18. Lydia Martin #fashionqueen
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Dieses Kapitel geht an alle Mitglieder des Raven-Soll-Mal-Ein-Kleid-Tragen-Club 😂
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Mit einer schnellen Handbewegung fahre ich mir durch meine blonden Haare, bevor ich mir meine Pistole in den hinteren Hosenbund stecke und den schwarzen - blutgesprenkelten - Pullover darüber ziehe. Anschließend schlüpfe ich in meine bequemen Boots und verlasse, ohne mir dabei die Mühe zum Zubinden der Schuhe zu machen, das Gästezimmer, vor dem Lydia bereits auf mich wartet.
Sobald ich aus dem Zimmer trete, liegt Lydias kritischer Blick auf mir. Dafür hat sie sogar ihre Hände streng in die Hüfte gestemmt, während sie mich mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck mustert.
„Was?" frage ich genervt an die Banshee gewandt und lasse meinen Blick ebenfalls kritisch bewertend über ihren schlanken Körper schweifen. Denn in Gegensatz zu mir trägt sie einen geblümten Skaterrock, ein einfarbiges T-Shirt und darüber eine - scheinbar trendige - braune Lederjacke. Natürlich dürfen dabei auch nicht die braunen Knöchelschuhe mit Absatz fehlen...wow.
Mehr Trend kann man ja gar nicht in ein einziges Outfit legen.
„Du willst du doch nicht etwa so gehen?" beantwortet mir Lydia meine zuvor gestellte Frage mit einer - fast schon - rhetorischen Gegenfrage. „Dasselbe könnte ich dich fragen, Modequeen!" entgegne ich daraufhin arrogant und lasse meinen Blick von ihren femininen Klamotten zu ihren Augen gleiten, welche - nebenbei bemerkt - natürlich perfekt geschminkt sind. Ganz im Gegensatz zu meinen. Denn während ich mir sonst regelmäßig die Mühe mache, meine Augen dunkel zu schminken, ersetzen meine sichtbaren Augenringe heute diese Aufgabe.
„Du kannst doch nicht in die Schule gehen, als würdest du dort ein Amoklauf starten wollen!" weist Lydia mich jetzt mit einer strengen Stimme zurecht, wodurch sie fast schon wie eine Mutter klingt, die ihrer Teenagertochter das bauchfreie Top verbiedet. „Tja damit müssen die Anderen wohl zu leben lernen. Denn ich ziehe mich nicht extra für diese Idioten um. Außerdem klingt ein Amoklauf doch nicht sonderlich schlecht!" erwidere ich jetzt locker schulterzuckend, wobei in meiner Aussage auch noch das unausgesprochen 'Ich-Habe-Auch-Keine-Anderen-Klamotten-Mehr' mitschwingt.
„Komm mit. Du kannst etwas von mir anziehen...so lasse ich dich garantiert nicht in die Schule," sagt Lydia jetzt mit einer anbietender, jedoch auch befehlerischen, Stimme, wobei sie sich bereits von mir weggedreht und sich auf den Weg zurück in ihr ordentlich aufgeräumtes Zimmer gemacht hat. Ich dagegen bleibe wenige Sekunden sprachlos in dem breiten Gang stehen, während sich in meinem Kopf sofort widersprechende Worte bildet. Jedoch schlucke ich alle von ihnen schlussendlich herunter und folge stattdessen Lydia brav in ihr - zugegebenermaßen - nicht allzu Mädchenhaftes Zimmer.
In diesem hat sie sich bereits vor ihrem Kleiderschrank positioniert und noch bevor ich überhaupt einen Blick hinein werfen kann, sagt sie bereits an mich gewandt: „Hier das sollte es für heute tun!" Gleichzeitig reicht sie mir einen winzigen Stapel mit verschiedenen Klamotten und kurz starre ich sie an, bevor ich langsam damit anfange, meinen Kopf zu schütteln.
„So etwas ziehe ich nicht an!"
„Warum denn nicht?"
„Weil...," kurz halte ich in meinem erklärenden Satz inne, um die richtigen Worte für die Klamotten in meinem Arm zu finden. Denn während das Oberteil in einem weiß glänzt, ist der knappe Rock in einem dunklen Grün und die Jacke in einem dezenten Braunton.
„Weil diese Sachen einfach viel zu bunt und zu unpraktisch sind für mich!" gebe ich jetzt ehrlich zu und übergebe Lydia die Klamotten. Diese nimmt sie mit einem kritischen Blick und einen kurzen Augenverdrehend, bevor die mir etwas anderes aus ihrem Kleiderschrank reicht.
Dieses Mal ist es ein schwarzes T-Shirt, dunkle Over-Knee Socks und ein schwarzer Skaterrock, der an Lydia selbst bestimmt ganz okay aussieht. Doch an mir kann ich mir so etwas nicht vorstellen. Schon allein, weil ich an solcher Kleidung keinen Platz für meine Waffen hätte oder genug Spielraum, um mich ungehindert bewegen zu können. Vom Kämpfen einmal komplett abgesehen.
„Nie im Leben!" lautet deshalb mein einziges Kommentar dazu, woraufhin Lydia wieder genervt die Augen verdreht. „Jetzt stell dich nicht so an, Raven! Ich dachte wirklich du wärst etwas taffer als das!" weist die Rothaarige mich jetzt augenverdrehend zurecht, wobei sie ihre Worte scheinbar unbedacht wählt. Denn ansonsten hätte sie bestimmt darauf verzichtet mich indirekt als Weichei zu bezeichnen.
„Du willst also das ich das anziehe?" stelle ich ihr deshalb eine provokante Gegenfrage, bevor ich mir sowohl Rock als auch T-Shirt schnappe und mit ihnen in meinem vorübergehenden Zimmer verschwinde. Denn wer mich als Feigling oder Weichei bezeichnet, dem werde ich genau das Gegenteil beweise. Auch wenn ich dafür dieses blöde Outfit anziehen muss.
Scheiß Ego.
Jedoch mache ich in diesem Moment keinen Rückzieher mehr, sondern tausche meine bequemen Alltagsklamotten doch tatsächlich gegen das aufreißende Outfit von Lydia, wobei ich es natürlich mit meinen schwarzen Boots und der schwarzen - geklauten - Lederjacke des getöteten Mannes kombiniere.
Jedoch muss ich dieses Mal auf die Pistole verzichten, weil diese zu sehr unter dem Stoff der enganliegende Kleidung auffallen würde. Stattdessen schnappe ich mir nur mein Messer und verstaue es sichtgeschützt in der Jackentasche.
„Wow das ist eine Veränderung!" staunt Lydia nicht schlecht als ich neu angekleidet in ihr Zimmer zurückkehre. Jedoch bemerke ich ihren kritischen Blick auf meine Schuhe bezogenen, den ich desto trotz gekonnt ignoriere. Denn meine schwarzen Boots werde ich garantiert nicht austauschen. Nicht für eine Millionen Euro und schon gar nicht für sie.
„Also können wir dann jetzt gehen?" frage ich deshalb etwas gereizt bei ihr nach, bevor ich mich - ohne auf ihre Antwort zu warten - umdrehe und stolz aus dem Zimmer stolziere. Dabei kann ich Lydias zufriedene Emotion ganz deutlich riechen - genauso wie ich mir dabei ihr breites Lächeln vorstellen kann. Eine Vorstellung, die mir ein genervtes Augenverdrehen entlockt.
Vielleicht war es doch keine so gut Idee, Lydias Wunsch nach zu geben.
Innerlich seufzend verdränge ich diesen Gedanken, mit dem sicheren Wissen, dass ein jetziger Rückzug meinem Image als Bad Girl schaden würde. Also muss ich den heutigen Tag wohl doch in diesem lächerlich knappen Outfit durchstehen.
Genau in dieser Sekunde ertönt vor dem Haus der Familie Martens ein lautes Hupen, dass unmissverständlich an mich und Lydia gerichtet ist. Das bestätigt mir in diesem Moment auch die rothaarige Banshee, die mit schnellen Schritten an mir vorbei stolziert und dabei sogar noch einen überprüfenden Blick in ihren kleinen Handspiegel wirft.
Diesen packt sie dabei sogar erst wieder in ihre Handtasche, als sie vor der Haustüre anhält und mir einen wartenden Blick zuwirft. Ohne etwas zu sagen, dafür aber mit einem demonstrativen Augenverdrehen, hole ich sie jetzt mit schnellen Schritten ein. Daraufhin öffnet sie Haustüre, sodass ich selbstbewusst an ihr vorbei, aus dem Haus, stolzieren kann.
Draußen landet mein erster Blick auf den blauen Jeep, der in der Einfahrt parkt. Liam Dunbar und Stiles Stilinski stehen beide außerhalb des Autos und haben ihre Blicke sprachlos auf Lydia und mich gerichtet. Dabei steht Liam die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Jedoch ist sein Blick, nichts zu Stilinski's seinem. Denn dieser starrt mich mit großen Augen an, während sein Mund leicht geöffnet ist.
„Wow du siehst...!" findet Liam jetzt einen Teil seines Wortschatzes wieder und lässt seinen Blick fassungslos über meine neue Kleidung schweifen. Scheinbar ist er begeistert von Lydias Umstyling. Genau wie Stiles, der bei meinem Anblick zwar weiterhin sprachlos bleibt, jedoch tollpatschig von der Motorhaube seines Jeeps rutscht. Jedoch reagiert er schnell genug und kann sein Gleichgewicht noch rechtzeitig wiederfinden - auch wenn er dabei lachhaft tollpatschig aussieht.
Jedoch reicht mir diese kleine Reaktion schon aus, um mich noch Selbstbewusster zu fühlen. Selbst in diesem Outfit. Deshalb setze ich jetzt mein breitestes Lächeln auf und frage amüsiert an die beiden Jungen gewandt: „Gefällt euch, was ihr seht?"
Gleichzeitig werfe ich mir die Haare arrogant über die Schulter, bevor ich wie eine Königin auf das Auto zumarschiere. In diesem Moment ignoriere ich sogar Lydia, die für wenige Sekunden hinter mir zurück bleibt, und deren zufriedenes Lächeln ich in meinem Rücken spüren kann.
Vielleicht werden wir doch noch miteinander auskommen.
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