26 | Rache ist süß
Seit dem Besuch bei meiner Mutter waren nun drei Wochen vergangen. Gabriel war ständig bei mir, und erkundigte sich sehr oft nach meinem Wohlbefinden. Doch mir ging es erstaunlicherweise sehr gut. Die Geschichte von Andreas und Marcel hatte mich nicht so durcheinandergebracht, wie ich es geglaubt hatte. Denn aus irgendeinem Grund konnte ich meine Mutter verstehen.
Wie wäre es mir in ihrer Situation gegangen? Und als unser Vater so schwer krank wurde, hätte bestimmt niemand von uns diese Geschichte erfahren wollen. Am allerwenigsten hatte es unser Papa verdient, denn er war stets für uns dagewesen. Mit dem Wissen zu sterben, dass die Kinder auf einen böse wären, oder vielleicht sogar enttäuscht, war bestimmt nicht schön.
Meine Eltern hatten das richtige getan. Beziehungsweise das, was sie für richtig hielten. Denn irgendwas machte man ohnehin immer falsch. So wie man es machte, konnte man es nie jedem recht machen. Man musste hin und wieder egoistisch sein, und das tun, was für einen selbst das Beste und Vernünftigste war, auch wenn ich mir die Wahrheit früher gewünscht hätte. Rückgängig machen konnten dies weder meine Mama, noch mein Papa.
Heute war ein Freitag. Der letzte Freitag vor Weihnachten. Ich war schon ganz aufgeregt und hibbelig, denn ich würde dieses Jahr Weihnachten zuerst bei meiner Mutter verbringen, und anschließend am nächsten Tag bei Gabriels Familie. Ihnen machte es nichts aus, dass sie ihren Sohn erst am 25. Dezember sehen würden.
Morgen würde das letzte Mal in diesem Jahr der Spieleabend bei Markus stattfinden. Gabriel und ich waren natürlich dabei, denn Gabriel hatte noch keinen einzigen der Spieleabende seines besten Freundes verpasst. Anja und Max waren selbstverständlich auch geladene Gäste.
Heute war ein schöner Tag. Schneeflocken fielen vom Himmel, und deckten die Welt weiß zu. In dieser Stadt könnte es ruhig viel öfter schneien. Denn Schnee an Weihnachten war etwas ganz Besonderes. Ich hoffte nur, dass er bis Weihnachten anhielt, denn oft war es leider der Fall, dass genau zu Weihnachten der weiße Zauber fehlte.
„Bist du bereit?" Gabriel stand im Türrahmen des Badezimmers, und musterte mich amüsiert.
„Nein, bin ich nicht. Ist das denn so offensichtlich?" Fragend hob ich eine Augenbraue, und starrte Gabriel an. Er sah verdammt gut aus in seinen winterlichen Klamotten.
„Einmal in deinem Leben musst du dich auf das Eis wagen. Außerdem hast du einen einbeinigen Spitzenschlittschuhläufer an deiner Seite, was kann da schon schief gehen?"
„Gabriel!", lachte ich, und schlug ihm leicht gegen die Schulter. „Das lindert meine Nervosität natürlich bei Weitem!"
„Dann ist es ja gut, wenn ich dich beruhigen konnte", lachte Gabriel ebenso, und kam auf mich zu. Er setzte mir einen sanften Kuss auf die Stirn, und betrachtete mich im Spiegel.
„Was ist?", wollte ich wissen.
„Nichts." Er grinste. „Ich kann es nur noch immer nicht glauben."
„Was kannst du nicht glauben?"
„Dass ich dich gefunden habe."
„Ach, Gabriel", seufzte ich, und drehte mich zu ihm. „Das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt, und dafür bin ich unendlich dankbar." Ich schaute in seine wunderschönen dunklen Augen, und konnte darin Liebe erkennen. Liebe, die mir galt.
Gabriel küsste mich zuerst auf meine linke Wange, dann auf meine rechte. Ich lachte auf, als er mich nun auch an der Taille fasste, um mich näher an sich zu ziehen. Zärtlich legten sich seine Lippen auf meine. Wir küssten uns, bis er mir sanft in die Unterlippe biss.
„Ich kann noch etwas noch immer nicht glauben", murmelte er, während er in meine blauen Augen schaute.
„Was denn?"
„Das du tatsächlich mit mir Eislaufen gehst!" Gabriel packte mich an der Hüfte, und hob mich hoch, nur um mich einmal im Kreis zu drehen. „Du wirst sehen, es wird dir Spaß machen!"
Gabriel schien so glücklich zu sein. So glücklich sah man ihn nicht immer. Nachts wurde er stets von seinen Albträumen geplagt, weswegen ich auch immer aufwachte, und ihn beruhigte, nur damit er kurz darauf wieder in Ruhe weiterschlafen konnte. Ich blieb meist nicht lange wach, doch ich wartete immer, bis Gabriel eingeschlafen war.
Jetzt aber lachte ich mit ihm mit, denn seine fröhliche Art war ansteckend.
„Es wird mir Spaß machen?", wollte ich neckend von ihm wissen, wobei ich mich um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühte. Doch meine Stimme verriert meine Freude sowieso.
„Natürlich!"
„Ich werde auf das kalte, harte Eis fallen, und mich dabei blamieren!" Theatralisch warf ich die Hände in die Höhe, und erwischte dabei beinahe Gabriels Gesicht. Dieser packte lachend meine Handgelenke.
„Du wirst dich genauso sehr blamieren, wie du uns beim Lied zu Elvis blamiert hast. Du wirst das schaffen, habe ein bisschen mehr Selbstvertrauen in dich."
„Das sagt sich so leicht."
„Außerdem bin ich bei dir." Gabriel küsste mich auf die rechte Wange.
„Was ist, wenn ich hinfalle?"
„Dann stehst du einfach auf, klopfst dir den Schnee von der Hose, und machst weiter. Jeder fällt einmal. Aber du musst aufstehen." Gabriel schenkte mir ein warmes Lächeln. „Aber jetzt komm, lass uns endlich fahren."
》♡《°☆°》♡《
Wir waren nun schon seit gut einer Stunde in der Eishalle auf dem Eis unterwegs, und ich musste zugeben, es war herrlich. So viel hatte ich schon lange nicht mehr gelacht.
Gabriel und ich gaben ein seltsames Pärchen auf dem Eis ab, denn ich stellte mich ziemlich unbeholfen an, benahm mich eben wie jemand, der zum ersten Mal auf dem Eis stand, während Gabriel versuchte sich anmutig zu bewegen, doch das funktionierte mit nur einem Bein und einer Prothese nicht so gut, wie er sich das vorgestellt hatte. Auch für ihn war es das erste Mal auf dem Eis, seitdem er den Unfall hatte.
„Gabriel, Gabriel!" Ich ruderte mit den Armen, und wäre beinahe zum dritten Mal hingeflogen, hätte mich Gabriel nicht plötzlich an der Taille gepackt.
Hinter mir konnte ich sein warmes Lachen hören. Sein Atem strich über meine zarte Haut, was auf meinen Armen eine Gänsehaut ausbreitete.
„Ich glaube, wir sollten uns langsam auf den Weg machen", flüsterte Gabriel in mein Ohr. Er küsste die Stelle direkt darunter, und entfachte eine Flamme der Lust in mir, die ich nur während Gabriels Anwesenheit kannte. In letzter Zeit hatte ich immer öfter das Bedürfnis, ihn zu fühlen. Zu spüren. Mit ihm eins zu werden.
„Aber es macht doch so Spaß!", protestierte ich, obwohl ich ehrlich gesagt auch nichts dagegen hätte, jetzt in seinem Zimmer zu verschwinden.
Ich spürte Gabriels breites Grinsen an meiner Wange. „Das freut mich sehr, aber ich kann leider nicht mehr."
„Oh", kicherte ich leise. „Entschuldigung, daran habe ich gerade gar nicht gedacht. Drehen wir noch eine Abschlussrunde?"
„Auf jeden Fall. Wer als erster am Ziel ist!" Gabriel hauchte mir einen weiteren Kuss auf die Wange, und fuhr einfach davon.
„Hey!", rief ich ihm empört hinterher, und setzte einen Fuß vor den anderen. Gabriel und ich bewegten uns auf dem Eis ungefähr gleich schnell.
Ich verengte meine Augen, und drehte plötzlich um. Ich würde ihm einfach von der anderen Seite entgegenkommen. Da hatte ich weniger weit zu fahren, und außerdem würden wir vermutlich gleichzeitig das Ziel, beziehungsweise den Ausgang, erreichen.
„Du hast gemogelt!" Gabriel grinste frech, und kam im Eiltempo auf mich zu. Als er mich erreichte, schlang er seine Arme um meinen Körper, und drückte mich an die Wand der Eislaufhalle.
„Du bist einfach auf und davon", verteidigte ich mich lachend.
„Hm, was werde ich da jetzt wohl mit dir anstellen müssen?"
„Ich weiß nicht, ich war doch ganz handzahm. Was wirst du denn tun?" Ich brachte nur ein Kichern zustande.
„Das weiß ich noch nicht. Mit fällt bestimmt bald etwas ein."
„Das klingt nach einer Rache?"
„Rache ist süß." Gabriels Augen glitzerten. Er hatte eindeutig Spaß an der Sache, doch auch mir gefiel es. Was er wohl vorhatte? Ich wusste es noch nicht, ich konnte es ja nicht einmal ahnen. In seinen Augen konnte ich nur dieses schelmische Glänzen erkennen.
》♡《°☆°》♡《
Als wir in seiner Wohnung ankamen, war es bereits dunkel.
Gabriels Nachbarn hatten mich schon oft zu Gesicht bekommen, und begrüßten mich immer so, als würde ich hier wohnen. Vielleicht dachten sie das sogar. Doch ich musste zugeben, dass ich so gut wie jede Nacht bei Gabriel verbrachte. Es verging kaum ein Tag, wo wir uns nicht sahen. Auch wenn wir beide einen Job hatten, und viel für die Uni zu tun hatten, sahen wir uns beinahe täglich.
Es mochte viele Pärchen geben, die mehr Abstand brauchten, und sich nur jedes Wochenende treffen wollten, doch bei Gabriel und mir war das nicht der Fall. Selbst Gabriel schien in dieser Hinsicht genauso zu sein, wie ich. Das war wunderbar, denn so passten wir perfekt zusammen. Natürlich waren wir zwei unterschiedliche Menschen, und hatten ein komplett anderes Leben geführt, doch seitdem wir wieder zueinander gefunden hatten, war das anders. Wir waren irgendwie eins.
„Komm mit." Gabriel führte mich sofort in sein Zimmer. Ich war gerade einmal dazu gekommen, mir meine Schuhe auszuziehen, und die Jacke aufzuhängen.
„Was denn?", wollte ich von ihm wissen, als er seine Zimmertür schloss.
„Es tut mir leid, aber Rache ist süß", feixte er, als er auf mich zukam.
Ich wusste in dem Moment, als ich in seine Augen blickte, was er vorhatte. Sie glitzerten schon wieder.
„Wage es nicht!", kreischte ich und versuchte in die nächstbeste Zimmerecke zu fliehen, doch vergebens. Gabriel hatte mich bereits erwischt, und schmiss mich behutsam auf sein weiches Bett.
„Als Kind hast du dabei immer so viel gelacht, also muss es dir Spaß machen."
„Du Idiot!" Doch er hatte recht, ich konnte tatsächlich nicht mehr aufhören zu lachen. Er kitzelte mich erbarmungslos weiter. So weit, bis das mir die Bauchmuskulatur schon wehtat.
„Stopp!", wollte ich rufen, doch es ging im Lachen unter.
„Gabriel", brachte ich stockend hervor. „Du musst aufhören, bitte. Ich kann nicht mehr."
Tatsächlich hörte Gabriel mit seiner kleinen Folter auf, und legte sich neben mich auf das Bett. Zusammen starrten wir die Zimmerdecke an. Ich kuschelte mich eng an ihn, legte meinen Kopf auf seinen Brustkorb, wo ich sein pochendes Herz schlagen hörte.
„Warum hast du noch kein einziges Mal versucht, mit mir zu schlafen?", wagte ich zu fragen.
„Was?" Gabriel setzte sich plötzlich auf, und schaute mich verwirrt an.
„Du weißt, was ich meine", gab ich kleinlaut von mir.
„Muss ich diese Frage beantworten?" Gabriel hob eine Augenbrauche.
„Ich habe noch drei Fragen an dich offen. Kannst du dich erinnern?"
„Ach, und das nützt du jetzt schamlos aus?" Gabriel versuchte ernst zu wirken, doch sein Grinsen konnte er nicht verbergen.
„Ich denke, ja." Meine Mundwinkel zogen sich ebenfalls ungewollt nach oben, und so saßen wir uns nun gegenüber.
„Ich möchte dich auf keinen Fall verschrecken, oder dich zu etwas drängen. Ich wusste nicht, dass du dazu schon bereit bist."
„Hm." Jetzt war es mir peinlich. Gabriel dachte also wirklich, dass ich noch nicht dazu bereit war. Ich war einundzwanzig Jahre alt, und hatte noch nie Sex gehabt. Natürlich war ich bereit, vor allem, wenn es um ihn ging. Wäre es irgendein dahergelaufener Typ, dann selbstverständlich nicht, doch es war Gabriel.
„Schau mich bitte wieder an, Kassy", forderte er mich sanft dazu auf. Sein Lächeln war ehrlich. Zärtlich berührte er meinen Arm und suchte meine Finger, um sie mit den seinen zu verflechten.
„Tut mir leid, vielleicht hätte ich es nicht ansprechen sollen."
„Du kannst mit mir über alles reden. Dazu gehört auch das hier." Gabriel drückte meine Hand, und schien kurz zu überlegen, was er sagen sollte. „Ich hatte nur Angst, dass es für dich zu früh wäre. Immerhin ist das alles neu für dich."
„Hm." Meine Augen suchten das Weite.
„Das hat rein gar nichts damit zu tun, wie sehr ich es wollen würde", meinte er plötzlich. Ich schaute ihn wieder an, und hob fragend eine Augenbraue. „Kassy, du bist wunderschön, dein Körper ist der Wahnsinn, und jedes Mal, wenn ich dich richtig küsse, dann tauchen ganz unanständige Gedanken auf. Doch ich kann warten. Denn du bist alles, was ich in meinem Leben brauche."
Seine Worte taten gut, waren so schön. Trotzdem kam ich nicht von dem Thema weg. „Aber warum hast du es nie versucht?" Ich schluckte, und drückte seine Hand unbeabsichtigt fester.
„Ich wollte nicht, dass du denkst, ich würde alles so schnell machen, wie bei den anderen Frauen, die ich früher hatte. Oder so, wie es sich alle Frauen vorstellen, die bei Play with me mitspielen. Ich hatte einfach Bedenken." Gabriel kam mir näher und setzte einen zärtlichen Kuss auf meine Stirn. „Aber da du schon einmal mit den Fragen angefangen hast, kannst du mir gleich zwei weitere stellen. Zeit zum Nachdenken hattest du ja genug", scherzte er.
„Na gut. Wie alt warst du, als du dein erstes Mal hattest?" Fragend legte ich meinen Kopf schief.
„Dich scheint dieses Thema momentan ja brennend zu interessieren", Gabriel lachte auf. „Aber mein erstes Mal hatte ich, als ich vierzehn war. Es war ein Mädchen, welches in die Nebenklasse ging. Wir waren nur für gut ein Monat zusammen."
„Oh wow, gleich so lang", alberte ich herum, kassierte dabei einen leichten Schlag gegen die Schulter.
„Das war früher nicht so. Da war quasi jeder mit jedem einmal zusammen."
„Ich nicht!" Ich schüttelte belustigt den Kopf.
„Deine letzte Frage?", erinnerte mich Gabriel, als ich eine Zeit lang nichts sagte.
„Ich habe überlegt." Ich grübelte noch immer, ob ich ihm diese Frage überhaupt stellen sollte, doch ich wollte es so. „Du könntest jede Frau haben. Ich meine, bei diesem Spieleabend stehen sie quasi Schlange, nur um in deiner Nähe zu sein. Warum hast du dir genau mich ausgesucht, wo du doch alle anderen haben könntest? Diese Blondine zum Beispiel? Oder andere Frauen, die sich mehr schminken, mehr Haut bei ihrer Kleiderwahl zeigen, und mutig sind."
„Kassy." Gabriel seufzte meinen Namen. „Du bist mutig." Er machte eine kurze Pause. „Ich kann dir nicht genau erklären, wieso genau du. Ich denke, das kann niemand. Aber du bist so viel schöner als all die Frauen, die sich ihr Gesicht mit Schminke vollklecksen. Du bist in jedem Kleidungsstück sexy, und uns verbindet etwas. Ich habe dich so lange vermisst, mich gefragt, was aus dir geworden ist und ich habe so lange versucht, dich aus meinem Kopf zu schlagen, dass ich zuerst sprachlos war, als ich dich wiedergesehen habe. Dieses Mal nicht als Kind, sondern als junge Frau, und das hat mich umgehauen. Du bist wie du bist, und du akzeptierst mich, so wie ich bin. Das sind und tun die wenigsten."
Jedes Wort, das er sagte, schmeichelte mir. Er tat mir so unendlich gut. Was, wenn ich ihn nie gefunden hätte? Wäre ich dann auf ewig einsam und unglücklich geblieben? Doch unsere einsamen Seelen hatten zueinander gefunden, weil sie miteinander verbunden waren. Unsere Seelen wussten das vermutlich auch schon damals, doch dann wurden sie von einem Tag auf den anderen brutal getrennt. Unsere Seelen hatten all die vielen Jahre geduldig gewartet. Doch nun, nach so vielen Jahren, hatten sie wieder zueinander gefunden, denn sie gehörten zusammen.
„Du nimmst mich auch so wie ich bin", flüsterte ich. „Das hat generell noch niemand." Damit spielte ich nicht auf Anja ab, oder meine anderen Freunde, welche ich in der Schulzeit hatte. Ich dachte dabei an das männliche Geschlecht.
Wahrscheinlich war das gut so gewesen, da meine Seele ganz genau wusste, was sie wollte, beziehungsweise wen sie brauchte. Sie hatte nur darauf gewartet, bis sich der andere Teil eines Tages zeigte, damit sich die Seelen wieder vereinen konnten.
Es war wunderbar still in Gabriels Zimmer, doch von draußen hörten wir plötzlich jemanden fluchen. Das passte so gar nicht zu unserer jetzigen Stimmung. Magdalena verwünschte lautstark Gabriels Katzen zu Tode.
„Vielleicht sollte ich mal nachschauen gehen, was die beiden angestellt haben." Gabriel stand auf, reichte mir die Hand, und öffnete die Tür.
„Gabriel, dieses Katzenvieh ist schrecklich!", plärrte sie uns entgegen, als wir aus dem Zimmer traten. „Ich schwöre dir, ich habe den weltbesten Marmorkuchen gebacken, den du jemals essen wirst, und diese kleinen Kröten haben sich einfach daran bedient, als gehörte ihnen die Welt!"
„Wie schlimm steht es denn um deinen Kuchen?", fragte ich sie.
„Zum Glück haben sie nicht viel davon erwischt, ansonsten hätte ich sie aus dem Fenster geworfen." Sie starrte die beiden Katzen an, welche sie unschuldig musterten. „Ja, euch hätte ich aus dem Fenster geworfen!"
„Magda, an deiner Stelle würde ich aufpassen, die verstehen jedes Wort", meinte Gabriel belustigt. Von seiner Schwester erntete er nur einen finsteren Blick.
„Bedient euch an dem Kuchen. Mir ist der Appetit darauf vergangen", teilte sie uns mit und verschwand danach in ihrem Zimmer.
„Was habt ihr nur wieder angerichtet." Gabriel schüttelte den Kopf, und ging in die Hocke, um seine beiden Katzen zu streicheln. Penny fing sofort an zu schnurren und drückte ihren Kopf gegen sein Knie. „Vermutlich hat Lenny damit angefangen und Penny hat es ihm gleich nachgemacht", bemerkte er.
„Lenny, der kleine Rabauke." Kichernd ging auch ich in die Hocke, und genoss das weiche Fell der Vierbeiner. Tiere hatten etwas Beruhigendes an sich, auch wenn sie des Öfteren Blödsinn machen. Doch nun, nachdem ich so viele Nächte bei Gabriel verbracht hatte, wollte ich nicht mehr ohne sie sein.
Lenny saß etwas abseits von uns und putzte seinen Hinterfuß. Er machte sich sehr oft sauber, aber Penny war nicht anders. Im Moment schnurrte sie noch immer um Gabriel herum. Ich konnte verstehen, warum Gabriel Katzen so gern hatte, denn sie entzogen einem die Schnelligkeit des Alltags, sie machten glücklich, und ließen einen innehalten. Wenn man ein Tier besaß, dann musste man sich darum kümmern, mit ihm Zeit verbringen, und runterkommen. Man musste Verantwortung übernehmen, und Gabriel tat dies gern. Ich betrachtete ihn, wie liebevoll er mit Penny umging, während er sie am Kopf kraulte. Konnte ein Katzenleben noch schöner sein?
„Ich werde Magdas weltbesten Marmorkuchen kosten." Ich stand auf und ging auf den Küchentresen zu. Dort stand, mittlerweile gut geschützt, der Marmorkuchen. Magdalena hatte die angebissenen Katzenstücke schon entsorgt. Ich nahm ein Messer und schnitt mir ein großes Stück runter. Dieser Kuchen duftete herrlich. Noch dazu war er lauwarm, was ich an Kuchen sehr liebte. „Willst du auch eins?" Fragend schaute ich zu Gabriel, welcher eifrig nickte.
„Gerne. Aber wie du siehst, komme ich von hier im Moment nicht weg", lachte er.
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