Kapitel 7 ~ Partycrasher?
Als ich am nächsten Morgen in die Klasse gehen wollte stand Jonas schon wieder im Türrahmen. Layla war nicht bei ihm. Aber das wollte nichts heißen. Vielleicht wartete sie nur um die Ecke um mir beim ersten Anzeichen von Blickkontakt die Augen auszukratzen. Ich richtete meinen Blick sicherheitshalber starr auf den Boden und wählte den größtmöglichen Abstand zwischen Jonas und mir, was bedeutete, dass ich mich an die andere Seite des Türrahmens presste und versuchte mich möglichst unauffällig an Jonas vorbei zu quetschen. Jonas gluckste.
„Hast du etwa Angst vor mir, Kath?", fragte Jonas schelmisch.
„Son Quatsch. Vor dir nicht", gab ich zurück, wobei ich mich weiterhin bemühte meinen Blick Richtung Boden zu halten.
„Layla ist krank", sagte Jonas und versuchte meinen Blick einzufangen. „Ich weiß sie kann manchmal etwas kratzbürstig sein." Jonas schmunzelte. „Aber glaub mir ihre Qualitäten liegen wo anders." Uhh. Ich blickte auf und sah Jonas angeekelt an. Der lachte.
„Warn Witz."
„Ja, klar." Ich verdrehte die Augen. Jonas war so eklig. Wieso nur lösten seine braunen Augen ein Kribbeln in mir aus? Jonas sah mich aufmerksam an. Dann wurde sein Grinsen herausfordernd.
„Aber Qualitäten hast du ja auch."
„Psst" Ich sah mich hektisch um.
„Bleib cool, Kath. Es hat keiner gehört", meinte Jonas. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und ging dann ohne ein weiteres Wort zu meinem Platz, wobei mir Jonas Blick in meinem Rücken nur allzu bewusst war.
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Am Abend fasste ich einen Entschluss. Um überhaupt eine Chance zu haben Jonas aus meinen Gedanken zu verdrängen musste ich ihm erst einmal klar machen, dass das zwischen uns nichts zu bedeuten gehabt hatte und er mich in Ruhe lassen sollte. Auf der Klassenliste suchte ich nach Florians Nummer und rief ihn an.
„Ja hallo, hier is Florian", meldete er sich.
„Hey, Florian. Ich bin's Katherina. Kannst du mir vielleicht Jonas Adresse geben?", versuchte ich möglichst normal und leicht desinteressiert zu fragen. Ich konnte förmlich spüren, wie Florians Interesse stieg.
„Holla, Katherina! Suchst du etwa nach einem Liebhaber für heute Nacht?"
„Lass den Quatsch. Es ist wirklich wichtig. Kannst du mir sie nicht einfach geben? Bitte."
„Klar geb ich sie dir. Aber spannend ist diese Entwicklung trotzdem." Florian gab mir die Adresse durch und ich notierte sie auf einem Zettel.
„Danke dir."
„Kein Ding. Lass mich morgen wissen, wie es gelaufen ist", neckte Florian. Ich verdrehte die Augen. Wahrscheinlich war es fürs Erste einfacher Florian in dem Glauben zu lassen ich wollte etwas von Jonas.
„Wenn etwas Spannendes passiert bist du der Erste, der es erfährt", versprach ich.
„Perfekt. Na dann mal viel Spaß, Katherina", wünschte mir Florian anzüglich.
„Danke", sagte ich ironisch. „Bis dann." Ich legte auf. Die erste Hürde war schon mal überstanden. Jetzt musste ich die Straße nur noch finden. Ich gab die Route in Google Maps ein und druckte sie aus. Dann sagte ich meiner Mum Bescheid, dass ich noch einmal los wollte.
„Alles klar, Schatz. Wo willst du denn hin? Kommst du heute Nacht wieder?", fragte sie rein interessehalber.
„Ja, ich muss nur schnell was klären. Sollte nicht allzu lange dauern." Ich war auf einer Mission und durfte mich nicht beirren lassen, sonst drückte ich mich nachher doch noch.
„Ist gut. Ruf an wenn's später wird."
„Mach ich", rief ich meiner Mum noch zu, bevor ich die Haustür ins Schloss zog. Jonas wohnte wie Florian relativ weit außerhalb der Stadt. Trotzdem wollte ich lieber mit dem Fahrrad als mit dem Bus fahren. Es war immer noch so stickig warm und ich brauchte dringend eine Abkühlung durch den Fahrtwind um meine Gedanken zu sortieren.
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So brauchte ich eine gute Stunde um die Straße zu erreichen in der Jonas wohnte. Es handelte sich um ein Neubaugebiet mit großen stilvollen Häusern. Ich stieg ab und schob mein Fahrrad das letzte Stück um die Hausnummer 10 zu suchen. In meinem Magen rumorte es. Irgendwie war das alles sehr unangenehm. Auf der Fahrt hierher hatte ich ein paar Sätze in Gedanken vorformuliert aber jetzt kamen sie mir doch alle sehr dumm vor. Was wenn er gar nicht da war? Ich könnte einfach wieder fahren. Es war nun wirklich keine große Sache.
„Nun stell dich nicht so an", brachte ich mich selbst zu Raison. Ich musste das hier durchziehen, um endlich wieder ruhig schlafen zu können. Also los. Es half ja nichts zu trödeln. Ich wollte möglichst noch im Hellen wieder nach Hause fahren. Als ich das Haus Nummer 10 erreichte war die große Einfahrt bis auf das Letzte mit Autos zugeparkt. Ich blicke zu dem Haus. Es war groß und hübsch. Ähnlich wie das von Florian nur nicht ganz so bombastisch. Als ich mir meinen Weg durch die Autos, die Einfahrt hinauf bahnte stutzte ich immer mehr. Gedämpfte Musik drang aus dem Haus. Scheinbar war eine Party im Gange. Vielleicht war heute wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Ich wollte schon auf einem Absatz kehrt machen, als ich mich selbst wieder daran erinnerte, dass das nur ein willkommener Grund für mich gewesen wäre. Nein, ich würde das jetzt durchziehen. Ich war nicht umsonst eine Stunde hierher gefahren. Und wahrscheinlich feierte Jonas sowieso nur eine seiner Orgien und das kam vermutlich ziemlich oft vor, weshalb es schwierig würde einen besseren Tag abzupassen. Entschlossen stieg ich die acht Stufen zur Eingangstür hoch und drückte auf die Klingel ehe ich es mir noch einmal anders überlegen konnte. Ein paar Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und ein Mädchen mit langen blonden Haaren strahlte mich an und zog mich dann in eine stürmische Umarmung.
„Oh wie schön", rief sie. „Du musste eine Freundin von Jonas sein. Ich hatte ihn gebeten auch jemanden einzuladen. Er langweilt sich sonst immer so auf meinen Geburtstagen. Aber mein Achtzehnter sollte perfekt werden und dazu gehört auch ein gut gelaunter Bruder, nicht wahr?" Zwinkerte das Mädchen mir zu. Sie hatte mich inzwischen aus ihrer Umarmung frei gegeben und ich blieb perplex auf der Türschwelle stehen. Das Mädchen jedoch strahlte weiter und zog mich an der Hand hinein in den Hausflur.
„Ich heiße übrigens Maria", plauderte sie weiter drauf los. „Sekt und alles Weitere kannst du dir da vorne in der Küche holen." Sie zeigte auf eine Tür aus der einige Menschen drängten. „Achso und Jonas ist glaube draußen am Pool. Durch die Küche kommt man raus."
„Okay danke und alles liebe zum Geburtstag", sagte ich immer noch sehr verwirrt. Maria strahlte mich an. „Danke dir." Dann rauschte sie in eines der anderen Zimmer davon. Ihre langen blonden Haare, die ihr fast bis zur Hüfte reichten schwangen hinter ihr her. Ich blieb eine Weile verunsichert im Flur stehen. Das erste, das mir einfiel war, dass ich kein Geschenk für sie gehabt hatte, was absurd war, weil ich ja auch gar keine Einladung hatte. Ich war schließlich auf einer Mission hier und die musste ich jetzt durchziehen. Entschlossen ging ich in Richtung Küche. Mädchen in raffinierten Sommerkleidern und perfekt gestylten Haaren kamen mir entgegen. Einige musterten mich und tuschelten. Ich hatte mir keine großen Gedanken um mein Outfit gemacht, bevor ich hier her gefahren war. Jetzt blickte ich an mir herunter. Ich trug ein schlichtes leicht ausgeleiertes T-Shirt, Jeansshorts und Sneakers. Definitiv nicht das Richtige für einen achtzehnten Geburtstag in einem schicken Haus mit Pool. Als ich in die Küche kam lehnten nur zwei Jungs um den Kühlschrank und holten Bier raus. Die große Glastür nach draußen stand offen und ließ die warme Abendluft hinein. Ich beschloss, dass es trotzdem klüger war mir erst etwas zu trinken zu holen. Auf dem Stehtisch standen aufgereiht gefüllte Sektgläser. Ich schnappte mir eins und kippte den Inhalt hinunter. Die zwei Jungs am Kühlschrank warfen mir anerkennende Blicke zu. Ich trank noch ein zweites Glas leer dann ging ich hinaus. Auf der Terrasse waren Windlichter angezündet worden, weil es langsam anfing zu dämmern. Höchste Zeit es hinter mich zu bringen und wieder zu verschwinden. Um den Pool standen einige Grüppchen mit Getränken in der Hand und unterhielten sich. Schwimmen tat jedoch keiner. Ich entdeckte Jonas blonden Schopf am Ende des Pools, wo er leicht mürrisch aufs Wasser blickte. Ich fühlte mich nervös und unsicher als ich auf ihn zuging. Jonas entdeckte mich auf halber Strecke und seine anfängliche Überraschung verwandelte sich schnell in ein selbstgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht.
„Hey, Kath", murmelte er als ich bei ihm ankam, so als wäre es total normal mich hier zu sehen. Ich blieb neben ihm stehen und sortierte meinen Satz. Jonas machte mich derart nervös, mir fiel einfach nichts Vernünftiges ein. Alles hörte sich schon in meinem Kopf derart bescheuert an, dass ich gar nicht erst darüber nachdachte es tatsächlich auszusprechen. Ich blickte aufs Wasser und ärgerte mich über mich selbst, als Jonas Arm plötzlich um meine Taille griff und er mich mit sich selbst Richtung Wasser zog. Ich war so überrascht, dass ich keinen Wiederstand leistete. Mit einer großen Wasserfontäne landeten wir beide im Pool. Ich kam prustend hoch und versuchte mir die Haare aus den Augen zu wischen. Marias Freunde schauten erstaunt zu uns rüber. Jonas lachte vor Freude.
„Was sollte das denn?" Böse schaute ich Jonas an, während ich mich mit Schwimmbewegungen über Wasser hielt. Kopfschüttelnd wandten sich Marias Freunde wieder ihren Gesprächen zu. Jonas schwamm näher zu mir, bis seine Schultern beinahe meine berührten und sein Atem beim Sprechen auf meiner Haut kitzelte. Mir wurde ganz schummrig.
„Ach mir war bloß langweilig. Mit Marias Freunden ist echt nichts los." Jonas zuckte mit den Schultern und machte eine kurze Pause. „Außerdem dachte ich mir du könntest vielleicht eine Abkühlung gebrauchen, so rot, wie du im Gesicht warst." Verschlagen grinste Jonas mich an und schlang seine Hände um meine Taille. Jonas war mir schon wieder viel zu nah. Außerdem spürte ich wie mein Gesicht erneut rot anlief. Ich beschloss, dass es besser war erst einmal abzutauchen. Ich legte meine Hände auf Jonas Schultern und drückte ihn mit mir unter Wasser. Jonas leistete keinen Widerstand sondern ließ sich mit mir runter ziehen. Unter Wasser öffnete ich die Augen und sah Jonas grinsen. Er hielt meine Taille weiter fest umklammert und zog mich an sich. Seine nassen Klamotten drückten gegen mich und seine Backe streifte meine. Es fühlte sich elektrisierend an und ich wusste es musste aufhören. Kräftig drückte ich mich an seinen Schultern wieder nach oben. Jonas tauchte Sekunden später mit seinem Gesicht direkt vor meinem wieder auf.
„Du weißt wie man spielt. Das gefällt mir", flüsterte er mir zu. Ich traute mich nicht mich zu bewegen. Jonas war mir viel zu nah. Wenn ich meinen Kopf nur ein paar Millimeter vorbeugen würde, würden meine Lippen auf seinen landen. Jonas beobachtete mich und seufzte. Dann ließ er sich nach hinten treiben, legte sich mit dem Rücken aufs Wasser und spielte toter Mann. Ich schwamm zur Leiter und kletterte aus dem Becken. Von meinen Haaren und Klamotten tropfte es in Strömen. Wie sollte ich nur so nach Hause fahren? Ich wrang meine Haare aus und überlegte. Wenn ich so auf mein Fahrrad stieg würde mich der Fahrtwind schockfrosten. Es war zwar eigentlich immer noch relativ warm aber trotzdem spürte ich schon eine leichte Gänsehaut wegen meinen Klamotten, die eiskalt an mir klebten.
„Hey", rief mir Jonas vom Wasser aus zu und schwamm ebenfalls zum Beckenrand. „Ich hol dir erstmal ein Handtuch", meinte er sachlich, als er die Leiter aus dem Wasser stieg. Er wuschelte sich einmal durch die Haare und ging dann ins Haus ohne meine Antwort abzuwarten. Trotz der verlockenden Aussicht auf ein Handtuch war mein erster Impuls noch immer einfach auf mein Fahrrad zu steigen und zu verschwinden. Der Abend entwickelte sich immer merkwürdiger und ich war meinem eigentlichen Ziel, Jonas aus meinem Kopf zu bekommen, noch kein Stück näher gekommen. Im Gegenteil eher entwickelte sich alles gerade in die entgegengesetzte Richtung. Der Bereich um den Pool hatte sich inzwischen stark geleert. Es standen nur noch drei Mädchen etwas abseits und tuschelten. Ich hoffte nicht über mich. Es kam ein bisschen Wind auf und ich schlotterte. Nach Hause fahren war also keine Option. Ich wäre morgen todkrank und das war das Ganze nicht wert. Kurz darauf kam Jonas mit einem Handtuch im Arm und seiner Schwester im Schlepptau zurück.
„Maria besorgt dir was Trockenes zum Anziehen. Am besten gehst du mit ihr hoch." Jonas warf mir das Handtuch zu und Maria griff begeistert nach meiner Hand und zog mich mit sich. „Keine Sorge du bekommst etwas Hübsches von mir. Tut mir leid, dass mein verrückter Bruder dich ins Wasser geworfen hat", sagte Maria und lächelte mich mitfühlend an.
„Das war ein einvernehmliches Schwimmen gehen", rief Jonas uns nach und schüttelte den Kopf. „Ja klar." Maria streckte ihrem Bruder die Zunge raus. Ich versuchte mich unterwegs mit dem Handtuch möglichst trocken zu bekommen, um im Haus nichts voll zu tropfen. Maria brachte mich nach oben in ihr Zimmer. Es war riesig und ganz in Weiß und Creme Tönen gehalten. Der Kleiderschrank nahm eine ganze Wand ein und Maria öffnete zielsicher eine Tür, in der sich nur Kleider befanden.
„Setz dich doch aufs Bett", rief Maria mir über ihren Rücken hinweg zu. Ich hatte schon Mühe nicht den Boden voll zu tropfen. Ich konnte mich unmöglich auf ihr Bett setzen.
„Ähm Maria. Ich bin klitschnass", setzte ich sie in Kenntnis.
„Stimmt ja." Maria lachte. „Aber macht nichts, ich hab schon das perfekte Outfit gefunden." Sie hielt mir ein dunkelrotes Schlauchkleid entgegen, dass eher einem Oberteil als einem Kleid ähnelte, sowie schwarze Pumps. Ich schluckte.
„Es wird perfekt zu deinen dunklen Haaren aussehen." Begeistert drückte mir Maria das Kleid in die Hand. „Du kannst dich im Bad umziehen und auch gerne meine Schminke benutzen und alles was du sonst noch brauchst um dich vom unfreiwilligen Baden gehen zu erholen. Ich zeig's dir grade." Maria führte mich ins Bad und zeigte mir, wo ich ihren Schminkkoffer und einen Föhn finden konnte. Ich fühlte mich gleich doppelt schlecht, weil ich kein Geschenk für sie gehabt hatte.
„Das ist echt super lieb von dir." Dankbar lächelte ich sie an. Maria winkte ab.
„Ach kein Ding. Du bist schließlich mein Gast und es soll dir gut gehen." Na toll Gast ohne Geschenk. Ich fühlte mich noch armseliger.
„Sag mal geht eigentlich was zwischen dir und meinem Bruder?", flüsterte sie mir verschwörerisch zu und zwinkerte. Ich merkte sofort wie ich rot anlief.
„Naja also. Nein. Eigentlich nicht", stotterte ich. Maria lächelte wissend.
„Aha naja alles klar." Dann wandte sie sich zur Tür. „Ich geh am besten wieder runter. Nimm dir einfach was du brauchst." Maria zwinkerte mir zu und verschwand nach unten.
Ich schlüpfte in das rote Kleid. Es war knall eng, drückte meine Brüste nach oben und bedeckte gerade so meinen Po. So konnte ich unmöglich nach unten gehen. Die Hotpants letztes Wochenende war ja schon eng gewesen. Aber das hier toppte es allemal, zumal ich letztes Wochenende wenigstens noch ein weites T-Shirt angehabt hatte. Bei diesem Kleid wurde wirklich nichts der Fantasie überlassen. Ich musterte mich im Spiegel und versuchte das Kleid etwas nach unten zu ziehen, was schwierig war, wenn ich nicht wollte, dass meine Brüste frei lagen. Es half nichts. Ich hängte meine nassen Sachen über den Handtuchtrockner und begann meine Haare zu föhnen. Schließlich trug ich auch noch ein bisschen von Marias Make-up auf um mich in dem Kleid nicht ganz so nackt zu fühlen und schlüpfte in die Pumps. Okay auf ging's.
Jonas wartete an der Treppe auf mich. Er hatte sich ebenfalls trockene Sachen angezogen und musterte mich jetzt von oben bis unten.
„Sieht scharf aus, Kath", meinte er anerkennend. Ich verzog das Gesicht.
„Kann ich dir Marias Kleid am Montag in der Schule wieder geben? Dann würde ich jetzt nach Hause fahren."
„Spinnst du?" Jonas schüttelte den Kopf.
„Erstens hat Maria dir nicht ihr Lieblingskleid gegeben, damit du ihre Feier verlässt und zweitens wo du nun schon mal eine Party gecrashed hast solltest du es auch voll auskosten und ich denke da sollten wir mal mit dem Alkohol beginnen. Wodka steht im Wohnzimmer. Komm schon." Jonas griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her in einen großen Raum mit lauter Musik. Ich schwankte leicht auf den hohen Schuhen. Sowas war ich nicht gewohnt. Im Raum war es sehr voll und stickig. Einige tanzten ausgelassen. Ich entdeckte Maria, wie sie mit zwei Freundinnen einen Song grölte und tanzte. Jonas bedeutete mir auf der Coach Platz zu nehmen. Kurz darauf gesellte er sich mit einer Flasche Wodka, Orangensaft sowie zwei Gläsern zu mir. Ich schlug meine Beine übereinander. Bestimmt konnte jeder meine Unterhose sehen. Jonas füllte zwei Gläser für uns und drückte mir eins in die Hand. Dann platzierte er seine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich zog scharf die Luft ein und schob seine Hand weg. Jonas lachte leise in sich hinein.
„Macht es dir eigentlich Spaß mich in unangenehme Situationen zu bringen?", fragte ich wütend. Jonas überlegte.
„Hmm, vielleicht ein bisschen", gab er zu und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Ich nahm auch einen, allerdings einen großen, so aufgebracht war ich. Mein Glas war daraufhin halb leer.
„Ich möchte, dass du weißt, dass zwischen uns nichts läuft. Am besten gehen wir uns in der Schule auch aus dem Weg", sagte ich schnell und trank den Rest in meinem Glas auf ex. Jonas sah mich von der Seite an.
„Bist du deshalb heute hergekommen?" Ich nickte stumm und blickte in mein leeres Glas. Wir schwiegen beide. Irgendwie fühlte ich mich jetzt mies. Konnte Jonas nicht irgendeinen doofen Spruch bringen? Dann würde es mir besser gehen.
„Okay also nur Freunde?" Jonas hielt mir die Hand hin. Ich sah ihn verwirrt an. Konnte man mit Jonas befreundet sein? Vielleicht schon. Eigentlich war es immer spannend und witzig mit ihm. Überhaupt war das vielleicht die Lösung. So musste ich Jonas gar nicht aus meinen Gedanken verbannen, sondern er konnte seinen geordneten Platz darin finden. Ich schlug ein.
„Gewisse Vorzüge natürlich nicht ausgeschlossen, oder?", schob Jonas nach. Ich ließ mich nach hinten in die Coach fallen. Plan verfehlt.
„Komm schon, Kath. Nimm nicht immer alles so ernst. Wovor hast du Angst? Lass es doch einfach auf dich zukommen und mach nur das worauf du Lust hast." Jonas leerte sein Glas und füllte seins und meins neu. Ich setzte mein Glas am meine Lippen und dachte nach. Wenn es mich doch unglücklich machte nein zu sagen, warum tat ich es dann? Jonas verwirrte mich so sehr mir wurde ganz schwindelig. Nur neben ihm zu sitzen wirkte elektrisierend auf mich. Seine ganze Art war so spannend und gefährlich zugleich. Ich hatte Angst dem nicht gewachsen zu sein. Seufzend nippte ich an meinem Glas. Eigentlich war Alkohol keine gute Idee um eine gut durchdachte Lösung zu finden.
„Denk einfach nicht so viel nach", meinte Jonas neben mir.
„Danke, aber dein Rat hilft mir leider gar nicht, weil dein Ziel eh nur darin besteht mich ins Bett zu kriegen." Er lachte.
„Nein, noch ist der Abend zu jung." Jonas sah mich ernst an. „Lass uns lieber erst mal tanzen. Über den Rest können wir ja später nochmal reden." Jonas zwinkerte mir zu und zog mich hoch. Und ich dachte einfach mal nicht so viel nach, stellte mein Glas ab, zog mein Kleid zurecht und folgte Jonas in die tanzende Menge. Als Maria uns entdeckte winkte sie uns wild gestikulierend zu sich und schlag die Arme um uns.
„Ist das ein perfekter Geburtstag oder was?", rief sie aus.
„Ja, gar nicht schlecht", meinte Jonas und drückte seine Schwester.
„Wie schön, dass du gekommen bist Katherina. Jonas hat schon so viel von dir erzählt." Ich runzelte verwirrt sie Stirn. Wenn Jonas seiner Schwester von jedem Mädchen erzählte, mit der er mal geknutscht hatte mussten die beiden ja endlose Gespräche führen.
„Ja, ich find's auch toll hier zu sein." Ich lächelte Maria an. Jonas zog eine Augenbraue hoch.
„Das hat sich aber eben noch anders angehört", flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte mit den Schultern und legte meine Arme um Jonas Nacken.
„Was interessiert mich was ich eben gesagt habe. Jetzt wird getanzt", rief ich aus und sah Jonas verschwörerisch in die Augen. Jonas lächelte schief und fing an sich mit mir zur Musik zu bewegen.
Maria wusste definitiv wie man eine Party schmiss. Alle waren super drauf und die Atmosphäre war unglaublich. Ich fühlte mich richtig gut auf der Tanzfläche mit Jonas und es war sehr entspannend sich einfach mal keine Gedanken machen zu müssen. Es war niemand da, den ich kannte. Ich brauchte mir also gar keinen Kopf zu machen. Durch den Alkohol war ich angenehm losgelöst. Ich fühlte mich leicht, wie in Watte gepackt und ließ meinen Kopf auf Jonas Brust gleiten. Er roch so gut. Ich schloss die Augen und genoss es einfach.
„Und gar nicht so schlimm oder?", flüsterte mir Jonas ins Ohr während er mit meinen Haaren spielte.
„Mhh", murmelte ich.
Ich spielte mit dem Feuer. Es war mir bewusst und für den Moment total egal. Wir tanzten ziemlich lange, bis ich es vor Durst kaum noch aushielt und wir uns in der Küche etwas Neues zu trinken holten. Ich nahm mir noch eins von den Sektgläsern. Die waren echt lecker gewesen. Jonas stieg auf Bier um. Geschwitzt lehnte ich mich an die Küchen-Teke und ließ den Sekt in mich hinein laufen. Die Abkühlung tat gut.
„Du verträgst ganz schön was", stellte Jonas fest und kam zu mir rüber.
„Jaa, nach dem Apfelwein von Emma..." Ich machte eine theatralische Pause. „Schockt mich nichts mehr." Jonas lachte.
„Dafür lallst du jetzt aber doch ganz schön."
„So ein Unsinn." Kopfschüttelnd ging ich auf Jonas zu. Beim zweiten Schritt verlor ich das Gleichgewicht und fiel in Jonas Arme. Jonas kringelte sich vor Lachen und drückte mich an sich.
„Lach nicht. Das waren die Schuhe. Darin könntest du auch nicht laufen." Ich streifte die Schuhe ab. Viel besser.
„Du ich bin sau müde. Willst du noch tanzen oder wollen wir schlafen gehen?", fragte Jonas. Wow so leicht war ich aber nicht zu haben.
„Nein", stellte ich klar.
„Nein zum Tanzen oder nein zum Schlafen?", wollte Jonas wissen. Ehrlich gesagt war ich viel zu fertig um noch weiter zu tanzen. Ich sollte mich langsam mal auf den Heimweg machen. Wie spät war es eigentlich?
„Nein zu beiden. Ich denke ich fahre jetzt nach Hause." Jonas sah mich skeptisch an.
„Auf keinem Fall. Es ist drei Uhr, du bist betrunken, ich lass dich doch nicht allein nach Hause fahren." Drei Uhr? Ach du scheiße ich musste Mum anrufen. Wo war eigentlich mein Handy? Einen kurzen Schreckensmoment dachte ich an den Pool. Dann fiel mir ein, dass ich meine Tasche gar nicht mitgenommen hatte. Ich schlug mir gegen den Kopf. Mein Handy war zu Hause.
„Das hilft jetzt auch nichts, du musst wohl oder übel bei mir schlafen. Aber keine Sorge, ich hab viel zu viel getrunken um dir an die Wäsche zu gehen und wenn du willst kannst du auch eine Mauer aus Kissen zwischen und aufbauen", sagte Jonas.
„Kann ich mal dein Handy?" Jonas sah mich verwirrt an griff aber in seine Hosentasche und gab es mir. Da Mum bestimmt nicht mehr wach war tippte ich nur schnell eine SMS.
<Schlafe bei 'nem Freund. Mach dir keine Sorgen. Komme morgen früh. Hab dich lieb, Kath>
Dann gab ich Jonas sein Handy zurück und blickte ihn zweifelnd an. Konnte ich gefahrlos neben Jonas in einem Bett schlafen?
„Kannst du nicht auf dem Boden schlafen?", fragte ich und setzte mein süßestes Lächeln auf.
„Spinn nicht rum." Jonas nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir schwankten beide ganz schön und es dauerte entsprechend lange, bis wir es die Treppe hoch in sein Zimmer geschafft hatten. Dort angekommen streifte Jonas sofort sein T-Shirt ab und ließ sich bäuchlings auf sein Kingsize-Bett fallen. Ich setzte mich erst mal auf die Bettkante.
„Kannst du's Licht ausmachen?", nuschelte Jonas durch die Kissen. Ich ging zum Lichtschalter neben der Tür und drückte ihn. Dann tastete ich mich zurück zum Bett und legte mich im Keid an den äußersten Rand. Von Jonas kam ein gleichmäßiges Atmen. Er war schon eingeschlafen.
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Ich wachte von grellen Sonnenstrahlen auf, die meine Nase kitzelten. Ein breiter Arm war um mich geschlungen und ich spürte einen nackten Bauch an meinem Rücken. Ich hielt die Luft an. Okay ich brauchte dringend einen Plan, wie ich mich aus Jonas Umklammerung befreien und unbemerkt zu meinem Fahrrad schleichen konnte. Ich drehte mich auf den Rücken und drückte Jonas Arm leicht nach oben. Jonas stöhnte auf schlief aber weiter. Erleichtert atmete ich aus und rutschte unter Jonas Arm nach unten durch. Das war schon mal geschafft. Ich klemmte ein Kissen in Jonas Arm und schlich ins Bad um Marias Kleid gegen meine Sachen zu tauschen. Bevor ich nach unten ging legte ich das Kleid sowie die Schuhe vor Marias Tür. Unten herrschte das übliche Chaos nach einer Party. Der Flur war gesäumt von leeren Bierflaschen und Gläsern. Ich bahnte mir einen Weg dadurch und öffnete die Haustür. Dann glitt ich hindurch und schloss sie hinter mir wieder geräuschlos. Draußen atmete ich einmal tief durch und als ich bei meinem Fahrrad ankam verlangsamte sich auch mein Puls wieder. Ich war ein bisschen stolz auf mich, als ich die Straße hinunter fuhr. So wie Jonas sich nachher fühlen musste fühlten sich bestimmt immer all die Mädchen, die Jonas ohne eine Nachricht nach einem One-Night-Stand verließ. Außerdem war es gestern zu keinem weiteren Kuss gekommen. Im Grunde war rein gar nichts passiert. Ich konnte mir keine Vorwürfe machen. Beruhigt fuhr ich nach Hause und genoss die noch relativ kühle Morgenluft. Man konnte schon spüren, dass es heute wieder ziemlich heiß werden würde.
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