2. Matty Anderson
2 Days and six hours ago:
Leise drücke ich die Eingangstüre hinter mir ins Schloss und werfe einen überprüfenden Blick durch den, in der Dunkelheit liegenden, Gang. Niemand ist zu sehen, während der dämmrige Schein des abklingenden Mondes lange Schatten gegen die Wände wirft.
Kurz schließe ich die Augen und atme beruhigt aus. Er scheint noch zu schlafen. Schnell fahre ich durch meine blond gefärbten Haare, bevor ich gekonnt aus meinen schwarzen Boots schlüpfe und sie mit meinen Füßen nahezu lautlos neben die restlichen Schuhe stelle. Dabei herrscht noch immer eine - für andere wohl - beängstigende Stille.
Wieder starre ich kurz und überprüfend in die Dunkelheit, nur um noch immer eine vollständige Stille und lange Schatten vorzufinden. Dadurch bildet sich jetzt ein schiefes Lächeln auf meinen Lippen und um einiges selbstbewusster als zuvor schleiche ich durch den Gang, auf die Holztreppe zu.
Doch gerade als ich meinen ersten Fuß auf der Treppe absetzen möchte, ertönt ein leises 'Klick' und das Licht im Wohnzimmer schaltet sich an. Dabei erhellt das gleißende Licht der Deckenleuchten nicht nur das kleine Wohnzimmer, sondern auch Teile des Ganges, weshalb ich ertappt an der Treppe stehen bleibe, die dabei noch immer leicht in der Dunkelheit liegt.
Mist.
„Es ist schon wieder passiert, stimmt's?" ertönt jetzt die ruhige Stimme meines Ersatzvaters und obwohl ich es schon erwartet habe, zucke ich bei dem Klang seiner wissenden Stimme leicht zusammen, während sich in meinem Kopf immer wieder dieselben Gedanken wiederholen.
Er hat mich schon wieder entdeckt.
Er muss gehört haben, wie ich mich zuvor raus geschlichen habe und wartet seitdem auf meine Rückkehr.
Er muss bereits ahnen, was passiert ist.
Wie schon so oft zuvor.
Seufzend schüttele ich kurz meinen Kopf und vertreibe somit meine kreisenden Gedanken, bevor ich auf dem Absatz kehrt mache und mit festen Schritten auf das hell erleuchtete Wohnzimmer zuschreite. Jedoch bleibe ich vorerst am Türrahmen des Zimmers und somit im Schutz der fallenden Schatten und der nächtlichen Dunkelheit stehen.
„Wer war es dieses Mal?" stellt Matty mir in diesem Moment bereits eine neue Frage und wirft mir einen langen Blick zu. Er sitzt auf dem schwarzen Ledersessel. Angespannt und mit einem Glas Scotch in der Hand.
Dabei hatte er diesem doch schon vor Jahren abgeschwört.
„Eine Gruppe von Bikern. Laut den Letzten sollen sie Peter Hale getroffen und ihm ziemlich eine reingehauen haben. Scheinbar liegt das große Mundwerk in der ganzen Hale Familie!" beantworte ich die Frage meines Ersatzvaters ehrlich, während ich jetzt selbstbewusst und mit gestrafften Schultern aus den Schatten des Türrahmens und somit in das Licht des Wohnzimmers trete.
Dabei richtet sich der Blick von Matty sofort musternd auf mich, meinen Körper und meine Klamotten. Denn ich bin in dunkelrotes Blut getränkt. Blut, von dessen kein einziger Tropfen von mir selbst stammt. Jedoch bleibt Matty komplett gefasst, während er das Glas in seiner Hand leicht kreisend bewegt und die schwenkende Flüssigkeit nachdenklich beobachtet.
„Wie viele?" fragt er mich jetzt stattdessen weiter aus und obwohl ich weis, dass er die Antwort nicht mögen wird, beantworte ich auch diese Frage komplett ehrlich: „Fünf. Die anderen sind ziemlich schnell abgehauen, als ich ihrem 'Ober Biker' die Kehle aufgeschlitzt habe!" Bei meinen gleichgültigen Worten schaut mein Ersatzvater sofort auf und fixiert mich mit seinem Blick.
„War es wieder das...," fängt Matty jetzt mit einem unterdrückten Seufzer in der Stimme an, wobei ich mich nicht länger zurück halten kann und ihn schon während seines fragenden Satzes unterbreche: „Ja Matty. Es war schon wieder das Mal und ja, ich hatte schon wieder keine Kontrolle über mich...zufrieden?!"
Bei meinen Worten spüre ich die kleine Welle von Wut, die meine Worte von diskret zu provokant wandelt. Wie ich es satt habe, immer wieder über dasselbe Problem zu reden. Immer wieder dieselbe Diskussion mit ihm zu führen, die jedes Mal in einem Streit mit tagelangem Anschweigen führt.
Ich habe es satt wie ein Kind behandelt zu werden.
„Raven," fängt Matty jetzt mit einem ruhigen Unterton an und nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas. Etwas, was ich kritisch beäuge. „Das alles hat keinen Sinn mehr. Du musst endlich etwas gegen dieses verfluchte Mal tun. Ansonsten wirst du schon bald nicht mehr Du sein!" spricht mein Ersatzvater jetzt eindrücklich weiter und wirft mir einen bittenden Blick zu. Dabei weis ich schon jetzt, worauf er raus möchte.
„Matty es hat schon lange keinen Sinn mehr. Für dieses Problem gibt es einfach keine Lösung. Es gibt keine Heilung dafür!" wende ich jetzt sofort abweisend ein, um Matty daran zu hindern, seine ursprüngliche Idee laut auszusprechen. Denn er liegt mir damit schon seit Monaten in den Ohren.
„Es gibt eine Lösung. Es gibt immer eine, " fängt mein Ersatzvater jetzt wieder langsam an und sofort wiederspreche ich ihm: „Nein Matty!" Gleichzeitig schüttele ich entschieden mit den Kopf. „Aber denk doch nur mal darüber nach. Sie könnten dir helfen!" versucht Matty mich weiterhin von seiner Idee zu überzeugen und wütend schnaube ich auf.
„Nein Matty! Ich gehe nicht zurück nach Beacon Hills! Auch McCall wird keine Lösung für dieses Problem wissen!" versuche ich meinem Ersatzvater jetzt aufgebracht klar zu machen. Dabei kann ich nicht damit aufhören, wütend mit meinen Händen herumzufuchteln.
Seit wann traut er mir denn Bitteschön nichts mehr zu?!
Seit wann hält Matty mich für ein verweichlichtes Kind?!
„Hör zu...du musst aber etwas dagegen unternehmen. So kann es nicht mehr weitergehen. Es sind jetzt schon vier Monate und es wird täglich Schlimmer. Das wissen wir beide!" sagt Matty jetzt mit einem unterdrückten Seufzen in der Stimme, woraufhin ich in dieser Sekunde jedoch nichts zu erwidern weis.
Denn Matty hat in diesem einem Punkt wahrscheinlich Recht...es wird immer Schlimmer.
„Weist du, ich mache mir doch nur Sorgen um dich...und Lewis auch. Auch wenn er gerade nicht hier ist!" spricht Matty jetzt nachgebend weiter und atmet kurz tief durch. Nachdem mein bester Freund und Mattys Ersatzsohn jetzt schon seit Tagen verschwunden ist und auch auf keinen unserer Anrufe reagiert, ist Matty noch besorgter und noch viel strenger mit mir. Dabei ist er nur besorgt, dass Lewis etwas passiert sein könnte oder sogar etwas passiert ist. Eine tiefsitzende Sorge, die er jetzt nur noch viel mehr auf mich projiziert.
Etwas, was ich mit dem reizbaren Mal an meinem Arm, eigentlich nicht gebrauchen kann.
„Matty...," fange ich jetzt sanft an, um diesen ständigen Streit endgültig beenden zu können. Doch bevor ich meinen Satz überhaupt laut aussprechen kann, unterbricht er mich bereits: „Nein Raven. Es wir Zeit dass du endlich mal etwas dagegen tust. Du darfst nicht einfach nur zusehen wie das Mal dich außer Kontrolle bringt. Über so was bist du doch schon seit Jahren hinweg...und wir beide wissen doch, dass du diese Hilfe nur in Beacon Hills bekommst!"
Sofort möchte ich Matty widersprechen und mich gegen seine - kritischen - Worte auflehnen. Immerhin beweist er mir mit seinem Satz, dass er mich doch tatsächlich für ein Kind hält, dass nicht alleine mit dem Mal fertig wird. Doch gerade als ich Matty's Worten lautstark etwas entgegen setzen möchte, passieren genau zwei Dinge gleichzeitig.
Ich spüre eine Welle von Adrenalin durch meinen Körper rauschen. Ich spüre das Mal an meinem Arm vorfreudig kribbeln und ich spüre den Drang, mich auch körperlich gegen Matty aufzulehnen...etwas, was mir eine scheiß Angst einjagt.
Im selben Moment jedoch, sehe ich auch Matty's Blick. Denn zum ersten Mal seit einer langen Zeit kann ich nicht nur Wut, Enttäuschung oder Genervtheit sehen. Nein. Ich kann in seinem väterlichen Gesicht auch ablesen, dass er unendlich erschöpft von unserer ständigen Streiterei und seiner Sorge um mich – und auch um Lewis - ist. Er ist es endgültig leid sich um zwei Waisenkinder zu kümmern, die ihn immer wieder von sich wegstoßen und seine Hilfe immer wieder aufs Neue abweisen.
Etwas, was mir den Rest gibt.
Nachgebend balle ich meine Hände zu Fäusten und schlucke die aufsteigende Wut und den Drang Matty weh zu tun herunter, bevor ich nachgebend an meinen Ersatzvater gerichtet sage: „Du hast Recht. Ich sollte etwas sagen tun und zurück nach Beacon Hills gehen. Aber nur unter einer Bedingung. Ich werde McCall um Hilfe fragen - auch wenn mir das kein Stück gefällt - aber wenn er Nein sagt, komme ich sofort wieder hier her zurück und du verlierst nie wieder ein Wort darüber, okay?"
Bei meinen nachgebenden Worten weiten sich Matty's Augen vor Überraschung, während sich seine Dankbarkeit deutlich in seinem Gesicht widerspiegelt. In diesem Moment kann ich ihm ansehen, wie erleichtert er für mein Entgegenkommen ist.
„Deal!" willigt er daraufhin auch sofort ein und langsam nicke ich vor mich hin, bevor ich mich von Matty abwende. Denn jetzt ist wohl die Zeit gekommen, um meine Sachen für die kurze Reise zu packen und McCall und sein Rudel wieder zusehen. Denn auch wenn ich ansonsten wohl kein anständiger Mensch bin, haben mir sowohl meine Mutter als auch Matty selbst beigebracht, dass es zur Ehre eines Menschen gehört deine Versprechen und seine Abmachungen einzuhalten.
Auch wenn dir diese vielleicht nicht immer gefallen.
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Hey Leute...also erstmal sry für das späte Update. Aber mein Laptop funktioniert immer noch nicht richtig (😒) weshalb ich das ganze Kapitel an Handy schreiben musste. Dabei habe ich sogar zwei Versionen davon geschrieben, weil ich mit der ersten - aus irgendeinem Grund - nicht zufrieden war. Deshalb hoffe ich jetzt, dass diese Version besser ist und sie euch gefällt.
LG CoolerBenutzername
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