67. Melissa McCall #arealdoctor

„Und warum genau können wir sie nochmal nicht ins Krankenhaus bringen?"

McCalls Schoßhündchen wirkt einerseits verwirrt, andererseits hörbar entrüstet. Zur selben Zeit kann ich seinen ungehaltenen Blick erst auf mir, dann auf McCall spüren. Er scheint tatsächlich nicht zu verstehen, warum McCall - und ich selbst - so darauf bestanden hat, mich nicht in das örtliche Krankenhaus zu fahren. Stattdessen befinden wir uns jetzt in dem lichtdurchfluteten Wohnzimmer des McCall Hauses.

Ich versuche unauffällig zu verhindern, dass mein dunkelrotes Blut auf den fleckfreien Boden tropft.

„Weil es eine Schusswunde ist," fängt der Alpha jetzt an den Sachverhalt seinem Beta zu erklären, während er seinen Arm weiterhin um meine Hüfte geschlungen hat und mir somit den nötigen Halt liefert, um trotz zunehmender Schmerzen in der Hüfte annähernd aufrecht zu stehen. „Und bei Schusswunden jeglicher Art muss das Krankenhaus automatisch die Polizei verständigen," setze ich McCalls Satz wissend fort, bevor ich hörbar erschöpft nachfrage: „Und möchtest du denen wirklich erklären, wie die Kugel in meiner Hüfte gelandet ist und warum die Wunde auf magische Weise verheilt, sobald sie wieder draußen ist?"

Liam zögert kurz, bevor ich fast schon spüren kann, wie sein Widerstand im Boden versinkt. Unsere Erklärung scheint ihm einzuleuchten. Jedoch höre ich ihn bereits schon wieder einwerfend den Mund öffnen, was ein kurzer Seitenblick in seine Richtung bestätigt.

„Und was wollen wir dann mit ihr machen? Du kannst ihr doch nicht einfach selbst die Kugel entfernen!"

Ich möchte Liam schon entgegenwerfen, dass ich mir notfalls auch selbst die Kugel aus meinem Fleisch entfernen würde und dass ich dafür nur etwas Vodka brauchen würde, als sich wie auf Kommando die Türe zum Wohnzimmer öffnet. Herein kommt die dunkelhaarige Mutter von McCall, die sichtbar verwirrt wirkt und ihren Blick bereits beim Eintreten kurz über mich gleiten lässt, bevor sie ihren Sohn anfixiert.

„Scott was ist hier los?" fragt sie anschließend mit einer strengen Stimme, während sie ihren Blick nicht von ihrem Sohn nimmt, der mich noch immer helfend stützt. Auch wenn ich in der Zwischenzeit davon überzeugt bin, dass ich auch alleine bewegungslos in einem Raum stehen könnte - trotz Verletzung und Schmerzen. „Raven. Sie wurde angeschossen," fängt McCall jetzt gehorsam an die Situation zu erklären, auch wenn ich an Melissa's Blick ablesen kann, dass sie sich diesen Teil der kommenden Erklärung bereits ableiten konnte.

Immerhin ist die blutende Wunde an meiner Hüfte kaum zu übersehen.

„Sie braucht einen Arzt," lautet jetzt jedoch die sachliche Feststellung von McCalls Mutter, während sie ihren Blick zurück auf ihren Sohn legt. Dieser erwidert ihn mit einem Blick, den ich selbst nicht wirklich deuten oder beschreiben kann. Jedoch scheint Melissa diesen Blick bereits sehr gut zu kennen, da sie jetzt verneinend den Kopf schüttelt.

„Nein Scott," sie schüttelt noch immer mit dem Kopf und verschränkt gleichzeitig die Arme vor der Brust, „Sie braucht einen richtigen Arzt!" „Du bist ein richtiger Arzt!" widerspricht Scott sofort seiner Mutter, der ich bereits ansehen kann, dass sie sich der Aufgabe nicht annähernd gewachsen fühlt. Das scheint jetzt auch McCall zu bemerken. Denn er redetet jetzt mit einer bittenden Stimme auf sie ein: „Mom sie braucht deine Hilfe. Wenn sie nicht bald die Kugel aus ihrer Hüfte herausbekommt, wird sie sterben. Und das trotz ihrer Werwolfgene!"

Seine Worte klingen nicht gerade mutmachend oder auch nur annähernd schonend in meinen Ohren. Stattdessen sagt er die harte Wahrheit, die seine Mutter auch zu überzeugen scheinen.

„Na gut," gibt sie jetzt nämlich mit einem unterdrückten Seufzer nach. Dann sagt sie befehlerisch an Liam gewandt: „Hol' den erste Hilfe Kasten aus dem Bad und vergiss nicht die Einweghandschuhe unter dem Waschbecken!" Sofort nickt McCalls Schoßhündchen eifrig, bevor er mit einem fast schon rennenden Schritt aus dem Raum verschwindet. Melissa ist in der Zwischenzeit bereits dabei die Ärmel ihres dunkelblauen Pullovers hochzukrempeln, während sie sich an Isaac wendet: „Die Tischdecke. Sie muss runter, damit wir sie auf dem Tisch ablegen können!"

Sofort setzt sich der lockige Beta in Bewegung und zieht die weiße Tischdecke von dem länglichen Esstisch, während sich McCall bereits in Bewegung gesetzt hat und mit mir an seiner Seite langsam das Wohnzimmer durchquert um zur Küche zu gelangen. Die Schmerzen in meiner Hüfte sind während dem Gespräch nicht schlimmer geworden. Trotzdem fällt mir das Laufen schwerer.

Der Blutverlust droht mir erneut die Lichter auszuknipsen. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche für wenige Minuten länger bei Bewusstsein zu bleiben.

„Für die Wunde werde ich auch noch Nadel und Faden brauchen," murmelt Melissa nachdenklich vor sich hin, während sie ihre schulterlangen Locken vorsorglich zurück bindet. Auch wenn sie nur Arzthelferin ist, scheint sie in diesem Moment vollkommen in ihrem Element. „Ich bin ein Werwolf. Ich werde schon heilen," werfe ich jetzt trotzdem mit verkrampften Muskeln ein, während ich mir von McCall widerwillig auf den hüfthohen Esstisch helfen lasse. Mein Blickfeld fängt sich sekundenlang an zu drehen, weshalb ich mir kurz erlaube die Augen zu schließen.

„Das werden wir ja noch sehen!"

Liam betritt hektisch den Raum und ich öffne meine Augen wieder. Er trägt in seiner rechten Hand den typisch rot-weiße Arztkoffer, in der linken zwei hellblaue Einweghandschuhe. Er stolpert fast über seine eigenen Füße, als er versucht alles hektisch zu uns zu tragen. Melissa schenkt ihm jedoch nur für wenige Sekunde ihre Aufmerksamkeit, dann gibt sie mir ein kurzes Handzeichen, das blutige T-Shirt auszuziehen.

Ich folge ihrem Befehl und schlüpfe mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem schwarzen Shirt, das unangenehm an der Wunde und dem getrockneten Blut kleben bleibt. Jedoch versuche ich mir nichts von den brennend Schmerzen anmerken zu lassen. Stattdessen drücke ich McCall das Shirt und danach das Top, das ich mit einem stechenden Schmerz und einem ruckartigen Ziehen von der Wunde entfernt habe, einfach nur wortlos in die Hand, bevor ich mich rücklings auf den Holzesstisch lege und tief durchatme. Meine schwitzigen Hände platziere ich dabei schon vorsorglich an den seitlichen Kanten, um bei der bevorstehenden Behandlung Halt zu haben.

„Liam ich brauche saubere Handtücher um die Blutung zu stoppen," weist Melissa den Beta erneut eine Aufgabe zu, während sie ihm beim Sprechen keine große Aufmerksamkeit schenkt. Stattdessen schlüpft sie mit ihren Händen in die bläulichen Handschuhe und mustert die Schusswunde dabei bereits analysierend. McCalls Schoßhund ist dabei schon längst wieder aus dem Raum geeilt, um dem Befehl widerspruchslos Folge zu leisten.

„Wie sieht es aus?" fragt McCall jetzt angespannt an seine Mutter gewandt, während er noch immer dicht neben mir steht. „Die Kugel scheint auf den ersten Blick alle lebenswichtige Organe und große Arterien verfehlt zu haben. Sie scheint großes Glück gehabt zu haben. Trotzdem wird es schwer die Kugel in einem Stück herauszubekommen. Vor allem ohne eine richtige Ausrüstung," sie wirft einen kritischen Blick durch den Raum, „Aber wenn alles glatt geht wird sie wieder okay sein," gibt Melissa schlussendlich ihr erstes fachmännisches Statement ab und ich kann hören, wie der Alpha erleichtert ausatmet. Auch wenn seine Mutter nicht annähernd so entspannt klingt.

Ich dagegen sage mit einer festen Stimme: „Dann fangen sie lieber mal an, Doktor!"

Zur selben Zeit fängt McCalls Handy an zu klingeln und ich kann spüren, wie er neben mir wenige Schritte zur Seite tritt und sein Handy überprüfend aus der Hosentasche zieht. „Das ist Stiles," sagt er anschließend informierend in den Raum, bevor er spezifisch an mich gewandt fragt: „Ist es okay, wenn ich da kurz rangehe?"

Während er spricht kann ich seine Besorgnis riechen, die sich nicht nur auf mich bezieht. Ich erinnere mich daran, dass auch der Rest seines Rudels während dem unerwarteten Kampf in der Tierklinik verletzt wurde. Durch die menschlichen Gene teilweise auch schwer. Somit ist meine Schusswunde nichts gegen die Verletzungen von beispielsweise Mason oder Stiles. Ich gebe ein leichtes Nicken von mir, bevor ich mit einer unglaublich rauen Stimme zustimme: „Ich werde schon klar kommen!"

Zur selben Zeit zwinge ich mir ein kleines, wenn auch humorloses, Lächeln auf das Gesicht, dass McCalls gespaltene Gefühle scheinbar beruhigt. Er nimmt den Anruf an und verschwindet nahezu lautlos aus dem Zimmer. Melissa ignoriere das Verschwinden ihres Sohnes und richtet stattdessen die blendend helle Deckenlampe auf meine Hüfte. Zur selben Zeit hält sie erst überprüfend ein scharfes Skalpell, dann eine lange Pinzette in das grelle Licht.

Liam ist noch immer nicht aufgetaucht.

„Äh," Isaac kratzt sich unsicher im Nacken. Er steht noch immer im Durchbruch zur Küche und hat seinen Blick unsicher auf McCalls Mutter gerichtet. „Ich gehe dann auch mal!" Er wendet sich bereits zum Gehen, als Melissa ihn mit einer strengen Mutterstimme zurückpfeift: „Nein du gehst nirgends hin. Du bleibst genau hier bei ihr!"

Sofort möchte der Beta etwas darauf erwidern. Jedoch kommt ihm Melissa wieder einmal zuvor: „Du wirst ihre Hand halten!" Sie schenkt mir einen kurzen Blick, bevor sie ihn zurück auf Isaac richtet. Ich jedoch habe bereits tief Luft geholt und sage jetzt mit einem hörbar empörten Unterton: „Meine Hand halten? Also bitte. So tief bin ich dann doch noch nicht gesunken!"

Anstatt darauf zu antworten, bringt Melissa die Pinzette etwas näher an die Wunde und bevor ich mich überhaupt darauf einstellen kann, hat die das kühle Metall bereits in die Schusswunde gedrückt, um sich auf die Suche nach der Kugel zu machen. Ich beiße mir fest auf die Unterlippe, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, während sich mein Körper automatisch verkrampft und sich meine Hände - halbverwandelt - um das dunkle Holz des Tisches schließt. Meine Wolfskrallen graben sich spürbar tief in die Unterseite der Platte.

Ich beiße meine Zähne zusammen und versuche meine unpassenden Schimpfwörter nur innerlich herumzuschreien.

Sofort ist Lahey an meiner Seite. Er umfasst furchtlos meine rechte Hand, die sich dabei auch automatisch von der Tischplatte löst und sich stattdessen in seine warme Hand krallt. Jedoch sind meines Wolfskrallen verschwunden, während ich mein Gesicht schmerzverzerrt zur Seite drehe und hier Schmerzunterdrückend die Augen zusammenkneife.

Isaac sagt kein Wort und lässt auch nicht meine Hand los. Selbst dann nicht, als Melissa triumphierend die blutige Kugel ins Licht hält und sich mein schmerzhaft fester Griff um seine Finger leicht löst.

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Ein kleiner und längst schon überfälliger #Risaac Moment für all' die leidenschaftlichen #Risaac Fans da draußen. Ich hoffe ihr freut euch darüber. Aber bevor ich es vergesse: Seit Wochen schon spinnt das WLAN/LAN bei uns Zuhause, was bedeutet dass ich immer nur Sekundenlang Internet habe. Also wundert euch nicht, wenn ich eure Kommentare mal nicht sofort beantworte (keine Angst ich versuche mich in jede Diskussion einzumischen) oder für eine längere Zeit keine Kapitel kommen - ich bin völlig machtlos.

LG CoolerBenutzername

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