So Sorry
"Ich kann ihm immer noch nicht vertrauen." murmelte mein Bruder und besah Wonho, der wenige Meter vor uns lief mit einem kritischem Blick.
"Du musst aber." machte ich ihm klar und schlang die Arme um mich.
Changkyun lachte auf, war noch immer nicht begeistert von Wonho, der uns vor gut zwei Wochen den hintern gerettet hatte, als man die Lichtung überfallen hatten, auf die mein Bruder und ich gebracht wurden um dem schäbigen Leben was wir davor hatten, den Rücken zu kehren.
"Wir leben jetzt seit zwei Wochen in der Hauptstadt, er hat uns noch nicht einmal verraten, wieso sollte er auch." führte ich ihm vor Augen und sah ihn vorwurfsvoll an.
Er seufzte und mir war klar, dass Vertrauen zu dem vor uns nicht sein einziges Problem war.
Auch störte es ihm an Wonho, dass er mich mochte, also wirklich mochte.
Außerdem wurde sein Mitbewohner gefangen genommen und uns allen war ungewiss wie es Jooheon, so wie Hyungwon und Minhyunk erging.
Ich hoffte gut, aber sicher war ich mir da definitiv nicht.
Ailee hinter uns scheuchte die Kinder, die mir mit auf die Flucht nehmen konnten an uns vorbei und besah meinen Bruder und mich mit einem gestelltem Lächeln.
Sie achtete fest darauf einen Abstand zu Changkyun zu wahren.
Eine Angewohnheit, die ihre schreckliche Vergangenheit mit sich gebracht hatte.
Sie hatte keine all zu guten Erfahrungen mit einem Wächter gehabt und nahm seitdem zu jedem männlichen Wesen Abstand.
Eine Ausnahme waren da Hyungwon und Minhyuk.
Bevor die beiden von der Armee mit genommen wurden waren sie zusammen, jetzt auch noch, aber sowas wie gleichgeschlechtliche Paare wollte man in der heutigen Gesellschaft nicht und die beiden waren auf der Lichtung, auf der wir gelebt haben, die einzigen die sich so offen präsentierten und sich nicht dafür geschämt hatten.
Vor einem zerfallen wirkendem Haus hielten wir.
Seit einer Woche war dies unsere Unterkunft, die Wonho uns über seine Beziehungen in der Hauptstadt besorgen konnte.
Er selber war der Sohn des Präsidenten dieser Region und verschwand, als er herausfand, wie man außerhalb der reichen Städte lebte.
Außerdem wusste er, bevor er mich wirklich kennengelernt hatte, wer ich war, da er meine Akte bei seinem Vater gesehen hatte und mich gesucht hatte.
Seit der mir das erzählt hatte, hatte ich nur das nötigste mit ihm geredet, kam aber nicht daran vorbei mir zu sagen, dass es mir weh tat abstand zu dem zu halten, der mir am nächsten auf der Lichtung stand, nach meinem Bruder.
Changkyun hatte Wonhos Gesicht vor unserem Leben auf der Lichtung einmal gesehen und wusste von Anfang an, dass mit ihm etwas nicht stimmen konnte.
Wonho zog einen Schlüsselbund hervor und schloss die Tür auf. Er ließ Ailee und mich mit den Kindern vor und achtete selber auf einen Abstand bei Ailee.
Er hatte es sich dazu noch mehr mit ihr verscherzt, da er vor langer Zeit mit ihr zusammen bei einer Übungsstunde kämpfte und nicht wusste was mit ihr passiert war.
So kam es, dass die beiden den dopptelten Abstand wahrten, als Ailee ihn normal bei anderen Männern hielt.
Keiner verübelte es ihr.
Immerhin redete sie mit Männern ohne Probleme, hatte aber Angst sich ihnen zu nähern.
Als ich an Wonho vorbei ging, konnte ich seinen Blick auf mich förmlich greifen.
Seit zwei Wochen sah er mich so an, seit zwei Wochen hatten wir kaum geredet und ich wusste nicht wie lange ich ihm noch böse sein konnte.
Denn eigentlich hatte er ja nichts getan und für seine Abstammung konnte er auch rein gar nichts.
Man konnte sich nicht aussuchen in was für eine Familie man geboren wurde.
Ich konnte mir nicht aussuchen, dass ich in einer der ärmsten Gegenden in dieser Region geboren wurde und Wonho nicht, dass er der Sohn des Präsidenten hier war, was uns alle dazu zwang uns zwischen einem Wirr aus kaum begangenen Straßen zu bewegen, da Wonhos Gesicht hier jedem bekannt war.
"Ailee, bringst du die kleinen ins Bett?" fragte Changkyun.
Eilig nickte sie und stolzierte mit den kleinen die baufällige Treppe nach oben in das Kinderzimmer, wenn man es so nennen konnte.
Auf dem Boden lagen ein paar durchgelegene Matten und alte Bettlacken mussten als einfache Decken hinhalten.
Mein Bruder verzog sich in das rostige Badezimmer und ließ mich mit Wonho allein.
Unbehaglich spielte ich an meinem Zopf herum und zog den Haargummi heraus, während Wonho durch die Stube tiegerte und sich schließlich auf einen der halb zerfallenen Sessel setzte.
"Raiee?" sprach er mich direkt mit meinem Namen an.
Und ich tat auch noch den Fehler und sah ihm in die Augen.
"Dein Bruder traut mir immer noch nicht über den Weg oder?" fragte er mit seiner weichen Stimme und seufzte.
Ich nickte.
"Was erwartest du, wenn du in dieser Stadt in mitten von Reichtum geboren wurdest." murmelte ich und konnte seinem Blick nicht mehr ausweichen.
Wonhos Augen fesselten einen auf Anhieb.
Vorallem jetzt wo sie nicht munter leuchteten, sie wie ich sie kennengelernt hatte, sondern trüb, fast schon leer waren.
"Aber ich habe die Lichtung nicht verraten. Ich habe dir erzählt, wieso ich geflohen bin." ließ er mich wissen.
Wegen mir war er geflohen.
Nur weil er ein Bild von mir vor Augen hatte, wollte er mich suchen.
"Raiee, bitte. Ich will den Abstand zwischen uns nicht mehr. Ich will, das wir wieder das werden, was wir waren bevor uns der Himmel über den Kopf zusammen gebrochen ist."
Er stand auf und ging langsam auf mich zu.
Als er vor mir stand, legte er mir einen Arm auf die Schulter, ließ aber zwischen uns noch genügend Abstand, dass ich mir von ihm nicht bedrängt vor kam.
Ich stellte mir die Frage was wir waren, bevor die Armee der Wächter über uns hergefallen ist, bevor er mir erzählt hatte wer er war und woher er kam.
Eigentlich dachte ich, dass wir Freunde waren, bis er mich geküsst hatte.
Er hatte innerhalb kurzer Zeit meine ganze Gefühlswelt auf den Kopf gestellt und das machte mir angst und faszinierte mich dennoch zu gleich, obwohl ich die letzten Wochen nicht viel mit ihm zu tun hatte.
Dennoch war da immer dieses kribbeln, wenn er doch näher neben mir lief, oder mich etwas einfaches fragte.
"Ich kann damit leben, dass Changkyun mir nicht vertraut, aber ich kann nicht damit leben, wenn du mir nicht vertraust. Denn du hast mein vollstes vertrauen, Raiee, sonst hätte ich dir all dies niemals erzählt.
Wenn ich könnte, ich würde die Zeit zurückdrehen und den Anschlag verhindern, aber ich kann nicht durch die Zeit springen.
Ich würde verhindern, dass wir flüchten mussten und nun hier leben.
Dass wir alle der Gefahr ausgeliefert sind, gefasst zu werden.
Mir ist klar, dass diese Worte nicht all das heilen können, was in dir vorgeht, aber dennoch möchte ich, dass du weißt, dass mir das alles unglaublich Leid tut.
Raiee, es tut mir Leid."
Mit jedem seiner Worte wurde er leiser und verlor seine übliche Selbstsicherheit.
"Du kannst für nichts davon was. Genausowenig wie alle anderen hier.
Wir können uns nicht aussuchen, in was für einem Stand wir geboren wurden.
Aber du hast immer so getan, als würdest du verstehen, wissen wie es mir oder den anderen im Schlamm und in der Armut ergangen ist, dabei hattest du all dies nichtmal selber erfahren, hast alles nur geheuchelt und das tut weh.
Nicht das du der Sohn vom Präsidenten bist, oder Changkyun der festen Meinung ist, dass du die Lichtung verraten hast, sondern das du gelogen hast.
Meine Eltern haben mich immer so erzogen nie zu lügen.
In meinem Leben bin ich auch noch nie auf eine so große Lüge gestoßen."
Teilte ich ihm nach zwei Wochen meine Gedanken mit.
"Ich hätte von anfang an ehrlich zu dir sein sollen, ich weiß. Aber ich konnte nicht.
Ich hatte solange nach dir gesucht und wollte es mir nicht mit dir versauen.
Ich war egoistisch und wollte nur das Mädchen mit diesem schrecklichen Schicksal ihrer Eltern kennenlernen und habe mich dabei in es verliebt.
Und es tut mir weh zu sehen, dass du wegen mir so leidest, weil ich so dumm war und nicht den Mund aufgemacht habe." rechtfertigte er.
Verliebt.
Bei dem Wort huschte mir ein Schauder über den Rücken, als würde mir heiß und kalt zugleich werden.
Wonho machte einen Schritt auf mich zu, seine warme Hand noch immer auf meiner Schulter.
"Ich weiß ich habe mist gebaut. Und ich weiß du hast größere sorgen, als dich mit mir zu plagen, aber neben der Tatsache, dass Hyungwon, Jooheon und Minhyuk gefangen genommen wurden und wir hier auf der Flucht leben, bist du eines meiner größten Probleme, die mich nachts wachhalten, weil ich nicht weiß, was ich noch machen kann, damit ich mich wieder gut mit dir stellen kann.
Du bist mir wichtig, Raiee, und ich will das du das immer weißt.
Deshalb hab ich für mich entschieden, dass du so lange auf Abstand gehen kannst, wie es okay für dich ist.
Ich weiß ja nichtmal von dir, ob du genauso für mich fühlst, wie ich für dich."
Ob ich in Wonho verliebt war, da war ich mir selber nicht so sicher.
Ailee zog mich öfters damit auf, wenn wir mit den Kindern auf eine der großen Wiesen hier in der Nähe zum spielen gingen.
Am Stadtrand gab es nicht zu viele Menschen und das Haus in dem wir lebten war noch aus der Time of Dreams, der Zeit vor dem Krieg, der die ganze Welt mit sich in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Meine Wand brach.
Der Abstand den ich halten wollte, lief davon.
Ich wollte mich nicht mehr von Wonho fernhalten, auch wenn ich innerlich noch immer ein wenig sauer auf ihn war.
Er war der erste in meinem Leben, der mir nach meinen Eltern und meinem Bruder nahe stand und der mich so oft wie noch keiner zum Lachen gebracht hatte.
Er hatte, so konnte man es sagen, durch seine Vorlaute und muntere Art, die Sonne in mein Leben geholt, welche ich nun nicht mehr missen wollte.
Ich wusste nicht ob es der Teil in mir war, der Wonho bereits Teils verzogen hatte, oder ob es der Teil in mir war, der ihn mit ganzen Herzen mochte, der mich dazu brachte, das ich meinen Kopf auf seine Schulter legte.
Mit einem Mal kam all das, was sich in den letzten beiden Wochen in mir angestaut hatte in Form von Tränen aus mir heraus.
Ich hatte eine unglaubliche Angst gefasst zu werden, so wie auch Angst für die anderen, auch wollte ich Hyungwon und die anderen beiden wieder sehen, oder zumindest wissen wie es ihnen ging.
Auf der Lichtung hatte ich gesehen, wie die Wächter unmenschlich mit den Leuten dort umgingen, wie Tiere scheuchten sie sie umher und die die sich wehrten, wurden geschlagen, oder schlimmeres.
Immer wieder lief in meinem Kopf ab, was gewesen wäre, wenn sie meinem Bruder das angetan hätten, er hatte auch nicht grade ein Blatt vor dem Mund, oder Wonho.
Wäre ich mit Ailee allein geflüchtet wüsste ich nicht, ob wir nun überhaupt noch frei wären.
Hätte Wonho uns nicht in die Tunnel geführt, wären wir, wie Hyungwon vor unseren Augen, auch gefangen genommen worden.
Vielleicht hätten uns die Wächter auch erschossen, so wie sie es eigentlich wollten, bevor Jooheon uns gerettet hatte und ebenfalls abgeführt wurde.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn Wonho mir gar nicht erst begegnet wäre und ich noch immer mit meinem Bruder in diesem kleinen Dorf in unserer Heimat leben würden.
.......
Und endlich geht es seit einer gefühlten Ewigkeit weiter mit Wonho und Raiee
Ich hoffe der Teil wird gut ankommen und das ihr viel Spaß beim Lesen haben werdet
Eure Dreamtaels
😘😘😘😘
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