55| Finale Spielrunde

Erstes Kapitel 2017, FROHES NEUES ALLEN❤

-Anonyme Sicht-

Ich stand im Schutz des Schattens und beobachtete den zierlichen Körper, wie er sich mir näherte. Sofort schossen mir die Bilder in den Kopf, wie sie am Boden liegen würde und um ihr Leben bettelte. Sie sollte es bereuen. Alles. Sie sollte es bereuen, Schuld an seiner Paranoia gewesen zu sein. Und an seinem Tod. Ich wollte nichts weiter, als sie leiden sehen.

Ein böses Grinsen schlich sich auf meine Miene, als sie in die Gasse trat. Ich beobachtete, wie sie ihre Schultern straffte, aber mir konnte sie nichts vormachen. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie gerne mal etwas vorspielte. Ihr war die Angst anzusehen und dies zu bemerken ließ mich in Zufriedenheit zurück. Doch das war nicht genug. Um Himmelswillen, nein, das war erst der Anfang.

„Schön, dich wiederzusehen, Claire. Oder sollte ich lieber sagen, Clarice?", begrüßte ich sie und ließ meine ganze Beherrschung fallen. Es war mir nun egal, ob man den puren Hass aus meiner Stimme hörte. Es war mir egal, ob Claire nun heraushörte, was in meinem Kopf vor sich ging. Ich würde ihr zeigen, was es hieß, wirklich zu leiden. Wenn sie dachte, sie hätte die letzten Jahre in Angst gelebt, dann hatte sie nicht gewusst, was es wirklich hieß, Angst zu haben. So viel Angst, dass man sich selbst umbrachte, um dem Gefühl von Angst zu entgehen.

Mein Blick verfinsterte sich an den Gedanken daran. Mit einem Mal beschloss ich, ihr es zu erklären. Sie sollte zumindest erfahrend, weshalb ich sie am Ende leiden lassen würde.

„Hättest wohl nicht gedacht, dass ich es bin, der dich terrorisiert, was? Weißt du, ich hätte mir auch gewünscht, dass ich nicht die Aufgabe meines Vaters übernehmen muss, aber er konnte es leider nicht zu Ende bringen. Weißt du, wie es ist, den eigenen Vater am Verzweifeln zuzusehen? Er hat mir alles erzählt. Jeden Abend war er an meinem Bett und hat mir davon erzählt, wie er um sein Leben fürchtete. Dass er mich liebte und ich mich von niemandem beeinflussen lassen soll. Du bist eine verfickte Mörderin, die meinen Vater in den Selbstmord getrieben hat!", schrie ich sie an und schubste sie brutal gegen die Wand. Der Zorn loderte in meinem Blut und genussvoll hörte ich ihr schmerzerfülltes Aufstöhnen.

„Du weißt nicht, was er getan hat", wisperte sie kraftlos und augenblicklich sah ich ihre Augen schimmern. Erbärmlich.

Kalt erwiderte ich ihren Blick. „Oh doch, er hat mir das Leben gerettet. Diese kleine Bitch hat mich mit ihrer Hurenmutter zusammen terrorisiert. Sie haben meinem Vater gezwungen, deren Leben zu finanzieren. Dort, wo sie beide jetzt sind, sind sie am richtigen Ort."

Ha, wie wahr. Zu hören, was mein Vater mit dieser kleinen Schlampe getan hatte, ließ mich zufrieden seufzen. Die Erinnerungen an die Bilder, die Daddy von Claire und Laura gemacht hatte, hatten mich damals bereits wohlig schlafen lassen. Laura, meine kleine Stiefschwester. Pah, sie und ihre Mutter Nathalie waren nichts, außer einem Problem. Sie waren es, die uns terrorisiert haben. Sie wollten mir meinen Vater stehlen. Und wir, wir hatten uns gerächt. Wo ihre Mutter nun war, das wusste ich nicht. Es war mir auch egal.

„Du hast es gar nicht verdient, zu leben. Du bist ein Nichts, Claire. Wenn sie wissen würden, wer du bist, würden sie die Todesstrafe augenblicklich wieder einführen wollen", lachte ich teuflisch. Meine Finger juckten förmlich, weil ich nichts lieber tun wollte, als sie zu bestrafen. Das Blut aus ihrem Körper fließen zu sehen.

All die Monate hatte ich sie beobachtet. Sie analysiert. Alles über sie herausgefunden. Einen Plan entwickelt. Sie sollte den Tag nicht vergessen, an dem ich ihr Leben beendet hatte. Sie sollte am gleichen Tag ihren letzten Atemzug atmen, wie mein Vater. Wenn auch ein Jahr verspätet.

„Weißt du, wie es ist, den Vater jeden Abend zu sehen, während er sich betrinkt? Du denkst, du hast in Angst gelebt? Dafür hast du bisher aber ziemlich unbeschwert gelebt. Mein Vater hatte jeden verfickten Tag Angst. Angst davor, aufgeflogen worden zu sein. Er gab mir die Schuld daran, dass er um sein Leben fürchten musste. Er war wie besessen von dir."

Mein Atem stockte und ich verlor mich ein wenig in der Vergangenheit. „Er meinte zu mir immer: ‚Sie kommen. Sie kommen und werden mich mitnehmen. Dann werde ich alleine sein. Und du auch. Das ist deine Schuld. Ich hätte sie nicht für dich beseitigen sollen, mein Sohn.' Dabei war er es doch, der sich in diese scheiß Nutte verliebt hat und mit ihr und dessen Tochter unbedingt zusammenziehen wollte!

Doch sie wollte nur sein Geld. Ich wusste es die ganze Zeit, aber er hat mir nicht geglaubt. Ich habe ihr das Geld in ihre Handtasche gesteckt und es Papa gezeigt." Ein schadenfrohes Grinsen entfloh mir. „Dann hat er es eingesehen und mir jeden Wunsch erfüllt. Aber nachdem er Laura beseitigt hat, sie gequält und ihr gezeigt, dass wir sie nicht brauchten, war er wie ausgewechselt. Er war paranoid. Hatte Angst, du wärst ihm auf die Schliche gekommen. Hättest herausgefunden, wer er war.

Zum Lachen! Du hast mir meinen Vater genommen, der für mich da sein sollte, wenn ich es gebraucht hatte! Aber nein, vier verfickte Jahre sind vergangen, in denen er nur getrunken hat. Mir gezeigt, wie er mich nicht leiden kann, dass ich ja sein Leben kaputt gemacht habe! Und dann...", ich schluckte bei dem Gedanken, was geschehen war.

„Dann habe ich seine Leiche aufgefunden. An der Decke hängend. Ein Brief daneben. Es tut mir leid, mein Sohn. Aber ich kann so nicht mehr leben. Dieses kleine Mädchen, sie hat alles mitangesehen. Sie wird es weitererzählen. Nach all den Jahren wird sie mir bestimmt bald auf die Spuren kommen. Sie wird sich rächen, mich der Polizei aushändigen. Ich will nicht weiterleben mit dem Gedanken daran, dass Clarice mich aufspürt. Seit Jahren kann ich nicht länger als fünf Minuten in der Öffentlichkeit sein.Es ist, als wäre ihre Anwesenheit überall.

Niemals hätte ich dich finden können, hätte er das Clarice nicht fein säuberlich durchgestrichen und mit Clarissa ersetzt. Ich habe Nachforschungen gemacht. War mir zuerst unsicher, ob es wirklich du warst, aber ja, verdammt, du bist es. Die Ähnlichkeit ist auch nicht zu verwechseln", spuckte ich raus und sah sie abwertend an. Was für ein Glück, dass ich meinem Bauchgefühl vertraut hatte.

Schon seit der allerersten Lateinstunde hatte ich erkannt, dass etwas an ihr verdächtig gewesen war. Sie hatte noch sehr viele Ähnlichkeiten mit ihrer jüngeren Version. Das Foto, welches mir Vater mitgebracht hatte, zeigte bei ihr genau den gleichen Blick.

Mit großen Augen schaute sie mich an. Dies hatte sie anscheinend nicht erwartet. Aber so war es. Ja, verdammt! Sie hatte nicht all die Jahre gelitten, sondern er! Mein Vater und niemand anderes! Ich erinnerte mich noch zu sehr an das liebevolle Lachen, welches er mir immer geschenkt hatte. Er wusste, dass ich anders war und er hatte es geliebt.

Sie blickte mich an, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggerissen und Himmel, pisste mich ihre aufgesetzte Unschuld an!

-Claires Sicht-

Das war zu viel. Mein Atem ging stockend und ignorierte krampfhaft die Schmerzen an meinem Rücken. Ich wollte mich an der Wand sinken lassen, aber das wurde mir abgenommen, als er neben mir gegen die Wand schlug. Ich zuckte erschrocken zusammen, doch bevor ich erleichtert einatmen konnte, spürte ich den nächsten Schlag.

Ein Knacken ertönte und ließ mich aufzittern. Mein ganzer Körper fiel zur Seite und aufgrund meines fehlenden Gleichgewichts und dem Schmerz, stürzte ich auf den Boden. Meine Wange schmerzte und ich schmeckte den Geschmack von Eisen in meinem Mund. „Hör auf, so zu gucken, du Hure!", schrie er und ich zuckte wimmernd zusammen.

„Warum?", fragte ich ihn mit labiler Stimme. Schmerzvoll stützte ich mich auf meinen Arm ab, um ihm zumindest etwas ansehen zu können. Aber von ihm so herablassend angeschaut zu werden, ließ mich den Blick doch lieber abwenden. Also war alles vorgespielt gewesen.

„Weil du es nicht verdient hast, glücklich zu sein. Ich habe gemerkt, wie du immer sorgloser leben konntest. Ich musste etwas tun, um dir zu zeigen, dass dein Leben nichts wert ist. Hast du nicht gesehen, wie dich alle deine Freunde verlassen haben? Nathan ist der einzige, der für dich da war und das auch nur, weil er das Rätsel lösen wollte. Wegen ihm musste ich unser kleines Treffen leider vorverschieben, bevor er mir auf die Schliche kommen konnte.


Du kannst dir nicht vorstellen, wie amüsant und mitleidserregend es zugleich war, zu betrachten, wie du mir alles abgekauft hast. Es war unglaublich amüsant, als ich dich auf dem Schulhof mit dem Ball abgeschossen hatte. Oder letztens erst! Du dachtest doch nicht ernsthaft, ich würde mich in dich verlieben können?", lachte er amüsiert und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Dabei sprach er derartig abwertend, dass ich eine Wut gegen ihn entwickelte.

Unter Leiden riss ich mich zusammen und rappelte mich ein wenig auf. Ich stützte mich an der Mauerwand ab und zog mich schwer hoch. Zornig erwiderte ich den kranken Blick von Jack.

„Was hast du mit Adam gemacht?!", knurrte ich bedrohlich. Es war mir momentan egal, was mit mir war, ich wollte zuerst meine Freunde in Sicherheit wiegen können. Ich hätte keine Sekunde an Adams Unschuld zweifeln sollen. Aber irgendwie war er trotzdem hier drin verwickelt und ich wollte wissen, wie.

Er grinste, während er spöttisch die Augenbraue hochzog. „Dein ach so toller Nachbar? War lediglich eine Marionette. Jeder wird denken, dass er dich umgebracht hat, weil er von seinem lieben Männerabend nicht wiederkommen wird und du zufällig auch weg bist. Ups. Was man nicht alles bewirken kann, wenn man ein paar Drohungen ausspricht. An dem Tag, an dem du zu deinem Bruder gerannt bist, weil du dachtest, ihm sei etwas geschehen, hatte ich Adam erst einmal eine schöne Drohung geschrieben. Emma wäre gestorben, hätte er es nicht getan. Nun denn! Bist du denn bereit für die finale Runde?", lachte er hysterisch.

Nein, definitiv nicht, aberich musste das hier beenden. Dennoch nickte ich. Sein Blick sagte mir bereits,dass ich ohnehin keine andere Wahl hatte. 

Ich fand die ganzen Adamtheorien so überraschend, aber da die Mehrzahl für den war, wollt ich euch noch extra auf die falsche Fährte führen ;b

#NOHATE

Wie findet ihr die Wendung?😊 und das Kapitel aus seiner Sicht?;D xxT~

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