2.

Jungkook's PoV.:

Ich wurde durch das unangenehme zwicken meiner Brustwarzen geweckt. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte in Seokjin's erwartungsvolles Gesicht hoch. Seine Finger lagen dabei immer noch bedrohlich an meiner Brust. „Du wolltest dich um einen Job kümmern und nicht den ganzen Tag verschlafen", tadelte er. Mit einem müden Gähnen schob ich seine Hände von mir. „Mache ich doch gleich", nuschelte ich dann und kuschelte mich tiefer unter die Bettdecke. Ich hatte in der letzten Nacht grauenvoll geschlafen. Das mochte vor allem an den aufregenden Ereignissen des Vortages gelegen haben. Mich plagten immer noch Schuldgefühle gegenüber Seokjin, Namjoon und dem Kollegium, mit welchem ich gemeinsam im Café gearbeitet hatte. Und irgendwo bereute ich meine voreilige Handlung auch. Aber was passiert war, konnte ich nicht mehr rückgängig machen. Jetzt musste ich mit den Konsequenzen leben.

„Gleich? Kookie, es ist schon 09:00 Uhr. Du hast um 12:00 Uhr eine Vorlesung und solltest dich vorher wenigstens etwas mit deiner Jobsuche beschäftigt haben", redete der Ältere auf mich ein, während er die Bettdecke von meinem Körper riss. Als er auch noch die Rollläden hochzog und die Fenster öffnete, verwarf ich mein Verlangen nach mehr Schlaf. „Ist ja gut, Mama. Und jetzt geh raus, damit ich mich umziehen kann", zickte ich ihn an. „Nenn mich nicht Mama. Du weißt das ich das nicht leiden kann", Seokjin hob warnend den Finger an, funkelte dabei wütend. Ein resignierendes seufzen verließ meine Kehle und ich nickte. „Ist ja gut, tut mir leid. Kannst du jetzt bitte gehen?", ich deutete mit einem aufgesetzten Lächeln zur Tür heraus und überraschenderweise nickte mein Gegenüber, ehe er verschwand.

Immer noch schlaftrunken rollte ich mich aus dem Bett. Da die Tage so langsam wärmer wurden, entschied ich mich schließlich dazu ein weites schwarzes T-Shirt anzuziehen und für die Zeit, die ich noch zu Hause verbringen würde, eine gemütliche Jogginghose. Für die Unordnung auf meinem Kopf brauchte es nur ein paar Bewegungen mit der Haarbürste. Ich hatte noch nie großartig viel Arbeit in meine Haare hineingesteckt. Ich hielt sie lieber natürlich; etwas lang und kraus. Die Mädchen an der Uni stehen drauf.

Als ich in die Küche schlurfte, wurde ich augenblicklich mit dem blendenden Lächeln Seokjin's getroffen. Er stand an der Spüle angelehnt und deutete schmunzelnd auf den Esstisch. Dort häufte sich eine Ansammlung von Papier. „Das sind die Zeitungen der letzten beiden Wochen. Da stehen eine Menge Job-Angebote drin und ich möchte das du sie dir alle anschaust, bevor du zur Uni gehst. Wenn du etwas findest, was dein Interesse weckt, markiere es mit einem Stift", erklärte er, was mich die Augen verdrehen ließ, „Ich würde dir ja helfen, aber ich muss jetzt leider zu meiner Schicht antreten. Also wünsche ich dir frohes schaffen". Nach einem charmanten zwinkern stolzierte er dann nach draußen.

Alles in mir Schrie danach mich wie ein trotziges Kind auf den Boden zu setzen und seine Worte zu verweigern. Aber letztendlich wusste ich es besser. Seokjin hatte recht – was ich niemals vor dem Älteren zugegeben hätte, nur über meine Leiche –, denn ich musste mir einen Job suchen. Ansonsten würden wir die Miete nicht zahlen können, oder noch schlimmer, verhungern.

Also seufzte ich resignierend, bereitete mir eine frische Tasse Grünen Tee zu und setzte mich damit an den Esstisch. Die ersten Zeitungen blätterte ich bloß halbherzig durch, doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto konzentrierter wurde ich. Es wurden Jobs in allen verschiedenen Bereichen angeboten; vom Elektriker, bis hin zum Kindergärtner, Kaufmann, Fotografen, Kellner und sogar Bademeister. Einen Moment lang stellte ich mir vor wie ich in der Uniform eines Bademeisters aussehen würde und fing automatisch an zu lachen. Die Vorstellung war einfach zu komisch.

Hingegen konnte ich mich mit dem Beruf des Fotografen besser identifizieren. Ich liebte es zu fotografieren, hatte dafür sogar ein vollständiges Equipment in meinem Zimmer stehen; mit zwei Ringleuchten, einer Kamera, drei verschiedenen Objektiven und sogar einem Mikrofon. Ich ging diesem Hobby oft nach, oder wenigstens versuchte ich es. Jedes Mal, wenn ich mit Namjoon und Seokjin einen Ausflug machte, schoss ich süße Fotos von den beiden. Sie druckten diese dann aus und nagelten sie in hübschen Bilderrahmen an die Wände. Manchmal ließ sich auch mein bester Freund Hoseok dazu überreden, aber ihn bekam ich seltener zu Gesicht.

Ein paar der vor mir liegenden Anzeigen fragten bloß nach einmaligen Shootings. Da gab es Pärchen die professionelle Fotos von ihrer Hochzeit haben wollten, oder Familienportraits. Andere boten Minijobs in richtigen Modeagenturen an. Sie wirkten Interessant, weswegen ich anfing sie zu markieren. Schon bald war die Zeitung mit vielen gelben Strichen eines Neonstiftes versehen und ich war ziemlich stolz auf meine Arbeit. Gerade als ich damit aufhören wollte, huschten meine Augen über eine letzte Anzeige. Sie stand am Rand und war ziemlich klein, hinsichtlich dessen das die Person kaum Informationen veröffentlicht hatte. Da stand lediglich:

Suche einen guten Fotografen im Alter von maximal 22 Jahren. Bei Interesse rufen Sie mich an, oder schreiben Sie mir eine E-Mail.

Da drunter war seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse verzeichnet. Nichts weiter. Keine Informationen über den Namen der Person, die Dauer des Jobs, oder was für ein Thema das Shooting haben sollte. Aber dafür wurde die Bezahlung angezeigt und das war eine beachtliche Summe. Also markierte ich mir diese Anzeige ebenfalls, ehe ich alles beiseite räumte und meinen mittlerweile abgekühlten Tee genoss.

Leider blieb mir nicht mehr viel Zeit, bis ich mich für die Universität fertig machen musste. Schließlich zwang ich mich widerwillig in eine enge, zerrissene Jeanshose rein und putzte mir die Zähne. Ich hatte die Zahnbürste noch im Mund, als ich urplötzlich einen Anruf von meinem besten Freund Hoseok erhielt. Der Ältere holte mich jeden Morgen mit seinem Auto ab, sodass wir gemeinsam zur Uni fahren konnten. Ich selber besaß nämlich noch keinen Führerschein. Ich hätte zwar auch mit der U-Bahn zum Campus fahren können, aber dafür war ich mir zu bequem.

Als ich nach draußen an die frische Luft trat, entdeckte ich Hoseok sofort. Sein schäbiges Auto – was nebenbei in einer schrecklich roten Farbe besprüht war – konnte man nicht übersehen. Es stand umständlich auf dem Bürgersteig geparkt und der Ältere hupte wild, als er mich kommen sah. Blitzschnell riss ich die Tür zum Beifahrersitz auf, ließ mich auf dem Platz nieder.

„Da bist du ja endlich", begrüßte er mich und bretterte sofort los. „Ja, tut mir leid für die Verspätung", fiepte ich, bei dem Versuch mich panisch anzuschnallen. Hoseok's Fahrweise war nicht zu trauen, auch, wenn er seinen Führerschein bereits seit drei Jahren besaß.

„Was war der Grund? Hast du mal wieder verschlafen?", hakte er amüsiert nach. „Nein!", erwiderte ich empört, „Nein, ich war auf der Suche nach einem Job und habe danach die Zeit vergessen".
„Einen Job? Arbeitest du nicht mit Yugyeom und Eunwoo in diesem Café?", an einer roten Ampel blieb Hoseok stehen und nutzte den Moment, um mich verwirrt anzusehen. Ich biss mir daraufhin beschämt auf die Unterlippe: „Es könnte sein, dass ich dort gekündigt habe".
„Was?!".
„Du weißt wie scheiße mein Chef zu mir war... Ich hatte die Schnauze voll und jetzt suche ich mir eben einen anderen Job", nuschelte ich zur Antwort.

Wenn ich glaubte vor Seokjin's Reaktion Angst gehabt zu haben, verspürte ich nun gegenüber von Hoseok sehr viel mehr Angst. Er konnte richtig gruselig werden, wenn ihm etwas durch den Strich ging. Dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er funkelte wie eine Furie.

„Ehrlich Jungkook, ich weiß nicht was ich davon halten soll", seufzte er, während er das Auto in der Grünphase wieder zum Rollen brachte, „Hättest du dir nicht erst einen neuen Job suchen und dann kündigen können? Denk doch mal an Namjoon und Seokjin. Wie macht ihr das jetzt mit der Miete, huh?". Ich verschränkte schmollend die Arme ineinander und brummte: „Das lass mal meine Sorge sein".
„Es ist aber nicht nur deine Sorge".
„Aber deine ist es auch nicht!".

Daraufhin schweigen.

„Okay, du hast recht. Es ist nicht meine Sorge und eigentlich könnte es mir auch egal sein. Aber scheiße, Jungkook, du bist mein bester Freund. Ich will dir nur helfen, okay?", seufzte Hoseok, seine Tonlage nun deutlich sanfter. Es tröstete mein aufgeregtes Gemüt etwas und ich schenkte dem Älteren ein kleines Lächeln. „Danke. Ich weiß das zu schätzen, wirklich", erwiderte ich dann.„Hast du denn schon etwas Neues gefunden? Irgendeine Idee in welche Richtung du gehen möchtest?".
„Ja", gab ich langgezogen von mir, „Naja, ich habe mir heute ein paar Anzeigen durchgelesen. Entweder mache ich in der Gastronomie weiter, oder ich fange als Fotograf an".
„Klingt nicht schlecht. Natürlich muss die Bezahlung auch stimmen", Hoseok grinste schelmisch und steckte mich damit automatisch an. „Das ist sie, glaub mir. Ich habe Anzeigen mit sehr attraktiven Angeboten gesehen".
„Na dann fang mal an Bewerbungen zu schreiben", lachte er. Das Grinsen auf meinen Lippen erstarb augenblicklich. Ich hatte ganz vergessen das ich für einen neuen Job eventuell Bewerbungen schreiben musste; mit Lebenslauf und allem was dazu gehörte. Scheiße...

Ich hasse Bewerbungen schreiben. Dabei kann ich das eigentlich voll gut. Bis jetzt wurde ich überall damit angenommen xD Aber es ist trotzdem nervig und ich finde es lowkey schade das sowas nicht in der Schule gelehrt wird. Ich kenne so viele Leute die keine Bewerbung schreiben können und dadurch auch keinen Job bekommen. Aber hauptsache es wird so ein Quatsch wie quadratische Funktionen gelehrt lmao ;-;

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