4.Dezember Dracob
Ich verließ Camp Half Blood. Endlich! Piper machte mir das Leben in der Aphroditehütte echt zur Hölle. Ich ging natürlich nicht für immer, sondern nur über die Weihnachtsferien. Zusammen mit Dad nach Kalifornien. 5Sterne Urlaub in San Francisco. Ich würde erst im weichen Daunenbett ausschlafen und dann nach einem kalorienarmen 5Sterne Frühstück durch Frisco schlendern: durch den Golden Gate Park mit seinem botanischen Garten, dem Planetarium, was zugegeben nicht so spannend ist, aber auch mit seinem Aquarium und dem japanischenTeegarten. Natürlich auch shoppen gehen, rund um den Union Square und im Norden der Market Street. Dad wollte bestimmt mit mir ins Asian Art Museum und natürlich waren Besuche beim weihnachtlichen Pier 39 und auch auf anderen Weihnachtsmärkten eingeplant.
„Aufwachen, Prinzessin!" ,ich öffnete die Augen: Dad hatte sich zu mir runtergebeugt so das ich direkt in seine braunen Schlitzaugen hinter einer schmalen Brille schaute. Mein Dad war Japaner und ein reicher Geschäftsmann. Und sehr attraktiv. Kein Wunder das Aphrodite sich in ihn verguckt hatte. Er war groß, muskulös, aber immer noch schlank. Seine braunen Augen schienen warm zu leuchten und die schmale Brille mit dem dünnen Metallgestell gab seinem Gesicht etwas würdevolles und erwachsenes. Sein glänzendes schwarzes Haar war kurz geschnitten und wurde an den Schläfen schon silber. Dad war der Typ Mensch, der seinen Kunden beruhigend und sympathisch anlächelte, während er sie über den Tisch zog. Es war schon deprimierend, wenn dein Dad nicht nur besser aussah als du, sondern auch noch besser Charmesprech konnte, obwohl du die Tochter der Aphrodite warst. „Was ist?" ,nuschelte ich. Dad lächelte: „Heute ist unser erster Tag in Frisco, Drew. Ich dachte du wolltest zumindest ein bisschen was von der Stadt im Hellen sehen." „Spinnst du, Dad? Raus aus meinem Zimmer! Schonmal was von Privatsphäre gehört?" ,mein Kissen landet in seinem Gesicht und er flüchtet lachend durch die Tür. Er nahm mich einfach nie ernst. Ich war 18 Jahre alt und er verlangte den Zweitschlüssel für mein Zimmer. Das war ja fast so schlimm wie in der Aphroditehütte mit meinen ganzen Halbgeschwistern. Nie Zeit für Ablenkung, Ablenkung von Jason! Ganz ehrlich, ich konnte verstehen, dass er sich für Piper entschieden hatte: Sie war sehr hübsch, auch wenn sie es nicht zeigte und mein Gott, ihr Vater war Tristan McLean. Ich dagegen: nun ja, es hatte einen Grund warum ich so viele Schminkutensilien besaß, meinen ungeschminkten Anblick wollte man nun wirklich niemandem zumuten. Ich seufzte, stand auf und wankte ins Bad. Wenigstens hatte ich das jetzt für mich alleine. In der Aphroditehütte erwischte ich, seit Piper Hüttenälteste war, nur noch selten eine freie Dusche. Ich kletterte in die Wanne und duschte mich kalt ab: der harte eisige Strahl weckte mich einigermaßen. Aber als ich nach dem Haare waschen in den Spiegel schaute, hätte ich mich am liebsten sofort wieder unter der Bettdecke verkrochen: Meine Lippen waren aufgedunsen und rissig, meine Augen klein mit meterdicken Augenringen. An der Nase, den Ohren, dem Kinn und der Stirn leuchteten mir dicke Pickel entgegen und meine Haare waren ein einziges nasses Durcheinander. So sollte mich nie jemand sehen! Auch nicht Dad. Erst recht nicht Dad! Er sollte nicht sehen was für eine Enttäuschung ich war. Man merkte echt nicht, dass ich seine Tochter war! Und von Aphrodite hatte ich auch nicht gerade viel: Meine Mutter war die superscharfe Göttin der Liebe, aber ich selbst war potthässlich und der Junge für den mein Herz schlug war mit meiner Halbschwester zusammen! Abgesehen vom Charmesprech war die einzige „Fähigkeit" ,die ich von Aphrodite hatte, die Sache mit den Tauben. Und die war nur nervig: Immer flogen mir alle Tauben in der Umgebung hinterher, nur weil meine Mum die Göttin der Tauben war. Danke aber auch! Nächstes Mal nehm ich lieber überirdische Schönheit. Nun ja: ich holte meine drei Bürsten, die zwei Kämme, den Föhn, das Glätteisen, sicherheitshalber auch meinem Locken- und meinen Wellenwickler, drei verschiedene Dosen Haarspray, Haarparfüm, eine Dose Haargel, Volumenpuder, meine kleine Tasche mit Haargummis, Haarbändern und Duttkissen und meine Reisegarnitur an Haarspangen und Co heraus und begann das Haarnest auf meinem Kopf zu ordnen.
Nur eine halbe Stunde später fielen mir meine polangen Haare in schwarzen Wellen über die Schulter. Ich hatte beschlossen sie heute offen zu tragen. Zeit mit dem Gesicht anzufangen: ich griff nach meinem pinken Schminkkoffer.
Als ich endlich wie ein Mensch aussah und mir auch schon das heutige Outfit, silberne Leggins, kniehohe Winterstiefel aus braunem Leder mit 15cm Absatz, ein rosaroter figurbetonter Pullover dadrüber eine weiße Daunenjacke und ein silberner Strickschal, angezogen hatte war die Mittagszeit schon vorbei, was aber nicht schlecht war, da ich es mir mit meinem Körper sowieso nicht leisten konnte, maßlos zu schlemmen. Dad wartete schon vor der Tür und gemeinsam verließen wir das Hotel. Zuerst wollte Dad, wie ich es schon geahnt hatte, ins Asian Art Museum.
Fünf Stunden später stand ich an der Pier 39. Nach zwei Stunden im Asian Art Museum. Waren wir auch noch im japanischen Teegarten gewesen. Eigentlich hatte ich ja noch shoppen gehen wollen, aber dazu hatte die Zeit nicht mehr gereicht, deshalb hatte ich das auf morgen verschoben und nur noch ein paar Fotos von den Painted Ladies geknipst. Es waren, da ich mich mit Make-Up ja durchaus sehen lassen konnte, auch einige Selfies darunter gewesen. Und jetzt stand ich hier an der Pier 39. Die Luft roch nach gebrannten Mandeln und Glühwein. Unmittelbar vor mir sah man eine große Achterbahn, vor deren Waggons Rentiermodelle herliefen. Dazu wurde Rudolf gespielt und eines der Rentiere hatte tatsächlich eine rote Nase. Die Achterbahn war relativ schnell, mit viel auf und ab, hatte aber keine Loopings oder scharfe Kurven. Ich bewegte mich in Richtung Kasse, als ich hinter mir Flügelschlagen hörte: Drei kränkliche graue Tauben. Na toll! Ich musste dann 20 Minuten in der Schlange zur Achterbahn stehen hinter einem blonden Typen, der mich im ersten Moment an Jason erinnerte. Er war muskulöser und ich glaube auch etwas größer. Aber er trug sogar auch ein lila T-Shirt.
Wie ich heimlich gehofft hatte, kam ich mit ihm in einen Wagen, er war offensichtlich genau wie ich alleine hier, und jetzt fielen mir noch mehr Unterschiede auf: Seine Lippen waren voller, seine Nase kleiner, eine richtige Stupsnase, die ihm ein leicht weibliches Äußeres verlieh. Außerdem trug er keine Brille, aber Jason sah ohne Brille sowieso hotter aus, und seine Augen waren braun und nicht blau. Er saß mir gegenüber und lächelte mich schon die ganze Zeit so süß an. Aber vermutlich war das Einbildung. Ich meine: lila T-Shirt, weibliches Gesicht -bestimmt war er schwul. Er sah sogar ein bisschen aus wie Will Solace, der schwule Hüttenälteste der Apollohütte. Viel konnte ich aber nicht mehr darüber nachdenken, denn dann fuhr unser Wagen soll und die Welt ging unter. Gleich zu Anfang rasten wir blitzschnell in den Himmel, in einer unangenehmen Schräglage, dann kam eine Rechtskurve, tief runter, leichte Schräglage, ewige Berg- und Talfahrt, freier Fall, Tunnel, teilweise kopfüber, dann in Kreisen wieder nach oben. Bis hoch in die Luft und dann fast senkrecht zum Ende der Bahn. Das alles in einem Affenzahn. Ich kreischte die ganze Zeit so laut, dass man von Rudolph mit seiner roten Nase garnichts mehr hörte. Mir war schwindelig, ich wusste nicht mehr, wo oben und wo unten war und wollte nur noch das es aufhörte. Nie wieder würde ich auf eine Achterbahn gehen! Endlich stoppte der Wagen, mit soviel Schwung, dass ich fast auf dem Schoß des Jungen landete. Dann wurden die Türen geöffnet. Schnell rappelte ich mich auf und rannte aus dem Wagen. Ich fühlte mich grässlich und genauso sah ich vermutlich auch aus. Das mit der Achterbahn war eine Scheißidee! Auf der Toillette des nächstbesten Restaurants versuchte ich mein MakeUp zu retten. Zum Glück hatte ich Lippenstift, Mascara, Lidschatten und einen Pickelabdeckstift dabei. Als ich wieder rauskam, sorgfältig geschminkt, war der blonde Jason-Doppelgänger verschwunden. Glück gehabt! Ich machte mich auf den Weg zum Aquarium. Da war es schön warm und auch interessant. Ich kam an Souvenirläden mit wertloser Ware, Restaurants mit fettigem Angebot und verschiedenen Achterbahnen, die ich mich noch nicht Mal anzuschauen traute, vorbei. Das große Vitality-Gebäude sah verführerisch aus, dort würde ich morgen nach dem Shoppen vorbeischauen. Endlich kam ich ins Aquarium. Schon die Eingangshalle war angenehm beheizt und gottseidank gab es eine Garderobe. Ich hasste nichts mehr, als Jacken mitzuschleppen. Im ersten Aquarium gab es eine Menge Haie. Große und kleine. In verschiedenen Grau- und Blauschattierungen. Vereinzelt auch Brauntöne. Ein schätzungsweise 20 Meter langer Hai öffnete gerade sein Maul, er hatte mehrere Reihen spitze Zähne. Dazwischen steckten noch kleine Stücke rosa Fleisch. Das musste entsetzlich stinken! Weiter rechts schwamm ein Hammerhai, mit einem hässlichen dicken Kopf. Ich ging weiter an der Glaswand entlang. So viele verschiedene Haie schwammen dort, dass meine Wahrnehmung überfordert war. Ich schaute nur noch dahin, wo sich etwas bewegte, dann sofort wieder woanders hin. Eine gefühlte Stunde starrte ich die Deko-Schatztruhe in der Ecke, die sich automatisch öffnete und schloss, an, bevor ich registrierte, dass ich stehengeblieben war. Ich zwang mich, meinen Blick vom Aquarium abzuwenden und musterte prüfend die anderen Besucher. Keiner hatte etwas bemerkt, alle guckten auf die Fische. Ein älterer Herr war sogar genauso hypnotisiert von der Schatztruhe wie ich vor wenigen Minuten. Sehr zu meinem Leidwesen führte der Weg kurz darauf durch eine Glasröhre mitten durch das Aquarium. Nicht, dass ich klaustrophobisch war, nein, es war einfach nur schrecklich rundherum von Haifischen umgeben zu sein. Der Glastunnel verlief einige Meter über dem Boden des Aquariums, so dass ab und zu eine Bestie unter uns hindurch schwamm. Die Haifische bleckten ihre scharfen Zähne und guckten uns gierig an, als würden sie nur darauf warten, dass der Tunnel kaputt ging. Deshalb war ich auch froh, als der Tunnel in einem großen Raum endete. Der Raum hatte Betonwände und nur an der Tunnelöffnung Blick aufs Aquarium. Der Rest des Raumes stand voller Infotafeln mit Bildern von verschiedenen Haien und Infotexten dazu. Ich hatte nicht vor sie zu lesen, da es mich nicht interessierte und ich zudem Legasthenikerin war. Aber die Infotafeln waren immerhin besser als richtige Haie. Ich wollte gerade in den nächsten Raum gehen, wo dann andere Fische in den Aquarien schwimmen würden, als ich das Hau den Lukas Gerät hinten in der Ecke bemerkte. Wie auch beim normalen Hau den Lukas haute man mit einem Hammer auf ein Ziel. Allerdings war hier die Skalierung etwas anders. Sie reichte von Plankton -kurz überm Boden- bis zu Walhai -unter der Decke-. Der nächste Spieler erzielte das Ergebnis darunter, Riesenhai. Es schepperte gewaltig und war ganz schön beeindruckend. Neugierig blickte ich den Spieler an. Es war der Junge aus der Achterbahn. Zum Glück hatte er mich noch nicht bemerkt. Während der Junge, der ziemlich frustriert aussah, es noch einmal probierte, schlich ich mich unauffällig davon. Als ich um die Ecke war, blickte ich noch einmal zurück, um zu sehen, welches Ergebnis der Blonde dieses Mal erzielt hatte: Walhai. Triumphierend blickte er sich um, sein Blick fiel genau auf meinen Kopf, der noch immer aus dem Gang rausguckte. Erschrecken vertrieb den Triumph aus seinem Gesicht. Das war schon ein bisschen unhöflich. Ich hatte in der Achterbahn zwar scheiße ausgesehen, aber inzwischen hatte ich mich ja wieder zurechtgemacht. Ich wollte ihm noch einen letzten bösen Blick zuwerfen und dann gehen, doch so weit kam ich gar nicht, da irgendetwas mir den Rücken zerkratzte. Ich schrie laut auf und versuchte mich umzudrehen. Mein Rücken brannte schmerzhaft, ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel hin. Wehrlos lag ich auf dem Boden zu Füßen einer Dracaena. Ausgerechnet jetzt! Ich versuchte mich aufzurappeln doch die Dracaena trat mich immer wieder zu Boden. „Du gehörsssst mir, Sssssätsssschen! Ssssön liegenbleiben!" sie lachte hämisch. Alles verschwamm vor meinen Augen, die Krallen der Dracaena mussten vergiftet gewesen sein. Plötzlich ertönte aus der Richtung des Hau den Lukas ein lauter Schrei, und nun war ich mir sicher zu halluzinieren: Der blonde Jasondoppelgänger schrie laut und rannte auf die Dracaena zu, während er von irgendwoher ein Schwert zückte. Die Dracaena zischte wütend und umklammerte ihren Speer, da erreichte der Junge sie auch schon. Er schlug nach ihr, sie parierte mit ihrem Speer, sie stach nach ihm, er duckte sich weg. Das Schwert des Jungen glänzte golden, wie Jasons Speer und der Speer war bronzefarben wie Percys Schwert. Beide schienen sehr stabil. Während die beiden kämpften, versuchte ich weiter aufzustehen. Ich wollte nicht untätig herumsitzen, während ein Wildfremder für mich sein Leben riskierte. Schließlich gelang es mir, mich aufzusetzen, allerdings war mir immer noch schwindelig. Neben mir hörte man lautes Waffengeklapper, wo der Junge gerade immer defensiver wurde. Die anderen Leute standen erschrocken herum ohne irgendetwas zu tun. Ich stand langsam auf und wankte auf die beiden zu. Der Junge drehte sich zu mir: „Lauf weg!" Diesen einen Moment in dem er abgelenkt war nutzte die Dracaena und hieb ihm das Schwert aus der Hand. Erschrocken drehte er sich wieder zu ihr, aber sie hatte schon ihren Fuß auf sein Schwert gestellt und schubste ihn zu Boden. Sie stach ein paar Mal mit dem Speer in seine Richtung, stoppte zwar immer früh genug, hinderte ihn aber so zumindest am Aufstehen. Dann erinnerte sie sich an mich. Ich hatte die ganze Zeit starr vor Schreck da gestanden, nun wurde ich von ihr gepackt und auf den Jungen geschubst. Er schrie vor Schmerz auf und die Dracaena lachte. Ich bangte um mein Leben. War mir sicher jeden Moment würde ich mit dem Speer durchbohrt werden. Auf einmal packte der Junge meinen Kopf und drehte ihn so, dass ich ihm ins Gesicht schauen musste. Ich versank in seinen warmen braunen Augen und vergaß fast die unglückliche Situation, in der wir uns befanden. „Drew Tanaka, Tochter der Aphrodite." ,fing der Junge auf einmal zu sprechen an, „Ich liebe dich!" Ich war verwirrt: Woher kannte er meinen Namen? „Wie kannst du das nach vielleicht einer Stunde Bekanntschaft schon sagen?" „Erinnerst du dich nicht?" ,er schob seinen Ärmel hoch und entblößte ein Camp Jupiter Tattoo mit vier Strichen. Und da erinnerte ich mich: Er hatte bei der Schlacht gegen Gaia den römischen Adler gehalten und stark gekämpft. „Jacob?" Den Namen hatte mir Piper verraten, sie hatte mich dabei streng ermahnt, nicht sein Herz zu brechen und ich hatte nie mit ihm gesprochen. Jetzt würde er sein Leben für mich geben. Ich schluchzte: „Ich liebe dich auch!" Er zog meinen Kopf näher zu sich heran und küsste mich. In diesem Moment kreischte die Dracaena los: „Sterbt Halbblute!" Sie rammte mir ihren Speer in den Rücken und alles wurde schwarz.
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Eine Aufsatz zum Thema San Francisco von Drew Tanaka
Sorry das es erst so spät kommt.
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