln. Aber auch nicht mehr. Und dennoch war sie ideal als Freundin.

„Ich kenne dieses Lächeln. Das hatte ich immer drauf, wenn ich mit einer guten Freundin versucht habe, unsere Hexe eifersüchtig zu machen. Hat funktioniert. Sie war schon immer ein Biest, aber irgendwie-" – „Hat genau das dich angezogen", vollendete ich seine allbekannte Geschichte und zeigte ihm ein leichtes Lächeln. Seit ich denken konnte, nennte mein Dad meine Mum immer nur „Hexe", sofern sie nicht anwesend war.

Dann würde ich das Thema halt fallen lassen. „Nathan, dein Anzug ist fertig! Komm runter und geh es anprobieren!"

Mit einem Seufzen erhob ich mich und schlich im Schneckentempo zur Bürotür. Das unter seinem Lachen versteckte „Immer, wenn man vom Teufel spricht, meldet er sich" quittierte ich lediglich mit einem amüsierten Schnauben.

Einige Stunden später befand ich mich bei Jason auf der Couch, mit einem Football in den Händen, welcher im gleichmäßigen Takt die Luft teilte, um dann der Gravitation nachzugeben. Abwesend lauschte ich seiner Predigt über mein Verhalten, meiner ständigen Abwesenheit und den Sorgen aller.

Die Tatsache, dass zurzeit alle im Haus nebenan waren, war ein Zufall. Jason hatte noch ein Telefonat mit seinen Eltern, weshalb er zum Feiern noch nicht rübergegangen war. Und das war auch gut so.

Liz und Claire waren definitiv sauer auf mich. Oder zumindest genervt. Nein, wahrscheinlich eher sauer.

„Okay, reicht jetzt, Jason. Hast du etwas herausgefunden?", unterbrach ich ihn und schmiss den Football in seine Richtung. Unglücklicherweise hatte er gute Reflexe, sodass ich es letzten Endes war, welcher das braune Ei abbekam.

„Wie stellst du dir das vor, Nate? Wir wissen nichts über die Person, die Claire damals gerettet hat. Und ich habe nicht vor, mich in die Datenbank der Polizei zu hacken. Wir sind hier nicht bei Pretty Little Liars, denk nicht, ich wäre dein persönlicher Caleb und du meine Hannah."

Verwirrt blickte ich ihn an. Keine Ahnung, wovon er sprach, aber ich konnte mir denken, dass es sich um die erwähnte Serie handeln musste. Nur hatte ich keine Ahnung, wer Caleb oder Hannah waren. „Okay. Ich glaube nicht, dass ich deine Hannah sein möchte. Warum willst du dich nicht reinhacken? Wir hacken nicht einmal. Wir leihen uns nur ein paar Informationen." – „Dein Ernst? Außerdem, wer sagt, dass wir den mysteriösen Helfer finden werden? Das ist doch unsinnig."

Genervt verdrehte ich die Augen: „Das einzige, was unsinnig ist, bist du. Natürlich steht das in der Datenbank, er ist ein Zeuge eines Mordes – irgendwie zumindest –, also muss sein Name und die Adresse drinnen stehen." Ohne groß nachzudenken, erhielt ich bereits eine Antwort von ihm: „Der einzige, der hier unsinnig ist, bist du, weil du deine Freundschaft zu Claire einfach so wegschmeißt, nachdem du ihr das Gefühl gegeben hast, etwas Besonderes zu sein und es zu schaffen. Du hast sie sich in Sicherheit wiegen lassen und sie dann verlassen, Nathan. Ich habe sie heute gehört. Ihr Fenster war auf, ich habe ihre Schreie gehört. Kumpel, es ist Weihnachten, denkst du nicht, du solltest ihr zumindest heute beistehen? Sie denkt, sie hätte etwas falsch gemacht.

Ich verlange nicht von dir, dich zwischen Ivy und Claire zu entscheiden, aber sei kein Arschloch zu Claire, nur, weil du wegen deinen Eltern mit Ivy abhängen musst." – „Ich muss gar nichts. Ob du es glaubst oder nicht, Nate, aber sie ist ein tolles Mädchen." – „Sie ist aber nicht Claire. Mach dir nichts vor."

Genervt erhob ich mich und schnappte mir mein Handy von dem Wohnzimmertisch. „Ist jetzt auch gut, 'ne? Ich bin jetzt weg, frohe Weihnachten Kumpel. Ich habe eure Geschenke in Nicks Zimmer gelegt."

Seufzend fasste sich Jason an die Schläfen. „Du weißt, dass ich nur das Beste für dich will. Und möchtest du es wirklich riskieren, Claire jetzt für immer zu verlieren? Denk drüber nach bevor es zu spät ist, um mehr bitte ich dich nicht. Frohe Weihnachten dir, wir sehen uns übermorgen."

Mit einer flüchtigen Umarmung verabschiedeten wir uns und ich verließ das Haus, nur um kurz darauf auf der Auffahrt stehenzubleiben und zu dem Nachbarshaus zu blicken.

Vielleicht war es bereits zu spät, um sich nun noch um zu entscheiden.

Gott, das Kapitel kam sehr sehr spät. Tut mir leid!  Vor allem, weil das es den Cliffhanger nicht erklärt, sondern nur ein Throwback zu Nathans Gedanken ist :3. Ich werde versuchen, diese Woche noch zwei weitere Kapitel zu posten. Wenn dies nicht der Fall ist, dann verspreche ich euch eine Lesenacht mit mindestens 4 Kapiteln! xT


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