71. Raven Cooper and Isaac Lahey

Das leise Vibrieren neben mir, reist mich langsam aus dem traumlosen Schlaf und obwohl ich den Schlaf mehr als nur dringend nötig habe, taste ich, mit noch halb geschlossenen Augen, nach meinem Handy. Dieses hat jedoch schon längst aufgehört zu vibrieren. Als ich es mit meinen Fingern näher zu mir heranziehe, leuchtet der Bildschirm auf und die gleißende Helle vermischt sich mit dem trüben Sonnenschein, der in das Zimmer fällt. Ich schätze es ist bereits Mittags, schenke der Uhrzeit am oberen, rechten Rand jedoch vorerst keine große Aufmerksamkeit. Denn die eingetroffene Nachricht, der Grund für mein Erwachen, pragt auf dem gesperrten Bildschirm und jagd mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Wir treffen uns dort, wo wir uns zum ersten Mal hätten treffen sollen. Dieses Mal hoffentlich ohne deine kleinen Freunde ~ CC

Es ist das erste Mal, dass mein Vater eine SMS für mich namentlich kenntlich macht. Ansonsten hatte er ja zuvor immer den großen Unbekannten gespielt. Scheinbar möchte er jetzt weitere Zwischenfälle verhindern und auch wenn seine Nachricht wage und nur eine Reihe von Anspielungen ist, weiß ich genau, wo er mich heute Abend haben möchte.

The First National Bank in Beacon Hills. Der Ort, an dem unser erstes Treffen stattfinden sollte, er dann jedoch nicht aufgetaucht ist. Stattdessen hat er seine Leute geschickt und - mithilfe des McCall Rudels - habe ich herausgefunden, dass seine Anhänger Gestaltenwandler sind.

Ich atme tief durch und lege mein Handy zur Seite, bevor ich die Bettdecke von meinem Körper strample und mich aus dem Bett schwinge. Dabei spüre ich ein schmerzhaftes Ziehen an meiner Hüfte und überrascht krampfe ich mich zusammen, was den Schmerz jedoch nicht sonderlich vertreibt. Erst nach wenigen Sekunden ebbt er langsam ab, sodass ich mich wieder langsam aufrichten kann. Jedoch schwebt meine Hand bereits vorsorglich über dem Holz eines Regals, um mich bei eine zweiten Schwächeanfall besser abstützen zu können.

Somit wäre meine nächste Frage bereits beantwortet. Die Schusswunde ist noch immer nicht verheilt und tut dementsprechend weh. Wenigstens scheinen alle Schnittwunden an meinem restlichen Körper verheilt zu sein, wie mir ein erschöpfte Blick an meinem Körper herab verrät. Trotzdem werden mich die Schmerzen an meiner Hüfte bei dem bevorstehenden Treffen und bei einem Kampf einschränken, wenn nicht sogar das Leben kosten.

Ich sollte noch einmal darüber nachdenken, ob es eine gute Idee ist Crowley heute Abend entgegen zu treten. Aber was für eine andere Möglichkeit habe ich denn?! Ich stelle, zuwieder meiner Vermutung fest, dass ich in Wirklichkeit doch ein paar Möglichkeiten habe.

Möglichkeit Nummer 1: Einfach aus Beacon Hills verschwinden. Wenn ich mich jetzt sofort auf den Weg mache, habe ich einen sechs Stunden Vorsprung, den Crowley nicht so schnell wieder aufholen kann.

Möglichkeit Nummer 2: Ich kann mich auch einfach irgendwo verbarrikadieren. Ein ziemlicher feiger Zug, der jedoch ziemlich cool werden würde, wenn Crowley mich sucht und mit all' seinen Männern nacheinander in Landmienen und Granaten tritt.

Die pulsierenden Schmerzen an meiner Hüfte holen mich zurück in die Wirklichkeit und automatisch gleitet mein Blick zu der schwarzen Dose auf dem Schreibtisch, die noch immer bis zur Hälfte mit den rabenschwarzen Schmerztabletten gefüllt ist. Ich brauche wenige Sekunden, um mich zur Selbstkontrolle zu zwingen. Wenn ich Crowley erneut entgegen trete, sollte ich bei klaren Verstand sein und nicht unter irgendwelchen Drogen stehen. Egal wie schmerzlindernd die Tabletten auch sind.

Gedankenverloren fahre ich mir durch die Haare die mit leichten Locken über meine Schultern fallen. Zur selben Zeit gleitet mein Blick immer wieder zurück zu meinem Handy und bevor ich mich versehe, haben meine Finger automatisch die Nummer von Matty's Handy eingetippt. Mein Daumen schwebt bereits über dem grünen Hörer, als ich ihn kopfschüttelnd senke und mein Handy gesperrt zur Seite lege.

Ich sollte Matty nicht schon wieder in mein Drama hereinziehen.

Seufzend schlüpfe ich aus meiner halblangen  Schlaflose und tausche sie anschließend gegen eine schwarze Jeans aus meiner Reisetasche. Erst als ich sie anhabe, fallen mir die dunkelroten Blutspritze darauf auf und ich entscheide mich dazu, sie trotzdem anzubehalten. Anschließend tausche ich das enganliegende Top gegen ein lockeres Shirt, dass - im Gegensatz zu der Hose - noch sauber zu sein scheint. Als letztes schlüpfe ich in meine Boots, die zwar noch immer blutverschmiert sind, was man aber auf dem schwarzen Leder kaum noch erkennen kann.

Im selben Moment höre ich ein leises Poltern außerhalb meines Zimmers und automatisch lege ich meinen Kopf schräg und lausche. Ein leicht erhöhter Herzschlag dringt zu mir durch und die leise Stimme von Isaac, die leise vor sich hin flucht. Ich lausche weiter konzentriert in das Haus hinein, kann aber keine weiteren Lebenszeichen feststellen.

Somit scheint weder McCall, noch seine Mutter, noch sonst jemand in dem großen Einfamilienhaus zu sein.

Ich fahre mir kurz durch die Haare und werfe zur selben Zeit einen überprüfenden Blick in den Wandspiegel neben der Zimmertüre. Ich bin noch immer recht blass und meine Augenringe stechen, trotz des außergewöhnlich langen Schlafs, dunkel hervor. Alles in Einem: ich sehe scheiße aus.

Seufzend fahre ich mir erneut durch die Haare, bevor ich mich unzufrieden von dem Spiegel abwende und mit schnellen Schritten das Zimmer verlasse. Dabei kann ich hören wie Isaac für wenige Sekunden verstummt und scheinbar lauschend innehält, als ich die Zimmertüre öffne und hinter mir wieder schließe. Anstatt weiter darauf zu achten, eile ich mit langsamen Schritten die knarrende Holztreppe herunter und folge sowohl den - inzwischen wieder aufgetauchten - Geräuschen Isaacs, als auch meinem knurrenden Magen, in die Küche der McCalls. Dort erwartet mich der lockige Beta, der in diesem Moment einen runden Lacrosse Ball in der Hand hat und ihn geschickt abwechselnd von einer in die andere wirft. Dabei lehnt er sich locker gegen den Esstisch und richtet seinen abwartenden Blick auf mich.

Ohne eine Begrüßung laufe ich mit festen Schritten an ihm vorbei und steuere den Kühlschrank an, in dem ich auf etwas Essbares hoffe...und tatsächlich finde ich darin auch ein scheinbar frisch gekauftes Tomaten-Mozzarella Sandwich. Ohne zu Zögern nehme ich das Sandwich aus der Plastik Verpackung und während ich es mir für wenige Sekunden zwischen die Zähne klemme, drücke ich die Kühlschranktüre mit der Fußsohle zurück in das Schloss, während ich zur selben Zeit den Verpackungsmüll in den Mülleimer neben der Türe werfe.

Isaac verfolgt mich dabei wortlos mit dem Blick.

Erst als ich mich - innerlich vor Schmerzen stöhnend - an dem Esstisch niederlasse und genüsslich das Brot esse, legt er den weißen Hartgummiball zur Seite und holt lief Luft. „Du bist wach," stellt der Beta mit dem Lockenkopf anschließend sachlich fest und anstatt darauf einzugehen, stelle ich ihm eine kritische Frage: „Wo sind die Anderen?" Zur selben Zeit nehme ich erneut einen großen Bissen von dem Sandwich. Mein Magen dankt mir. Ich bilde mir ein, meinen Heilkräften mit dem Essen einen helfenden Stoß zu verpassen.

„Melissa wurde ins Krankenhaus gerufen, aufgrund eines Notfalls," Isaac nennt natürlich zuerst die eine Person, deren Aufenthaltsort für mich persönlich keine Rolle spielt, „Und Scott ist zu den Anderen gefahren, um zu klären was unsere nächsten Schritte sind!" Er vergräbt seine Hände locker in den Hosentaschen und schiebt seine Hüfte leicht vor, während seine Schultern zentimeterweit zurückfallen. Sein Blick liegt weiterhin auf mir und ich fühle mich beim Essen beobachtet.

„Und warum bist du dann noch hier?"'

Sein Kopf hebt sich leicht, während sich eine Augenbraue wenige Zentimeter nach oben zieht. Ein minimales Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht, bevor er scheinbar ehrlich antwortet: „Ich sollte darauf warten, dass du wach wirst und dich dann sicher zu Stiles' Haus bringen!" „Also bist du der Babysitter," schlussfolgere ich aus seinen Worten, woraufhin er kurz mit den Schultern zuckt.

„Gut," sage ich jetzt hörbar zufrieden und schenke ihm ein breites Lächeln, bevor ich das Sandwich mit einem letzten Bissen verspeise und mich zur selben Zeit von dem Esstisch erhebe, in dem ich mich mehr schwerfällig als elegant an dem Holz hochstütze. Anschließend nicke ich dem Beta, dessen Augen erneut jede meiner Bewegungen aufmerksam verfolgt, kurz zu, bevor ich mich an ihm vorbeidränge und die Küche mit schnellen Schritten verlasse, nur um erneut über die Treppe ins erste Stockwerk zu gelangen.

Isaac folgt mir.

„Was hast du jetzt vor?" stellt er mir eine kritische Frage, als sich meine Hand bereits auf die kühle Türklinge legt. Ich halte in meiner Bewegung inne und drehe mich mit einem herausfordernden Lächeln zu ihm um: „Es wird Zeit die Böse zu spielen, oder etwa nicht?!"

Bevor der Beta auf meine rhetorische Frage  antworten kann, habe ich das Gästezimmer bereits betreten und meine Waffensammlung kampfbereit anvisiert.

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Wie versprochen kommt heute noch mal ein Kapitel und ich hoffe ihr freut euch darüber 😂👍🏻 aber bevor ich es vergesse: um es jetzt endlich mal offiziell zu machen es wird einen dritten Teil geben 🙆🏼🙆🏼🙆🏼 Yey 🙆🏼🙆🏼🙆🏼 aber wenn ihr dafür genauso viel Lust habt wie ich, brauche ich jetzt mal ganz dringend eure Hilfe...ich weiß es ist noch etwas früh dafür aber ich würde gerne mal eure Titelideen hören 😍❤ meine einzige Bedienung wäre, dass der Titel gleich aufgebaut sein sollte wie Black Boots und Platinum Blonde - der Rest ist ganz euch überlassen 😏

Und ein neues Kapitel kommt frühestens Freitag, da ich heute nach Dresden fliege und da wahrscheinlich weder Zeit noch WLAN haben werde um zu updaten - hoffe ihr versteht das

Lg CoolerBenutzername

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