48. Scott McCall #indanger

Mit schnellen Schritten betrete ich die Turnhalle, wobei mir dabei eine Welle von stickiger Hitze entgegen schlägt. Jedoch scheint das keinen der anwesenden Schülern zu stören. Stattdessen sind die meisten immer noch dabei mit ihrem Date zu tanzen, wobei ich nebensächlich feststelle, dass in der Zwischenzeit zu mindestens nicht mehr diese lahme Liebesmusik kommt. Stattdessen läuft ein etwas älteres Partylied, das mir wage bekannt vor kommt.

Doch ohne die laute Musik weiter zu beachten, lasse ich meinen Blick jetzt schweifend durch die vollgestopfte Halle gleiten, auf der Suche nach Gordon. Jedoch kann ich nur seine Freunde finden, die sich in diesem Moment lachend gegen die Schultern boxen und feixend auf jemanden in der Menge zeigen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen lasse ich meinen Blick jetzt erneut durch die Halle schweifen. Jedoch suche ich dieses Mal mit aller Aufmerksamkeit nach Scott McCall oder einer anderen Person aus seinem Rudel. Immerhin hatten diese die Aufgabe, Gordon im Augen zu behalten.

„Raven hier bist du," ertönt jetzt die erleichterte Stimme von McCall und nur mein geschärfter Hörsinn erlaubt mir überhaupt erst, seine Worte durch die laute Musik hindurch zu hören. Dadurch kann ich auch genau die Richtung fokussieren, weshalb ich mich blitzschnell zu dem Alpha umdrehe. Er wirkt sichtlich nervös.

„Was ist los? Wo ist Gordon?!"

„Isaac und Lydia locken ihn gerade auf das Dach," an dieser Stelle macht McCall eine kurze Pause und schaut sich scheinbar suchend um, „Wir sollten uns lieber beeilen!"

Verstehend nicke ich und ohne auf den Alpha zu warten, drücke ich mich an ihm vorbei und steuere selbstbewusst den Ausgang der Halle an, der uns zuerst in einen der Schulgänge führen wird und von dort auf das Flachdach der Schule. In dieser Sekunde ist es mir auch egal, wie viele Menschen ich dabei anrempele. Hauptsache ich bahne mir einen schnellen Weg durch die Menge.

„Hier lang," sagt McCall nachdem wir die Halle verlassen haben und ich mich schon nach links wenden möchte. Doch durch McCalls Worte ändere ich meine Richtung und folge ihm durch den rechten Gang. „Wo sind die anderen?" frage ich neugierig, während ich mein Kleid leicht an den Seiten anraffe und somit verhindere, dass ich ausversehen am Stoff hängen bleibe und falle. Dabei ist das Kleid im Allgemeinen nicht sonderlich lang.

„Corey und Mason meinten, dass sie unten in der Halle bleiben. Malia und Stiles sind hoffentlich schon auf dem Dach und wo Hayden und Liam sind habe ich keine Ahnung," erklärt McCall schnell die Lage, während er jetzt vor einer unbeschrifteten Tür stehen bleibt und sie behutsam aufstößt. Dabei kann ich ihm förmlich die Erleichterung ansehen, als sich die Holztüre mit Leichtigkeit öffnet und ein Treppenhaus offenbart, welches stark nach Farbe und Putzmittel riecht.

„Liam ist draußen und Hayden wahrscheinlich auch," gebe ich jetzt informierend mein Wissen preis, bevor ich mich an McCall vorbeidrücke und im rennenden Schritt die erste Treppe erklimme. Dabei werfe ich einen schielenden Blick am Geländer vorbei nach oben und schätze die noch kommenden Treppen und Stockwerke ab. Es scheinen nur noch drei weitere zu sein.

„Hast du sie gesehen?" fragt McCall in dieser Sekunde verwundert nach, während er sich meinen schnellen Schritten anpasst und somit beim Erklimmen der Stufen auf einer Höhe mit mir bleibt. „Liam ja. Hayden nein," beantworte ich jetzt die Frage, ohne auch nur erschöpft zu klingen. Meine Werwolfgene vollbringen in dieser Sekunde eine gute Arbeit. „Geht es ihm gut?" lautet McCalls nächste Frage und schon jetzt kann ich aus seiner Stimme heraushören, dass er besorgt klingt.

Wie es scheint hat er schon das Schlimmste erwartet, nachdem weder Liam noch Hayden - nach ihrem Ausflug ins Freien - wieder in der Halle aufgetaucht sind. Innerlich verdrehe ich darüber die Augen.

„Naja," beantworte ich jetzt schulterzuckend seine Frage, bevor ich beruhigend weiterspreche, „anfangs schien er nicht sonderlich gut gelaunt. Aber wir haben kurz geredet und jetzt scheint alles wieder okay zu sein. Ich gehe mal davon aus, dass er jetzt Hayden suchen ist!" „Ihr habt geredet?" fragt McCall jetzt verwundert und hörbar überrascht nach und möchte im ersten Moment sogar stehen bleiben. Ich jedoch verlangsamere meine Schritte nicht, sondern eile weiterhin die Stufen in einem rennenden Tempo nach oben.

Dadurch bleibt auch McCall nicht stehen, sondern holt mich mit schnellen Schritten wieder ein. Irgendwo oben höre ich ein lautes Poltern.

„Ihr habt geredet? Über was?" fragt er anschließend genauer nach und kurz verdrehe ich die Augen, bevor ich ehrlich antworte: „Über sein Beziehungsproblem mit Hayden!" Gleichzeitig werfe ich wieder einen überprüfenden Blick über das Gelände nach oben und stelle zufrieden fest, dass es nur noch eine weitere Treppeneinheit ist, bevor wir die Türe zum Dach erreichen.

„Und du konntest...," fragt McCall ungläubig, verschluckt jedoch den Rest seines Satzes. Laute Stimmen dringen zu und herab und lauschend verharren wir beide nahezu gleichzeitig in unseren Bewegungen. „Das klingt nicht gut," prophezeie ich jetzt und werfe McCall einen kurzen Seitenblick zu. Auch er hat diesen unzufriedenen, besorgten Blick, der mir sagt, dass er dasselbe denkt.

Deshalb setzen wir uns beide wieder in Bewegung und stürmen leicht versetzt die letzten Treppen in einem rekordverdächtigen Tempo nach oben. In diesem Moment ist unser zu voriges Gespräch über meine Therapiesitzung mit Liam vergessen, worüber ich ehrlich gesagt auch ziemlich froh bin. Nicht das McCall selbst noch auf dumme Gedanken kommt.

In dieser Sekunde überspringen wir beide die letzte Stufe und kommen oben an. Die Metalltüre, die zum Schuldach führt, ist nur angelehnt. Noch immer dringen unruhige Stimmen zu uns herein...und keine von ihnen ist wirklich freundlich. Jedoch sticht eine ganz besonders hervor.

„Wer zur Hölle seit ihr?"

„Gordon!" erkennen ich und McCall zur selben Zeit die schreiende Stimme, während wir uns dabei beide einen direkten Blick schenken. Gleichzeitig setzen wir uns bereits in Bewegung und reisen die metallische Türe schwungvoll auf, um die Situation auf dem Dach vollständig begreifen und notfalls eingreifen zu können. Denn Gordon klingt in diesem Moment nicht gerade friedlich und rational gestimmt.

„Scott! Gott sei dank, bist du hier," ruft Stiles erleichtert, als er seinen Alpha sieht, der vor mir das Dach betritt. Ich dagegen ziehe hinter ihm unbemerkt meine Waffe aus dem Halfter an meinem Oberschenkel und lasse die Türe anschließend hinter mir leise ins Schloss fallen. „Stiles?" fragt McCall mit einer ruhigen Stimme, wobei sein Blick erst von Stiles zu Gordon und anschließend wieder zu seinem besten Freund zurückschweift. Dabei stellt er wortlos die 'Was geht hier vor sich' frage an den braunhaarigen Jungen mit den vielen Leberflecken.

„Diese Psychopaten hier," ein kurzer, beschuldigender Blick über das anwesende Rudel, „haben mich gekidnappt," antwortet Gordon sofort verteidigend und zieht etwas aus seiner Tasche. An den geschockten Gesichtern der anderen kann ich errraten, dass es eine Waffe sein muss. Als McCall in derselben Sekunde auch noch einen kleinen Schritt zur Seite macht, kann ich auch sehen, dass es sich um ein Messer handelt, dessen metallische Klinge leicht im herabfallenden Mondschein glänzt. Ein teuflisches Lächeln macht sich in meinem Gesicht breit und während die Aufmerksamkeit der anwesenden Person in dieser Sekunde nur auf dem Messer von Gordon liegt, entsichere ich meine Schusswaffe.

Kribbelnd macht sich mein Mal bemerkbar.

„Hey ganz ruhig," wirft McCall jetzt beschwichtigend in Richtung des LaFleur Jungen ein und hält demonstrativ seine unbewaffneten Hände in die Luft, „Wir wollen doch nur reden!" „Ja genau und die Waffe in meinen Händen ist nur ein Eisbrecher!" werfe ich jetzt sarkastisch aus dem Hintergrund heraus ein und trete mit einem bösartigen Lächeln neben McCall, der mir daraufhin einen vorwurfsvollen Bick zuwirft. Vor allem jetzt, wo er meine schussbereite Waffe sieht.

Jedoch erzielt der kleine Adrenalinrausch, der jetzt von dem Mal an meinem Arm ausgeht, einen größere Lerneffekt auf mich, als McCalls anklagender Blick.

Im selben Moment richtet Gordon die Klinge seines Messeres verteidigend in meine Richtung, woraufhin ich bemerke, wie ruhig seine Hände sind. Daraus schließe ich, dass es nicht das erste Mal ist, dass er in solch eine bedrohliche Situation gerät...gleichzeitig scheint er auch zu wissen, wie er sich zu verteidigen hat. Denn in dieser Sekunde macht er einen eleganten Sprung zurück und reist dabei Lydia - was selbst für mich überraschend kommt - an sich. Daraufhin schreit die rothaarige Banshee geschockt auf und versucht sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Jedoch lässt Gordon sich davon nicht irrieren, sondern verstärkt den Griff um Lydias Arm, während er mit der anderen Hand die Klinge mit leichtem Druck auf ihrer Kehle platziert.

Nette Idee.

„Wir brauchen deine Hilfe," startet McCall jetzt einen neuen Versuch, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Dabei hält er seine Hände weiterhin untergeben vor seinen Körper. „Ich helfe Leuten wie euch nicht," knurrt Gordon jetzt in einem bedrohlichen Unterton und wendet dabei keine Sekunde lang die Augen von mir. Scheinbar hält er mich in dieser Sekunde für die größte Bedrohung. Aber immerhin habe ja auch nur ich eine Waffe, die ich in diesem Moment weiterhin schussbereit auf ihn richte.

„Leute wie uns?" frage ich jetzt mit einem herablassenden Unterton in der Stimme nach, während ich nicht mehr Selbstbewusstsein ausstrahlen könnte. Denn wir beide - Gordon und ich - wissen genau, wer dieses Duell im Zweifel gewinnen wird. Immerhin fürchte ich mich nicht davor, eine Unbeteiligte zu verletzten oder sogar zu töten. Auch wenn diese Unbeteiligte in dieser Sekunde Lydia ist, deren Tod zugebenermaßen ziemlich Schade wäre.

An Gordon jedoch rieche ich ein gewisses Zögern, dass mir verrät, dass er zwar knallhart ist und auch keine Probleme damit hat sich zu verteidigen, jedoch vermeiden wird Unbeteiligte - in diesem Fall Lydia -  zu töten. Somit habe ich den Vorteil auf meiner Seite.

„Mörder. Monster," beantwortet Gordon jetzt voller Verachtung meine Frage, während sich bei seinen Worten der Druck von dem Messer verstärkt und sich dabei scheinbar leicht in Lydias Hals drückt. Zu mindestens wimmert diese dabei leicht auf. „Wir sind keine Monster," wirft McCall jetzt selbstbewusst ein und zum ersten Mal seit dem angespannten Gespräch lässt er seine Hände sinken.

Oh wie es scheint hat Gordon gerade die Wut des wahren Alphas auf sich gezogen. Gespannt warte ich darauf was passiert, während mein Finger dabei weiterhin schussbereit auf dem Abzug meiner Pistole liegen bleibt und ich den Lauf der Waffe dabei weiterhin zielsicher auf Gordons Stirn richte.

Jedoch macht McCall keinen waghalsigen Schritt. Stattdessen lässt er seine Hand demonstrativ langsam in meine Richtung gleiten und bevor ich mich versehe, drückt er den Lauf meiner Waffe nach unten, bevor er sie mir auch noch mit sanftem Druck wegnimmt. Fassungslos mustere ich den Alpha und verdrehe genervt die Augen, als er die Waffe auch noch langsam auf dem Boden ablegt und sie mit einem sanften Kick in Richtung Gordon rutschen lässt.

Na toll. Unser einziger Vorteil rutscht gerade schlitternd über den ebenen Steinboden.

Kurz starrt Gordon die polierte Waffe vor seinen und Lydias Füßen misstrauisach an. Doch dann tut er - in meinen Augen - etwas unerwartetes. Er senkt seine eigene Waffe und stößt Lydia anschließend leicht von sich weg. Sofort eilt sie ohne zu Zögern von dem Jungen und in Malias Arme, die zwar überrascht wirkt, dann aber reagiert und Lydia leicht in den Hintergrund zieht. 

„Okay gut. Lasst uns reden," sagt Gordon anschließend nickend, bevor er seinen emotionslosen Blick von der Waffe nimmt und ihn stattdessen abwartend auf McCall richtet.

Das Adrenalin in meinem Körper ist verschwunden.

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Ich hoffe das Kapitel war einigermaßen verständlich und nicht allzu verwirrend. Übrigens habe ich das Gefühl, dass meine Kapitel immer länger werden 🤔 passt das für euch?
Lg CoolerBenutzername
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