14. The Pack #andasuprisingoffer

„Raven?!"

Der überraschte Ausruf kommt von fast allen Jugendlichen zur selben Zeit und augenverdrehend lasse ich meinen Blick kurz über die anwesenden Personen gleiten.

Hayden, Liam, Mason, Corey, Lydia, Stiles, Malia.

Sie sind alle da. Mit dabei sogar Isaac Lahey, der in diesem Moment lässig an der Wand lehnt und mich mit hochgezogenen Augenbrauen ausgehend mustert. Scheinbar hat er erst jetzt für ein detailliertes 'Abchecken' Zeit, nachdem ich ihn und Derek gestern im Loft dermaßen überrascht habe.

„Hey!" begrüße ich jetzt möglichst freundlich das Rudel, anstatt sarkastisch auf ihr einheitliches 'Raven' zu antwortet. Gleichzeitig trete ich jetzt vollständig in den Raum ein, während McCall erst in diesem Moment neben mich tritt. Dadurch legen sich alle Blicke fraglich auf ihn, während alle auf eine Erklärung warten, die McCall ihnen natürlich sofort gibt.

„Sie hat sich bereit erklärt zu bleiben!"

Neugierig beobachte ich jede einzelne Reaktion aus dem Rudel, wobei bei fast allen die Überraschung, aber auch die Erleichterung, überwiegt. Nur bei Hayden kann ich Eifersucht und Wut riechen, sowie an ihrer angespannten Körperhaltung sehen.

Jedoch scheint die Sektenversammlung in diesem Moment - größtenteils - nicht nur aus Spaß gedacht zu sein. Wahrscheinlich haben sie sogar gerade besprochen, was sie jetzt tun werden – nachdem sie falsche Rückschlüsse gezogen – und meine Abreise erwartet haben. Doch gerade als ich  McCalls Erklärung ergänzen möchte, tritt Mason hervor und schenkt mir ein breites Lächeln. „Na dann Willkommen zurück!" begrüßt er mich anschließend und kommt auf mich zu. Dann tut er etwas Unerwartetes: er umarmt mich.

Kurz halte ich irritiert inne und versuche herauszufinden, was ich bestenfalls jetzt tun sollte. Denn innerlich möchte ich ihn von mir stoßen, während ich äußerlich unter McCalls Blick wie erstarrt bin. Doch noch bevor ich eine Entscheidung treffen kam - also nur nach wenigen Sekunden - hat sich Mason bereits schon wieder von mir gelöst.

Im selben Moment hebt Corey etwas schüchterner die Hand und sagt ebenfalls freundlich in meine Richtung gewandt: „Hey Raven!"

Dabei schenkt er mir ein unschuldiges, jedoch auch nervöses, Lächeln, welches ich mir zu erwidern verbiete. Anschließend richte ich meinen Blick zurück auf den Rest des Rudels, dass in keiner Weise so freundlich aussieht wie Corey und Mason – nicht das mir das etwas ausmachen würde. Immerhin kann ich außer Corey, Mason, Liam und McCall eh' niemanden von den Jugendlichen sonderlich gut leiden. Von dem her sind die abwartend-kritischen Blicke der anderen durchaus okay.

„Und warum genau hat sie sich jetzt doch zum Bleiben entschieden?" meldet sich jetzt auch Malia zu Wort, die mich bei ihrem Satz abschätzig mustert. Automatisch möchte ich ihr daraufhin eine fiese Antwort entgegenschleudern. Jedoch kann ich McCalls Bitte-Tue-Es-Nicht-Blick aus dem Augenwinkel sehen, weshalb ich mir verkneifend auf die Lippen beiße und nichts darauf erwidere.

Denn wenn McCall schon bereit ist mir - sogar nach meinem unkontrollierten Blutrausch - zu helfen, sollte ich wenigstens versuchen nach ein paar seiner Regeln zu spielen.

„Sie möchte unsere Hilfe!" antwortet Stiles jetzt auf die Frage seiner Freundin, auch wenn die beiden in diesem Moment ziemlich weit voneinander entfernt sitzen. Stattdessen hat sich Lydia zu Stiles gesellt, während Miss. Außerkontrolle Vorliebe mit Hayden und Liam nehmen muss, die fast schon aufeinander sitzen.

Die Arme.

„Bei was?" stellt Hayden jetzt kritisch die Frage und leicht überrascht ziehe ich meine Augenbrauen nach oben. Eigentlich hatte ich erwartet, das McCall und Stilinski ihren kleinen Freunden bereits brühwarm von meinem kleinen Problem erzählt haben. Scheinbar ist das jedoch nicht der Fall. Trotzdem werfe ich McCall einen fraglichen Blick zu, den er in diesem Moment jedoch entweder nicht bemerkt oder eiskalt ignoriert.

Stattdessen sagt er mit bestimmter Stimme: „Das sollte sie euch wohl lieber selbst erzählen!"

Durch seine auffordernden Worte gleitet mein Blick sofort wieder zu ihm zurück, wobei er meinen Blick in diesem Moment sogar erwidert. Gleichzeitig kann ich sehen, wie sich seine Lippen leicht bewegen und er lautlos in meine Richtung sagt 'Los'. Genervt verdrehe ich die Augen, bevor ich mir ein breites Lächeln aufzwinge.

Scheinbar werde jetzt schlussendlich doch noch diejenige sein, die die Geschichte erzählt. Schon wieder - nebenbei bemerkt.

„Also schallt euch an, Langweiler. Denn jetzt kommt die Drehbuchgeschichte des Jahres!" verkünde ich jetzt trotzdem in einem theatralischen Weg und schenke allen ein böses Lächeln, bevor ich ohne großes Zögern mit der Geschichte beginne: „Wie ihr sicher alle wisst, habe ich mein Vater bei dem Kampf vor vier Monaten umgebracht!" 

Gleichzeitig werfe ich einen überprüfenden Blick durch den Raum, um mich in meiner Aussage bekräftigt zu fühlen. Dabei bemerke ich jedoch die teils überraschten, teils fassungslosen Blicke.

Oh.
Scheinbar wussten sie doch nicht alle davon.

Vor allem Lydia, Malia und Isaac wirken überrascht. Obwohl die zuletzt genannte Person ja eigentlich gar nichts über die ganze Geschichte wissen dürfte. Immerhin war er nicht nur nicht dabei, als ich und das McCall Rudel gegen meinen Vater gekämpft haben, nein, er war zu dieser Zeit sogar mit einem Werwolfjäger französischen Käse essen.

Wahrscheinlich ist er auch erst seit kürzester Zeit wieder zurück in Beacon Hills. Ansonsten wäre er bestimmt auf einem besseren Wissenstand, was meine Identität angeht.

„Okay. Also für die, die noch nichts davon wussten: ich habe meinen Vater bei dem Kampf vor vier Monaten eigenhändig getötet," erkläre ich jetzt beherzigt mit einem Augenrollen, bevor ich weiterspreche: „Aber bevor ich ihn töten konnte, hat er mir dieses wunderschöne Hautmal eingebrannt!" Bei meinen erklärenden Worten ziehe ich meinen linken Ärmel ein Stück weit nach oben, sodass das leicht rötliche Mal zum Vorschein kommt.

„Krass!" lautet das murmelnde Kommentar von Isaac, weshalb ich ihm einen kurzen Blick zuwerfe. Er steht noch immer locker an der Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und würde er jetzt noch eine Sonnenbrille tragen, wäre das Bild wohl perfekt. So hingegen sieht er jedoch nur aus wie ein Möchtegern-Teenager mit gespielt männlichen Frisur. Jedoch lassen sich die kleinen Löckchen nicht verstecken.

„Sonst noch irgendwelche hilfreichen Kommentare?" frage ich jetzt laut an die Gruppe gewandt, während ich Isaac bei meinen Worten einen langen Ja-Ich-Meine-Dich-Blick zuwerfe. Er jedoch erwidert den Blick standhaft und so unschuldig wie ein kleines Kätzchen. Scheinbar ist er solche Kommentare bereits gewöhnt.

„Und was ist jetzt daran so besonders?" murmelt Lydia jetzt fast schon desinteressiert und mustert ihre lackierten Fingernägel.

„Oh nichts. Es bringt mich nur dazu wahllos Leute  zu ermorden!" antworte ich jetzt wahrheitsgemäß auf ihre dämliche Frage, während ich bei meinem Satz auch noch locker mit den Schultern zucke. Immerhin ist das für mich kein großes Problem, nur für Matty und Lewis - für die ich diese Sache ja auch gerade versuche durchzuziehen.

„Bitte was?!" ruft Hayden jetzt geschockt aus und ich kann sehen, wie sie einen Millimeter vor mir zurückweicht. Dabei habe ich in dieser Sekunde keinen einzigen Muskel bewegt. Jedoch scheinen schon allein meine Worte alle ihre Alarmglocken schellen, was mir zeigt, dass sie sich noch sehr wohl an meine Taten erinnert und auch dementsprechend Respekt vor mir hat - etwas, was meine Meinung über sie leicht verbessert.

„Erklärung bitte!" wirft Isaac jetzt locker ein und zieht somit die Aufmerksamkeit von allen auf sich. Immerhin ist er der erste, der seine Gedanken sortieren konnte und zur Abwechslung mal eine sinnvolle Frage stellen kann.

„Das Mal macht mich auf eine komische Weise aggressiv. Es lässt mich bei der kleinsten Welle von Wut ausrasten, solange ich nicht dagegen ankämpfe. Es bringt...nein...es zwingt mich dazu die Leute anzugreifen. Sie zu töten. Umso gewalttätiger, umso besser. Es ist ein überwältigendes Gefühl. Aber auf eine Art und Weise, die ich keinem wünsche!"

In dieser Sekunde höre ich Mason scharf die Luft einziehen und mich entschuldigend anschauen. Kurz darauf scheinen auch die anderen Mitglieder des Rudels meine Worte verstanden zu haben und auf fast jedem Gesicht macht sich derselbe Ausdruck breit: Mitleid.

Oh wie ich es hasse.

„Jetzt stellt euch nicht so an! Ich kann problemlos damit fertig werden!" weise ich das Rudel jetzt grob zurecht, während ich genervt meine Augen verdrehe und die Arme vor meiner Brust verschränke. Es war wirklich eine scheiß' Idee McCall um Hilfe zu fragen. Denn in diesem Moment erwidert keiner der Jugendlichen etwas auf meinen unfreundlichen Satz. Dabei bin ich mir fast sicher, dass sie nicht aus Angst vor mir und den Mal schweigen, sondern weil sie hinter meinen Worten eine Lüge vermuten.

Hinter denen wahrscheinlich auch eine steckt. Auch wenn ich es wohl nie laut zugeben würde.

„Die Frage ist jetzt erstmal wo du die nächste Zeit schlafen wirst. Die restlichen Details können wir sonst auch noch morgen klären!" wendet Scott jetzt sofort schlichtend ein und verhindert somit schon im Voraus, dass einer seiner Freunde damit anfangen kann, mich genauer über das Mal auszufragen. Etwas, was in wenigen Sekunden bestimmt passiert wäre - zumindest ihren neugierigen Blicken zu urteilen.

„Ich dachte ich schlafe hier?!" erwidere ich daraufhin mit einem Ist-Das-Etwa-Noch-Nicht-Klar-Blick und mache dabei eine demonstrative Handbewegung durch McCalls Zimmer. Immerhin war er nicht nur derjenige, der mich darum gebeten hatte für Sheriff Stilinski in der Stadt zu bleiben, sondern war auch er derjenige gewesen, der mir bereits bei meinem letzten Besuch Unterkunft gewährt hatte.

Wo liegt denn dann jetzt das Problem?

„Meine Mutter weigert sich dich hier noch einmal schlafen zu lassen...zu mindestens jetzt, nachdem sie das mit den beiden Männern erfahren hat...außerdem wird Isaac ein paar Tage hier wohnen und für zwei Personen haben sie kaum Platz!" setzt McCall jetzt zu einer Erklärung an, während ich Isaac erst einen anschuldigend Blick zuwerfe und McCall anschließend unbeeindruckt mustere. „Und das mit den beiden Männern ist ein Problem weil?" „Weil du sie umgebracht hast!" beteiligt dich jetzt auch wieder Stilinski mit am Gespräch, während der Rest des Rudels schweigt.

Scheinbar wissen Sie über diesen Punkt ja bereits Bescheid. Etwas, was mich so langsam an McCalls Prioritäten zweifeln lässt.

„Ich habe euch doch schon erklärt, dass das Mal daran Schuld war!" wende ich jetzt verteidigend ein, wobei ich gleichzeitig genervt die Augen verdrehe. Als wäre es das erste Mal gewesen, dass ich jemanden vor dem McCall Rudel getötet habe.

„Ja und genau deshalb. Das Mal macht dich noch gefährlich als du eh' schon bist!" wirft jetzt auch Hayden ein, wobei sie mir ihre Worte zur Abwechslung mal ohne Wut oder Arroganz entgegenwirft. In dieser Sekunde scheint sie einfach nur mal ehrlich zu sein - ohne mich provozieren zu wollen.

„Danke!" sage ich jetzt überrascht in ihre Richtung, bevor ich meinen Blick zurück auf das Rudel richte, um die eigentliche Diskussion weiter zu führen. Jedoch starren mich alle halb verwundert, halb verstört an. Scheinbar sehen sie ein 'du bist gefährlicher als zuvor' nicht als ein Kompliment. Dabei sind solche Worte doch genau das, was ein Bösewicht hören möchte.

Und mit Blick auf das McCall - Helden - Rudel, scheine ich sehr wohl der Bösewicht in der Geschichte zu sein.

Kopfschüttelnd wende ich mich jetzt wieder der eigentlichen Frage zu und werfe deshalb einen fraglichen Blick durch die Runde. Jedoch sehe nur ich peinlich berührte Gesichter.

Gesichter, die um jeden Preis den Blickkontakt mit mir vermeiden, um kein unausweichliches 'Hey könnte ich vielleicht bei dir wohnen' oder in meinem Fall ein unfreundlicheres 'Ich schlafe in den nächsten Tagen bei dir' zu hören. Wie es scheint habe ich alle mit meiner Erklärung über das Mal, und die damit verbundene Mordlust, abgeschreckt. Sogar Liam, der mir ja erst gestern angeboten hatte, bei ihm zeitbedingt zu wohnen.

Aber auch er gehört jetzt zu den motivierten Blick-Vermeidern.

„Eure Ernst? Keiner von euch Affen traut sich Hotel zu spielen?" frage ich deshalb genervt in die Runde und verschränke gereizt meine Arme vor der Brust. Gleichzeitig ziehe ich meine Augenbrauen fraglich nach oben, während ich meinen abwartenden Blick über das gesamte Rudel schweifen lasse.

"Sie kann für ein paar Tage bei mir bleiben!" meldet sich nach wenigen Sekunde plötzlich jemand zu Wort, von dem ich ein solches Angebot wohl mit als Letztes vermutet hätte.

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Heute mal ein etwas längeres Kapitel, das ich an alle meine Leser widme. Ihr seid wirklich die besten und bringt mich mit euren lieben Kommentaren immer zum Grinsen und Lachen. Danke dafür - so viel Spaß am Schreiben hatte ich gefühlt noch wie.

Übrigens: Wer macht Raven das Angebot? Was denkt ihr? Würde mich über wilde Verschwörungstheorien freuen 😂😉

Lg CoolerBenutzername
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