8.Dezember Hinger „So gut es geht"

Ich blickte Hearthstone mit einem Lächeln im Gesicht an: Er wirkte so anders als der kleine traurige Alb, der er in Anwesenheit seines Vaters war: er wirkte frei und glücklich. Er glitt in Schlangenlinien über das Eis und drehte Pirouetten. Ich hatte ihn zu diesem See geführt, weil ich dachte, er könnte mal ein bisschen Ablenkung gebrauchen. Niemals hätte ich geahnt, dass er ein solches Naturtalent im Eislaufen war. Besser als ich, obwohl ich neben diesem See aufgewachsen war und jeden Winter geübt hatte. Er schwebte über das Eis und und ein kleines Feuerwerk explodierte in meinem Herzen, als ich sah wie glücklich er war. Er war einfach er selbst, nicht der unerwünschte Sohn, der immer im Schatten seines Bruders stand und seinen Bruder dafür nicht hassen konnte, da dieser seine Rolle unfreiwillig übernommen hatte, unfreiwillig vom Vater immer als Vorbild dargestellt wurde und Hearth nie verletzen wollte. Die beiden Brüder liebten einander innig, trotz allem. Und dennoch tat es Hearthstone gut, einmal etwas ohne seinen Bruder zu unternehmen, nicht in das von seinem Vater vorgefertigte Rollenbild zu schlüpfen, sondern sich selbst auszuprobieren und einfach Spaß zu haben. Das hatte er verdient. Er war der beste, der netteste und gefühlvollste auch der hübscheste, Alb, den ich kannte. Er hatte es verdient glücklich zu sein. Es bedeutete mir viel, dass er mich in diesem Moment offen und ehrlich anlächeln konnte. Es machte mich glücklich ihn glücklich zu sehen. Doch auch in diesem Moment sah ich die dunklen Schatten in seinen eigentlich so fröhlichen grauen Augen. Er wusste, er würde wieder zu seinem Vater zurückkehren müssen, er wusste, er würde seinen Vater immer enttäuschen. Und Andiron würde sich wieder und wieder entschuldigen und es damit kein Stück besser machen. Das Gewicht, dass seine Schultern nach unten drückte, konnte er nicht einfach abwerfen. Es war einfach so. Und ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Mir brodelte Wut im Bauch, wenn ich an Aldermann dachte, der seinen Sohn nicht lieben wollte. Diese Wut und Trauer war immer da, wenn auch nicht ganz so präsent wie bei Hearth. Und diese Gedanken, Hadern mit der Vergangenheit, Furcht vor der Zukunft, diese Gedanken waren selbst in so einem eigentlich perfekten Moment da. Ich und Hearth waren allein. Wir fuhren gemeinsam Schlittschuh und genossen einfach die Zeit miteinander. Der Moment war nicht perfekt, dazu lastete zu vieles zu schwer auf uns. Aber wir genossen ihn so gut es ging. 

Ja, ich bin zu spät. Sorry! Trotzdem noch viel Spaß beim Lesen.

Maja

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