Kapitel 5 ~ Unerwartete Wendungen

Zu Florian mussten wir den Bus nehmen, da es mit dem Fahrrad eine gute Stunde dauern würde und wir ja außerdem noch die zwei Sixpacks transportieren mussten. Ein paar ältere Leute warfen uns komische Blicke zu. Mit den Sixpacks rechts und links neben uns deponiert gaben wir bestimmt ein komisches Bild an. Zumal wir auf ältere Leute normal einen positiven Eindruck machten, weil wir so zierlich und unschuldig wirkten. Sophia mit ihren blonden Engelslocken noch mehr als ich, wobei das der größte Fehler der Leute war. Aber heute war unser Image sowieso im Eimer. Dafür sorgten allein unsere extrem knappen Outfits und Sophias schwarz geschminkte Augen gaben ihr übriges. Der Typ in der Reihe vor uns drehte sich auf jeden Fall als lüstern zu uns um. Ich versuchte meine Hotpants ein Stück tiefer zu ziehen, wobei etwas tiefer immer noch nicht die Hälfte meiner Oberschenkel bedeckte. Dann schaute ich angestrengt aus dem Fenster und betete, dass wir bald da sein würden. Als der Typ sich allerdings zum dritten Mal umdrehte konnte Sophia natürlich nicht mehr an sich halten.

„Was glotzt du denn so blöd? Noch nie zwei Mädels mit ein bisschen Bier gesehen?", blaffte sie ihn an. Der Typ, ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig, grinste Sophia verschlagen an.

„Doch klar massenhaft. Nur eben nicht so hübsche", meinte er und grinste sie an. Tja auf die Tour brauchte man Sophia gar nicht erst zu kommen. Vielleicht hätte ich ihn vorwarnen sollen. Sophia zog auch sofort verächtlich eine Augenbraue hoch und bedachte ihn mit einem Blick, als wäre er die bemitleidenswerteste Kreatur unter der Sonne.

„Ach so einer bist du", meinte sie mittleidig. „Tut mir echt Leid, dass du an der Uni kein Mädchen abbekommst. Aber glaub mir mit Schulmädchen kannst du bei deinen Kumpels bestimmt auch nicht punkten." Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. Der Typ war erst mal baff aber dann musste er lachen und grinste nur noch breiter.

„Ich steh auf selbstbewusste Mädchen", meinte er und fügte flüsternd hinzu: „Und glaub mir mit Schulmädchen kann ich bei meinen Kumpels sowas von punkten." Er ließ seinen Blick über Sophias Rock und ihre langen daraus hervorlugenden Beine schweifen. Sophia sah aus als wollte sie ihm gleich an die Kehle springen oder noch schlimmer, als wollte sie ihm gleich eine Flasche Bier über dem Kopf zerschlagen. Vorsichtshalber rückte ich die Sixpacks näher zu mir.

„Tut mir leid dir das jetzt sagen zu müssen. Aber auf die Tour kriegst du garantiert nie eine Freundin. Trotzdem Kopf hoch, hm. Man kann auch als Single glücklich werden", sagte Sophia und legte so viel Spott wie möglich in ihre Stimme. Der Typ beugte sich weiter über seine Sitzlehne und sah Sophia direkt in die Augen.

„Tut mir Leid dir das jetzt sagen zu müssen. Aber vielleicht such ich gar keine Freundin, sondern nur ein bisschen Spaß. Aber Kopf hoch andere Mütter haben auch schöne Söhne. Und wenn du ganz lieb fragst gebe ich dir vielleicht doch meine Handynummer." Sophia zog empört die Luft ein.

„Du mieser dreckiger...", setzte sie an. In dem Moment sah ich Gott sei Dank unser Haltestellenschild.

„Tut mir Leid, aber wir müssen jetzt aussteigen", sagte ich zu dem Typen. „Sophia komm schon." Mit den Sixpacks beladen drängte ich Sophia in Richtung Ausgang. Ihre Augen sprühten derweil noch ein paar boshafte Funken in Richtung es Typs. Der jedoch lächelte nur zuckersüß und meinte:

„Also ruf mich an Süße." Sophia öffnete schon den Mund um etwas zu erwidern aber ich konnte sie noch rechtzeitig aus dem Bus schubsen und die Türen schlossen sich bevor ein Laut ihre Lippen verließ. Ich drückte Sophia ein Sixpack in die Hand. Zwei waren mir auf Dauer echt zu schwer.

„Hast du sowas schon mal erlebt? Das war ja wohl eine bodenlose Frechheit", regte sie sich auf.

„Ich weiß gar nicht was du willst. Du hast doch gestern noch gesagt, dass wir es vielleicht mal mit älteren Jungs probieren sollten." Ich grinste sie an. „Und der sah gar nicht mal so schlecht aus", fügte ich noch hinzu. Sophia guckte noch eine Weile finster doch dann grinste sie auch.

„Das war auch sein Glück. Sonst wär er jetzt schon einen Kopf kürzer", meinte sie. Wir schlenderten die Straße nebeneinander her; zu auf ein prunkvolles weißes großes Haus direkt am Ende einer Sackgasse. Mit jedem Schritt wurde die Musik lauter. Das meterhohe Eisentor, das sonst jeglichen Blick in den Garten versperrte stand heute weit offen und große Gruppen Jugendlicher strömten hinein. Wir schlossen uns an und gelangten über einen Weg aus Natursandsteinen, vorbei an einem Teich mit Wasserspielen, zur Gartenhütte. Wobei die Gartenhütte auch eher ein Gartenhaus war, sie hatte nämlich mehr Quadratmeter als unsere Wohnung. Aber manche Menschen lebten halt einfach in anderen Dimensionen. Kurz vorm Eingang fing uns Florian ab und strahlte uns wie ein Honigkuchenpferd an.

„Super ihr bringt Bier-Nachschub", sagte er und nahm uns die Sixpacks ab. Als sein Blick jedoch genauer darauf fiel verzog er den Mund.

„Mist ist ja gepanscht", seufzte er.

„Klar es muss ja schließlich auch was für uns Mädels da sein", gab Sophia zurück. Florian zuckte gleichgültig mit den Schultern und strahlte uns wieder an.

„Wie auch immer ich bring das Zeug mal rein. Viel Spaß euch." Und damit eilte er auch schon wieder hinein. Sophia hackte sich bei mir unter und zog mich hinter sich her.

„Komm wir holen uns jetzt erst mal was zu trinken, nachdem sich Florian unseres Biers bemächtigt hat." Die Gartenhütte war schon gerappelt voll und um den Eingang hatte sich eine ganz beachtliche Menschentraube gebildet. Sophia schob und quetschte sich und mich hindurch. Gut, dass ich keine Platzangst hatte, sonst hätte ich in diesem Moment ein ernstes Problem gehabt.

„Himmel wen hat Florian denn schon wieder alles eingeladen?", fluchte sie während uns alle paar Sekunden jemand auf den Fuß trat.

„Oder wer hat sich alles selbst eingeladen?", fügte ich hinzu. Tatsächlich hatte ich bis jetzt noch kein bekanntes Gesicht ausmachen können. Etwas entfernt vom Eingang wurde es dann allerdings schon besser. Irgendwie musste sich die Größe ja dann auch bemerkbar machen. Das Gartenhaus bestand aus einem riesigen Raum, wobei die eine Hälfte als Tanzfläche gedacht war. In der anderen Hälfte befanden sich die Theke, sowie ein Billardtisch und zwei Kicker. An einem der Kicker blieb mein Blick dann auch etwas länger haften, denn Niklas spielte gerade dort mit Tom. Er hatte einen hochkonzentrierten Blick aufgesetzt und sah einfach hinreißend aus. Jetzt gerade schob er sich lässig grinsend eine braune Strähne aus der Stirn. Vermutlich hatte er gerade ein Tor geschossen. Ich hätte noch ewig so erstarrt im Raum gestanden und zu Niklas rüber gesehen, hätte mich nicht die plötzlich auf meinem Hintern liegende Hand jäh ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Mir blieb nicht mal die Zeit erschrocken zusammen zu fahren, da spürte ich auch schon warmen Atem nahe meinem Ohr.

„Wahnsinns Hintern Kath. Du solltest öfters Shorts tragen", flüsterte mir Jonas ins Ohr. Kurze Zeit war ich so geschockt, dass ich seine Hand nicht mal wegschlug, weshalb sie viel zu lange auf meinem Po verweilte. Zum Glück übernahm Sophia das dann für mich. Grob schubste sie Jonas von mir weg.

„Kannst du deine Hände nicht einmal bei dir lassen? Oder wenigstens bei Layla, wenn's denn sein muss", fauchte sie ihn mit bitterbösem Blick an. Den hatte sie heute ja schon trainiert. Jonas grinste mich schief an. Sophia ignorierte er einfach.

„Wieso hast du uns deinen Hintern nur jahrelang vorenthalten?", fragte er mich dann doch allen Ernstes. Zum Glück fand ich meine Stimme dann auch endlich wieder.

„Na um so etwas zu vermeiden", sagte ich und versuchte Sophias bösen Blick zu imitieren. Jonas Grinsen wurde nur noch breiter.

„Gib's zu es hat dir gefallen", sagte er anzüglich und zwinkerte mir zu. Ich schnappte empört nach Luft und überlegte mir gerade eine saftige Antwort aber Sophia war mal wieder schneller als ich. Sie schien die Wut heute für sich gepachtet zu haben.

„Schließ lieber nicht von Layla auf alle anderen Mädchen. Nicht jeder fällt auf dein falsches Getue rein. Außerdem muss Kath die Hose jetzt dreimal waschen, bis die ganzen Bakterien wieder ab sind." Dabei verzog Sophia das Gesicht zu einer angeekelten Grimasse.

„Ich will mir gar nicht vorstellen, was du mit der Hand schon alles angepackt hast. Da sind bestimmt lauter Geschlechtskrankheiten dran, wäh." Sophia verzog ihr Gesicht nun dermaßen, dass ich Sorge hatte, ob es je wieder seine normale Form annehmen würde. Jonas ließ sich von sowas natürlich nicht beeindrucken. Er lachte einfach laut los. Leider musste ich dann auch grinsen, was Sophia allerdings nicht so lustig fand.

„Besten Dank auch", zischte sie mir zu. Ich hob entschuldigend die Hände.

„Na dann ich denke man sieht sich", meinte Jonas und grinste mich nochmal an bevor er ging.

„Also wirklich sowas eingebildetes wie Jonas ist mir noch nie untergekommen. Der denkt auch jedes Mädchen schmilzt bei seinem Anblick dahin. Gut vielleicht hat er muskulöse Arme. Aber doch auch nur, weil er ins Fitnessstudio geht und nicht, weil er irgendeine coole Sportart macht. Und das ist nun wirklich nichts, worauf man stolz sein kann", ereiferte sich Sophia. „Und wie konntest du mir eigentlich so in den Rücken fallen?" Sophia warf mir einen bösen Seitenblick zu. Ich war noch völlig fertig von ihrer Schimpftirade und der Situation im Allgemeinen, dass ich sie nur wie ein stummer Fisch anstarren konnte. Aber diesmal übernahm Sophia das Sprechen nicht für mich. Geduldig wartete sie auf eine Antwort und sah mich dabei durchdringend an.

„Na dein Gesichtsausdruck war einfach so verstörend und ich hatte Angst er bleibt für immer so", antwortete ich nicht sehr geistreich. Sophia schien das ähnlich zu sehen, denn sie schaute mich nur an als sei ich völlig bescheuert. Deshalb fügte ich schnell hinzu: „Übrigens danke für deine Hilfe. Ich war so geschockt, dass ich in einer Million Jahre seine Hand da nicht wegbekommen hätte." Daraufhin schaute Sophia schon etwas besänftigter.

„Ja, das und der plötzliche Körperkontakt, der dir gefallen hat", meinte sie grinsend. „Aber ist ja auch zu verstehen. Schließlich hast du das letzte Jahr als Nonne verbracht." Ich protestierte, was mich allerdings nicht davor bewahrte leicht rot anzulaufen. Sophia grinste nur so nach dem Motto: „Du kannst mir eh nichts vormachen. Ich kenn dich doch."

„Also was ist nun mit was zu trinken?", fragte sie dann. „Mein Hals ist wie ausgetrocknet von den ganzen Scherereien heute." Das konnte ich mir allerdings nur zu gut vorstellen, weshalb wir uns dann auch sofort auf den Weg zur Theke machten. Die Theke hatte sogar eine Bierzapfsäule und jemand musste ein Fass mitgebracht haben, denn hinter dem Zapfhahn bildeten die Jungs eine lange Schlange. Zum Glück waren wir nicht an purem Bier interessiert. Da wir unser Mix-Bier aber auch nirgendwo finden konnten, (ich ging stark davon aus Florian hatte es sich selbst unter den Nagel gerissen, weil er in Wirklichkeit ein Softie war) kramte Sophia sich durch die höherprozentigen Getränke. Triumphierend hielt sie mir schließlich eine Flasche Amaretto entgegen. „Jetzt müssen wir nur noch irgendwo Kirschsaft finden." Amaretto-Kirsch war unser Lieblingsgetränk, mit Abstand. Weil es so schön süß war und überhaupt nicht nach Alkohol schmeckte. Wir hatten Glück. Ganz hinten im Kühlschrank fanden wir eine Packung Kirschnektar neben einer Packung Bananensaft. Scheinbar hatte jemand KiBa im Sinn gehabt. Tja sein Pech. Sophia schnappte sich auch den Kirschsaft und ich folgte ihr mit zwei Bechern zu den vor der Theke aufgebauten Bierzeltgarnituren. Von denen man übrigens einen super Blick auf die Kicker hatte, an denen Niklas, jetzt schon leicht außer Puste, gegen Lewis spielte. Sophia hatte ganz andere Sorgen.

„Wir müssen echt aufpassen, dass uns keiner dem Amaretto streitig macht. Ist das einzige anständige Getränk hier und die zwei Wasserstoffblondinen gucken schon ganz neidisch", flüsterte mir Sophia zu und goss dabei großzügig Amaretto in beide Becher. Nachdem sie diesen mit Kirschnektar aufgefüllt hatte, drückte sie mir einen der Becher in die Hand und stieß dann mit mir an.

„Auf einen erfolgreichen Abend und auf Sex", rief Sophia aus. Mal wieder ohne jeglichen Sinn für Lautstärke.

„Holla, Mädels na ihr habt's ja noch gut vor. Wenn ihr wollt stehen Jonas und ich euch da jederzeit gern zur Verfügung." Florian war scheinbar gerade hinter uns vorbeigegangen. Nun setzte er sich uns gegenüber auf die Bank; in der Hand unser Licher X2. Wusste ich's doch. Florian hatte meinen Blick scheinbar bemerkt, denn er schaute etwas verlegen drein.

„An der Zapfsäule war so viel Betrieb", versuchte er zu erklären. Ne is klar, dabei war das Licher X2 eben doch gar nicht mehr da gewesen. In Privaträumen gebunkert konnte ich dazu nur sagen. Für Sophia jedoch war Florians erster Kommentar gefundenes Fressen. War sie doch heute so sehr auf Krawall gebürstet.

„Mit Jonas will wohl niemand Sex haben", meinte sie giftig. „Die ganzen Geschlechtskrankheiten, die man sich da einfängt, wird man ja nie mehr los." Florian sah sie verdutzt an und lachte dann laut los.

„Auch wieder war", stimmte er Sophia zu. „Wobei er glaube ich immer sehr darauf achtet richtig zu verhüten. Neulich sollte ich ihm erst wieder eine Packung Kondome mitbringen, mit Geschmack. Dabei nimmt Layla schon eine Ewigkeit die Pille. Aber ich glaube er vertraut ihr nicht. Zumal er ja auch nicht weiß, mit wem die es sonst so treibt und ob der nicht vielleicht Geschlechtskrankheiten hat." Okay so genau hatte ich das nun wirklich nicht wissen wollen. Die zwei Wasserstoffblondinen scheinbar auch nicht, denn die starrten Florian verdutzt und angeekelt zugleich an. Florian schien genau wie Sophia kein Gefühl für sensible Themen und die Lautstärke mit der man darüber sprach zu haben. Sophia sah ihn auch nicht verdutzt an, sondern schien eher angetan von der interessanten Informationsflut.

„Wie auch immer wir haben kein Interesse", meinte sie schließlich.

„Du musst ja auch nicht Jonas nehmen. Ich bin sowieso der bessere Liebhaber. Außerdem hab ich mich erst letzte Woche wieder testen lassen. Ich bin absolut sauber", sagte Florian dann doch tatsächlich und zwinkerte Sophia zu. Oh mein Gott, das Gespräch verlor stetig an Niveau und war nun irgendwo ganz weit im Keller. Zu allem Überfluss war mein Amaretto auch schon leer und angesichts der Gesprächsentwicklung brauchte ich dringend noch einen. Sophia nahm auch erst mal einen großen Schluck aus ihrem Becher. Einen Jungen, der ihr im Thema Direktheit in nichts nachstand war sie nicht gewohnt.

„Danke, aber wir lehnen trotzdem ab", sagte sie nachdem sie ihren Becher auf Ex geleert hatte. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass ihr Florian gefiel. Er war genau wie Jonas muskulös und groß. Nur hatte er rabenschwarze Haare und blaue Augen. Armer Dominik dachte ich bei mir. Vom Aussehen her zog er deutlich den Kürzeren.

„Schade", sagte Florian, zwinkerte Sophia aber trotzdem nochmal anzüglich zu. Er war halt durch und durch Jonas bester Freund. Sowas musste ja früher oder später abfärben. Sophia goss sich noch einen Amaretto ein.

„Die Party ist übrigens echt gelungen. Tolle Spotlights über der Tanzfläche", sagte ich an Florian gewandt, im Versuch das Gespräch auf ein unverfänglicheres Thema zu leiten.

„Ja, die sind toll, was? Mein Vater hat sie erst letzte Woche anbringen lassen. Sie sind so viel cooler als die alte Discokugel", meinte er und blickte verträumt in Richtung Tanzfläche. Sophia stieg mit ein und schon waren sie und Florian in ein hitziges Gespräch über die richtige Discoausstattung und deren Wichtigkeit für Partys verstrickt. Da sie mich dazu scheinbar nicht brauchten gab es mir die Gelegenheit kurz abzuschweifen und meinen Blick zu Niklas wandern zu lassen. Ich meine ich wusste ja eigentlich spätestens seit gestern, dass er nicht auf mich stand und eigentlich war ich auch niemand, der sich lange etwas vormachte aber aufgeben tat ich nun mal genauso wenig schnell.

Niklas, Lewis und Tom schlugen sich gerade gegenseitig die Arme um die Schultern und grölten irgendetwas. Ich schüttete mir mein inzwischen drittes Glas Amaretto ein. Spürte aber noch keine allzu große Wirkung. Vermutlich war ich vom Apfelwein gestern schon derart abgehärtet, dass mir das bisschen Amaretto nichts anhaben konnte.

Zwischen dem richtigen Bodenbalg für Tanzflächen und der besten Soundanlage hatte Florian scheinbar eine Flasche Wodka organisiert und sich bei der Gelegenheit gleich neben Sophia gesetzt. Den Wodka mixte Florian jetzt für Sophia und sich mit Energydrink. Die beiden waren in ihre ganz eigene Welt abgetaucht, in der sie mich nur noch am Rande wahrnahmen. Wo blieb bloß Dominik? Es wurde höchste Zeit! Florian hatte Sophia schon einen Arm um die Schulter gelegt, die diesen, wie ich erschrocken feststellte, nicht abschüttelte. Ich sah mich genauestens um, konnte ihn aber nirgends entdecken und, da es inzwischen noch voller geworden war hatte ich auch keine große Lust ihn suchen zu gehen. Sophia lachte gerade über irgendeinen Witz, den Florian gemacht hatte. Ihre Augen strahlten ihn an und Florian schien sich seiner Machtposition nur allzu bewusst zu sein. Ich goss mir auch noch etwas von dem Wodka ein um mir Mut anzutrinken. Gerade war ich bereit Sophia unterm Tisch gegens Schienbein zu treten, als Jonas Florian von hinten in den Schwitzkasten nahm und dieser erst mal von Sophia abließ.

„Man hier steckst du also!", grölte Jonas und ließ sich neben Florian auf die Bank fallen.

„Was geht denn zwischen euch ab?", zischte ich Sophia so leise wie möglich zu. Die runzelte jedoch nur verständnislos die Stirn. Ihr Blick war schon leicht glasig. Na großartig! Konnte Dominik nicht jetzt bitte mal kommen? Ich suchte in meinem Handy nach seinem Kontakt um ihm eine verzweifelte SMS zu schicken. Währenddessen hatte Jonas scheinbar festgestellt, dass er gerade kein Mädchen zur Hand hatte und nur neben Florian schien es ihm schnell langweilig zu werden. Die beiden tranken ein paar Wodka-Shots. Dann stand er auf und quetschte sich zwischen Sophia und mich, wobei er Sophia leider den Rücken zuwandte und mich ins Visier nahm.

„Und schon sehen wir uns wieder", meinte er verschlagen grinsend und mixte mir und sich zwei neue Getränke. Er drückte mir mein wieder gefülltes Glas in die Hand und hob sein eigenes Glas um mit mir anzustoßen. Und da Sophia schon wieder viel zu beschäftigt mit Florian war um mich davon abzuhalten, spielte ich einfach mal mit. Als unsere Gläser sich gerade berührten tauchte Dominik vor uns auf. Er sah erst eine Weile Sophia mit Florians Arm um die Schulter verwirrt an, dann warf er mir einen verständnislosen Blick zu. Da ich genauso verwirrt war wie er konnte ich ihm nicht groß helfen. Leider bemerkte auch Sophia erst mit einiger Verspätung, dass das ihr Freund war, der da vor ihr stand. Dann jedoch sprang sie strahlend auf und fiel ihm um den Hals. Erleichtert stellte ich fest, dass das Strahlen, welches sie für Dominik in petto hatte viel stärker ausfiel, als das was Florian bekommen hatte.

„Da bist du ja endlich! Los lass uns tanzen gehen!", rief Sophia begeistert aus und zog Dominik hinter sich her Richtung Tanzfläche. Leider schien sie dabei zu vergessen, dass sie mich mit dem beiden schlimmsten Jungs unserer Klasse allein ließ. Ich verdaute den Schock indem ich mein Glas exte. Jonas schenkte mir einen anerkennenden Blick. Ich versuchte ihn zu ignorieren und beobachtete lieber weiter Niklas, der immer noch bei den Kickern rumhing. Leider war auch das nicht die klügste Idee, denn Jonas folgte meinem Blick und verzog das Gesicht.

„Stehst du etwa auf diesen Pfosten?", fragte er verständnislos. Ich riss meinen Blick von Niklas los und sah Jonas in die Augen. Irgendwie wirkte er sogar wirklich interessiert an einer Antwort.

„Ja, irgendwie schon. Aber es ist zwecklos", offenbarte ich ihm. Oh man ich hatte wohl doch einiges getrunken, sonst wäre ich nicht zu einer so schonungslos ehrlichen Antwort im Stande gewesen. Jonas schien auch ganz überrascht zu sein. Wahrscheinlich hatte er mich ganz anders eingeschätzt.

„Wieso glaubst du das?"

„Na siehst du ihn etwa irgendwo in meiner Nähe oder zeigt er irgendein Interesse daran mit mir zu reden?", fragte ich und ließ meinen Kopf in meine Hände sinken. Jonas lachte.

„Nein, aber das lässt sich ja ändern!" Und damit griff mir Jonas unter die Achseln, hob mich über die Bank und schubste mich Richtung Niklas. Da Jonas ziemlich stark war und das Ganze furchtbar schnell ging fühlte ich mich mal wieder in einer Art Schock-Trance-Zustand. So torkelte ich dann auch auf Niklas zu, wobei meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten. Ob das nun an meiner Aufregung oder am Wodka lag vermochte ich nicht zu sagen. Niklas bemerkte mich erst, als ich schon direkt neben ihm stand.

„Oh hey Katherina, wie läuft's?", fragte er nicht sehr interessiert. Jetzt oder nie dachte ich.

„Hättest du Lust zu tanzen?" Ich war von meinem eigenen Wagemut ganz begeistert. So begeistert, dass ich sogar Niklas Hand ergriff. Tom und Lewis kicherten blöd drauf los und Niklas lief rot an und versuchte seine Hand aus meiner zu winden. Sobald diese Informationen mein Gehirn erreichten ließ ich auch ruckartig los. Auch das gute Gefühl, das mir der Alkohol gegeben hatte war schlagartig weg und ich fühlte mich einfach nur dumm. In meinem Kopf ratterte es, wie ich einen möglichst würdevollen Abgang hinlegen könnte. Niklas trat nervös von einem Fuß auf den anderen und fuhr sich mehrmals durch die Haare, bis sie iromäßig nach oben standen.

„Ähm Katherina, also sorry aber tanzen ist jetzt nicht so mein Ding." Ne klar daran lag's bestimmt. Tom warf mir ein blödes mitleidiges Grinsen zu. Ich musste hier weg.

„Tja naja, alles klar", nuschelte ich und drehte mich mit glühendem Kopf um. Dann versuchte ich möglichst würdevoll davonzugehen.

„Die schnallt's echt nicht, oder?", hörte ich Lewis flüstern. Nein, scheinbar schnallte ich's echt nicht. Und jetzt fingen meinen Augen auch noch an zu brennen. Großartig! Ich fühlte mich wie die letzte Versagerin. Unbewusst hatte ich scheinbar wieder auf unsere Bank zugesteuert, denn plötzlich griffen mich links und rechts ein Arm und setzten mich auf die Bank. „Mein Fehler." Meinte Jonas. Ich fand mich zwischen Florian und Jonas gedrückt auf der Bank wieder. Großartig sie hatten mich beobachtet.

„Nimm's dir nicht so zu Herzen. Du bist einfach eine Nummer zu groß für ihn. Damit kann er nicht umgehen", meinte Florian verständnisvoll und klopfte mir auf die Schulter. Komischerweise, und glaubt mir es fällt mir echt schwer das zuzugeben, tat es irgendwie gut so zwischen Florian und Jonas zu sitzen und ihren aufmunternden Worten zu lauschen. Bis heute hatte ich ihnen sicher einiges zugetraut aber ganz sicher nicht, dass sie verständnisvoll waren.

„Ja wirklich das sind halt noch Kinder", pflichtete ihm Jonas bei. „Zum Glück hast du uns um den Abend zu retten. Sollen wir rüber in Florians Schlafzimmer gehen?" Okay streicht alles, was ich eben über Verständnis gesagt habe. Ich seufzte. Florian gab Jonas über meinem Rücken eine Kopfnuss.

„Siehst du nicht, dass sie voll fertig ist?" Florian tätschelte mir den Rücken während ich meinen Kopf in meinen Händen vergrub. Erstens drehte sich alles, von wegen Apfelwein-Immunität aufgebaut und so, und zweitens war mir das ganze so furchtbar peinlich, dass ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hätte.

„Tja, das hilft alles nichts. Da gibt es nur eine Lösung", hörte ich Jonas durch meinen Haarberg, der mir jetzt im Gesicht hing, sagen. Und kurz darauf wurde ich schon wieder von zwei kräftigen Armen in die Luft gerissen. Jonas stellte mich direkt vor sich auf die Füße, hielt mit beiden Händen meine Oberarme fest und sah mir in die Augen.

„Wir gehen jetzt tanzen!", sagte er todernst. Ich dachte nicht im Traum daran zu wiedersprechen. „Los Florian, schnapp dir irgendein Mädchen", befahl Jonas Florian und dann zerrte er mich am Arm Richtung Tanzfläche. Obwohl Florian Schwierigkeiten hatte mit uns Schritt zu halten schaffte er es sogar wirklich noch sich unterwegs ein Mädchen zu angeln. Ich war zu beschäftigt damit nicht zu stolpern um zu erkennen wer sie war. Schwungvoll positionierte Jonas mich auf der Tanzfläche. Er hatte den ganzen Weg meine Hand nicht losgelassen und zog mich jetzt enger an sich. Seine Hände ließ er in die Taschen von meinen Hotpants gleiten und wage kam mir der Gedanke, dass das nicht so gut war. Aber warum eigentlich? Wir bewegten uns zur Musik und ich ließ meine Haare schwingen, lachte, drehte mich im Kreis und um uns tanzten die bunten Spotlights, die Florians Dad neu gekauft hatte. Mit der Zeit zog Jonas mich immer enger an sich. Meine Hände glitten ganz automatisch um seinen Hals. Jonas lächelte und eine leise Stimme in meinem Kopf versuchte mir zu sagen, dass ich das noch bitter bereuen würde. Aber dann war da wieder nur Watte und Musik. Wo war nur Sophia, wenn man eine Rettung in letzter Minute benötigte?

„Du siehst echt super hübsch aus", flüsterte mir Jonas ins Ohr. Spätestens jetzt hätten wohl meine Alarmglocken auf Hochtouren schrillen müssen aber stattdessen ließ ich es zu, dass er seinen Kopf in meinen Haaren vergrub und ich meinen an seine Schulter lehnte. Er roch ziemlich gut. Was war das für ein Parfüm? Seine Hände wanderten die ganze Zeit über meinen Po und drückten mich enger an ihn. Als wir schon ziemlich verschwitzt und ausgepowert von Tanzen waren, griff Jonas wieder nach meiner Hand und zog mich hinter sich her Richtung Ausgang.

Ich spähte noch einmal über die Schulter zurück, im Versuch Sophia zu entdecken, die mir den Marsch blasen würde. Aber allzu viel Mühe gab ich mir nicht dabei. Draußen war es inzwischen stockdunkel aber immer noch angenehm warm. Ein paar Raucher standen um den Teich rum aber sonst war es eher ruhig. Es lag dieser Geruch in der Luft von einem sehr heißen Sommertag, der in die Nacht überging. Ich folgte Jonas an der Wand entlang neben die Gartenhütte. Er zog mich herum und drückte mich dann sanft gegen die Mauer.

Entfernt hörte ich vom Teich die Raucher reden und den gedämpften Bass von drinnen. Jonas Backe streifte meine und seine Hände umfassten meine Taille. Mir wurde ganz schummrig. Was tat ich hier nur? Verzweiflung begann in mir aufzusteigen aber da waren Jonas Lippen auch schon auf meinen und ich vergaß alle vernünftigen Gedanken. Jonas Lippen waren verdammt weich und voll und weil ich ausnahmsweise mal nicht nervös war (okay nicht so sehr) wollte ich es einfach nur genießen. Jonas Hände wanderten von meiner Taille in meine Haare und zogen mich energischer an ihn. Es war wie ein Rausch. Ich wollte nicht, dass es endete und zugleich wusste ich, dass er das nur so gut konnte, weil er es schon mit etlichen anderen Mädchen geübt hatte. Mit seinem ganzen Körper presste er mich jetzt gegen die Wand und seine Hände fanden ihren Weg unter mein Top. Was nicht so schwierig war, weil es ja so verdammt weit war. Notiz an mich: Engere Tops konnten doch durchaus hilfreich sein. Jonas Finger streiften sanft über meinen Bauch und wanderten dann rasch höher. Mein Gehirn arbeitete definitiv zu langsam. „Jonas!" Sagte ich in der Hoffnung er würde verstehen. Jonas stöhnte in mein Ohr, dann zog er seine Hand aus meinem Top.

„Tut mir leid. Du bist einfach eine so große Versuchung", nuschelte er und küsste mich dann einfach weiter.

Oben seht ihr ein Bild von Jonas ;)

Wie gefällt euch die Geschichte bisher? Ich würde mich freuen von euch zu hören :-*

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