41. Lydia Martin #Style

Stöhnend folge ich Lydia, Hayden und Malia durch den riesigen Modeladen. Dabei ist das einzige, was mich auch nur annähernd aufheitert die Tatsache, dass Malia genauso Unzufrieden aussieht wie ich. Immerhin wollte sie sich anfangs genauso vor diesem Mädchenshopping drücken, wie ich. Zu mindestens wenn ich das Telefonat zwischen ihr und Lydia - nach dem eigenen Gespräch mit McCall - richtig belauscht habe.

Auch wenn sie als Grund weniger die Klamotten, die Menschen und die soziale Interaktion sieht, sondern wahrscheinlich nur mich.

In der Zwischenzeit haben sich die drei Mädchen getrennt und schlendern alleine - oder im Falle von Malia und Hayden zusammen - durch die Regalreihen und ziehen hier und da ein einzelnes Kleid hervor, um es genauer zu betrachten und dabei so zu tun, als hätten sie Ahnung von Mode.

Kurz beobachte ich die drei Mädchen abwechselnd, bevor ich mich instinktiv an Lydia halte und ihr wenig motiviert folge. Dabei mache ich mir auch erst gar nicht die Mühe, mich interessiert umzuschauen und nach einem möglichen Ballkleid Ausschau zu halten. Stattdessen bleibe ich immer nur dann stehen, wenn Lydia es tut...und selbst dann verdrehe ich entnervt die Augen und lehne mich meist mit verschränkten Armen an die nächstbeste Kleiderstange.

„Das ist doch toll," sagt Lydia nach gefühlten Stunden an mich gewandt und zeigt mir ein enges Kleid im hellblauen Farbton. „Oh ja wunderschön," heuchle ich sarkastisch, während ich ihr ein gefälschtes Lächeln schenke. Gleichzeitig erwidert die rothaarige Banshee das Lächeln auf eine arrogante Art, bevor sie mir das Kleid wortlos in die Hand drückt. Ab jetzt bin ich scheinbar ihr persönlicher Träger.

Sollte das normalerweise nicht ihr footballspielender Freund machen?!

Nach wenigen Minuten folgt bereits das nächste Kleid und bevor ich mich versehe, trage ich mehrere Stofffetzen auf meinen Armen, weshalb ich Lydia kritisch frage: „Und die willst du alle anprobieren?" „Ja klar," antwortet mir die Banshee daraufhin in einem verständnislosen Ton, bevor sie - ohne mich anzusehen - weiterspricht: „...und du auch!"

Daraufhin ziehe ich die Augenbrauen nach oben und mustere Lydia, die mir bereits schon neue Kleider auf die Arme wirft. „Ich werde kein Kleid anziehen," stelle ich anschließend nüchtern fest, woraufhin Lydia mir ein - mit Pailletten besetztes - Kleid auf den Arm drückt und mir dabei einen ernsten Blick schenkt.

„Und warum nicht?"

In dieser Sekunde schüchtert Lydia mich fast schon ein - aber jedoch nur fast. Denn sie hat ihre Arme fest in die Hüfte gestemmt, den Blick gefühlskalt auf mich gerichtet und mit einer strengen Stimme gesprochen, die mich ziemlich an die Du-Bekommst-Gleich-Ärger-Stimme meiner Mutter erinnert.

„Weil ich Kleider hasse...buchstäblich hasse," antworte ich jetzt, ohne mich weiterhin von ihrer strengen Mutterstimme beeindrucken zu lassen. Stattdessen werfe ich ihr ebenfalls einen ausdruckslosen Blick zu. Denn eigentlich habe ich nicht schon wieder Lust mich zu einem lächerlichen Rock - oder in diesem Fall zu einem lächerliches Kleid - überreden zu lassen.

„Und was ist mit Tarnung," an dieser Stelle macht die Banshee eine kurze kunstvolle Pause und malt Anführungszeichen in die Luft, „oder willst du etwa in blutverschmierten Hosen auf einem Schulball auftauchen?"

Kurz starre ich Lydia wortlos an, bevor ich nachgebend - und zutiefst wiederwillig - nicke.

Sie hat leider Recht. Um Gordon ohne großes Aufsehen von dem Ball weglocken und ausfragen zu können, sollte ich zu mindestens richtig gekleidet sein...denn mein Verhalten würde ich wahrscheinlich nicht so einfach anpassen können wie mein Äußerliches. Ich seufze theatralisch auf.

„Aber ich ziehe es nur an, wenn es schwarz ist," sage ich daraufhin nachgebend, was Lydia ein zufriedenes Lächeln entlockt, während ich in ihren Augen fast schon buchstäblich ihre teuflische Idee sehen kann. Deshalb setze ich meinen Satz schnell fort, „und auch nur dann, wenn es nicht total bescheuert aussieht!"

Daraufhin nickt die Banshee zustimmend, wodurch auch sie den Kompromiss von uns beiden absegnet. Anschließend setzt sie ihren Weg - ohne mich weiter zu beachten - durch die Kleiderberge fort und nach einem kurzen Seufzen folge ich ihr. Scheinbar wird auch das langsam zur Tradition.

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„Nein!"
„Doch!"
„Nein!"
„Doch!"

Mit zusammen gekniffenen Augen und den Armen standhaft vor der Brust verschränkt, starre ich Lydia abfällig an. Diese steht dabei ein paar Meter von mir entfernt und hat  ebenfalls einen abwertenden Blick aufgelegt, während sie ihre Hände streng in die Hüfte gestemmt hat und das Kleid an meinem Körper noch immer mustert. Dabei versucht sie weiterhin mir das Kleidungsstück  schönzureden.

Dabei trifft es in Wirklichkeit sogar fast meinen Geschmack.

Denn  es ist schwarz. Pechrabenschwarz. Somit eigentlich genau meine Farbe.  Gleichzeitig hat es keinen weiten Ausschnitt, stattdessen sogar eine weite Kapuze, die mich wohl ziemlich Badass aussehen lassen würde. Somit  ist auch dass eigentlich genau mein Typus...und selbst die langen, am  Rand geschnürten, Ärmel und die Knöpfe auf der Vorderseite des Stoffes  gefallen mir auf eine komische Art und Weise.

Doch  es gibt ein riesiges Problem - welches mir jetzt erst wieder in den Sinn kommt - und das der Grund ist, weshalb ich mich auch so standhaft dagegen wehre, mir das Kleidungsstück von Lydia einfach kaufen zulassen und auf dem Ball heute Abend zu tragen: es ist ein Kleid und wie gesagt hasse  ich Kleider. Tarnung hin oder her. Mal davon abgesehen, dass ich nicht  annähernd so gut darin aussehe, wie in meinen abgetragenen Boots, einer schwarzen Hose, einem gleichfarbigen Shirt und der gestohlenen  Lederjacke.

„Das Kleid sieht super an dir aus. Außerdem ist es wohl das Beste, was wir so kurzfristig bekommen können und dass auch noch deinen...naja...gewöhnungsbedürftigen Geschmack trifft,"  versucht Lydia erneut ihr Bestes, wobei ich jedoch ihren kritischen Blick auf der Länge des Kleides spüren kann. Denn untypisch für ein Ballkleid, reicht es mir nur knapp bis zu den Fußknöcheln.

Etwas, was mir wiederum recht gut gefällt. Immerhin habe ich dadurch eine etwas größere Bewegungsfreiheit und somit auch bessere  Verteidigungschancen, falls auf dem Ball doch noch etwas schief gehen sollte. Auch wenn diese minimale Chance nichts gegen meine sonstigen Klamotten ist.

„Und  was passiert wenn uns dieser LaFleur Junge angreift? Ich kann dich dann bestimmt nicht verteidigen," wende ich jetzt schulterzuckend ein, in der Hoffnung so Lydia von ihrem irrsinnigen Umstylings-Versuch  abzukriegen. „Oh ich komme schon ganz gut alleine klar. Ich habe da so  meine Tricks," wendet die Banshee daraufhin jedoch schulterzuckend ein, woraufhin ich leicht verwirrt die Augenbrauen zusammen ziehen. Doch im selben Moment fällt mir auf, dass ich sie in der Vergangenheit tatsächlich recht selten vor irgendwelchen Angreifern beschützen musste. 

Auch wenn ich keine Ahnung habe, wieso nicht.

Jedoch entscheide ich mich in dieser Sekunde dagegen, weiter Nachzufragen. Stattdessen trete ich die wenigen Schritte zurück in die Umkleidekabine, um endlich wieder meine Alltagsklamotten anziehen zu können. Doch  gerade als ich den Vorhang blickschützend zuziehen möchte, greift Lydia selbstbewusst dazwischen und hält den Vorhang somit an Ort und Stelle.

„Also ist das Kleid gekauft?" fragt sie anschließend an mich gewandt und  wirft mir einen herablassenden Blick zu. „Wenn du es dir kaufst...," erwidere ich daraufhin schulterzuckend, schenke ihr noch ein letztes gefälschtes Lächeln, bevor ich ihr den Vorhang mit einem Ruck aus der Hand ziehe und somit endlich blickgeschützt in der Kabine stehe. Schnell schlüpfe ich aus dem Kleid.

„Du wirst das Kleid heute Abend anziehen!" ertönt die fast schon singende Stimme von Lydia, weshalb ich genervt die Augen verdrehe und verbessernd  durch den Vorhang rufe: „Nein werde ich nicht!" Auch wenn ich innerlich  schon genau weiß, das ich in dieser Diskussion schlussendlich  wahrscheinlich doch noch verlieren werde.

Denn schon allein McCall würde Lydia hierbei zustimmen, was meine Meinung  schon einmal komplett unwichtig macht. Immerhin brauche ich dieses Mal seine Hilfe - auch wenn es mir anderes rum natürlich viel lieber wäre.

Ich seufze auf, bevor ich mir das Kleid über den Arm werfe und fertig angezogen die Kabine verlasse. Irgendwann muss ich wohl lernen, auch mal Kleinbei zu geben.

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Dieses Kapitel widme ich der wunderbaren ruggelaria_fan , die sich schon sehr auf dieses Shopping Erlebnid gefreut hat - ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr enttäuscht. Hier unten noch ein Bild von Ravens Ballkleid. Ich persönlich finde es echt schön und auch passend für sie. Schreibt doch einfach mal in die Kommentare, wie ihr das Kleid findet 😂👍🏻

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