58. Scott McCall #protectiveinstinct

„Nein!"

McCalls Blick liegt noch immer auf der metallischen Badewanne, während er mit einer schneidenden Strenge spricht, die ich bisher noch nie bei ihm erlebt zu haben glaube. Dabei habe ich keine Ahnung, warum die Badewanne mit dem Wasser darin, McCall ein dermaßen unwohles Gefühl bereitet. Ich kann es sogar schon ohne große Mühe an ihm riechen.

„Scott ich verstehe deine Bedenken aber...," fängt Deaton jetzt mitfühlend an auf Scott einzuredenden, wird dann jedoch von Gordon unterbrochen: „Aber es ist die einzige Möglichkeit, an die wir denken können, um deine kleine Freundin zu retten!" Dabei schweift der Blick des braunhaarigen Jungens verächtlich auf mich, woraufhin ich wieder einmal feststelle, dass meine schlimmen Kindheitserinnerungen den LaFleur Jungen in keiner Weise zu beschäftigen scheinen - zu mindestens nicht länger. Um ehrlich zu sein, habe ich auch keine Ahnung, warum zur Hölle er mir überhaupt hilft.

„Nein Deaton! Es ist gefährlich. Der Nemeton hat schon genug Macht. Wer weiß was alles passieren könnte, wenn wir das noch mal durchziehen," an dieser Stelle macht McCall ein dramatische Pause und tritt leicht vor mich. Dabei wirft er mir einen etwas längeren Blick zu, der mir nicht sonderlich gefällt. „Außerdem könnte sie dabei sterben!"

Bei seinem Satz bildet sich ein humorloses, bitteres Lächeln auf meinen Lippen und das obwohl ich von seinem Satz nicht sonderlich viel verstanden habe. Jedoch möchte ich in diesem Moment bereits einwerfen, dass ich so oder so irgendwann sterben würde. Entweder hier, in dieser komischen Badewanne oder sonst wo, wenn ich mich dem Hautmal untergebe und es mich in einen auswegslosen Krieg führt.

„Scott," versucht jetzt auch Isaac etwas überredendes einzuwerfen, wird jedoch sofort wieder von Scott selbst unterbrochen: „Nein Isaac. Ich lasse nicht zu, dass sie das durchmacht!"

Wow...echte Sorge schwingt in seiner Stimme mit. Ich verdrehe die Augen. „Scott es könnte ihre Rettung sein," wirft jetzt auch Stiles ein, was McCall scheinbar ziemlich fassungslos lässt. Zu mindestens klappt sein Kinnladen minimal herunter, während er seinem besten Freund einen, ja ich würde fast schon sagen, enttäuschten Blick zuwirft. Wie es scheint, hat er sich gerade von ihm etwas mehr Unterstützung erhofft. 

„Oder ihr Tod!"
„Scott denk doch mal darüber nach. Das Mal könnte für immer verschwinden!"
„Kann sein. Aber es ist gefährlich. Schon wir sind damals...!"
„Scott es geht hier nicht um uns! Du kannst nun mal nicht alle retten!"
„Ja vielleicht nicht alle, aber - "  

Genervt verdrehe ich die Augen über die kindische Diskussion zwischen den beiden besten Freunden und werfe zwischen ihren Sätzen schnell fragend ein: „Habe ich hier eigentlich auch etwas mitzureden?" Gleichzeitig verschränke ich wieder meine Arme vor der Brust und warte darauf, dass das komplette Rudel betrübt reinschaut. Denn es stört mich, das alle Anwesenden über das mögliche Heilungsritual Bescheid zu wissen scheinen, während ich mit den herumliegenden Objekten und dem aufgebrachten Wortgefecht nichts anzufangen weiß.

Jedoch habe ich in der Zwischenzeit so viel von dem Gespräch verstanden: die Heilung hat irgendetwas mit dem Nemeton in Beacon Hills zu tun, dessen Legenden selbst mir zu Ohren gekommen sind - und das würde wiederrum McCalls verbissenes Nein erklären. Denn selbst ich weiß, das man den Nemeton am besten in Ruhe lässt.

Mein Blick wandert genervt durch den Raum voller Menschen. Jedoch scheint keiner etwas auf meine rhetorische Frage antworten zu wollen. Wahrscheinlich weil alle Anwesenden bereits wissen, dass sie nichts über meinen Kopf hinweg entscheiden können - und somit auch erkennen, dass weitere Diskussionen sinnlos sind.

„Es ist eine sehr alte Methode, die auch mit gewissen Risiken verbunden ist," fängt Deaton jetzt mit sanfter Stimme an zu erklären und genervt verdrehe ich die Augen: „Vergiss den Smalltalk," verdeutlichendes tiefes Aufseufzen, „Was genau muss ich tun?"

Keiner der Anwesenden scheint über meine Unfreundlichkeit und Kälte überrascht. Ja, es scheint sogar fast schon von allen erwartet. Ich möchte wieder die Augen verdrehen, unterdrücke dieses Bedürfnis jedoch und starre stattdessen Deaton auffordernd an. Ich möchte endlich verstehen, was den Anderen ein so großes Unbehagen bereitet - allen voran McCall, der mir sonst immer als ziemlich gelassen und offen für alle möglichen Vorschläge aufgefallen ist. Für ihn steht die Rettung eines Menschens immer an erster Stelle und jetzt zu sehen, dass er die Möglichkeit auf eine Heilung so verbissen abweist, lässt mich nicht in Ruhe.  

„Ich habe mit meinen Eltern geredet und sie haben mir wie erwartet bestätigt, dass man das Mal lebend nicht los wird," wenden Gordon jetzt erklärend ein, „Das heißt, um es los zu werden, muss man das Mal entweder an jemand anderen weitergeben," an dieser Stelle macht Gordon eine kurze Pause und ergänzt anschließend, „So wie es dein Vater bei dir getan hat," wieder eine kurze, dieses Mal dramatische, Pause, „Oder man muss mit dem Mal sterben!"

Niemand wirkt überrascht. Alle kannten also diesen Fakt - und ich hatte mir um ehrlich zu sein so etwas in der Art schon gedacht.

„Und was genau ist jetzt der Plan?" frage ich ohne eine emotionale Veränderung und dieses Mal direkt an Gordon gerichtet nach. Doch dieses Mal antwortet mir Deaton fachmännisch: „Wir wollen versuchen das Mal auszutricksen. Du wirst sterben," an dieser Stelle eine kurze Pause und eine beschwichtigende Handbewegung, „keine Angst nicht für immer. Wenn alles funktioniert, können wir dich nach wenigen Sekunden problemlos zurückholen!"

„Und was hat das alles mit dem Nemeton zu tun?" frage ich jetzt mit verschränkten Armen und kritischen Blick nach. Bisher scheint der Plan nicht gerade ein großes Risiko zu bergen - zu mindestens nicht für die Menschen um mich herum. „Das Mal," wieder hat Gordon das Wort ergriffen, „Es ist hier in Beacon Hills entstanden," eine kurze Pause, „Es ist eng verknüpft mit dem Nemeton selbst und seiner Macht!"

Innerlich setzen sich alle, gerade gewonnen und bereits bekannten, Informationen in meinem Kopf zusammen, sodass sich ein klares Bild ergibt.

„Das heißt wenn ich sterbe," an dieser Stelle male ich mit meinen Fingern unsichtbare Gänsefüßchen in die Luft, „Und das Mal an meinem Arm verschwindet, dann kehrt die ganze Macht des Mals zurück zu dem Nemeton und entlässt somit etwas Schreckliches in die Menschheit?" Ich kann nicht verhindern, etwas ironisch zu klingen. Ich habe keine Vorstellung von den möglichen Auswirkungen, was vielleicht daran liegt, dass ich keine Angst habe und mich schon gar nicht von solchem Gerade einschüchtern lasse. Ich werfe einen fragenden Blick durch die Runde und wieder einmal scheint mir keiner direkt antworten zu wollen. Auch wenn ich an den meist betretenen Blicke erkennen kann, dass ich mit meiner hypothetischen Vermutung recht habe. Aber hey...ich meine das hier ist Beacon Hills. Diese Stadt wird auch noch mit einem weiteren Problem fertig.

„Okay ich mache es," gebe ich jetzt ohne zu Zögern meine Entscheidung preis und warte somit auch nicht länger auf weitere Einwände. Auch wenn diese mich eh nicht davon hätten abbringen können - denn um ehrlich zu sein, hatte ich die Entscheidung schon beim Betreten der Klinik getroffen. Denn egal was passiert...ich muss das Mal endlich - und ein für alle Mal -loswerden. Um meine Sicherheit und die der Menschen um mich herum garantieren zu können.

Ich höre verschiedene Reaktionen aus allen Richtungen. Überraschung - Liam, Stiles -, Verachtung - Hayden, Malia -, Unsicherheit - Corey -, Bewunderung gemischt mit ehrlicher Faszination - Mason - Zufriedenheit - Gordon - und ein wissendes Bedauern - Lydia. Mein Blick schweift über jede einzelne Person, die in dieser Sekunde im Raum anwesend ist und obwohl sie alle die, mit dem Plan verbundene Gefahr kennen, scheint keiner von ihnen eine tatsächlich Abneigung gegen meine Antwort zu hegen.

Keiner, bis auf...

„Raven?!"

McCall ergreift mit fester Stimme das Wort und wirft mir dabei einen eindringlichen Blick zu, „Könnte ich mal kurz mit dir reden?" Ich sehe seine angespannte Haltung und den strengen Ton in seiner Stimme - ich vermute ein ernstes Gespräch. „Unter vier Augen?!" fragt McCall jetzt genauer nach, als er bemerkt, dass ich nicht die Anstalt mache, mich von meinem Fleck zu bewegen. Gleichzeitig lässt mir der Alpha erst gar keine Zeit zum Antworten. Er umfasst meinen Oberarm mit einem unausweilichen Griff und zieht mich mit einer widerstandslosen Sanftheit aus dem Raum.

Therapiesitzung Take 3

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Als Belohnung für eurer aktives Lesen, Kommentieren und Voten bekommt ihr heute ein extra langes Kapitel. Ich hoffe ihr freut euch darüber genauso sehr wie ich. Leider ist morgen bei mir wieder Schule, weshalb ich euch allen noch ein wunderschönes restliches Wochenende wünsche. Kommentare sindwie immer sehr, sehr, sehr erwünscht XD

LG CoolerBenutzername

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