Let's Take The Way

"Weiß jemand von euch, wie ein GPS-Tracker funktioniert?" fragte Youngjae an Wonho, Changkyun, Ailee und mich gerichtet, als wir wenige Tage später aufbruchsbereit meinen Eltern zu begegnen wieder in diesem Keller standen.
Ailee nickte.
"Meistens ist auf ihnen eine verschlüsselte GPS-Koordinate, man drückt auf Route und dann wird einem der Weg angezeigt." erklärte sie eilig.
Youngjae nickte und wippte den kleinen Apperat in seiner Hand, bevor er ihn zu Ailee warf, die ihn fing und anstellte.
"Die Prophets haben sich mit unserem aufgestelltem Netzwerk verbunden, und ihre Daten da hoch geladen.
Nur jemand von euch darf die Strecke starten und Wonho müssen die Augen verbunden werden.
Er darf nichts sehen.
Sie wissen wo wir sind und werden euch auf dem Weg beobachten." brachte sich Hyeeun ein.
Von Wonhos Leuten waren heute nur drei hier.
Seine beiden Schwestern und Youngjae.
Daerin hatte ein Auge auf die Kinder geworfen und beschäftigte sie eben mit irgendeinem Spiel, bei denen sie Tiere nachstellen mussten.
"Wir werden den ganzen Weg über beobachtet? Können die denn dann nicht gleich jemanden schicken, der uns hinbringt?" harkte mein Bruder nach.
"Das sind unsere Eltern, die können das doch nicht wirklich von uns verlangen." beschwerrte er sich weiter.

Ich seufzte.
Ob das noch meine Eltern waren wusste ich nicht, aber laut den Bildern sahen sie noch genauso aus wie Eomma und Appa, die angeblich gestorben waren.
Heute würde sich zeigen, ob wir ihnen noch etwas wert waren, oder ob sie uns schon lange vergessen haben und nicht mehr auf dem Schirm hatten, dass sie ja mal zwei Kinder in die Welt gesetzt haben, die sich mit dem Tot ihrer Eltern schwertaten.

"Wir könnten sie austricksen, Changkyun." wandte Wonho sich an ihn.
Innerlich zuckte ich zusammen.
Seit er mich hinter der alten Halle, in der wir untergekommen waren, geküsst hatte, war es wieder komisch zwischen uns geworden.
Es war nicht so, dass ich in nicht mit ihm reden wollte, es war mehr so, dass ich mich komisch in seiner nähe fühlte, weil ich noch immer nicht wusste, was ich fühlen sollte ihm gegenüber.
Er meinte immer wieder, dass er mich verstehen würde, aber langsam fing er an die Gedult zu verlieren.
Ich musste mir langsam sicher werden, es brachte mir nichts ihm falsche Hoffnungen zu machen und ihn dann im regen stehen zu lassen.
Dann hätte ich nichts gekonnt und am Ende einen guten Freund verloren, der mir viel bedeutete.
"Sie wollen nur auf Nummer sicher gehen, dass wir sie nicht verraten." sprach Wonho weiter.
Mein Bruder nickte, schien zu verstehen, aber war nicht wirklich zufrieden mit dem Gedanken, dass wir keinen Abholservice bekamen.
Mich störte es nicht.
Lieber lief ich, als mit jemand fremden in einem Wagen zu sitzen und nahezu durchzudrehen.
Außerdem würde es dann mit Ailee problematisch werden, die sich sicherlich nicht in ein Auto quetschen würde, sondern sich lieber den Fußweg antat.

"Ihr solltet langsam los. Sie meinten, dass ihr gegen zwei da sein solltet und ich habe ebenfalls keinen Plan, wo ihr hin sollt."
Hyeeun reichte mir die Augenbinde und ich machte mich daran Wonho die Sicht zu nehmen.
Changkyun konnte es sich dabei nicht nehmen lassen, dass er sich direkt vor Wonho stellte und mit der Faust ausholte, um kurz vor seiner Nase zu stoppen.
Wonho lachte.
"Ich sehe zwar nichts, aber ich habe den Luftzug gespürt, der von deiner Faust ausging, die knapp vor meinem Nasenbein schlägt." ertappte er meinen Bruder, der leise fluchte, aber dennoch lachte.
Ailee traute sich ein Stück näher an den Wonho mit schwarzer Sicht und fuchtelte vor ihm mit dem Mittelfinger herum.
"Wie viele Finger zeige ich?" fragte sie und ging schnell wieder auf einen weiteren Abstand, als Wonho die Hand ausstreckte.
"Ich schätze mal fünf?" fragte er.
"Es war nur einer, Brüderchen." lachte Hyeeun amüsiert.
"Okay, er sieht echt nichts." stellte ich fest und ertappte meinen Bruder dabei, wie er hinter zu Daerin und den Kindern sah und tatsächlich ein seichtes Lächeln auf den Lippen hatte, als er sie mit den kleinen um sich beobachtete.
Mir machte er es zum Vorwurf mich mit einem Städter gut zu verstehen und er selber beobachtete selber eine und das nicht wirklich unauffällig.
Da musste ich wohl nochmal ein paar klare Töne mit Changkyun besprechen.

"Laut dem Tracker müssten wir fast da sein." stellte Ailee gute anderthalb Stunden später fest, als wir nach den Daten, die auf das Gerät gesendet wurden, durch die Stadt liefen.
Wonho musste ich dabei die ganze Zeit an der Hand neben mir her ziehen, damit er nicht ausversehentlich gegen eine Lampe oder einen der Leute um uns lief.
Die Blicke die er bekam, waren göttlich, aber immerhin konne man ihn so auch nicht erkennen.
Eine altere Frau an einer der Ampeln an denen wir halten mussten, meinte nur amüsiert, dass es tatsächlich noch junge Leute gab, die anscheinend noch irgendwelchen alten Spielen aus der Nachkriegszeit nachgingen.
Wir belächelten das nur ein bisschen dümmlich.
Wenn die wüsste, dass wir auf dem Weg zu Rebellen ware, wäre die arme an einem Herzinfarkt sofort umgefallen und liegen geblieben.
"Was heißt fast da? Nochmal anderthalb Stunden laufen?" grummelte Changkyun vor mir.
Ailee seufzte neben mir.
"Das heißt, dass sich das Gebäude genau auf der anderen Straßenseite befindet. Laut der Strecke müsste es der dunkle Tower sein."
Mein Bruder hielt die Klappe.
"Sind wir überhaupt noch in der Stadt?" Wollte Wonho neben mir wissen.
"Jap wir sind noch in mitten von fahrenden Autos, hohen Gebäuden und vielen Menschen." bestätigte mein Bruder und schien AIiees Worten keinem glauben zu schenken.
"Die können sich unmöglich mitten in der Stadt aufhalten, das ist wahnsinnig." stieß Wonho mit einem Kopfschütteln aus.
"Sei deinen Freunden nah und deinen Feinden noch näher." murmelte Ailee.

Wir hielten an der, laut Ailee, letzten Ampel und mit großen und neugierigen Augen betrachtete ich das dunkle Gebäude von dem Ailee eben geredet hatte.
Da sollten sich also meine Eltern drin befinden?
Langsam stieg die nervosität in mir an und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich tatsächlich Changkyuns und meinen Eltern gegenübertreten wollte.
Sie hatten sich über die letzten beiden Jahre mehr als nur verändert und ich hatte angst, dass sie uns vielleicht gar nicht mehr akzeptieren würden.
Was ich mir von dem heutigen Treffen erhoffte, wusste ich nicht, aber bis jetzt hatte ich ein mulmiges Gefühl, das irgendetwas nach hinten gehen könnte oder mein Bruder uns ärger Einhandelte, in dem er den Mund zu weit aufriss, was für ihn schon lange nichts neues mehr war.

Wonho drückte meine Hand, als hätte er meine Gedanken gelesen.
"Es wird schon gut gehen, Raiee, da bin ich mir sicher." versicherte er mir zuversichtlich.
Ich lachte auf. "Sagt der, bei dem extra Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden mussten." merkte ich an.
Er zuckte mit den Schultern. "Dann ist es halt so, aber wenn du mit angst schon darein gehst, wird es nicht besser, glaub mir," machte Wonho mir klar und drückte meine Hand erneut.
"Eure Eltern werden euch sicherlich nicht gleich einen Waffenlauf an den Kopf halten und wenn, dann müssen sie echt eine Schraube locker haben oder überaus paranoid sein." scherzte er.
Changkyun sah ihn darauf hin nicht grade begeistert an, während ich leise lachte.
"Red nochmal so über unsere Eltern, und ich schubs dich auf die Straße." drohte er Wonho an, als im selben Moment die Ampel auf Grün umschaltete und wir vier über die Straße hasteten, wobei ich aufpassen musste, das Wonho über nichts stolperte und somit zurück bleiben würde.

"Noch zehn Meter nach rechts und dann in den Tower da." Ailee deutete erneut auf den schwarzen Tower unmittelbar in unserer Nähe, bevor sie vor lief und wir ihr über den Fußweg folgten.
Mit jedem Schritt wurde ich nervöser und aufgeregter, so wie ängstlicher.
Ich würde meine Eltern wiedersehen, die nie gestorben sind, die gegangen sind, um sich Rebellen anzuschließen, um der Kopf der Prophets zu werden und um unruhe zu stiften.
Meine Eltern waren in der Lage gefährlich zu werden und das war mir bewusst, nur hoffte ich das sie zumindest vor mir und Changkyun versuchen würden die zu sein, die sie damals uns gegenüber waren.
Fürsorgliche und wirklich gute Eltern, die sich jedes Kind gewünscht hätte.

Die automatischen Türen vor uns gingen auf und langsam schritten wir in das Gebäude mit der Schimmernden Schwarzen Fassade und den unzähligen Fenstern und fanden uns in einem überausmodernen Empfangsbereich wieder, in dem sich eine ganze Menge Menschen in unterschiedlichsten Altersspannen befanden.
Kinder saßen in einer kleinen Spielecke. Jugendliche in unserem Alter hoben die Köpfe, als wir eintraten, senkten sie aber wieder und wendeten sich den Tablets oder Büchern in ihren Händen wieder zu, oder sie redeten weiter miteinander.
Erwachsene saßen beisammen und unterhielten sich, doch keiner von ihnen sah unseren Eltern gleich.

Einer der Jugendlichen legte das Buch in seiner Hand weg und stand elegant auf.
Schnell stellte ich fest, dass er nicht von hier stammen konnte.
Er hatte andere Augen, schärfere Gesichstzüge und eine Ausstrahlung die nicht der dieses Landes gleich kam.
Zielsicher lief er auf uns vier zu.
Seine dunklen und längeren Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, die Kleidung die er Trug war so schwarz wie seine Haare.
Auf seinen Armen zierten sich zahlreiche Tättowierungen entlang.
Mein erster Eindruck von ihm war, dass er einfach nur unbeschreiblich unheimlich wirkte, ungefähr genauso wie man sich einen radikalen Rebellen vorstellen sollte.
Er stach heraus unter all den anderen normal erscheinenden Menschen, die in diesem Moment um uns herum anwesend waren.

Ungefähr drei Meter vor uns blieb er stehen und legte gelassen den Kopf schief, während sich auf seinen schmalen Lippen ein Lächeln abbildete und er die tättowierten Arme vor der Brust verschränkte.
"Wir haben schon auf euch gewartet."

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